- Meisterschwanden
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Meisterschwanden Basisdaten Staat: Schweiz Kanton: Aargau Bezirk: Lenzburg Gemeindenummer: 4202 Postleitzahl: 5616 UN/LOCODE: CH MWA Koordinaten: (659877 / 238691)47.2963868.230285505Koordinaten: 47° 17′ 47″ N, 8° 13′ 49″ O; CH1903: (659877 / 238691) Höhe: 505 m ü. M. Fläche: 6.86 km² Einwohner: 2654 (31. Dezember 2010)[1] Website: www.meisterschwanden.ch Karte Meisterschwanden (schweizerdeutsch: ˈmæɪʃ.tər.ʃvɑn.də) ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Lenzburg im Schweizer Kanton Aargau. Sie liegt im Seetal am Ostufer des Hallwilersees. Im Jahr 1900 wurde der Nachbarort Tennwil eingemeindet.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Das Dorf liegt auf einer leicht erhöhten Terrasse am sanft abfallenden, nordwestlichsten Ausläufer des Lindenbergs, knapp einen halben Kilometer vom Ostufer des Hallwilersees entfernt. Zum weitgehend unverbauten Seeufer hin fällt das Gelände steil ab. Das Gemeindegebiet wird zum See hin durch den Dorfbach entwässert, der teilweise in einem Tobel verläuft. Die Bebauung ist vollständig mit jener Fahrwangens zusammengewachsen. Etwa ein Kilometer nördlich von Meisterschwanden liegt Tennwil, ein rund zweihundert Meter vom Seeufer entferntes Strassendorf.[2]
Die Fläche der Gemeinde beträgt 686 Hektaren, davon sind 80 Hektaren mit Wald bedeckt und 102 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich auf 565 Metern im Fluerenwald nordöstlich des Dorfzentrums, der tiefste auf 449 Metern am Ufer des Hallwilersees.
Nachbargemeinden sind Seengen im Norden, Fahrwangen im Osten und Süden, Beinwil am See im Südwesten, Birrwil im Westen sowie Boniswil im Nordwesten.
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung von Meistersvanc erfolgte im Jahr 1173. In diesem Jahr ging die Landesherrschaft von den Grafen von Lenzburg an die Grafen von Kyburg über. Der Ortsname stammt vom althochdeutsch Meistareswang, was «Abhang des Meisters» bedeutet. Mit Meister könnte ein hier lebender, gebildeter Klosterbeamter gemeint sein.[3] Nachdem die Kyburger ausgestorben waren, wurden 1264 die Habsburger die neuen Landesherren. Die niedere Gerichtsbarkeit gehörte den Herren von Meisterschwanden und gelangte 1361 an die Hallwyler. Diese fügten das Dorf dem Niedergericht Seengen an.
1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau. Meisterschwanden gehörte nun zum Untertanengebiet der Stadt Bern, dem so genannten Berner Aargau. Das Dorf lag im Gerichtsbezirk Seengen des Amts Lenzburg. Tennwil hingegen gehörte zur Herrschaft Fahrwangen und war bis weit ins 18. Jahrhundert hinein dem Einfluss der Berner weitgehend entzogen, da die Hallwyler hier auch die hohe Gerichtsbarkeit ausübten. 1528 führten die Berner die Reformation ein. Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein, entmachteten die «Gnädigen Herren» von Bern und riefen die Helvetische Republik aus. Seither gehören Meisterschwanden und Tennwil zum Kanton Aargau.
Bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert war Meisterschwanden von der Landwirtschaft geprägt. Dann setzte die Industrialisierung ein (Baumwollweberei und Strohflechterei). Tennwil war bis 1900 eine selbständige Gemeinde, wurde dann aber auf Anweisung der Kantonsregierung eingemeindet. Die Wohlen-Meisterschwanden-Bahn nahm am 18. Dezember 1916 ihren Betrieb auf, der Bahnhof lag allerdings auf dem Gemeindegebiet von Fahrwangen. Die anfänglich geplante Weiterführung der elektrischen Normalspurbahn nach Boniswil wurde nie ausgeführt. Seit 1997 ist der Bahnverkehr eingestellt, die Strecke weitgehend abgebrochen.
Die Ära des Tourismus begann 1888, als auf dem Hallwilersee der Ausflugsverkehr mit Schiffen aufgenommen wurde. 1936 eröffnete eine Stiftung in Tennwil das «Arbeiterstrandbad», um der Arbeiterschaft einen Zugang zum See zu ermöglichen und einen Teil des Ufers der Bodenspekulation zu entziehen. Bis zu Beginn der 1960er Jahre stagnierte die Bevölkerungszahl, dann setzte jedoch eine rege Bautätigkeit ein. Die Zahl der Einwohner verdoppelte sich beinahe und Meisterschwanden entwickelte sich dank seiner attraktiven Lage am See zu einer Wohngemeinde.
Sehenswürdigkeiten
Bis 1817 gehörte Meisterschwanden zur reformierten Kirchgemeinde Seengen und bildete danach zusammen mit Fahrwangen eine eigene Kirchgemeinde. Aus diesem Grund wurde 1819/20 eine spätklassizistische Kirche gebaut, die weitgehend der im selben Zeitraum erbauten Kirche von Seengen entspricht, abgesehen von der geringeren Länge. Baumeister war Jost Kopp aus Beromünster. Der Innenraum ist oval, während die Aussenmauern ein gestrecktes Achteck bilden.[4]
Wappen
Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «Im Wolkenschnitt geteilt von Blau und Weiss.» Es handelt sich dabei um das Wappen der Herren von Meisterschwanden, das erstmals 1362 auf einem Siegel erscheint. Aufgrund eines Missverständnisses verwendete die Gemeinde bis 1912 ein Wappen, das 1548 den Herren von Merenschwand zugerechnet wurde, wenngleich die Existenz dieses Geschlechts bis heute nicht gesichert ist. Die Gemeinde Buochs führt ein ähnliches Wappen, allerdings mit umgekehrten Farben.[5]
Brauchtum
Während des Zweiten Villmergerkriegs von 1712 war Fahrwangen Aufmarschgebiet der reformierten Truppen. Als die Katholiken einen Gegenangriff starteten, sollen sie der Legende nach von den Frauen aus Fahrwangen und Meisterschwanden vertrieben worden sein. Die Berner waren vom Kampfesmut so angetan, dass sie den Frauen einen Tag zugestanden, an dem sie das Kommando übernehmen durften. Seitdem wird jeweils am zweiten Sonntag im Januar der «Meitlisunntig» (Mädchensonntag) gefeiert. Frauen aus beiden Dörfern ziehen mit Netzen durch die Strassen, fangen damit die Männer ein und lassen diese erst nach Bezahlung eines «Lösegelds» (meist in Form alkoholischer Getränke) wieder frei.[6]
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung (bis 1850 ohne Tennwil):[7]
Jahr 1764 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000 Einwohner 308 1020 1113 1113 1089 1192 1512 1539 1758 2055 Am 31. Dezember 2010 lebten 2654 Menschen in Meisterschwanden, der Ausländeranteil betrug 14,7 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 48,2 % reformiert, 30,8 % römisch-katholisch, 2,5 % moslemisch und 1,9 % christlich-orthodox; 0,8 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 90,9 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 3,8 % Italienisch, 1,6 % Serbokroatisch, 1,0 % Englisch.[8]
Politik und Recht
Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.
Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Lenzburg zuständig. Meisterschwanden gehört zum Friedensrichterkreis Seengen.
Wirtschaft
In Meisterschwanden gibt es gemäss Betriebszählung 2005 rund 650 Arbeitsplätze, davon 7 % in der Landwirtschaft, 31 % in der Industrie und 62 % im Dienstleistungssektor.[9] Vertreten sind kleine und mittlere Unternehmen der Metallbranche, der Mess- und Regeltechnik, des Gartenbaus, der Bauindustrie und der Textilbranche. Eine gewisse Bedeutung hat auch der Tourismus mit Hotels, Ausflugsrestaurants, Strandbädern und Campingplätzen am Seeufer. Die meisten Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten ausserhalb, beispielsweise in den Regionen Wohlen und Lenzburg.
Verkehr
Das Dorf liegt an der Hauptstrasse, die am östlichen Ufer des Hallwilersees entlangführt. Hier zweigt eine weitere Hauptstrasse in Richtung Wohlen ab. Meisterschwanden ist Endstation einer Buslinie von BDWM Transport nach Wohlen, welche die Bahnlinie ersetzt. Eine weitere Buslinie der Gesellschaft Regionalbus Lenzburg verkehrt von Bettwil über Meisterschwanden und Seon nach Lenzburg.
Bildung
Die Gemeinde verfügt über einen Kindergarten und ein Schulzentrum, in dem die Primarschule, die Realschule und die Sekundarschule unterrichtet werden. Die Bezirksschule kann in Fahrwangen besucht werden. Die nächstgelegene Kantonsschule (Gymnasium) befindet sich in Wohlen.
Persönlichkeiten
Bekanntester Einwohner Meisterschwandens war der Uhrenunternehmer Nicolas Hayek (1928–2010), der im November 2007 gemeinsam mit seiner Ehefrau das Ehrenbürgerrecht erhielt.[10] Der Historiker Jean-Jacques Siegrist (1918–1992) lebte viele Jahre in Meisterschwanden und war hier auch Gemeinderat.
In Meisterschwanden geboren wurden:
- Gustav Fischer (1915–1990), Dressurreiter
- Hans Fischer (1905–1942), Politiker
Weblinks
Commons: Meisterschwanden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Offizielle Website der Gemeinde Meisterschwanden
- Meisterschwanden im Historischen Lexikon der Schweiz
- Tennwil im Historischen Lexikon der Schweiz
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2010, Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 28. März 2011
- ↑ Landeskarte der Schweiz, Blatt 1110, Swisstopo
- ↑ Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100, Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 265–266.
- ↑ Michael Stettler, Emil Maurer; Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hrsg.): Die Kunstdenkmaeler des Kantons Aargau. Band II: Die Bezirke Lenzburg und Brugg, Birkhäuser Verlag, Basel 1953.
- ↑ Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 209.
- ↑ Meitlisonntag. frauennet.ch, abgerufen am 4. Januar 2010.
- ↑ Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Lenzburg, Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Gemeindeporträt, Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Betriebszählung 2005, Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Ehrenbürger Nicolas und Marianne Hayek. Gemeinde Meisterschwanden, 2008, abgerufen am 4. Januar 2010.
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