Bahnhof Wohlen

Bahnhof Wohlen
Bahnhof Wohlen
Wohlen Bahnhof1.jpg
Bahnhofgebäude
Daten
Betriebsart Kreuzungsbahnhof
Perrongleise 3 (SBB) + 1 (BD) + 1 (WM)
Eröffnung 23. Juni 1874
Lage
Stadt Wohlen AG
Kanton Aargau
Staat Schweiz
Koordinaten (662816 / 244510)47.348458.26995Koordinaten: 47° 20′ 54,4″ N, 8° 16′ 11,8″ O; CH1903: (662816 / 244510)
Eisenbahnstrecken
Liste der Bahnhöfe in der Schweiz

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Der Bahnhof Wohlen der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) ist der Bahnhof von Wohlen im Kanton Aargau. Er wurde 1874 eröffnet und liegt an der Aargauischen Südbahn. Ausserdem ist er der Ausgangspunkt der Bremgarten-Dietikon-Bahn und der Wohlen-Meisterschwanden-Bahn, wobei auf letzterer allerdings kein Personenverkehr mehr stattfindet.

Inhaltsverzeichnis

Anlage

Die Anlage befindet sich knapp einen halben Kilometer südwestlich des Dorfzentrums, schräg gegenüber der Reformierten Kirche. Sie ist von Nordwesten nach Südosten ausgerichtet und verfügt über insgesamt acht Gleise. Das 55 Meter lange, im Mittelteil zweistöckige Aufnahmegebäude mit Walmdach ist im klassizistischen Stil errichtet. Es besitzt eine braunrote Fassade mit sandsteinfarbenen Risaliten. Daran grenzt ein gleich langer Güterschuppen mit Verladerampe, der jedoch nicht mehr diesem Zweck dient. Das Bahnhofsgebäude wurde nach den Plänen des SCB-Architekten Fechter gebaut, welcher auch die Bauleitung für das Gebäude innehatte[1].

Das Gleis 1 am Hausperron wird nur noch selten verwendet. Zwischen den Gleisen 2 und 3 liegt ein 250 Meter langer überdachter Mittelperron, auf dem der gesamte Personenverkehr abgewickelt wird. Die Gleise 4 und 5 dienen als Kreuzungs- und Überholgleise für den Transitgüterverkehr. Gleis 6 verfügt über einen überdachten Seitenperron für die mittlerweile eingestellte Wohlen-Meisterschwanden-Bahn und dient ansonsten zum Abstellen. Ein Personentunnel verbindet den Bahnhofsvorplatz mit den beiden Perrons und dem Wohngebiet Farnbühl. Zwei kürzere Gleise, die aus südöstlicher Richtung kommend am Güterschuppen endeten, wurden entfernt.

Durch den Vorplatz von der übrigen Anlage getrennt, befindet sich unterhalb der Kirche die Endstation der schmalspurigen Bremgarten-Dietikon-Bahn, bestehend aus zwei Stumpfgleisen und einem kurzen überdachten Seitenperron. Südöstlich des Bahnhofs besteht ein Übergang zwischen Normalspur- und Schmalspurnetz, so dass Güterzüge auf einem Dreischienengleis ohne Umladen bis nach Bremgarten West verkehren können.

Angebot

Blick auf Mittel- und Hausperron
Güterschuppen
Nicht mehr genutzter Seitenperron der Wohlen-Meisterschwanden-Bahn
Perron der Bremgarten-Dietikon-Bahn auf dem Vorplatz, dahinter die reformierte Kirche

Es verkehren Züge der Linie S26 der S-Bahn Aargau von Rotkreuz über Lenzburg nach Aarau, wobei ein Halbstundentakt angeboten wird. Zusätzlich verkehren in der Abend- bzw. Morgenspitze zusätzliche Direktzüge von und nach Zürich. Wohlen ist der westliche Endpunkt der halbstündlich verkehrenden Bremgarten-Dietikon-Bahn.

Vom Vorplatz des Bahnhofs aus verkehren Postautos nach Dottikon, Hägglingen, Mellingen, Muri und Uezwil. Die Gesellschaft BDWM Transport betreibt eine Buslinie nach Meisterschwanden, als Ersatz für die stillgelegte Wohlen-Meisterschwanden-Bahn. Darüber hinaus sorgt ein aus sechs Linien bestehenden Ortsbusnetz für die Feinerschliessung.

Geschichte

Ab 1835 bestand eine tägliche Postkutschenverbindung zwischen Lenzburg und Wohlen. Obwohl der Kutschenverkehr laufend ausgebaut wurde, genügte er den wachsenden Ansprüchen bald nicht mehr. Insbesondere die einflussreiche, aufstrebende Strohgeflechtindustrie verlangte einen Anschluss an das Schweizer Eisenbahnnetz. Verschiedene Unternehmen überzeugten die Gemeindeversammlung, sich mit einer halben Million Franken an der Aargauischen Südbahn zu beteiligen.

Am 23. Juni 1874 wurde die erste 13,3 km lange Teilstrecke Rupperswil–Lenzburg–Wohlen eröffnet, die 9,7 km lange Verlängerung nach Muri folgte am 1. Juni 1875. Das Aufnahmegebäude und der Güterschuppen waren erst im zweiten Betriebsjahr vollendet, hinzu kamen eine Postwagenremise, eine Drehscheibe und eine Wasserstation mit Kran. Die Wohlen-Bremgarten-Bahn eröffnete am 1. September 1876 eine Zweigstrecke von 7,0 km Länge nach Zweigstrecke Bremgarten. Mit der Fertigstellung des Abschnitts Muri–Rotkreuz (17,9 km) war die Südbahn ab 1. Dezember 1881 auf ihrer gesamten Länge befahrbar und ermöglichte sieben Monate später den Anschluss an die Gotthardbahn.

Die SBB übernahm am 1. Januar 1902 die Südbahn und die Wohlen-Bremgarten-Bahn. In den folgenden Jahren erstellte sie einen Anbau am Aufnahmegebäude und eine Waschanlage für Güterwagen. Durch die Übernahme, den Umbau und die Elektrifizierung der Wohlen-Bremgarten-Bahn konnte die Bremgarten-Dietikon-Bahn am 8. Februar 1912 den durchgehenden schmalspurigen Betrieb zwischen Wohlen und Dietikon aufnehmen, wobei das Teilstück bis zum Bahnhof Bremgarten West mittels eines Dreischienengleises weiterhin für normalspurige Güterzüge befahrbar blieb.

In den ersten vier Jahrzehnten trug der Bahnhof die Bezeichnung «Wohlen-Villmergen». Dies änderte sich am 18. Dezember 1916 mit der Eröffnung der über Villmergen führenden Wohlen-Meisterschwanden-Bahn, womit der Ausbau Wohlens zum Eisenbahnknotenpunkt abgeschlossen war. 1927 erfolgte die Elektrifizierung der Südbahn, 1930 wurde der Abschnitt Wohlen–Dottikon auf Doppelspur ausgebaut. Der Doppelspurausbau des Abschnitts Wohlen–Boswil liess bis 1965 auf sich warten, dennoch bestand bis 1981 wegen eines ebenerdigen Bahnübergangs südöstlich des Bahnhofs weiterhin ein 700 Meter langer Einspurabschnitt – ein Flaschenhals auf der Transitgüterstrecke zwischen Hamburg und dem südlichen Italien.

Ende der 1970er Jahre plante die SBB einen grundlegenden Umbau des Bahnhofs Wohlen. Das entsprechende Projekt wurde im Juni 1980 in einer Volksabstimmung angenommen, der Spatenstich war am 30. September desselben Jahres. Bisher verfügte der Bahnhof über einen Zwischenbahnsteig, der nur durch Überschreiten mehrerer Gleise erreichbar war und somit ein Sicherheitsrisiko darstellte. Es entstanden ein neuer, schienenfrei zugänglicher Mittelperron und ein Seitenperron für die Wohlen-Meisterschwanden-Bahn. Das Bahnhofgebäude wurde renoviert und der Vorplatz den veränderten Bedürfnissen von Fussgängern und Busfahrgästen angepasst. Der umgebaute Bahnhof wurde im August 1982 im Rahmen eines viertägigen Volksfestes offiziell eingeweiht.

Am 31. Mai 1997 wurde der Personenverkehr auf der Wohlen-Meisterschwanden-Bahn eingestellt, ein kurzer Abschnitt ins Industriegebiet blieb erhalten und wird sporadisch für den Güterverkehr genutzt. Wegen fehlender Pächter wurde das Bahnhofrestaurant geschlossen und 2008 durch einen Laden von Coop Pronto ersetzt.[2]

Literatur

  • Emil Wohler, Fritz Stäuble, Lorenz Stäger, Heini Stäger: Bahnhof Wohlen 1874–1983. Kasimir Meyers Söhne AG, Wohlen 1983.
  • Anne-Marie Dubler, Jean-Jacques Siegrist: Wohlen – Geschichte von Recht, Wirtschaft und Bevölkerung einer frühindustrialisierten Gemeinde im Aargau. In: Argovia, Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau. Band 86, Verlag Sauerländer, Aarau 1975, ISBN 3-7941-1367-5, S. 620–621.

Weblinks

 Commons: Bahnhof Wohlen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Werner Stutz: Bahnhöfe der Schweiz von den Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg. Orell Füssli, 1983, ISBN 3-280-01405-0, Seite 183.
  2. Bahnhof Wohlen (AG): Coop Pronto eröffnet. Schweizerische Bundesbahnen, 12. März 2008, abgerufen am 1. Juni 2010.

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