Mescalin

Mescalin
Strukturformel
Struktur von Mescalin
Allgemeines
Freiname Mescalin
Andere Namen
  • Meskalin
  • 2-(3,4,5-Trimethoxyphenyl)ethanamin
  • 2-(3,4,5-Trimethoxyphenyl)ethylamin
  • 3,4,5-Trimethoxyphenethylamin
Summenformel
  • C11H17NO3 (Mescalin)
  • C11H17NO3·HCl (Mescalin·Hydrochlorid)
CAS-Nummer
PubChem 4076
Eigenschaften
Molare Masse 211,26 g·mol−1
Schmelzpunkt
  • 35–36 °C (Mescalin)[1]
  • 181 °C (Mescalin·Hydrochlorid)[1]
Siedepunkt

180,0 °C (12 hPa) [1]

pKs-Wert

9,56 [2]

Löslichkeit

löslich in Wasser und Ethanol (Mescalin·Hydrochlorid)[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [3]
07 – Achtung

Achtung

H- und P-Sätze H: 302
EUH: keine EUH-Sätze
P: keine P-Sätze [3]
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [3]

Xn
Gesundheits-
schädlich
Mescalin-Hydrochlorid
R- und S-Sätze R: 22
S: 22-26-36
LD50

880 mg·kg−1 (Maus p.o.) [2]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Vorlage:Infobox Chemikalie/Summenformelsuche vorhanden

Mescalinpulver

Mescalin oder Meskalin ist ein halluzinogenes Alkaloid aus der Stoffgruppe der Phenethylamine.

Inhaltsverzeichnis

Vorkommen

Mescalin findet sich in dem mittelamerikanischen Peyote-Kaktus (Lophophora williamsii), der südamerikanischen Kakteengattung Trichocereus (T. pachanoi, T. bridgesii, T. peruvianus) und vielen weiteren Kakteenarten. Mescalin, löslich in Wasser, Chloroform und in Alkohol, kann aus genannten Quellen mittels Extraktion gewonnen werden, es lässt sich aber auch synthetisch herstellen. Es wurde erstmals 1896 von Arthur Heffter isoliert; Ernst Späth gelang 1919 die Strukturaufklärung und die Erstsynthese.[4]

Konsum

Bevor die Wirkung einsetzt, kommt es meist zu Übelkeit und oft auch zu Erbrechen. Der Rausch selbst hält dann sechs bis neun Stunden an. Nachwirkungen können bis zu zwölf Stunden wahrgenommen werden.

Zunächst setzen Hyperaktivität und innere Unruhe ein, dann leicht veränderte Wahrnehmung und ein intensiviertes Farbensehen. Halluzinatorische Visionen und Traumbilder mit Realitätsverlust treten auf. Intensiv leuchtende Farben werden wahrgenommen. Die Wahrnehmung mit allen Sinnen ist subjektiv deutlich geschärft. Halluzinatorische Visionen mit Glücksgefühlen werden erfahren und mit religiöser Tiefe beschrieben.

Strukturverwandt mit Mescalin ist das 3-Methoxy-4,5-methylendioxyamphetamin (MMDA), welches nach Einnahme von Myristicin, einem Inhaltsstoff des Muskatnussöls, möglicherweise als Stoffwechselprodukt entsteht. MMDA ist das Methoxy-Analogon des 3,4-Methylendioxyamphetamins (MDA).

Risiken

Starke Halluzinogene wie Mescalin oder LSD können eine Psychose (Drogenpsychose) auslösen. Nach repräsentativen US-Studien in den 1970er Jahren traten Flashbacks bei zirka 20 bis 28 % der – vor der Einnahme psychisch gesunden – Konsumenten auf.[5][6] Im Drogen-Kontext gilt die Bezeichnung Flashback heute als informell und als wissenschaftlich unpräzise und veraltet, man spricht heute von Persistierenden Wahrnehmungsstörungen bzw. von HPPD (Kürzel für Hallucinogen Persisting Perception Disorder).

Der orale LD50-Wert für eine Maus liegt bei 880 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht.

Geschichte der Verwendung

Mexikanische Indianerstämme griffen auf Mescalin als „Inspirationsdroge“ zurück. Als Halluzinogen war Mescalin neben LSD in der Drogenszene der 1960er Jahre weit verbreitet. Es wurde mit Blick auf den sozialen Kontext der US-amerikanischen Indianerreservate von einigen Medizinern und Ethnologen wiederholt als Alternative zum Alkohol vorgeschlagen.

Der Native American Church ist es in zwölf Bundesstaaten vertraglich gestattet, das ansonsten illegale Mescalin in Form von Kakteen im Rahmen ihrer Rituale zu konsumieren. Reines Mescalin ist jedoch auch den Kirchenanhängern nicht gestattet.

Die Wirkung von Mescalin ist im 20. Jahrhundert außer von Anthropologen (besonders von Weston La Barre, J. S. Slotkin und Carlos Castaneda) auch von manchen Schriftstellern und Künstlern erforscht worden, unter anderem von Aldous Huxley, Antonin Artaud und Henri Michaux.

Alternativmedizinisch verwendet wird Mescalin als „Anhalonium Lewinii“ in Hochpotenzen ab C 30 zur Abmilderung und Behandlung von Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis (Repetitorium der Deutschen Homöopathischen Union).

Rechtslage

Mit der Vierten Betäubungsmittel-Gleichstellungsverordnung (4. BtMGlV)[7] vom 21. Februar 1967, in Kraft getreten am 25. Februar 1967, wurde Mescalin in der Bundesrepublik Deutschland den betäubungsmittelrechtlichen Vorschriften des Opiumgesetzes unterstellt.

Mescalin ist in der Bundesrepublik Deutschland aufgrund seiner Aufführung in der Anlage 1 BtMG ein nicht verkehrsfähiges Betäubungsmittel. Der Umgang ohne Erlaubnis ist grundsätzlich strafbar. Weitere Informationen sind im Hauptartikel Betäubungsmittelrecht in Deutschland zu finden.

In Österreich und Deutschland fällt der lebende Lophophora williamsii nicht unter das Betäubungs- bzw. Suchtmittelgesetz, allerdings das enthaltene Mescalin schon. Somit ist strenggenommen auch der Kaktus nicht verkehrsfähig, obwohl er immer wieder im Pflanzenfachhandel erhältlich ist. Seine Verwendung als Droge ist auf jeden Fall verboten. Samen sind im Fachhandel frei erhältlich. Homöopathische Zubereitungen („Anhalonium lewinii“) sind stark verdünnt (ab D4) verkehrsfähig.

In den 1950er und 1960er Jahren war Mescalin noch legal; viele Psychotherapeuten, Philosophen und Forscher experimentierten damit. Weltweit illegalisiert wurde es 1971 durch die UN-Konvention über psychotrope Substanzen. In den USA stehen auf Mescalinbesitz bis zu fünf Jahre Haft.

Einzelnachweise

  1. a b c d The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage, 2006, S. 1019, ISBN 978-0-911910-00-1.
  2. a b Mescalin bei ChemIDplus.
  3. a b c Datenblatt Mescaline hydrochloride bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 9. April 2011.
  4. Ernst Späth: Über die Anhalonium-Alkaloide: I. Anhalin und Mezcalin. In: Monatsh. Chem. 40, Nr. 2, 1919, S. 129–154, doi:10.1007/BF01524590.
  5. M. Blumenfield: Flashback phenomena in basic trainees who enter the US Air Force. In: Military Medicine. 136, Nr. 1, 1971, S. 39–41, PMID 5005369.
  6. M. P. Naditch, S. Fenwick: LSD flashbacks and ego functioning. In: Journal of Abnormal Psychology. 86, Nr. 4, Juli 1977, S. 352-359, PMID 757972.
  7. 4. BtMGlV vom 21. Februar 1967.

Weblinks

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