Mustang (Jeans)

Mustang (Jeans)
MUSTANG-Bekleidungswerke GmbH & Co. KG
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Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 2. Mai 1932
Sitz Künzelsau, Deutschland
Leitung Heiner Sefranek, Wulf Hermann
Mitarbeiter 400
Umsatz 102 Mio. € (2007)
Produkte Kleidung
Website www.mustang-jeans.com

Mustang ist eine der führenden Jeanswear- und Lifestylemarken Europas.[1] Die Mustang-Gruppe mit neun Standorten in Europa, Russland und China hat ihren Hauptsitz in Künzelsau.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung und Nachkriegszeit

Das Textilunternehmen wurde am 2. Mai 1932 von Luise Hermann als L. Hermann Kleiderfabrik in Künzelsau als Reaktion auf das stagnierende Holzhandelsgeschäft ihres Ehemannes gegründet. Neben der Inhaberin waren sechs Näherinnen beschäftigt. Die Firma fertigte Berufsbekleidung und stattete Wehrmacht und Reichsarbeitsdienst mit Drillichanzügen aus.[2]

Der Sohn der Unternehmensgründerin, Rolf Hermann (1926–2008), und ihr Schwiegersohn Albert Sefranek (* 1920) traten 1945 in das Familienunternehmen ein. 1948 wurde ein erster Auftrag über 300 blaue Arbeiterhosen – die Jeans – angenommen. Damit war die Firma in Europa der erste Anbieter von Jeans. Die Schnittmuster für die Röhrenhosen wurden von US-amerikanischen Jeans „übernommen“, die Sefranek sich von in Deutschland stationierten GIs besorgt hatte. Ein Jahr später begann die Serienproduktion, zunächst aus Köper für Arbeitskleidung, später aus echtem importiertem Denim. Die Anfangsjahre waren schwierige Zeiten: Jeans galten im Nachkriegsdeutschland anfangs schon aufgrund ihres engen Schnitts als ordinär, wurden zunächst mit den Siegermächten und später mit dem linken Spektrum assoziiert. Im Jahr 1953 stellte Mustang die erste Jeans für Damen her, die als Girl’s Campinghose angeboten wurde, im Jahr 1955 ergänzte eine Jeans aus Cordstoff die Palette.

American Way of Life

Der Markenname Mustang-Jeans wurde, inspiriert vom damals populär werdenden American Way of Life, von Sefranek 1958 eingeführt. Als Unternehmenslogo wählte er dazu passend ein dem Mustang nachempfundenes, stilisiertes Pferd. Eine hochpreisige Mustang Jeans kostete damals um die 20 Mark. 1961 brachte das Unternehmen unter der Marke Mustang die weltweit erste Stretchjeans auf den Markt. Mitte der 1960er Jahre bestellte Kaufhof die ersten Modelle, was für Mustang den Einzug in den deutschen Einzelhandel bedeutete. Mitte der 1960er stand Mustang kurz vor der Übernahme des Alleinvertriebs von Levi’s Jeans in Deutschland, bis die Amerikaner einen Rückzieher machten und später eine eigene Tochtergesellschaft gründeten.[3] 1971 wurde die gesamte Produktion von Berufskleidung auf Jeansmode umgestellt. 1972 entwarf Mustang die Freizeitkleidung der westdeutschen Mannschaft zu den Olympischen Sommerspiele 1972 in München. 1973 wurde die L. Hermann KG in Mustang Bekleidungswerke GmbH + Co. umbenannt. Ende der 1970er wurde die Jeans-Kollektion um Jacken und Oberteile ergänzt. Ab 1981 expandierte das Unternehmen mit Tochtergesellschaften ins europäische Ausland, so nach Frankreich und Portugal.

Lizenzgeschäft und Szene-Marketing

1989 erhielt Mustang die Lizenz für JOOP!-Jeans, die erst 2003 mit dem Verkauf der Marke JOOP! auslief. Ab 1993 bis 1999 bestand ein Lizenzvertrag mit dem belgischen Designer Walter van Beirendonck für Produktion und Vertrieb seiner extravaganten Streetwear-Marke W&LT – Wild And Lethal Trash, für die weltweit auch eigene Shops betrieben wurden.[4][5] Danach wurde W&LT von Mustang in Eigenregie weitergeführt und im Frühjahr 2003 eingestellt, um sich auf die Kernmarke zu konzentrieren.[6] Mitte der 1990er startete Mustang im Rahmen eines Szene-Marketingkonzepts zusammen mit dem Musiksender VIVA das JAM - Jeans and Music Projekt, das eine wöchentliche TV-Sendung, ein Magazin, die Mustang Roadshow mit Live-Konzerten, den CD-Sampler Jamtrax und das Sponsoring von Groß-Events wie Rock am Ring umfasste und der Marke Mustang einen beachtenswerten Imagegewinn bescherte.[7] Darüber hinaus bestanden ein Sponsoring-Vertrag mit der Rockband Scorpions und Aktivitäten auf der Kölner Musikmesse Popkomm. Seit 1999 werden unter der Marke Mustang in Lizenz von externen Unternehmen auch Schuhe (ab Ende 2005), Gürtel, Taschen (ab 2002), Unterwäsche (ab 2005), Strümpfe, Düfte (ab 2006) und Uhren (ab Ende 2005) angeboten. Seit 2000 kooperiert Mustang zudem mit Willy Bogner und stellte Produkte wie die 6-Pocket-Jeans oder eine Skifahrerjeans für die 2001 lancierte Marke Bogner Jeans her. 2005 wurde ein Lizenzvertrag mit Wolfgang Joops 1999 lancierter Marke Wunderkind zwecks Fertigung von Jeans unterzeichnet, welche allerdings 2006 wieder aufgegeben wurde.

Jeansmarkt-Krise

Für die Produktion von Jeans wurden im Jahre 1997 täglich 29.900 Meter Denim für 23.000 Jeans benötigt. In 24 Ländern arbeiteten 2.000 Mitarbeiter im Unternehmen und seinen Tochtergesellschaften. Die Familie Hermann zog sich 1990 aus dem Unternehmen zurück und übergab ihre Anteile an Alfred Sefranek. An seinem 75. Geburtstag schied Sefranek 1995 aus der Unternehmensleitung aus und übergab die Geschäfte an seinen Sohn, Heiner Sefranek (* 1948), der seit 1974 im Unternehmen beschäftigt ist. Ende der 1990er Jahre befand sich der Jeans-Markt in einer Krise, die Nachfrage ging zurück, die Preiskämpfe der Hersteller nahmen zu. Mustang schloss die Produktionsstätte am Stammsitz Künzelsau, wo noch 15 % des Gesamtvolumens hergestellt wurden, und baute Personal ab.[8] Umfangreiche Umstrukturierungsmaßnahmen dauerten bis Anfang der 2000er Jahre an. Die Produktionsstätte in Portugal wurde 2002 geschlossen.[9]

Vertikalisierung

Die späten 2000er Jahre waren ebenso schwierige Zeiten für Mustang, nachdem 2004 eine Trendwende erreicht worden war.[10] Im Jahr 2007 schloss das Unternehmen das letzte eigene Werk im ungarischen Marcali. Ende 2005 war die Entscheidung gefallen, die Eigenfertigung und damit die Werke in Polen und Russland aufzugeben. Die Vertikalisierung des Unternehmens wurde vollzogen.[11][12] 2006 wurde ein Verlust von 6,2 Mio. Euro verbucht. Der Umsatz lag bei 96 Mio. Euro, zehn Jahre zuvor war dieser noch mehr als doppelt so hoch ausgefallen. Die Belegschaft in Deutschland wurde auf ein Drittel reduziert.[13] Die Herstellung der Textilien erfolgt nun in Auftragsfertigung, vor allem in China und anderen Staaten im Fernen Osten. Am Unternehmenssitz verblieb eine Design-, Schnitt- und Waschabteilung.[14]

Mustang heute

2008 ernannte Heiner Sefranek Theo Birkemeyer (* 1962), der seit 2006 im Marketing des Unternehmens tätig war und Ende der 1980er Jahre schon einmal für Mustang gearbeitet hatte, zu seinem Nachfolger als CEO. Mustang betrieb im Jahr 2008 weltweit 190 eigene Ladengeschäfte, in denen ausschließlich eigene Produkte verkauft werden. Der erste Mustang-Laden in Deutschland wurde 1999 in Düsseldorf eröffnet, im Frühjahr 2010 wurde das 50. deutsche Mustang-Geschäft in Hamburg eingeweiht. Ende 2009 siedelte Mustang eine Niederlassung für den Einzelhandel in Frankfurt am Main an und eröffnete einen Flagshipstore in der Innenstadt. Im Herbst 2009 ging der Mustang-Onlineshop online. Das Geschäftsjahr 2009 schloss das Unternehmen mit positivem Ergebnis ab.[15]

In Moskau und Hongkong bestehen Tochtergesellschaften. 2010 wurde in der Mustang GmbH als Holdinggesellschaft das Einzelhandelsgeschäft, Mustang Store, und das Großhandelsgeschäft, Mustang Jeans, getrennt. Am 18. Mai 2010 wurde Alfred Sefranek, der noch immer repräsentative Termine für Mustang wahrnimmt, 90 Jahre alt. Im Juni 2011 übernahm Heiner Sefranek wieder die Geschäftsführung.[16] Am 5. Oktober 2011 wurde bekanntgegeben, dass die Familie Sefranek ihre Mehrheit am Unternehmen abgibt, Haupteigentümer ist nun eine deutsche Investorengruppe.[17]

Mustang-Museum

2007 eröffnete die Firma ein eigenes Museum in der Austraße in Künzelsau, im ehemaligen Wohnhaus der Familie Hermann.

Unternehmensstruktur

Persönlich haftender Gesellschafter der MUSTANG-Bekleidungswerke GmbH & Co. KG ist die MUSTANG-Verwaltungs GmbH, die ihren Sitz ebenfalls in Künzelsau hat und sich im Familienbesitz befindet.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Florian Langenscheidt, Bernd Venohr (Hrsg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Die Königsklasse deutscher Unternehmen in Wort und Bild. Deutsche Standards Editionen, Köln 2010, ISBN 978-3-86936-221-2.
  2. Alfons Kaiser: Als die Amihosen laufen lernten. In: faz.net, 29. August 2008
  3. Susanne Krah: Die Erfolgsstory der Jeans: Von der Arbeitshose zum Kultobjekt. Textilwirtschaft, 10. Oktober 1996
  4. Elke Dieterich: Beirendonck ist Kreativ-Direktor für Scapa Sports. Textilwirtschaft, 26. Oktober 2006
  5. Textilwirtschaft: Erster W.&L.T.-Shop in Deutschland eröffnet (15. September 1998)
  6. Textilwirtschaft: Mustang stellt die Linie W.&L.T. ein (12. Dezember 2002)
  7. Absatzwirtschaft: Die Jugend gewinnen – Einstieg ins Szenen-Marketing? (10. Dezember 1994)
  8. Textilwirtschaft: Mustang macht Produktion am Stammsitz dicht (12. November 1998)
  9. Textilwirtschaft: Mustang verkauft Werk in Portugal (1. Januar 2002)
  10. Textilwirtschaft: Textilhersteller Mustang schafft die Trendwende (27. Oktober 2005)
  11. Den Mustang neu aufgezäumt. In: Hohenloher Zeitung. 1. April 2008 (bei stimme.de, abgerufen am 18. Juni 2010).
  12. Textilwirtschaft: Mustang: Neue Positionen für internationale Expansion (7. August 2008)
  13. Hamburger Abendblatt: Hosen aus der Folterkammer (27. Mai 2006)
  14. Mustang schließt das letzte eigene Werk. manager-magazin.de, 12. Januar 2007 (abgerufen am 29. Oktober 2008)
  15. Manfred Stockburger: Mustang schneidert sich neue Struktur. In: Hohenloher Zeitung. 29. Dezember 2009 (bei stimme.de, abgerufen am 18. Juni 2010).
  16. mfd: Heiner Sefranek ist wieder Mustang-Chef. In: Hohenloher Zeitung. 11. Juni 2011 (bei stimme.de, abgerufen am 18. Juni 2010).
  17. http://www.stimme.de/hohenlohe/wirtschaft/Ende-einer-Aera-Mustang-wird-verkauft;art17654,2256449,B

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