- Myrmidonen
-
Die Myrmidonen (altgriechisch Μυρμιδόνες / Myrmidónes) sind in der griechischen Mythologie eine achäische Völkerschaft im südthessalischen Phthiotis, die ihren Wohnsitz um Phthia und Larisa Kremaste hatte.[1]
In Homers Ilias wird beschrieben, wie unter der Führung von Peleus’ Sohn Achilleus das kleine Heer der Myrmidonen in die Schlacht um Troja zog und diese sich dort durch uneingeschränkten Gehorsam, Tapferkeit und überragende Kampfeskraft auszeichneten. Sie trugen schwarze Rüstungen und Schilde. Sie spielten eine entscheidende Rolle beim Fall von Troja. Nach dem Krieg brachte Neoptolemos, der Enkel des Peleus, die Myrmidonen in die Heimat. Dieser epische Sieg eint die griechischen Königreiche zu einer Nation und bereitet damit den Boden für die einzigartige Blütezeit der Hellenen.
In der Ilias werden fünf Myrmidonen genannt: Alkimedon, Eudoros, Phoenix, Menesto und Pisander.[2]
Die Myrmidonen sind nach einer Überlieferung die Nachkommen des eponymen Ahnherrn König Myrmidon von Phthia (Phthiotis),[3] einem Sohn des Zeus und der „weitsichtigen“ Eurymedusa, einer Prinzessin von Phthia.[1] Sie wurde von Zeus in Gestalt einer Ameise (griechisch μύρμηξ / myrmēx) verführt, daher sein Name.[4] Andere sagen, dass Myrmex der Name des sterblichen Mannes der Eurymedusa war und, dass Zeus seine Form angenommen hat um sich ihr zu nähern.[5][6][A] Seine Gemahlin war Peisidike, Tochter des Aiolos und der Enarete, mit der er den Aktor[7] und den Antiphos zeugte (welcher der erste war der Peleus einlud in Thessalien zu bleiben).[8] Hyginus verleiht ihm auch die beiden Töchter, Ischylla[9][Anm.] und Eupolemia[10][11] und Aelianus einen weiteren Sohn, Erysichthon.[12][B]
Eine Sage über ihre Herkunft erzählt, dass sie einst auf der Insel Aigina lebten, deren Boden zwar sehr fruchtbar, jedoch an der Oberfläche äußerst steinig und mithin sehr kahl gewesen wäre. Daher hätten die Einwohner zur Urbarmachung des Bodens nach Art der Ameisen, nicht, als ob sie wirklich aus dergleichen entstanden, sondern weil mit außerordentlichen Fleiß wie die Ameisen die Erde durchgruben, und auf den Steinen verteilten, um landwirtschaftlich bestellbare Flächen zu erhalten, und hätten nicht weniger nach Art derselben selbst, sonst sehr sparsam unter der Erde in den Höhlen gewohnt.[7][13] Dann zogen sie aber mit Peleus mit, als dieser von dort durch seinen Vater Aiakos verbannt worden war. In Phthia dann wurde Peleus von König Eurytion, Sohn des Aktor, empfangen und dieser entsündigte ihn und gab ihm seine Tochter Antigone nebst dem dritten Teil seines Landes.[14]
Die Interpretation als „Ameisen-Menschen“ (griechisch μύρμηκες / mýrmēkes) wird zum ersten Mal in Ovids Metamorphosen erwähnt.[15] Demnach leitet sich der Name da her, dass Zeus einst der Insel Aigina, auf bitten des Aiakos, neue Einwohner schenkte und diese aus Ameisen erschuf. Da die Insel ihrer ursprünglichen Einwohner durch eine von der rachsüchtigen Hera geschickte Pest beraubt worden war. Es waren aber als solche, sowohl gute Leute, als gute Hauswirte. Diese Version scheint Ovid von Thukydides (einem griechischen Historiker) entlehnt zu haben, der eine Pest in Athen beschrieb.[16]
Die aiginetische Sage von der Verwandlung der Ameisen in Menschen durch Zeus – seinem Sohn Aiakos (Αιακός von αῖα Erde), dem Gatten der Endeïs (Ένδηΐς von εν und δα Erde,[17]) zuliebe – ist ursprünglich von diesem Zeus-Myrmidon-Stemma unabhängig und will bloß die Autochthonie der aiginetischen Aiakiden mythisch begründen durch die Herleitung von dem Erdtier. Das thessalische Stemma kennt ursprünglich ebenso wenig die Ameisenetymologie wie die aiginetische Sage.[B] Gleichwohl gibt der Hafen Μύρμηξ (Murmex) der durch Thetis-Σηπιάς (Sipias) berühmten Küste Magnesias, Sepias zu denken.[18] Während jedoch die Zusammengehörigkeit der thessalischen Achaier, der mythischen ‚Myrmidones‘, mit den aiginetischen Achaiern feststeht und die Herkunft dieser von jenen höchstwahrscheinlich ist.[19]
Sekundärliteratur
- Jacob Burckhardt Werke, Kritische Gesamtausgabe: Griechische Kulturgeschichte 2: Die Metamorphosen. Die Griechen und ihre Götter. Gesamtbilanz des griechischen Lebens. Band 20 (Gebundene Ausgabe)
- Mythen alter Kulturen. Reclam, Ditzingen 2002
-
[A] Ludwig Preller: Griechische Mythologie II – Heroen. Teil C: Der trojanische Cyclus. c. Hellas und die Aeakiden (Projekt Gutenberg-DE)
-
[B] Karl Tümpel: Myrmidon. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 2,2, Leipzig 1897, Sp. 3312–3314 (Digitalisat).
Quellen
- ↑ a b Eratosthenes bei Vergils Aeneis IV. v. 402 und II. 7 (und dazu Kommentar Servius)
- ↑ Homer, Ilias, Passim
- ↑ zuerst bei Hellanikos (frg. 17 aus Athen. 10, 416 A. F. H. G. 1, 48)
- ↑ Arnobius, 4, 26., Isidorus Origines 9, 2 ap. Muncker.
- ↑ Clemens Alexandrinus, Protrepticus 39, 6
- ↑ Hyginus, Fabulae 72.
- ↑ a b Strabon, Geographica: libri IX/5.9, VIII/6.16
- ↑ Apollodorus, Bibliotheca libri I. c. 7. §. 2. b.
- ↑ Hyginus, Poeticon astronomicon II, p. 14.
- ↑ Hyginus, Fabulae XIV, p. 40.
- ↑ Apollonius Rhodius, Argonautica, 1. 54
- ↑ Aelianus, Varia historia 27. Erysichthon ist in den meisten Quellen der Sohn Triopas.
- ↑ Theagenes (Historiker) ap. Tzetzes ad Lycophron v. 176.
- ↑ Pseudo-Apollodorus, Bibliotheca libri III, 12.6-13.8
- ↑ Ovid, Metamorphoseon libri: VII, S. 517ff
- ↑ http://www.online-mythology.com/myrmidons/ (englisch)
- ↑ 50 Η. H. Müller, Myth. 1, 78
- ↑ Herodot 7, 183
- ↑ O. Müllers Proll. 168, überhaupt seine Aeginetica; (H. D. Müller, Myth. 1, 73 ff.)
- ↑ Fabric. Biblioth. gr. l. II. c. 16. §. 7
-
[Anm.] wie Friedrich Wilhelm Schneidewin die Überlieferung Hisela, Hiscela, Hysocla, Hyocla, Hiscilla deutet
Kategorie:- Volk der griechischen Mythologie
Wikimedia Foundation.