- Armenisches Alphabet
-
Armenisches Alphabet Schrifttyp Alphabet Sprachen Armenisch Erfinder Mesrop Verwendungszeit seit 406 n. Chr. Abstammung Protosemitisches Alphabet
→ Phönizische Schrift
→ Griechisches Alphabet
→ Armenisches AlphabetVerwandte Kyrillisches Alphabet
Koptische Schrift
Lateinisches AlphabetUnicode-Block U+0530–U+058F
U+FB13–U+FB17ISO 15924 Armn Das armenische Alphabet ist die Schrift, mit der die armenische Sprache geschrieben wird.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der traditionellen Überlieferung zufolge wurde das armenische Alphabet vom Heiligen Mesrop in etwa zwischen 403 und 406 n. Chr. geschaffen. Es ist nicht bekannt, ob die Schrift eine völlige Neuentwicklung war oder ob die Armenier zuvor eine andere Schrift benutzten, da keine früheren Schriftzeugnisse existieren.[1] Die älteste Form des armenischen Alphabets, die bis zum 11. Jahrhundert gebraucht wurde, ist bekannt als Eisenschrift (երկաթագիր, jerkatagir, erkat‘agir). Kleinbuchstaben entstanden im elften Jahrhundert. Die Reihenfolge der Buchstaben lässt griechischen Einfluss vermuten, die Form der Buchstaben lässt aber auf semitische Vorbilder schließen.
Die Buchstaben O (օ) und Feh (ֆ) sind erst im 13. Jahrhundert entstanden. Das O entstand wegen einer Lautverschiebung der armenischen Sprache von /av/ zu /o/, das Feh wurde zur Schreibung von Lehnwörtern eingeführt.[2]
1922–1924 wurden in der damaligen Armenischen SSR zwei Rechtschreibreformen durchgeführt, die im heute unabhängigen Armenien nach wie vor gültig sind. Aus dem Alphabet strich man den 34. Buchstaben Wjun (ւ), an dessen Stelle nun das U (ու) als ein Buchstabe rückte. Weil das Wjun nun nicht mehr als selbstständiger Buchstabe existierte, wurde außerdem die sehr gebräuchliche Ligatur Jew (և), bestehend aus kleinem Jetsch (ե) und Wjun (ւ) dem Alphabet als 37., nunmehr eigenständiger Buchstabe hinzugefügt.
Buchstaben
Die korrekte Darstellung der Tabellen auf dieser Seite erfordert einen Unicode-Font, der das armenische Alphabet abdeckt.
N° [s. 1] Name Groß-
buchstabeKlein-
buchstabeTransliteration Ostarmenisch Westarmenisch [s. 2] Zahlen
wertREArm DIN 32706
[s. 3]Transkription Aussprachehinweise (IPA) Transkription Aussprachehinweise (IPA) Die 36 originalen Buchstaben bei Einführung 1 այբ [ayb] Ա ա a a ([a]) 1 2 բէն [bên] Բ բ b b ([b]) p wie hochdeutsch p ([pʰ]) 2 3 գիմ [gim] Գ գ g g ([g]) k wie hochdeutsch k ([kʰ]) 3 4 դա [da] Դ դ d d ([d]) t mit Aspiration ([tʰ]) 4 5 եչ [eč̕] Ե ե e (j)e [s. 4] ([jɛ], [ɛ]) 5 6 զա [za] Զ զ z s wie in Sonne ([z]) 6 7 է [ê] Է է ē ê e ([ɛ]) 7 8 ըթ [ẹt̕] Ը ը ě ẹ e Schwa, Murmellaut wie in essen ([ə]) 8 9 թո [t̕o] Թ թ t‘ t̕ t[s. 5] mit Aspiration ([tʰ]) 9 10 ժէ [žê] Ժ ժ ž sch wie in Garage ([ʒ]) 10 11 ինի [ini] Ի ի i i 20 12 լիւն [liwn] Լ լ l l ([l]) 30 13 խէ [xê] Խ խ x ch wie in Tuch ([x]) 40 14 ծա [ca] Ծ ծ c z ohne Aspiration ([t͡s]) ds wie ds ([d͡z]) 50 15 կէն [kên] Կ կ k k wie fränkisch, d. h. nicht aspiriert ([k]) g ([g]) 60 16 հո [ho] Հ հ h h ([h]) 70 17 ձա [ja] Ձ ձ j ds ([d͡z]) z wie hochdeutsch ([t͡sʰ]) 80 18 ղատ [ġat] Ղ ղ ł ġ gh wie französisch r ([ʀ]) 90 19 ճէ [čê] Ճ ճ č tsch ohne Aspiration ([t͡ʃ]) dsch wie in Jeans ([d͡ʒ]) 100 20 մէն [mên] Մ մ m m ([m]) 200 21 յի [yi] Յ յ y j [s. 6] ([j]) 300 22 նու [now] Ն ն n n wie deutsch ([n], [ŋ]) 400 23 շա [ša] Շ շ š sch ([ʃ]) 500 24 ո [o] Ո ո o (w)o [s. 7] ([vo], [o]) 600 25 չա [č̕a] Չ չ č‘ č̕ tsch wie deutsch ([t͡ʃʰ]) 700 26 պէ [pê] Պ պ p p wie fränkisch, d. h. nicht aspiriert [p] b ([b]) 800 27 ջէ [ǰê] Ջ ջ ǰ dsch wie in Jeans ([d͡ʒ) tsch wie deutsch ([t͡ʃʰ]) 900 28 ռա [ṙa] Ռ ռ ṙ r gerollt ([r]) 1000 29 սէ [sê] Ս ս s s (ss) [s. 8] wie in Spaß/Ass ([s]) 2000 30 վէվ [vêv] Վ վ v w wie englisch v [s. 9] ([v]) 3000 31 տիւն [tiwn] Տ տ t t nicht aspiriert ([t]) d ([d]) 4000 32 րէ [rê] Ր ր r r wie englisch r ([ɹ]) 5000 33 ցո [c̕o] Ց ց c‘ c̕ z wie deutsch z ([t͡sʰ]) ds ([d͡z]) 6000 34 հիւն [hiwn] Ւ ւ w w, u [s. 10] ([v], [u]) 7000 35 փիւր [p̕iwr] Փ փ p‘ p̕ p wie hochdeutsch p ([pʰ]) 8000 36 քէ [k̕ê] Ք ք k‘ k̕ k wie hochdeutsch k ([kʰ]) 9000 Im 13. Jahrhundert hinzugefügte Buchstaben 37 (38) օ [ô] Օ օ [s. 11] ō ô o ([o]) - 38 (39) ֆէ [fê] Ֆ ֆ f f ([f]) - Durch die neue armenische Rechtschreibung ersetzt, bzw. hinzugefügt 34 Ու ու ow u ([u]) - 37 eč̕ [hiwn] և e͡w (j)ew [s. 4] ([jɛv], [ɛv]) - - ↑ Gemeint ist nicht der Zahlwert (siehe unten) sondern der Platz im Alphabet
- ↑ Nur angeführt, falls abweichend.
- ↑ Übernimmt Anlage 5 Tabelle 7 der RAK-WB (1983) = Praxisregeln zu § 110,4 der RSWK.
- ↑ a b Im Anlaut je [jɛ], sonst e [ɛ]. Der Sinn dieser Regelung ist, dass das j bei zusammengesetzten Wörtern ausfällt, z. B. եղբայր (ełbayr, [jɛʀ'bajɹ] (Bruder)), aber մորեղբայր (morełbayr, [moɹɛʀ'bajɹ] (Bruder der Mutter)).
- ↑ Alternativ auch th, dies ist aber weniger üblich als früher. Üblich ist es nur noch bei Wörtern griechischen Ursprungs wie կաթոլիկոս (transliteriert kat‘olikos, transkribiert Katholikos).
- ↑ Alternativ auch 1. i (nach dem Vorbild der englischen Transkription, z. B. Petrosian statt Petrosjan, diese Schreibweise ist aber in Bezug auf die Aussprache irreführend); 2. y (in seltenen Fällen ebenfalls irreführend, z. B. dürften viele deutsche Muttersprachler hyut (հյութ, hyowt‘, [hjutʰ], Saft) intuitiv als [hyutʰ] lesen – wie bei Hyäne –, hjut ist dagegen eindeutig); 3. h (z. B. bei Hakob (Յակոբ, Yakob, [ha'kob]), die klassische armenische Schreibweise von Jakob).
- ↑ Im Anlaut wo, sonst o (Ausnahmen: ո՞վ und ովքե՞ր). Der Sinn dieser Regelung ist, dass das w bei zusammengesetzten Wörtern ausfällt, z. B. որդի (ordi, [voɹ'tʰi] (Sohn)), aber քեռորդի (k‘eṙordi, [kʰeroɹ'tʰi] (Sohn des Onkels mütterlicherseits)).
- ↑ Zwischen zwei Vokalen ss, sonst s.
- ↑ Die Aussprache des Buchstabens w im Deutschen ist meist leicht anders (stimmhafter labiodentaler Approximant [ʋ]).
- ↑ In geschlossenen Silben nach i als u, sofern die Silbe nicht durch Zusammensetzung geschlossen wird (dies betrifft nur die klassische Rechtschreibung).
- ↑ Vor allem (in der reformierten Schreibweise nur) am Wortanfang und in zusammengesetzten Wörtern, z. B. այսօր (aysōr, [aj'soɹ], heute, wortwörtlich dieser Tag), zusammengesetzt aus այս (ays, [ajs], dieser/diese/dieses) und օր (ōr, [oɹ], Tag).
Westarmenische Digraphen
Neben dem panarmenischen ու gibt es zwei typisch westarmenische Digraphen.
- Zur Zeit der Kreuzzüge waren die kilikischen Westarmenier Verbündete der Kreuzfahrer und kamen insbesondere mit französischen Rittern in Kontakt. Die Westarmenier übernahmen dabei einige französische Wörter und um die „ö-Laute“ [ø], [œ] und [œ̃] wiederzugeben, wurde der Digraph օէ (ōē) eingeführt. Dieser Digraph ist das einzige rein orthographische Merkmal, an dem man westarmenische und klassisch geschriebene ostarmenische Texte unterscheiden kann.
- իւ (iw) wird in geschlossenen Silben [y] ausgesprochen (lies wie ein deutsches „ü“), während es im Altarmenischen vermutlich [iw] ausgesprochen wurde. Im Ostarmenischen wird իւ (iw) dagegen [jɯ] ausgesprochen, nur als Transkription von Fremdwörtern im Rahmen der klassischen Rechtschreibung kann es – sofern der Sprecher dies so aussprechen kann und möchte – als [y] ausgesprochen werden. Beispiel: Բիւզանդ (für Byzanz) kann sowohl [bjɯ'zand] als auch [by'zand] ausgesprochen werden.
- Ausnahmen: Wenn die Schließung der Silbe durch Zusammensetzungen entstehen, bleibt die ursprüngliche Aussprache erhalten, z. B. պատիւ (patiw), [ba'div] (westarm.), [pa'tiv] (ostarm.) – Ehre; պատիւս (patiws), [ba'divǝs] (westarm.), [pa'tivǝs] (ostarm.) – meine Ehre.
Ligaturen
Name Zeichen Ligatur ե+ւ (auch benutzt als &) և Ligatur մ+ն ﬓ Ligatur մ+ե ﬔ Ligatur մ+ի ﬕ Ligatur վ+ն ﬖ Ligatur մ+խ ﬗ Namen der Buchstaben
Es gibt traditionelle Namen der Buchstaben. Sie wurden jedoch in den Schulen der Armenischen SSR nicht vermittelt, und sind deshalb vielen Armeniern unbekannt. Angegeben ist zuerst die traditionelle Schreibweise und dann die reformierte, die allerdings aus dem oben genannten Grund eher theoretischer Natur ist.
- այբ, բէն, գիմ, դա, եչ, զա, է, ըթ, թո, ժէ, ինի, լիւն, խէ, ծա, կէն, հո, ձա, ղատ, ճէ, մէն, յի 1, նու, շա, ո, չա, պէ, ջէ, ռա, սէ, վէվ, տիւն, րէ, ցո, վիւն 2, փիւր, քէ; օ, ֆէ
1 Ausgesprochen [hi].
2 Die alternative Schreibweise ist ւիւն (wiwn), sie ist jedoch insofern irreführend, als dass ւ generell nicht im Anlaut vorkommt und die genannte Schreibweise damit eigentlich gegen eine Rechtschreibregel verstößt.
- այբ, բեն, գիմ, դա, եչ, զա, է, ըթ, թո, ժե, ինի, լյուն, խե, ծա, կեն, հո, ձա, ղատ, ճե, մեն, հի, նու, շա, ո, չա, պե, ջե, ռա, սե, վեվ, տյուն, րե, ցո, ու (sic!), փյուր, քե; օ, ֆե; և
Zahlzeichen
Wie im griechischen Alphabet existiert ein armenisches Zahlensystem, in dem die Buchstaben als Zahlzeichen verwendet werden. In beiden Fällen gab es kein Zeichen für die Null. Gelegentlich werden sie noch benutzt, um Jahreszahlen oder Kapitelnummer anzugeben.
Interpunktion
Satztrennungszeichen
(տրոհության նշաններ)Satzendezeichen (վերջակետ) : Semikolon, Abkürzungspunkt (միջակետ) . Komma (ստորակետ) , But (բութ)1 ՝ Intonationszeichen
(առոգանության նշաններ)Betonungszeichen (շեշտ)2 ՛ Fragezeichen (հարցական նշան)3 ՞ Ausrufezeichen (բացականչական նշան)3 ՜ Sonstiges Linker Halbring ՙ Apostroph = Rechter Halbring ՚ Abkürzungszeichen (պատիվ) ՟ Bindestrich (ենթամնա) ֊ 1: Dieses Zeichen kann vor dem Beginn indirekter Rede stehen oder bei durch Wiederholung entstandenen, formal unvollständigen Sätzen (z. B. bei Sätzen wie „Philipp liebt Hunde, Max Katzen“).
2: Dient zur Markierung des Imperativs, der Anrede und einer besonderen Betonung. Wird auf (bei Textverarbeitung mit dem Computer hinter) den betonten Vokal des betreffenden Wortes gesetzt.
3: Wird auf (bei Textverarbeitung mit dem Computer hinter) den betonten Vokal des Frage- bzw. Ausrufewortes gesetzt.
Zum Ganzen: http://www.armeniapedia.org/index.php?title=Armenian_Language_Lessons_Chapter_9b#PunctuationArmenisches Alphabet in Unicode
Das armenische Alphabet belegt im Unicode-Block Armenisch die Positionen von U+0531 bis U+058A. Einige Ligaturen liegen im Unicode-Block Alphabetische Präsentationsformen bei U+FB13 bis U+FB17.
Literatur
- Margret Eggenstein-Harutunian: Einführung in die armenische Schrift Buske-Verlag, 2000. ISBN 978-3-87548-175-4
- Andreas G. Buda: Aufbauender Lehrgang zum armenischen Alphabet Armenischer Verein, Zürich 2009. ISBN 978-3-033-00962-2
Einzelnachweise
- ↑ Eggenstein-Harutunian, S. 10
- ↑ George L. Campbell: Handbook of scripts and alphabets. Routledge, London 1997, ISBN 0415183448, S. 6.
Weblinks
Commons: Armenisches Alphabet – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikibooks: Armenisch/ Alphabet – Lern- und Lehrmaterialien- Armenische Transliteration Unterstützt Ostarmenische und Westarmenische Sprachformen.
- Armenisches, georgisches, griechisches und hebräisches Alphabet im Vergleich
- Evolution of the Armenian Alphabet Tafel, die das armenische Alphabet zu vor- und frühgeschichtlichen Schriften in Beziehung setzt
- Armenotype.com Seite zur armenischen Typografie und Schriftgestaltung.
- [1] "Romanization of Armenian" - Die bei weitem best fundierte und belegte Darstellung der verschiedenen Umschriften!
Wikimedia Foundation.