NARVA

NARVA
H7-Lampe von Narva

NARVA (Zusammensetzung aus den Abkürzungen N für Nitrogenium (Stickstoff), AR für Argon sowie VA für Vakuum) war die Firmenbezeichnung eines Volkseigenen Betriebes (VEB) in der DDR, der Leuchtmittel (insbesondere Glühlampen) herstellte und ist heute der gemeinsame Markenname der Produkte der von einander unabhängigen Nachfolgebetriebe des ehemaligen VEB, die im Warenzeichenverband NARVA e.V. zusammengeschlossen sind.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Narva als Sponsor der DDR-Meisterschaften der Rennwagen B 8 bis 1300 ccm, Leistungsklasse 1 (1981)

Die Geschichte des Unternehmens ist verbunden mit dem Berliner Glühlampenwerk Osram. Nach dem Ende des Krieges und der beginnenden Teilung Deutschlands wurde auch der Osram-Konzern aufgeteilt. So produzierte ab 1949 das im Ost-Berliner Bezirk Friedrichshain befindliche Werk D fortan als VEB Berliner Glühlampenwerk "Rosa Luxemburg". Ab 1963 findet der Produktname NARVA Verwendung, 1966 wird der Name als Markenzeichen eingetragen, 1969 erfolgt der Zusammenschluss mit den Betrieben in Plauen, Oberweißbach und Brand-Erbisdorf zum Kombinat. Das Unternehmen hatte allein in Berlin zeitweise 5.000 bis 6.000 Mitarbeiter, 1990 erfolgte am Stammsitz Berlin die Umwandlung in die Gesellschaft für lichttechnische Erzeugnisse mbH. Trotz der Auflösung des VEB produzieren einige der verbliebenen nunmehr voneinander unabhängigen ehemaligen Betriebsteile weiterhin Waren unter dem Markennamen NARVA. Sie sind im Warenzeichenverband NARVA e.V. zusammengeschlossen.

Zu Unruhen kam es im August 1952, also bereits Monate vor dem 17. Juni 1953, dem Arbeiteraufstand in der DDR. Überwiegend Frauen legten im Berliner Stammbetrieb die Arbeit nieder, weil sie gegen die Betriebskollektivverträge, mit denen eine Nachtschicht eingeführt werden sollte, protestierten. Nach Verhandlungen mit der Betriebsleitung konnten sich die Arbeiterinnen mit ihrem Anliegen durchsetzen.

Das NARVA-Gebäude

Das NARVA-Hochhaus
Das heute von der BASF genutzte NARVA-Hochhaus bei Nacht

Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts entstand auf dem Gelände des späteren NARVA-Gebäudes Berlins erstes Wasserwerk, welches 1893 den Betrieb wieder einstellte. 1894 wurden Versuche für Müllverbrennungsverfahren gestartet. In den Jahren 1906 bis 1912 errichtete die Deutsche Gasglühlicht AG, die sogenannte Auer-Gesellschaft (siehe auch Industriepalast), das Glühlampenwerk, deren markantestes Bauwerk ein elfgeschossiges Gebäude, Berlins erstes Hochhaus, war. 1963 wurde der Bau um einen Glasturm erweitert. Das Gebäude zählt heute als technisches Denkmal und dient als Bürogebäude. Heute trägt der Gebäudekomplex um das Glühlampen-Hochhaus den Namen Oberbaum-City, benannt nach der in der Nähe befindlichen Oberbaumbrücke, bzw. dem Oberbaum an der Spree.

Auch der nahegelegene U-Bahnhof Warschauer Brücke, der seit dem Mauerbau am 13. August 1961 außer Betrieb war, wurde als Lagerhalle genutzt. Am 14. Oktober 1995 wurde im inzwischen Warschauer Straße genannten Bahnhof der U-Bahn-Verkehr wieder aufgenommen.

In einigen ehemals von NARVA genutzten Räumen befinden sich zudem mehrere Discotheken, u.a. die NARVA Lounge.

1992 wurde die Produktion eingestellt, das Unternehmen wechselte zum 30. März 1996 den Standort.

Betriebsteile

Arnstadt

1936 errichtete die Firma DAIMON Elektro-Technische Fabrik Schmidt & Co. GmbH ein Taschenlampenwerk. Erst 1959, wohl aufgrund von Markenrechtskollisionen mit dem im Westen befindlichen Teil des DAIMON-Werks, erfolgte die Umbenennung in ARTAS - Arnstädter Taschenlampenwerk. Wegen der Beteiligung ausländischer Kapitalgeber erfolgte die Umwandlung in einen Volkseigenen Betrieb erst 1970. Zum 1. Oktober 1978 wurde der Betrieb dem Kombinat Narva angegliedert. Die Privatisierung erfolgte 1993, das Unternehmen firmiert heute wieder unter dem Namen ARTAS.

Brand-Erbisdorf

1966 beginnt man hier mit der Produktion von Leuchtstofflampen, 1971 wird dann ein eigenes Glaswerk in Betrieb genommen. 1991 erfolgt die Privatisierung, indem betriebsnotwendige Gebäude und Ausrüstungen von einer internationalen Investorengruppe von der Treuhandanstalt abgekauft wurden. Die Initiative ging von NARVA-Mitarbeitern aus, die sich an der Investition beteiligten und die Firma heute leiten. Die restlichen Gebäude und Ausrüstungen kauften im wesentlichen auch ehemalige NARVA-Mitarbeiter, so dass aus dem sehr großen Immobilienbestand heute ein florierendes Industriegebiet mit über 50 Firmen entstanden ist. NARVA firmiert heute als NARVA Lichtquellen GmbH + Co. KG und produziert Leuchtstofflampen in verschiedensten Längen, Farbspektren und Durchmessern, Solarienstrahler, Glasrohre und Energiesparlampen.

Groß Glienicke

Auf dem Gutshofgelände wurde in den 1920er Jahren vom Physiker von Kramolin ein Labor errichtet (auch als Alte Manufaktur bezeichnet), in welchem dieser Radioröhren entwickelte. Das Labor wurde vom Unternehmen Holzapfel und Co. KG übernommen, später wurde dieses dann in einen Volkseigenen Betrieb umgewandelt und als Außenstelle vom VEB Narva Berlin betrieben. In Groß Glienicke beschränkte man sich jedoch auf die Montage von Industrielampen, eine Produktion fand nicht statt. Der Betrieb wurde mit der Wende in der DDR eingestellt, das Gebäude ist heute ein Wohnhaus.

Oberweißbach

Bereits seit 1902 erfolgte an diesem Standort die Produktion von Leuchtstoffen. Bis zur Verstaatlichung 1946 gab es mehrfache Änderungen der Besitzverhältnisse, 1948 wird der VEB Glühlampenwerk Oberweißbach gegründet. 1969 erfolgt die Eingliederung in den NARVA-Verband. Nach der Wende wird der Betrieb 1990 in die NARVA Glühlampenwerk Oberweißbach GmbH umgewandelt und stellt heute in erster Linie Thüringer Glaslichtschmuck (wie zum Beispiel Christbaumschmuck) her.

Oschatz

1946 erfolgte die Gründung der privaten Elektrobau Oschatz GmbH, 1954 erfolgte die Umwandlung in einen OHG, das Unternehmen wurde dann 1956 eine Kommanditgesellschaft. 1956 wurden auch staatliche Banken Gesellschafter, womit ein erster Schritt zur Verstaatlichung geschaffen wurde. 1972 erfolgte die vollständige Enteignung, das Unternehmen firmierte nunmehr als VEB Elektrobau Oschatz. 1979 wurde der Betrieb in das NARVA-Kombinat integriert. Seit 1991 ist das Unternehmen wieder im Besitz der Alteigentümer.

Plauen

Nach der Wiedervereinigung wurde das Werk privatisiert und firmierte als Narva Glühlampenwerk Plauen GmbH. 1991 übernahm der Philips-Konzern das Unternehmen, es erfolgte eine Umbenennung in Narva Speziallampen GmbH. Das Werk produziert unter dem Namen Philips, bringt bestimmte Produkte aber auch (teils deutlich preiswerter) unter eigenem Namen in den Handel.

Weitere Einrichtungen

Ferienheim des VEB NARVA gegenüber der Lutherkirche in Tambach-Dietharz, Deutschland, 2007.

In der DDR war es weit verbreitet, dass große Unternehmen neben den eigentlichen Betriebsanlagen auch weitere Einrichtungen unterhielten. In erster Linie waren dies Einrichtungen in den Bereichen Bildung, Soziales und Freizeit/Sport. So gehörten zum Kombinat NARVA auch folgende Schulen und Sportvereine.

Berufsschule VEB NARVA Olga Benario Prestes

Hier wurden verschiedene Berufe ausgebildet. Teilfacharbeiter, Facharbeiter und Facharbeiter mit Abitur. Sie befand sich in Berlin nicht weit vom S-Bahnhof Warschauer Straße, im heutigen Gewerbegebäude Warschauer Straße 58a/59a.

SG NARVA Berlin

Der Verein wurde 1946 als Betriebssportvereinigung Berliner Glühlampenwerk gegründet. Im Januar 1951 heißt der Verein dann Betriebssportgemeinschaft Mechanik Friedrichshain, wenige Monate später schließlich BSG Motor Friedrichshain-Ost. 1958 Umbenennung in BSG Berliner Glühlampenwerk, 1969, nach der Bildung des Kombinats NARVA, dann in BSG NARVA Berlin. Der Verein hatte als Betriebssportverein fast 2.500 Mitglieder (1. Januar 2005 - ca.450). Betreut wurden die Sparten Handball, Schach, Volleyball, Turnen, Rudern, Boxen und Gymnastik + Judo und Fußball (Stadion in Berlin-Oberspree "Kähte-Tucholla-Stadion").

TSC NARVA Brand-Erbisdorf

1969 gegründet, heute als SSV 91 Brand-Erbisdorf e.V. aktiv. Der Sportverein betreut die Sparten Badminton, Billard, Fußball, Kegeln, Laufen, Schach, Tischtennis und Volleyball.

Weblinks


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