Tambach-Dietharz

Tambach-Dietharz
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Tambach-Dietharz
Tambach-Dietharz
Deutschlandkarte, Position der Stadt Tambach-Dietharz hervorgehoben
50.78972222222210.616666666667450
Basisdaten
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Gotha
Höhe: 450 m ü. NN
Fläche: 41,54 km²
Einwohner:

4.126 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 99 Einwohner je km²
Postleitzahl: 99897
Vorwahl: 036252
Kfz-Kennzeichen: GTH
Gemeindeschlüssel: 16 0 67 065
Adresse der
Stadtverwaltung:
Burgstallstraße 31a
99897 Tambach-Dietharz
Webpräsenz: www.tambach-dietharz.de
Bürgermeister: Harald Wrona (FDP)
Lage der Stadt Tambach-Dietharz im Landkreis Gotha
Aspach Ballstädt Bienstädt Brüheim Bufleben Crawinkel Dachwig Döllstädt Drei Gleichen Ebenheim Emleben Emsetal Eschenbergen Friedrichroda Friedrichswerth Friemar Fröttstädt Georgenthal Gierstädt Goldbach Gotha Gräfenhain Großfahner Günthersleben-Wechmar Haina Herrenhof Hochheim Hohenkirchen Hörselgau Laucha Leinatal Luisenthal Mechterstädt Metebach Molschleben Nesse-Apfelstädt Nottleben Ohrdruf Petriroda Pferdingsleben Remstädt Schwabhausen Sonneborn Tabarz Tambach-Dietharz Teutleben Tonna Tröchtelborn Trügleben Tüttleben Waltershausen Wangenheim Warza Weingarten Westhausen Wölfis Zimmernsupra Thüringen Erfurt Ilm-Kreis Landkreis Schmalkalden-Meiningen Wartburgkreis Eisenach Unstrut-Hainich-Kreis Landkreis SömmerdaKarte
Über dieses Bild
Altes Rathaus von 1919.
Altes Postamt von 1888.
Blick entlang der Hauptstraße zur Lutherkirche.
Lutherkirche und Heimatmuseum.

Tambach-Dietharz ist eine Kleinstadt im Landkreis Gotha in Thüringen (Deutschland) mit etwa 4000 Einwohnern. Sie liegt am Nordhang des Thüringer Waldes.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Tambach

Bereits im 10. und 11. Jahrhundert führte vermutlich eine Handels- und Heerstraße durch die Tambacher Mulde über den Kamm des Thüringer Waldes (Frankenstic, der heutige Rennsteig) nach Franken mit Anbindung an das süddeutsche Straßennetz. Die strata magna und die communis strata hatten ihre Blütezeit im 14./15. Jahrhundert.

Tambach ist seit 1251 urkundlich bezeugt. Das Castrum Walinvels (Burg Waldenfels), auf dem Altenfels am Ende des Schmalwassergrundes (heute Talsperre) gelegen, könnte eine Zoll- und Geleitstelle gewesen sein. Einer der Vögte zu Waldenfels war um 1265 Eckehard, Ritter von Hochheim, der Vater des berühmt gewordenen Philosophen und Theologen Meister Eckhart, der um 1260 geboren wurde, wobei als Geburtsort diese Burg in Betracht kommen kann. 1293 überließen die Herren von Meldingen das Dorf dem Kloster Georgenthal.

Dietharz

Die erste urkundliche Erwähnung von Dietharz datiert in das Jahr 1246. Als Anfang des 17. Jahrhunderts ein großer Teil des Ortes (vermutlich infolge Kregswirren) verwüstet war, wurde 1691 in Weimar eine Verordnung erlassen, die den Bürgern zusprach, dass jede Spanne Bauholz aus den herschaftlichen Waldungen für 6 Pf. Waldmiethe abgeliefert werden sollte, damit das Dorf wieder aufgebaut werden könnte.[2]

Zusammenlegung

Tambach schloss sich 1919 mit dem benachbarten Ort Dietharz zu Tambach-Dietharz zusammen. Die Gemeinde erhielt 1925 das Stadtrecht.

Luther und der Ort

Die alte Straße zwischen Schmalkalden und Tambach-Dietharz erlangte auch Berühmtheit durch Martin Luther. Dieser war auf dem Konvent in Schmalkalden, auf dem die Schmalkaldischen Artikel im Februar 1537 unterzeichnet wurden, an einem Blasen- oder Nierenleiden schwer erkrankt. Er trat die Heimreise nach Wittenberg über Tambach-Dietharz an. Hier wurde er, nachdem er vom Wasser des heutigen Lutherbrunnens getrunken hatte, von seinen Leiden erlöst und er schrieb an seinen Freund Melanchthon „… aus Tambach, dem Orte, da ich gesegnet wurde, denn hier ist mein Phanuel, an dem mir Gott erschienen ist.“ Dies war der Anlass, im Jahre 1717 zum Reformationsjubiläum im Tammichgrund einen Brunnen als Lutherbrunnen (aus diesem soll das Wasser entnommen worden sein) zu bezeichnen. Welchen Weg der kleine Reisezug von Schmalkalden über den Rennsteig nach Tambach genommen hat, lässt sich heute nicht mehr zweifelsfrei ermitteln. Der Weg von der „Alten Ausspanne“ in Richtung Nesselhof – als Lutherweg gekennzeichnet – ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht der Weg, den Martin Luther und seine Reisebegleiter 1537 vom Nesselhof aus in Richtung Tambach genommen haben. Er ist für Pferdefuhrwerke im Winter viel zu steil und wurde sicher in dieser Zeit selten – wenn überhaupt – zur Überquerung des Rennsteiges benutzt. Die Überlieferung, dass die Reisegruppe am Rennsteigstein R 57 in der Nähe des heutigen Parkplatzes an der „Neuen Ausspanne“ den Rennsteig überquerte, scheint schon eher realistisch zu sein. Am Rennsteigstein R 57 stand zu Luthers Zeiten die mächtige „Diebesbuche“ als Hoheitszeichen zwischen Sachsen und Hessen. Der Überlieferung zufolge wurde dieser Stein auch als „Gerichts-Stein“ bezeichnet, denn hier soll der Austausch von Delinquenten aus Sachsen nach Hessen und umgekehrt stattgefunden haben.

Während des Zweiten Weltkriegs mussten 307 Frauen und Männer vorwiegend aus der Sowjetunion bei der Firma Hopf und der Firma Fritz Braun Zwangsarbeit leisten.[3]

Bahnstrecke

Am 19. Dezember 1892 erhielt Tambach-Diezharz mit der Stichstrecke von Georgenthal aus den lang ersehnten Bahnanschluss. Am 1. September 1969 wurde der Personenverkehr jedoch wieder eingestellt, die Infrastruktur allerdings für den verbleibenden Güterverkehr, der bis 1995 anhielt, saniert.

Aufgrund des schlechten Streckenzustands verließen die letzten Güterwagen am 27. Dezember 1995 Tambach-Dietharz. Die Strecke wurde seitdem nicht mehr unterhalten und verfiel. Langjährige Bemühungen um den Erhalt der Strecke und ein Aufblühen als Museumsstrecke scheiterten aus verschiedenen Gründen. Bis auf ein kurzes Reststück Georgenthal - Georgenthal Ort, wo es noch einen Museumsbetrieb geben soll, ist die ehemals 6,2 Kilometer lange Strecke mittlerweile abgebaut und soll zu einem Radweg umgebaut werden.

Wappen

Blasonierung: Geteilt von Grün und Silber, oben eine silberne Holzfälleraxt, belegt mit (schräggekreuzten) silbernen Schlägel und Eisen, unten auf grünem Boden drei grüne Tannen.

Der Auftrag für ein neues Stadtwappen erging 1925. Die Holzfälleraxt und die Bergeisen erinnern an Forstwirtschaft und Holzverarbeitung sowie an das Steinbrechergewerbe in Tambach. Die drei Tannen entstammen dem alten Gemeindesiegel von Dietharz.

Sehenswürdigkeiten

  • Die ev.-luth. Bergkirche in Dietharz: Bereits 1040 existierte eine Kirche. Ein Neubau wurde durch das Wachsen der Kirchgemeinde 1570 nötig. Er fiel dem Dreißigjährigen Krieg zum Opfer. Die alte Kirche wurde 1708 durch einen Neubau ersetzt, der im gleichen Jahr vollendet werden konnte, hierbei konnten die erhaltenen Außenmauern des Vorgängerbaues mit einbezogen werden. Nur der Taufstein von 1560 und der Mittelschrein eines nach 1500 entstandenen Flügelaltars (Beweinung Christi) erinnern an die alte Ausstattung, nachdem auch ein neuer Altar samt Kanzelpult eingebaut wurde. Am 15. September 1968 konnte das renovierte und restaurierte Gotteshaus wieder seiner Bestimmung übergeben werden.[4] Der verwaiste und vermutlich entwidmete Friedhof birgt nur noch einen Grabstein des Mühlenbesitzers Robert Raab (1855–1941) und seiner Frau Emma (1862–1920). Dietharz bildet mit Tambach und Georgenthal das Kirchspiel Tambach-Dietharz.
  • Die ev.-luth. Lutherkirche in Tambach: Diese Kirche wurde 1537 von Luther aufgesucht, als er eine Rastpause im Ort hatte. Sie wurde 1684 und 1842 durch Brände beschädigt, die heutige Kirche wurde 1844 geweiht. Der Turm ist von 1861. Nach Beschädigungen Ende 1945 wurde die Kirche vom Schwamm befallen. 1972 bis 1976 entstand hier ein Gemeindezentrum mit Gemeinderäumen im Erdgeschoss und einem Kirchensaal. Die 1919 von Karl Barth in den Gemeinderäumen der Tambacher Kirche gehaltene „Tambacher Rede“ war ein Anstoß für die theologische Neubesinnung in der Protestantischen Kirche Thüringens.
  • Der Falkenstein ist ein 96 Meter hoher, frei stehender Porphyrfelsen. Er ist ein Naturdenkmal und Wanderziel. Die Bergwachthütte am Fuße des Falkenstein wird bewirtschaftet.
  • Der Weg Luthers von Schmalkalden nach Tambach-Dietharz ist als Martin-Luther-Weg ausgeschildert und ist heute ein Wanderweg.
  • In Tambach-Dietharz münden sieben Täler, die Ausgangspunkte für Wanderungen sein können, darunter das Spittertal, an dessen Ende man den Spitterfall (höchster natürlicher Wasserfall Thüringens; siehe auch: Wasserfälle in Deutschland) erreicht. In der Nähe liegt die Ebertswiese mit einem Bergsee und Gastwirtschaften.
  • Aus dem Schmalwassergrund wurde die Talsperre Schmalwasser. Der Staudamm ist ein Schüttdamm mit Bitumenkerndichtung und ist mit seiner Höhe von 80,7 m der höchste Steinschüttdamm Deutschlands. Er besitzt eine Kronenlänge von 325 m und eine Breite von 7,5 m. In der Talsperre können 21 Millionen Kubikmeter gestaut werden. Die Talsperre ist mit der Ohra-Talsperre bei Luisenthal und der Talsperre Tambach-Dietharz (Gothaer Talsperre) verbunden.
  • Am Bromacker bei Tambach-Dietharz (der Bromacker gehört zur Gemarkung Georgenthal / Thüringer Wald) befindet sich die bedeutendste Fundstätte von Ur-Reptilien außerhalb Amerikas und zugleich die weltweit ergiebigste. Die Fundstätte wurde 1974 durch den Paläontologen Dr. Thomas Martens entdeckt. Unter anderem wurde hier das vollständige Skelett des „Tambacher Ursauriers“ Diadectes absitus gefunden, der vor etwa 290 Millionen Jahren lebte. Zuletzt wurde 2006 das Skelett eines Pelycosauriers gefunden.
  • Im Herbst 1989 wurde vor dem Haus Tannenberg ein Gedenkstein für den Schweizer Theologen und Protagonisten der Bekennenden Kirche Karl Barth errichtet, der in diesem Haus 1919 seine „Tambacher Rede“ gehalten hat, die eine Neupositionierung des protestantischen Christentums im 20. Jahrhundert einleitete.

Kultur

Tambach-Dietharz ist die Heimat der Dark-Metal-Band Eisregen sowie des Nebenprojektes des Sängers und des Gitarristen, der Death-Metal-Band Eisblut. Auch die Tochterband Transilvanian Beat Club, mit der ehemaligen Geigerin und dem Schlagzeuger von Eisregen, kommt aus Tambach-Dietharz. Ebenfalls Ewigheim mit Yantit, dem Schlagzeuger von Eisregen.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter

  • Meister Eckhart, (* um 1260 in Tambach), Theologe, Mystiker und Philosoph
  • Karl-Heinz Menz (* 17. Dezember 1949), Biathlet
  • Matthias Jacob (* 2. April 1960), Biathlet
  • Steffen Hoos, (* 29. Januar 1968), Biathlet
  • Gerald Hönig (* 4. September 1958), Biathlet, Bundestrainer der Damen-Nationalmannschaft im Biathlon

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

  • Erich Recknagel, Skispringer, Teilnehmer an den Olympischen Winterspielen 1928, lebte in Tambach-Dietharz
  • Egon Schnabel, Biathlet, Teilnehmer an den Olympischen Winterspielen 1964, mehrfacher DDR-Meister im Biathlon, lebt in Tambach-Dietharz

Literatur

  • Manfred Ender: Tambach-Dietharz in alten Ansichten. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2003, ISBN 3-937135-11-1.
  • Tambach-Dietharz. Eine Kulturgeschichte über 750 Jahre. Hrsg. Stadt Tambach-Dietharz in Zusammenarbeit mit dem Geschichts- und Heimatverein Meister Eckhart e. V., Tambach-Dietharz 2004.
  • Dieter Schnabel: Dr. Martin Luther – Stationen in Gotha und Umgebung. Gotha 1998.

Einzelnachweise

  1. Thüringer Landesamt für Statistik – Bevölkerung nach Gemeinden, erfüllenden Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften (Hilfe dazu)
  2. Galetti: Geschichte und Beschreibung des Herzogthums Gotha. Band 3. S. 250/251.
  3. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945. (=Heimatgeschichtliche Wegweiser. Band 8). Thüringen, Erfurt 2003, ISBN 3-88864-343-0, S. 102.
  4. [www.suptur.de Website der Evangelisch-Lutherischen Superintendentur Waltershausen-Ohrdruf]

Weblinks

 Commons: Tambach-Dietharz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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