- Nationale Progressive Front
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Die Nationale Progressive Front (arabisch الجبهة الوطنية التقدمية, DMG al-Ǧabha al-Waṭaniyya at-Taqaddumiyya, französisch Front national progressiste, Abkürzung FNP), auch Nationale Fortschrittsfront genannt, war bzw. ist eine Koalition bzw. Parteienbündnis in Syrien und Irak zwischen der Baath-Partei, der Kommunistischen Partei sowie mehreren Blockparteien. In Syrien besteht sie seit 1972, im Irak bestand sie von 1973 bis 1979.[1]
Die Bezeichnung Einparteienstaat traf auf Irak und trifft auf Syrien somit formal nicht zu. Tatsächlich aber dominiert die Baath-Partei Politik und Gesellschaft des Landes. Eine legale Opposition existiert nicht, im Kommandorat bzw. im inneren Führungskreis sind keinerlei Nichtbaathisten vertreten. Den anderen in der Front zusammengeschlossenen Parteien war bzw. ist das Werben im Militär und Sicherheitsorganen sowie an Oberschulen und Hochschulen nicht gestattet.
Inhaltsverzeichnis
FNP in Syrien
Die Nationale Front Syriens (FNP) wurde 1972 gegründet. Die Parteien dieser Front haben eine autoritäre beziehungsweise linksnationalistische Ideologie (Islamischer Sozialismus und arabischer Nationalismus). Parteien mit anderen politischen Strömungen konnten der nationalen Front bislang nicht beitreten. Allein die 2005 erfolgte Aufnahme der bis dato anti-baathistischen und daher verbotenen Syrischen Nationalistischen Partei gilt als vorsichtige Öffnung des Baath-Regimes seit dem Tod von Hafiz al-Assad.
Die zehn Parteien, die an diesem Zusammenschluss teilhaben und daher im Syrischen Parlament vertreten sind, sind [2]:
- Baath-Partei
- Arabische Sozialistische Partei (Nachfolger Akram al-Hauranis)
- Arabische Sozialistische Bewegung (Nachfolger Akram al-Hauranis)
- Arabische Sozialistische Union (Nasseristen unter Jamal al-Atassi)
- Organisation der Einheitssozialisten (ehemalige Baathisten, 1975 mit der Baath-Partei zusammengeschlossen)
- Syrische Kommunistische Partei (zwei Flügel)
- Syrisch-Arabische Sozialistische Union
- Vereinigte Sozialistisch-Demokratische Partei
- Arabische Demokratische Union
- Nationaler Pakt
- Syrische Sozialistische Nationalpartei (SSNP)
PPNF im Irak
Bereits am Vorabend der Machtübernahme der irakischen Baath-Partei im Juli 1968 hatte Fuad ar-Rikabi für eine Koalition aus Nasseristen, linken Baathisten (prosyrischer Flügel der irakischen Baath) und Kommunisten geworben. Er wurde jedoch verhaftet und kam 1971 im Gefängnis ums Leben.[3]
Nach Abschluss des irakisch-sowjetischen Freundschaftspaktes von 1972 begann auch die irakische Baath-Führung, die bisher verfolgte Irakische Kommunistische Partei einzubinden. 1973 wurde eine formale Koalition vereinbart, die Demokratische Partei Kurdistans zerbrach jedoch an der Frage einer Regierungsbeteiligung. Ubaidallah Barzani, der älteste Sohn des Parteigründers, gründete eine rivalisierende Parteiführung und wurde Staatsminister in Bagdad (1974-1980). Hinter weiteren DPK-Abspaltungen standen zumeist nur kurdische Einzelpersönlichkeiten.[4]
Der 1974 formal gebildeten Progressiven Patriotischen Nationalen Front (al-Dschabha al-Wataniyya al-Qaumiyya al-Taqaddumiyya, Abkürzung PPNF) gehörten neben der irakischen Baath-Partei an:[5]
- Irakische Kommunistische Partei
- Demokratische Partei Kurdistans (Neo-KDP, proirakische Fraktion unter Haschim Aqrawi und Ubaidullah Barzani)
- Kurdische Revolutionäre Partei (DPK-Abspaltung unter Abd as-Sattar Sharif)
- Bewegung Progressiver Kurden (weitere DPK-Abspaltung)
- Bewegung unabhängiger Demokraten (1975 hinzugenommen)
- Bewegung progressiver Nationalisten (1975 hinzugenommen)
Offenbar (so Sluglett) hatten sich die Kommunisten dem Glauben hingegeben, die Baath-Partei nach links ziehen zu können. Nach dem Austritt der Kommunisten wurde die Führung der Nationalen Front 1980 erneut anders zusammengesetzt. Eine Splittergruppe der Irakischen Kommunistischen Partei hielt jedoch an der Zusammenarbeit mit der Baath-Partei fest und war bis 2003 mit einem Abgeordneten im Parlament vertreten.
Trotz einiger kommunistischer und kurdischer Minister in der irakischen Zentralregierung wurde jedoch kein nichtbaathistisches Mitglied der Nationalen Front jemals in der Revolutionären Kommandorat, die eigentliche Führung des Irak, aufgenommen.
Siehe auch
Weblinks
- Parlament Syriens
- Kultusministerium Syriens
- Syrisches Ministerium für Islamische Angelegenheiten
- Iraq and The Politics of Alliance: The Progressive National Front
Belege
- ↑ Innenpolitik Syriens
- ↑ Angaben des Auswärtigen Amtes über Syrien
- ↑ Daniel Dishon: Middle East Record 1968 , Seite 512. Tel Aviv 1973
- ↑ Iraq: The National Progressive Front
- ↑ Lothar Rathmann (Hrsg.): Geschichte der Araber - Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Band 6, Seite 215-219. Akademie-Verlag Berlin 1983
Literatur
- Marion und Peter Sluglett: Der Irak seit 1958 - Von der Revolution zur Diktatur. Suhrkamp Frankfurt 1991
- Saddam Hussein: Eine gemeinsame Frontlinie oder zwei gegensätzliche Fronten?. Ministry of Information (Iraq), Varese (Italien). Juli 1977
- Arabische Sozialistische Ba'th-Partei (Irakische Region): Der Politische Bericht (verabschiedet vom Achten Regionalen Kongress), Seiten 85-89 und 207f. Informationsministerium der Republik Irak, Januar 1974
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