Seekarte

Seekarte
Ausschnitt einer elektronischen Seekarte der Beringstraße

Eine Seekarte ist eine Karte, die für die Schifffahrt die Seewege und Küsten, Untiefen, Seezeichen, Fahrrinnen etc. von einem bestimmten Seegebiet (z. B. Nordsee) darstellt.

Die Maßstäbe von Seekarten reichen von etwa 1:25.000 bis 1:100.000 (für großmaßstäbige Küstenkarten) bis 1:2 Millionen (kleinmaßstäbige Ozeankarten).

Inhaltsverzeichnis

Karteninhalt

Parallele Benutzung einer analogen und einer digitalen Seekarte auf dem Kriegsschiff USS Boxer (LHD-4) (2006)

Eine großmaßstäbige Seekarte enthält u. a.

  • die Küstenlinie
  • Tiefenlinien (üblich sind 5 m, 8 m, 10 m und 20 m) und Einzeltiefen bezogen auf Seekartennull
  • die Seezeichen als genormte Symbole
  • bei Leuchtfeuern Angaben, in welchen Sektoren das Leuchtfeuer in welchen Farben und mit welchen Kennungen leuchtet
  • Wracks und andere Unterwasserhindernisse wie z. B. große Steine, Pipelines oder Kabel
  • Angaben über Gefährliche Wasserfahrzeuge wie z. B. HSC
  • Warnungen über unzuverlässige Tiefenangaben, Anomalien im Erdmagnetfeld, gefährliche Strömungen usw.
  • Verkehrstrennungsgebiete und Wasserstraßen
  • militärische und andere Sperrgebiete
  • die wichtigsten Ortschaften, Verkehrswege und Höhen nahe der Küste
  • ein Gradnetz aus Längen- und Breitengraden
  • die magnetische Deklination (Differenz von geographisch Nord und magnetisch Nord)

Das Landgebiet ist gelblich, der Flachwasserbereich in verschiedenen Blautönen und trockenfallende Gebiete (z. B. Watt) grün eingefärbt. Die Tiefwassergebiete haben einen weißen Hintergrund. Zeichen, Abkürzungen und Begriffe in Seekarten sind in der sogenannten Karte 1 (INT 1) aufgeführt.

Kartenprojektion

Eine Seekarte ist meist eine Mercator-Karte, also eine winkeltreue Projektion der Erdkugel auf einen Kreiszylinder. Insofern sind arktische und antarktische Gebiete stark vergrößert dargestellt; die Längen- und Breitengrade sind daher gerade Linien und schneiden sich rechtwinklig. Eine Breitenminute entspricht 1 Seemeile (ca. 1,852 km).

Amtliche Seekarten

Die amtlichen Seekarten werden in Deutschland vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH, früher DHI) herausgegeben. Das deutsche Seekartenwerk besteht aus 640 Blättern und ist seit 1997 auf die europäischen Gewässer begrenzt. Seit 2009 werden keine Mittelmeer-Seekarten mehr vom BSH herausgegeben.

Freie Seekarte

OpenSeaMap.org

Im Rahmen von OpenStreetMap haben sich in den letzten Jahren verschiedene freie Seekartenprojekte wie OpenSeaMap (OSeaM)[1] oder FreieTonne[2] entwickelt. Hier kann jeder sein Wissen über Seereviere, Häfen und Marinas als geografische Karteninformation und als Textdaten im Sinne eines Hafenhandbuches beisteuern. Basierend auf der technischen Infrastruktur von OpenStreetMap werden Daten zu allen Weltmeeren und Binnenwasserstrassen (Leuchtfeuer, Fahrwassertonnen, Hafeninformationen und viele weitere nautische Geo-Informationen) erfasst und dargestellt. Es existieren erste Ansätze, die Daten auf Laptop-Computern und GPS-Geräten zu visualisieren. Jedoch ist zu beachten, dass sich diese Formen von Seekarten nicht für die Navigation eignen, da weder Aktualität noch Richtigkeit garantiert werden können.

Nutzung einer Papierkarte

Einsatz einer Seekarte und eines Streckenteilers bei der Navigation des Flugzeugträgers USS John F. Kennedy (2004)

Der Gebrauch einer gedruckten Seekarte erfordert ein Kartenbesteck, also Stechzirkel, Kursdreiecke und Bleistift. Es werden nach verschiedenen Verfahren Positionen in der Seekarte geometrisch konstruiert, indem man zwei, besser drei Linien zum Schnitt bringt. Auch drei Linien sollten sich theoretisch alle im gleichen Punkt schneiden, bilden stattdessen jedoch oft ein kleines Fehlerdreieck, dessen Mitte als Standort zum Zeitpunkt der Standortermittlung angenommen werden kann. Optisch ermittelte Positionen werden mit einem kleinen Kreis umgeben und per Funknavigation ermittelte mit einem kleinen Dreieck. Die Positionen werden mit der jeweiligen Uhrzeit beschriftet durch die Kurslinie verbunden.

Seekarten werden meist plan verkauft, da gefaltete Karten ungenau werden. Sie werden auch nur plan in Schubladen oder gerollt gelagert.

Digitale Seekarten

Ein großer Nachteil der traditionellen Papierkarten ist die aufwändige Aktualisierung der Karten durch den Schiffsnavigator. Er muss Änderungen, die vom Herausgeber der Karten regelmäßig (meist einmal pro Woche) publiziert werden, von Hand in die Karten eintragen. Bei den elektronischen Systemen wird diese ungeliebte und zeitraubende Arbeit durch Updates der Kartendaten erledigt.

Seekarten auf Papier werden daher zunehmend durch elektronische Seekarten und komplette Navigationssysteme ergänzt oder sogar ersetzt. Der Verzicht auf Papierkarten ist jedoch an sehr strenge Sicherheitsauflagen gebunden, da sie auch bei einem Komplettausfall aller Systeme des Schiffes noch voll einsatzfähig sind und somit eine wichtige Backup-Funktion übernehmen. Mitte 2005 wurde als erstes Fahrzeug das U-Boot USS Oklahoma City (SSN-723) im Rahmen des Smart Ship Project für die ausschließliche Verwendung von digitalen Seekarten zertifiziert.

Digitale Seekarten werden von allen wichtigen Seekartenverlagen kommerziell vertrieben, sind teilweise aber auch kostenlos verfügbar (z. B. für die USA bei der NOAA).[3]

Die wichtigsten Hersteller von digitalen Seekarten für Sportboote sind Navionics, C-Map und Garmin.

Siehe auch

Wiktionary Wiktionary: Seekarte – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Quellen

  1. http://www.OpenSeaMap.org
  2. http://www.freietonne.de
  3. http://www.nauticalcharts.noaa.gov  Elektronische Seekarten für die USA zum Download

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