- Nertschinsk
-
Stadt Nertschinsk
НерчинскWappen Föderationskreis Sibirien Region Transbaikalien Rajon Nertschinsk Gegründet 1658 Stadt seit 1689 Fläche 100 km² Höhe des Zentrums 470 m Bevölkerung 14.140 Einw. (Stand: 2009) Bevölkerungsdichte 141 Ew./km² Zeitzone UTC+10 Telefonvorwahl (+7) 30242 Postleitzahl 673400 Kfz-Kennzeichen 75, 80 OKATO 76 228 501 Geographische Lage Koordinaten 51° 59′ N, 116° 35′ O51.983333333333116.58333333333470Koordinaten: 51° 59′ 0″ N, 116° 35′ 0″ O Region TransbaikalienListe der Städte in Russland Nertschinsk (russisch Нерчинск) ist eine Stadt in der Region Transbaikalien (Russland) mit 14.140 Einwohnern (Berechnung 2009).
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Die Stadt liegt in den nördlichen Vorbergen des Borschtschowotschnygebirges in Transbaikalien, etwa 300 km östlich der Regionhauptstadt Tschita, am linken Ufer der Nertscha, 7 km oberhalb ihrer Mündung in die Schilka.
Die Stadt Nertschinsk ist Verwaltungszentrum des gleichnamigen Rajons.
Geschichte
1653 errichtete ein Kosakentrupp unter Pjotr Beketow (etwa 1610-1656) am rechten Ufer der Schilka, gegenüber der Mündung der Nertscha, einen Ostrog mit Namen Neljudski. An dieser Stelle befand sich später das Dorf Monastyrskoje, heute Kalinino. 1658 wurde der Ostrog durch den Jenisseisker Wojwoden Afanassi Paschkow (?-1664) die Nertscha aufwärts, auf eine Insel zwischen zwei Flussarmen, verlegt. Ab 1689 nannte sich die entstandene Siedlung „Stadt“. Im selben Jahr wurde hier der Vertrag von Nertschinsk, der die Beziehungen und Grenzverlauf in Transbaikalien zwischen Russland und China (dem Mandschureich der Qing-Dynastie) für die nächsten gut 150 Jahre regulierte. 1697 wurde eine Zollstation für den Export von Fellen nach China eingerichtet. Seit dieser Zeit wurden in der Gegend flüchtige leibeigene Bauern mit dem Ziel der Kolonisierung angesiedelt.
Ab 1708 gehörte Nertschinsk zum Gouvernement Sibirien, ab 1719 zur Provinz Tobolsk, ab 1764 zum Gouvernement Irkutsk. 1783 wird die Stadt Verwaltungszentrum einer eigenständigen Oblast innerhalb des Gouvernements Irkutsk. 1812 erfolgte wegen häufiger Überschwemmungen die Verlegung der Stadt an einen höher gelegenen Ort am linken Flussufer, in das Tal Saschikow Jar. Der Aufbau der neuen Stadt folgte einem regelmäßigen Plan mit breiten Straßen parallel zur Nertscha. Ab 1822 wurde Nertschinsk Kreisstadt im Gouvernement Irkutsk, ab 1851 in der neugegründeten Oblast Transbaikalien.
1866 begannen die Nertschinsker Kaufleute Butin mit der Ausbeutung der Goldlagerstätten bei Werschino-Darassunskoje. Mit Mitteln der Kaufleute wurden in Folge ein Frauen-Progymnasium, eine Musikschule, eine Apotheke, eine Druckerei und eine größere Bibliothek eingerichtet. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es 727 Häuser, drei steinerne Kirchen, eine Synagoge, mehrere Schulen, ein Museum und einen öffentlichen Park. Nertschinsk war somit ein bedeutendes Kultur-, außerdem Handelszentrum Ostsibiriens, verlor jedoch im Verlaufe des 19. Jahrhunderts seine führende Rolle an Tschita. Nertschinsk war zudem von 1826 bis 1917 Verbannungsort für politische Häftlinge (Nertschinsker Katorga).
Einwohnerentwicklung
Jahr Einwohner 1897* 6.713 1926** 6.500 1939** 17.500 1959** 19.500 1979** 17.800 1989* 17.000 2002* 15.748 2009 14.140 Anmerkung: * Volkszählung ** Volkszählung (gerundet)
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Größere Teile der Bebauung nach dem Plan von 1812 sind erhalten, so die klassizistische Auferstehungs-Kathedrale (Woskressenski sobor) von 1825 und das ehemalige Gebäude der Handelsreihen (1840) auf dem zentralen Basarplatz, das Haus der Kaufleute Butin im maurischen Stil (1860er Jahre), das Hotel Daurija (2. Hälfte des 19. Jahrhunderts), in dem u.a. Anton Tschechow auf seiner Reise zur Insel Sachalin 1890 Station machte, sowie Holzhäuser aus dem 19. Jahrhundert.
Von älteren Gebäuden ist im 8 km entfernten Dorf Kalinino (wo sich auch der ursprüngliche Nertschinsker Ostrog befand) die Hauptkirche des Nertschinsker-Mariä-Entschlafens-Klosters (Uspenski-Klosters) von 1706-1712 in halbzerstörtem Zustand erhalten. Es handelt sind um das östlichste Beispiel des sogenannten Moskauer Barocks und womöglich das älteste russische Steinbauwerk östlich des Baikalsees und soll daher wieder aufgebaut werden.
Nertschinsk besitzt ein bereits 1886 vom Archäologen, Heimatforscher und Revolutionär Alexei Kusnezow (1845-1928) gegründetes Heimatmuseum, u. a. mit einer Sammlung buddhistischer Kunst und chinesischer Bronzearbeiten (seit 2003 im restaurierten Butin-Haus).
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Wirtschaft wird von Maschinenbau und Lebensmittelindustrie bestimmt.
7 km südlich der Stadt führt die Transsibirische Eisenbahn vorbei (Station Priiskowaja, von der eine Güteranschlusstrecke in die Stadt führt; Streckenkilometer 6490 ab Moskau). Nertschinsk ist Knotenpunkt mehrerer Straßen (nach Sretensk, Balei, Aginskoje, Tschernyschewsk) und besitzt einen kleinen Flughafen.
Siehe auch
Weblinks
Commons: Nertschinsk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Zur Stadtgeschichte (russisch)
- Nertschinsk auf mojgorod.ru (russisch)
Städte und andere Orte (mit mindestens 10.000 Einwohnern) in der Region TransbaikalienVerwaltungszentrum: Tschita
Aginskoje | Balei | Borsja | Chilok | Gorny | Karymskoje | Krasnokamensk | Mogoitui | Mogotscha | Nertschinsk | Perwomaiski | Petrowsk-Sabaikalski | Sabaikalsk | Scherlowaja Gora | Schilka | Sretensk | Tschernyschewsk
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Nertschinsk — Nertschinsk, 1) Bezirk in dem zum russischen Generalgouvernement Ostsibirien gehörigen Transbaikalischen Gebiete, grenzt südlich an die Mongolei, östlich an die Mandschurei u. bildet den östlichen Theil des Gebiets. Der Bezirk wird durchströmt… … Pierer's Universal-Lexikon
Nertschinsk — Nertschinsk, Kreis im nordöstlichen Teil der russisch sibir. Provinz Transbaikalien, im Norden dei Ingoda, im W. der Schilka, 89,851 qkm, wovon 917 qkm Seen, mit (1897) 90,817 Einw. (Russen, Buräten, Jakuten), die Ackerbau, Jagd auf Pelztiere und … Meyers Großes Konversations-Lexikon
Nertschinsk — Nertschinsk, Bezirksstadt im russ. sibir. Gebiete Transbaikalien, an der Nertscha (zur Schilka), 5826 E., Vertrag zu N. 1689 zwischen Rußland und China … Kleines Konversations-Lexikon
Nertschinsk — Nertschinsk, russ. Stadt im östl. Sibirien, im Gouvernement Irkutzk, mit 6000 E., Pelzhandel nach China. Das n. ische Gebirge, die Fortsetzung des Inschan Gebirges, hat Gruben auf Gold, Platin, Silber u. Blei, die größtentheils von Verbannten… … Herders Conversations-Lexikon
Nertschinsk — Nẹrtschinsk, Nẹrčinsk [ tʃ ], Stadt im Gebiet Tschita, Russland, in Transbaikalien an der Nertscha, vor deren Mündung in die Schilka. Geschichte: Nertschinsk wurde 1654 gegründet, 1696 Stadt; bis 1917 Verbannungsort. Der 1689 zwischen… … Universal-Lexikon
Vertrag von Nertschinsk — Der Vertrag von Nertschinsk (russisch Нерчинский договор, Nerčinskij dogovor; Chinesisch: Níbùchǔ tiáoyuē 尼布楚條約) zwischen dem Zarentum Russland und dem Qing Reich ist das erste Abkommen (Qing )Chinas mit einem europäischen Staat. Er wurde am … Deutsch Wikipedia
Nertscha — Vorlage:Infobox Fluss/KARTE fehlt DatenVorlage:Infobox Fluss/GKZ fehlt … Deutsch Wikipedia
Liste der Städte in der Oblast Tschita — Dies ist eine Liste der Städte und Siedlungen städtischen Typs in der russischen Region Transbaikalien. Die folgende Tabelle enthält die Städte und städtischen Siedlungen der Region, ihre russischen Namen, die Kreise, denen sie angehören, sowie… … Deutsch Wikipedia
Murawjow-Amurski — Graf Murawjow Amurski, Porträt von Konstantin Makowski, 1863 Nikolai Nikolajewitsch Murawjow Amurski (russisch Николай Николаевич Муравьёв Амурский, wiss. Transliteration Nikolaj Nikolaevič Murav ëv Amurskij; * 11.jul./ … Deutsch Wikipedia
Nikolai Murawjow-Amurski — Graf Murawjow Amurski, Porträt von Konstantin Makowski, 1863 Nikolai Nikolajewitsch Murawjow Amurski (russisch Николай Николаевич Муравьёв Амурский, wiss. Transliteration Nikolaj Nikolaevič Murav ëv Amurskij; * 11.jul./ … Deutsch Wikipedia