Niederlausitzisch

Niederlausitzisch
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Niederlausitzisch wird in Sachsen und Brandenburg um Cottbus und Hoyerswerda gesprochen. Es steht im klaren Unterschied zu den nördlichen Märkischen Mundarten und den südlich und östlich gelegenen Mundarten des Obersächsischen, des Vogtländischen und des Dialektes des Erzgebirges.

Inhaltsverzeichnis

Allgemein

Sie zeichnet sie sich durch das Fehlen von lokaltypischen Worten aus. Es wird nahezu hochdeutsch gesprochen mit einigen Synkopen und Apokopen, die aber in den meisten deutschen Mundarten gleich sind. Am ehesten gibt es noch eine Verwandtschaft zum Berlinerischen. Besonders zu Erwähnen dabei ist das „wa“, das so viel bedeutet wie „nicht wahr?“. Dieses Wort verliert aber in Richtung der Grenze zu Sachsen an Bedeutung und wird südlich des Ortes Spremberg nicht benutzt, dafür hält das Oberlausitzische „noh“ für „jetzt, nun“ Einzug, beginnend ab den Orten Weißwasser und Hoyerswerda, (hauptsächlich in den Orten Ortrand, Großkmehlen, Kleinkmehlen und den angrenzenden Gemeinden). Das einzige typische an der Aussprache ist das kehlige „r“. Dadurch wird das „-er“ am Wortende fast immer zu einem „-a“, z. B.: „Wassa“ statt „Wasser“. Am Wortanfang wird das „r“ immer aber nie hart gesprochen. In der Wortmitte kann man es bei vielen Wörtern kaum hören, z. B.: A’beit, statt Arbeit. Des Weiteren werden im Niederlausitzischen bestimmte Buchstaben- und Wortkombinationen gerne zusammengezogen, z. B. „Geh’mamal“ für „Gehen wir mal“ oder „Hammada“ für „Haben wir da“. Eines der wenigen Wörter, die aus dem Sächsischen übernommen wurden, ist „gorni“ welches ein Synkope von „gar nicht“ ist. In der Aussprache der südlichen Regionen aber meist als „garni“ oder besser mit dem Buchstaben „å“ als „gårni“. In Richtung Cottbus, Spremberg und Finsterwalde weicht „gorni, garni, gårni“ dem „garnich, garnech“. Der Grund für diese Entwicklung ist die besondere Geschichte dieser Region.

Geschichte

Die Region, in der die Niederlausitzer Mundart gesprochen wird, umfasst die ehemaligen Landkreise Lübben, Luckau, Calau, Senftenberg, Cottbus, Spremberg, Hoyerswerda, Guben, Forst und Weißwasser. Diese Region ist erst sehr spät von deutschsprachigen Siedlern bevölkert worden. Dies lag vor allem an den vielen Sümpfen, die es schwer machten, Ackerland zu gewinnen. Zum anderen war die Kultivierung nicht sehr aussichtsreich, da es sich hier meist um mineralstoffarmen Sandboden handelte (Podsol). Dadurch blieb es bis ins 19. Jahrhundert hinein sehr dünn besiedelt. Mit der industriellen Revolution und dem Finden von Braunkohle (zwischen Senftenberg und Hoyerswerda) kamen viele Zuzügler, v.a. aus Schlesien und dem Ruhrgebiet, aber auch vielen anderen Teilen Deutschlands, hierher. Dieser Prozess verstärkte sich nach dem zweiten Weltkrieg; nun kamen neben vielen Flüchtlingen auch Menschen aus Thüringen, Mecklenburg und Sachsen in das Land Brandenburg. Bei so vielen verschiedenen Mundarten konnte sich keine durchsetzen, da es für einen Märker schwer gewesen wäre, Sächsisch zu sprechen, und umgekehrt, und somit bildete sich hier ein fast hochdeutsches Sprachgebiet heraus. Im heutigen Sprachgebrauch wird die Niederlausitzer Mundart im täglichen Umgang verwendet und ist in allen Gesellschaftsschichten anzutreffen. Durch die fast hochdeutschsche Aussprache und das Fehlen spezieller regionaler Wörter und Redewendungen wird die Niederlausitzer Mundart schnell von Zuzüglern erworben und findet fließend Eingang in die Umgangssprache. Teilweise werden Zeitungsartikel in Niederlausitzer Mundart veröffentlicht.
Der Schriftsteller Erwin Strittmatter verwendet häufig in seinen Werken diesen Dialekt.

Besonderheiten

  • Das in der Oberlausitzer Mundart stark auftretende kehlige „Rollen“ des R-Lautes, ähnlich dem amerikanischen Akzent, verschwindet in der Niederlausitz. Stattdessen tritt verstärkt ein „Verschlucken“ von Buchstaben hervor, hierzu gehört z. B. das bereits erwähnte „r“ in Wortmitte und -anfang.
  • Kurzgesprochenes „i“ wird häufig zu kurzem „ü“, z. B.: Tüsch (Tisch), Hürsch (Hirsch), Kürche (Kirche), Kürsche (Kirsche) usw.
  • Das Perfekt wird teilweise anders als im Hochdeutschen gebildet, z. B.: „sie wurde gefalten“, statt: „sie wurde gefaltet“.

Beispielsatz: Ich hab’ den Fernseher angeschalten. – Ich habe den Fernseher angeschaltet.

  • Es klingt wie ein etwas schlampiges Hochdeutsch, aber eben nicht ganz Berlinisch, da es einige regional begründete Worte gibt, die durch die Zweisprachigkeit dieses Gebietes entstanden.
  • "Mir und Mich" werden häufig verwechselt, ebenso wird beim Dativ häufig statt "bei der .." "bei die.." gesagt.

Sprachbeispiele

Einige Synkopen:

  • een – statt: ein
  • keen- statt: kein
  • geh’n – statt: gehen
  • kohf’n – statt: kaufen
  • ooch od. oh – statt: auch
  • off/uff – statt: auf

Der Hamma’ liegt off’m Tüsch. – Der Hammer liegt auf dem Tisch.
Das weeß ich do’h nich. – Das weiß ich doch auch nicht.
Geh'ma eene roochen? - Gehen wir eine (Zigarette) rauchen?

Zumindest um Cottbus herum wird so gesprochen.

Literatur

Weblinks

books.google.de/books?isbn=3110158833...
de.wikipedia.org/wiki/Der_Laden - 20k

Siehe auch


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