Objektivgewinde

Objektivgewinde

Mit Objektiv- oder Schraubgewinde bezeichnet man in der Fotografie eine Reihe von standardisierten, herstellerunabhängigen Objektivanschlüssen für Wechselobjektive.

Die Schraubgewinde M39, M40 und M42 bilden den Vorläufer der heute den Markt dominierenden Bajonettanschlüsse und wurden hauptsächlich bis in die 1970er Jahre hergestellt. Vor allem das M42-Gewinde bietet aber auch heute noch einen günstigen Zugang zur Spiegelreflex-Fotografie mit qualitativ hochwertigen Optiken, die für andere Anschlüsse (neu wie gebraucht) meist teurer ausfallen.

In den USA spielt der T2-Anschluss eine ähnliche Rolle wie M42 in Kontinentaleuropa. Weitere genormte Gewindeanschlüsse sind das C-Mount und das CS-Mount.

Inhaltsverzeichnis

M39-Schraubgewinde

Das „M“ in der Bezeichnung steht für einen metrischen Durchmesser, die Zahl für den Durchmesser in Millimetern.
Unterschiede bei diesem Anschlußmaß bestehen in der Steigung des Gewindes; die wichtigsten sind das zöllige 1/26", sowie 0,75 und 1 (metrische Maße). Die Steigung 1/26" und 1mm liegen sehr nahe bei einander - Schneider Kreuznach bietet ein Spezialgewinde passend für beide an.

Filtergewinde für M39-Objektive haben zumeist eine Steigung von 0,5 oder 0,75.

Leica-Gewinde

50-mm-Objektiv mit M39-Schraubgewinde (äußeres, silberfarbendes Gewinde).
Das innere, messingfarbene Gewinde regelt die Fokussierbewegung - der dabei aus dem Gehäuse hinausragende Anteil dient der Kupplung an den Entfernungsmesser der Kamera.

Das M39-Leicagewinde, auch Leica L-Mount oder Leica Screw Mount - LSM genannt, wurde ab den 1930er Jahren vor allem für Kleinbild-Meßsucherkameras genutzt. Eingeführt an der Schraubleica entwickelte es sich später, obwohl von Leica selbst 1954 durch das M-Bajonett ersetzt, durch zahlreiche Kopien anderer Hersteller zum allgemeinen Standard für Meßsucherkameras.
Für das Gewinde sind auch heute noch hochwertige Objektive erhältlich.

Neben der Normung des Gewindes ist das Auflagemaß der Objektive auf 28,8 mm festgelegt.

Untrennbar zum LSM-Standard gehört die Kupplung der Entfernungseinstellung der Objektive an den Meßsucher der Kamera. Dies wird durch einen Ring oder Nocken am Objektiv erreicht, der entsprechend der Einstellweite unterschiedlich weit aus dem Objektiv hinausbewegt wird.
Die Bewegungsweite entsprach der Einstellbewegungsweite des von Leica verwendeten Normalobjektivs - dessen "Objektivhub" wurde also direkt auf den Entfernungsmesser übertragen. (Für Objektive anderer Brennweiten ist dies nicht möglich - hier muß dieser definierte Hub dann im inneren des Objektivs durch eine zusätzliche Mechanik erzeugt werden.)

Das Gewindemaß selbst wird auch für Vergrößerungsobjektive verwendet und ist nach wie vor weit verbreitet. Obwohl die Objektive "passen", sind sie untereinander nicht kompatibel. Weiterhin gibt es einige weitere Kamarasysteme, die ebenfalls ein M39 Gewinde benutzen, aufgrund eines anderen Auflagemaßes aber ebenfalls inkompatibel sind (Braun Paxette, frühe Zenit-Spiegelreflexkameras).

M39x1

Objektive mit dem sehr ähnlichen metrischen Gewinde M39/1 wurden in der UdSSR und in Japan beim Kopieren des Leica-Gewindes hergestellt; zumindest in der UDSSR wurde dies aber später korrigiert. Erfahrungsgemäß sind beide Objektivtypen untereinander austauschbar.

M39x0,75

Vergrößerungsobjektive, z. B. einige Brennweiten des Schneider Kreuznach Componon S, wurden auch mit dem metrischen Gewinde M39x0,75 ausgestattet. Ebenso einige Verschlüsse von Großbild/Mittelformatobjektiven werden mit diesem Maß ausgeliefert.

M40-Schraubgewinde

Eher exotisch ist das M40-Schraubgewinde, das vor allem in den 1930er Jahren in Gebrauch war. Die bis Ende der 1940er Jahre gefertigten Kameras Praktiflex sowie die Praktiflex II von Praktica beziehungsweise Pentacon verfügten über diesen Objektivanschluss. Eingeführt wurde es, um Patentstreitigkeiten mit dem Leica-Gewinde aus dem Weg zu gehen.

Einige CCD-Zeilenkameras verwenden auch heute noch das M40-Anschraubgewinde.

M42-Schraubgewinde

M42 ist die Bezeichnung für ein genormtes Schraubgewinde, das von vielen Herstellern verwendet wurde. Der Aussendurchmesser des Schraubgewindes ist 42 mm bei einer Gewindesteigung von 1 mm pro Umdrehung. Das Auflagemaß beträgt 45,5 mm. Bei dem normalen Belichtungsmessvorgang an einer M42-Kamera wird die Blende während der Belichtungsmessung auf den vorgewählten Wert geschlossen. Das Sucherbild dunkelt hierbei ab, soweit die Blende nicht manuell ganz geöffnet entsprechens vorgewählt wird. Dieses Verfahren heißt „Arbeitsblendenmessung“.

M42-Schraubgewinde mit Blendenstößel links oben

M42 ist der Nachfolger des älteren M39-Schraubgewindes und stammt aus einer Zeit, als die Kamerahersteller noch nicht versuchten, die Kunden an das eigene System durch proprietäre Objektivbajonette zu binden. Weite Verbreitung fand es beispielsweise als Objektivanschluss der vom VEB Pentacon hergestellten älteren Generationen der Praktica-Kameras und der zugehörigen Objektive (u.a. Beroflex, Meyer-Optik). Viele von Foto Quelle („Revue“) oder Photo Porst in den 1960er und 1970er Jahren angebotenen M42-Kameras und -Objektive stammten aus der gleichen Quelle. Das früher weit verbreitete M42-Schraubgewinde spielt heute in Neugeschäft nur noch eine untergeordnete Rolle. Zahlreiche Kameragehäuse und eine nahezu unübersehbare Auswahl an Objektiven für dieses Gewinde sind jedoch auf dem Gebrauchtmarkt günstig erhältlich.

Objektive mit M42-Gewinde lassen sich grundsätzlich an allen Kameras verwenden, für die es mechanische Adapter gibt. In der Regel gehen jedoch meist jegliche Automatikfunktionen bis auf die Zeitautomatik verloren. Die verwendete Kamera sollte daher möglichst in der Lage sein, die Belichtungsmessung durch das Objektiv auch bei Arbeitsblende durchzuführen.

Die Anschlüsse von M42-Objektiven sind durchaus nicht alle gleich. Neben der normalen Befestigung, bei der das Objektiv durch das Festdrehen des Gewindes fixiert wird, gibt es auch Objektive mit mechanischem Anschlag. Diese Objektive ermöglichen eine Übertragung des voreingestellten Blendenwertes an das Kamera-Gehäuse und eine Belichtungsmessung bei offen bleibender Blende (Offenblendmessung, Blendensimulation). Dieses System gestattet die Übertragung der am Objektiv vorgewählten Blende durch drei elektrische Kontakte am Objektiv- und Kameragehäuse auf das Messwerk.

Der einzige Standard hinsichtlich der Blendenfunktion, auf den für M42-Objektive teilweise Verlass ist, besteht in der Blendenschließfunktion mit einem axial betätigten Stift. Dieser Stift gelangt beim Festdrehen ungefähr nach unten, in die Sechs-Uhr-Position.

Hat die Kamera keinen Betätigungshebel zur Abblendung des Objektivs, muss dieses entweder eine rein mechanische Blende („Vorwahlblende“) haben (also kein Stift am Objektivanschluss) oder es muss eine „Auto/Manuell“-Umschaltung besitzen, damit man, in der „Manuell“-Stellung, auch ohne den Abblendhebel zur Belichtungsmessung bei Arbeitsblende die Blende schließen kann. Ansonsten bleibt die Blende offen, Aufnahme und Messung sind auch so möglich.

Weitere Adaptionsmöglichkeiten:

a.) „electric“-Objektive bzw. die meisten Objektive mit Offenblendenmessung arbeiten auch am Standard-Anschluss bei Arbeitsblende.

b.) T2-Objektive lassen sich mit einem T-2-Adapter auf M42 adaptieren und bei Arbeitsblende verwenden. Auch T2-Objektive haben ein Gewinde mit 42 mm Durchmesser am Anschluss, jedoch mit anderer Gewindesteigung (0,75 mm pro Umdrehung). Versucht man, die beiden Gewinde miteinander zu verschrauben, lassen sie sich ca. eine Umdrehung zusammenschrauben und verklemmen sich dann.

c.) Mittelformat-Objektive: Da alle Mittelformat-Systeme ein deutlich größeres Auflagemaß haben als das M42-Kleinbildsystem, können sie, zumeist mit der Zwischenstufe T2-Adapter, an das M42-System adaptiert werden. Dabei gehen die diversen Automatikfunktionen verloren. Entsprechende Adapter werden von Spezialherstellern angeboten.

Vergrößerungsgeräte aus osteuropäischer Produktion verwenden teilweise das M42-Gewinde. Um M39-Vergrößerungsobjektive daran einsetzen zu können, ist ein Adapterring erforderlich.

T2-Anschluss

Der T2-Anschluss ist ein gebräuchlicher Gewinde-Objektivanschluss für Kameras und andere optische Geräte. 1957 führte der japanische Objektiv-Hersteller Tamron eine umfangreiche Serie von Wechselobjektiven für 35 mm-Kleinbildkameras ein, die alle einen T2-Anschluss hatten. T2 ist heute der de facto-Standard für den Anschluss von Kameras an Teleskope oder Mikroskope.

Der T2-Anschluss hat wie M42 einen Außengewinde-Durchmesser von 42 mm. Die Gewindesteigung beträgt jedoch nur 0,75 mm pro Umdrehung im Gegensatz zu 1 mm beim M42. Das Auflagemaß ist auf 55 mm festgelegt. Der T2-Standard ist eine rein mechanische Spezifikation. Wie elektrische oder weitere mechanische Elemente der Verbindung von Objektiv zu Kamera auszuführen sind, ist nicht festgelegt.

C- und CS-Mount

Der C-Mount ist ein genormter Gewindeanschluss für Kameraobjektive im professionellen Bereich. Der Aussendurchmesser des Gewindes beträgt 1 Zoll (2,54 cm), die Gewindesteigung beträgt 1/32 Zoll. Das Auflagemaß zwischen dem Flansch des Objektivgewindes und der Bildebene hat einen Wert 17,526 mm (0,69 Zoll). Der C-Mount ist von der SMPTE mit der Norm SMPTE 76-1996 genormt und wird nach der ANSI B1.1 Gewindenorm auch als „1-32 UN 2A“ bezeichnet.

In der Schmalfilmtechnik (Reportagekameras) und später in der Videotechnik ist der C-Mount-Anschluss ein weitverbreiteter Standard. In der Schmalfilm- und Videotechnik (hauptsächlich Industrie und Überwachung) wird der C-Mount-Standard auch heute noch verwendet. Um einen schnellen Objektivwechsel möglich zu machen, wurden zuerst mehrere der relativ kleinen Objektive mit C-Mount-Anschluss und fester Brennweite in Revolvern oder Schiebewechslern montiert. Sobald Zoomobjektive mit ausreichender Qualität zur Verfügung standen, wurden diese verwendet.

Der CS-Mount ist ein vom C-Mount abgeleiteter, ebenfalls genormter Gewinde-Objektivanschluss für Kameraobjektive im professionellen Bereich. Der Durchmesser beträgt ebenfalls 1 Zoll, die Gewindesteigung 1/32 Zoll. Das Auflagenmaß, also der Abstand zwischen dem Flansch des Objektivgewindes und der Bildebene ist mit 12,52 mm etwa 5 mm kleiner als beim C-Mount. Mit einem Zwischenring von 5 mm kann man ein C-Mount-Objektiv in ein CS-Mount-Objektiv bzw. eine CS-Mount-Kamera in eine C-Mount-Kamera umwandeln. Die Adaptierung eines CS-Mount-Objektives zur Verwendung in einer C-Mount-Kamera ist aufgrund des höheren Auflagemaßes nicht möglich.

Siehe auch

Weblinks


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