Omnibus électriques Fribourg–Farvagny

Omnibus électriques Fribourg–Farvagny
Fribourg–Farvagny-le-Grand
Wagen 1 vor dem alten Bahnhof Freiburg
Wagen 1 vor dem alten Bahnhof Freiburg
Streckenlänge: 12,5 km
Stromsystem: 550 Volt =
Legende
BSicon uexKBHFa.svg 0,00 Freiburg Bahnhof
BSicon uxmKRZu.svg 0,10 Bahnstrecke Lausanne–Bern
BSicon uexHST.svg 1,90 Les Daillettes
BSicon uxmKRZ.svg 2,40 Bahnstrecke Lausanne–Bern
BSicon uexHST.svg 3,00 La Glâne Depot
BSicon uexABZrf.svg 3,10 nicht realisierter Abzweig nach Sainte-Apolline
BSicon uexWBRÜCKE.svg 3,20 Glâne
BSicon uexHST.svg 7,73 Posieux
BSicon uexHST.svg 8,00 Ecuvillens
BSicon uexHST.svg 10,30 Magnedens
BSicon uexHST.svg 12,10 Farvagny-le-Petit
BSicon uexKBHFe.svg 12,50 Farvagny-le-Grand Depot

Omnibus électriques Fribourg–Farvagny war die Bezeichnung einer früheren Schweizer Trolleybus-Überlandlinie, im deutschen Sprachraum damals noch Gleislose Bahn genannt. Die 12,5 [1] Kilometer lange Strecke verband den alten Bahnhof von Freiburg im Üechtland mit Farvagny-le-Grand. Nach der zwischen 1900 und 1903 betriebenen Linie zwischen Chillon und Villeneuve war dies der zweite Schweizer Trolleybusbetrieb.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Initiativkomitee Fribourg–Daillettes gegründet, das den Bau einer meterspurigen Tramstrecke von Freiburg nach Les Daillettes, einem Quartier von Villars-sur-Glâne, zum Ziel hatte. Diese sollte nach Möglichkeit bis Bulle verlängert werden.

Zwischenzeitlich erfuhr man jedoch von der neuen Errungenschaft einer Gleislosen Bahn und schickte 1908 eine Delegation zur Besichtigung nach Österreich. Dort wurde mit der Elektrischen Oberleitungs-Automobillinie Gmünd im Juli 1907 die erste Anlage nach dem System Mercedes-Electrique-Stoll eröffnet. In Folge dessen entschloss man sich 1909, zu Gunsten eines "Omnibus électriques" auf die Tram-Konzession zu verzichten. Berechnungen hatten ergeben, dass nur mit einem Drittel der Baukosten gegenüber einer Tramstrecke zu rechnen sei. Die Gleislose Bahn sollte von Freiburg über Les Daillettes nach Farvagny führen, wobei vor der Glâne-Brücke ein circa ein Kilometer langer Abzweig in den ebenfalls zu Villars-sur-Glâne gehörenden Weiler Sainte-Apolline geplant war. Auf diese Weise sollte eine Fabrik für den Güterverkehr erschlossen werden.

Eröffnung

Am 31. August 1910 erhielt das Komitee eine bis zum 1. September 1915 gültige Konzession, welche schliesslich 1912 bis zum 1. Februar 1932 verlängert wurde. Das nach der Konzessionierung gegründete Verkehrsunternehmen wurde als Compagnie des omnibus électriques Fribourg–Posieux–Farvagny SA, abgekürzt F–F, im Handelsregister eingetragen. Als erster Abschnitt ging die 7,73 Kilometer lange Strecke Freiburg–Posieux in Betrieb. Am 15. Dezember 1911 begannen die Probefahrten, am 30. Dezember fand die Eröffnungsfeier statt, bevor am 4. Januar 1912 die reguläre Betriebsaufnahme erfolgen konnte.[1]

Am 1. Oktober 1913 folgte das circa zweieinhalb Kilometer lange Teilstück Posieux–Magnedens. Dieses wurde jedoch zwischen August 1914 und August 1915 wieder vorübergehend stillgelegt, weil zuerst die Strasse den neuen Lasten angepasst werden musste. Als letzter Streckenabschnitt wurde am 1. November 1916 der circa 2,2 Kilometer lange Abschnitt Magnedens–Farvagny-le-Grand eröffnet. Damit war die maximale Ausdehnung erreicht, der geplante Streckenast nach Sainte-Apolline wurde hingegen nie gebaut.

Niedergang

Die Folgen des Ersten Weltkriegs liessen die Gesellschaft in die roten Zahlen rutschen. Auch danach wurden nur noch knapp positive Abschlüsse erzielt, welche an der Rentabilität der noch geplanten Streckenverlängerung nach Bulle zweifeln liessen. Die Fahrzeuge selbst hatten Mängel, welche vor allem auf die noch nicht weit fortgeschrittene Fahrzeugtechnik und den schlechten Strassenzustand zurückzuführen waren. Nach der Elektrifizierung der Bahnstrecke Lausanne–Bern der Schweizerischen Bundesbahnen, der Abschnitt Romont–Bern ging am 15. Mai 1927 in Betrieb, musste die Fahrleitung beim Bahnübergang in La Glâne abgebaut werden. Von diesem Tag an musste das Kontaktwägelchen bei jeder Fahrt mühsam umgesetzt werden; diese Aufgabe übernahm ein Angestellter des nahen Depots der Gesellschaft.

Am 1. April 1929 wurde die Verwaltungstätigkeit an die Chemins de fer électriques de la Gruyère (CEG) abgetreten, welche die Gesellschaft am 30. Juni 1930 für 85'000 Schweizer Franken kaufte. Die CEG beschloss, die Konzession noch bis zum Ende ihrer Laufzeit am 31. Januar 1932 zu nutzen, sie aber nicht zu verlängern. Der letzte elektrische Bus verkehrte am 21. Mai 1932, während der Betriebszeit wurden zusammen 1,5 Millionen Personen elektrisch befördert.[1]

Ab dem Folgetag setzte die CEG nur noch Dieselbusse ein, diese verkehrten durchgehend bis Bulle. Die reguläre Reisezeit von 50 Minuten mit den elektrischen Bussen, reduzierte sich nach der Umstellung auf Dieselbusse, auf nur noch 30 Minuten. Heute wird diese Relation von der Regionalbuslinie 336 bedient. Im Stadtbereich von Freiburg betreiben die Freiburgischen Verkehrsbetriebe seit 1949 ausserdem ein modernes Trolleybusnetz mit drei Linien, den Trolleybus Freiburg im Üechtland.

Infrastruktur

Die Gleislose Bahn von Fribourg nach Farvagny war nur mit einer einspurigen Oberleitung ausgerüstet. Sie bestand aus zwei sich im Abstand von 30 Zentimetern befindlichen Kupferdrähten von 65 Millimetern Durchmesser. Diese befanden sich in einer Höhe von 5,8 Metern über der Fahrbahn. Die Spannung betrug 550 Volt Gleichstrom. Auf den Drähten lief das beim System Mercédès-Électrique-Stoll übliche Kontaktwägelchen, es war durch ein Kabel mit dem Fahrzeug verbunden. Die Fahrzeuge konnten somit auch ohne die Anlage von Wendeschleifen in beide Richtungen verkehren. Bei einer Wagenbegegnung wurden die Kontaktwägelchen zwischen den Fahrzeugen getauscht, indem der Fahrer seinen Fahrzeugstecker aussteckte und das Wägelchen des entgegenkommenden Fahrzeugs zur Weiterfahrt einsteckte. Die Bauart Mercédès-Électrique-Stoll liess eine seitliche Abweichung von sechs bis acht Metern zu. In La Glâne und ab 1916 auch in Farvagny-le-Grand befand sich jeweils ein Depot mit einer Umformerstation.

Fahrzeuge

Wagen 3 auf freier Strecke

Es wurden drei elektrische Omnibusse mit den Betriebsnummern 1 bis 3 und ein Trolleylastwagen angeschafft. Neben der von 1918 bis 1922 betriebenen Gleislosen Bahn Gümmenen–Mühleberg – wo jedoch ausschliesslich Güterverkehr stattfand – war die hier behandelte Strecke eine von insgesamt nur zwei Trolleylastwagen-Betrieben in der Schweiz.

Hersteller aller vier Fahrzeuge war die Daimler-Motoren-Gesellschaft in Wiener Neustadt. Von diesem Hersteller stammten die Fahrgestelle und Aufbauten, und auch die elektrische Ausrüstung wurde hier eingebaut. Alle Fahrzeuge wurden 1911 ausgeliefert. Die Omnibusse boten siebzehn Sitzplätze und sieben Stehplätze. Sie waren anfänglich 20 km/h schnell, 3,2 Tonnen schwer und besassen zwei Radnabenmotoren mit je 20 Pferdestärken Leistung. Die Räder bestanden aus Holz, welche bei den Vorderrädern mit einer einfachen, bei den Hinterrädern mit einer doppelten Gummibandage versehen waren. Die beiden Radnabenmotoren waren sehr anfällig, was auch auf die fehlende Federung zurückzuführen ist, auch entsprachen sie von der Abdichtung nicht den heutigen vollgekapselten Motoren. Diese Konstruktionsschwächen führten zu Störungen, denn die Strassen waren damals noch ungeteerte Naturstrassen, mit entsprechender Staubbelastung für die Motoren. Aus diesem Grund mussten die drei Fahrzeuge zwischen 1917 und 1920 umgebaut werden. Dies geschah beim Unternehmen Tribelhorn in Feldbach ZH, das auch die neuen Motoren einbaute. Die Wagen waren nach dem Umbau 25 km/h schnell; das Gewicht erhöhte sich bei den Wagen 1 und 2 auf 3,6 Tonnen, beim Wagen 3 auf 4,47 Tonnen. Die Fahrzeuge waren in dunkelroter Farbe gehalten, im Bereich des Untergestells waren sie teilweise gelb lackiert.

Damit der Betrieb aufrechterhalten werden konnte, wurde 1917 ein Saurer-Benzin-Omnibus des Typs 32 R beschafft. Der Lastwagen wurde in Folge der fehlenden Zweigstrecke selten benutzt. Die Fahrzeuge wurden nach der Einstellung an Privatpersonen verkauft und sind mit der Zeit alle verschrottet worden.

Literatur

  • Jean-Philippe Coppex, Die Schweizer Überlandtrolleybusse, (zweisprachig: Französisch und Deutsch), Verlag Endstation Ostring, Genf 2008, ISBN 978-3-9522545-3-0
  • Tramclub Freiburg (Hrsg.): Ein Jahrhundert öffentlicher Verkehr in Freiburg, (zweisprachig: Französisch und Deutsch), ohne Verlag, Freiburg 1997, ISBN 2-9700147-0-X

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Die erste Schweizer Trolleybus-Linie in der Neuen Zürcher Zeitung vom 21. April 2001

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