Speisewagen

Speisewagen
DB-BordRestaurant (2008)
Aufwendig gedeckter Tisch in einem britischen Pullman-Speisewagen
Mitropa-Speisewagenservice
Halbspeisewagen Typ ARmh der DB
Speisewagen der CIWL
Ehemaliges BordRestaurant des ICE 3 (inzwischen zum Bistro umgebaut)
Grundriss eines Speisewagens

Ein Speisewagen ist ein besonders für den Erwerb und Verzehr von Speisen und Getränken durch die Reisenden während der Fahrt eingerichteter Eisenbahnwagen. In aller Regel verfügen Speisewagen daher über einen Speiseraum mit restaurantähnlicher Einrichtung sowie über eine Küche. Befinden sich im Speisewagen sämtliche Sitzplätze im Speiseraum, so spricht von einem Vollspeisewagen; soweit auch andere, nicht als Plätze für den Verzehr von Speisen und Getränken vorgesehene gewöhnliche Sitzplätze im Wagen vorhanden sind, von einem Halbspeisewagen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Versorgung der Reisenden vor Einführung,, erste Indienststellungen und zeitgenössische Bedenken

Vor Einführung von Speisewagen mussten die Reisenden auf Angebote an Speisen und Getränken auf den Unterwegsbahnhöfen zurückgreifen. Trotz hierzu zum Teil eingeplanter besonders langer Aufenthaltszeiten beispielsweise über Mittag oder Möglichkeiten zum Erwerb warmer Speisen zum Mitnehmen erwies sich dieses Versorgungssystem als unzureichend, insbesondere, da die Fahrtzeiten teilweise mehr als doppelt so lang wie heute waren.[1]

Der Einsatz von Speisewagen traf anfänglich auf heftigen Widerstand der Bahnhofswirte, welche finanzielle Nachteile durch die Konkurrenz zu ihrem Angebot sahen. Letztlich zeigte sich dann aber doch, dass diese Bedenken unbegründet waren, parallel zum Siegeszug der Speisewagen blühte auch das Geschäft der Bahnhofswirte mit der Versorgung der Reisenden vor oder nach einer Fahrt oder auf Umstiegsstationen auf. Überdies gab es aber auch von technischer wie auch hygenischer Seite aus Vorbehalte, da die Speisewagen die Zuggewichte ohne zusätzliche Passagierkapazitäten zu schaffen erhöhten und man etwaige durch den Zug ziehende Küchen- oder Speisegerüche für schädlich hielt.[2]

Erste Ansätze zur Bewirtung der Reisenden während der Fahrt gab es in den USA. Die Baltimore and Ohio Railroad installierte bereits 1863 in einem Personenwagen ein kleines Restaurant samt Bar und Küche, und bei der Chicago & Dalton Railroad setzte man ab 1868 einen bei der Firma Pullman gebauten Speisewagen ein. Bereits 1870 soll in Russland zwischen Moskau und Odessa ein Speisewagen in Dienst gestanden habe, ein ab 1874 in Großbritannien laufender Pulllmanwagen, der Parlour-Car namens „Victoria“ verfügte hingegen über keine eigene Küche, dass Essen mußte stationär zubereitet und dann in den Wagen geschafft werden.[3] Ab dem 1. November 1879 konnten Fahrgäste der Great Northern Railway zwischen London und Leeds sich in einem Speisewagen versorgen lassen.

Anfängliche Entwicklung in Deutschland bis cirka 1917

Die ersten deutschen Speisewagen wurde von der Internationalen Schlafwagengesellschaft (CIWL) durch Umbau einiger drittklassigen Wagens der Berlin-Anhalter-Eisenbahn improvisiert und ab dem 1. Juli 1880 zunächst zwischen Weimar und Bebra, dann zwischen Berlin und Bebra eingesetzt.[4] Die Küche zur Speisenzubereitung befand sich nicht im eigentlichen Speisewagen, sondern in einem nachfolgenden Gepäckwagen.[5]

Hintergrund für das neu geschaffene Speisewagenangebot war, dass die Preußische Staatsbahn seit dem 15. Mai 1879 einen Schnellzug zwischen Berlin und Bebra einsetzte, der auf der neuerbauten Strecke über Güsten und Sangerhausen Bebra 15 Minuten schneller erreichte als der Schnellzug der Thüringischen Eisenbahn-Gesellschaft über Halle und Erfurt. Zum Ausgleich dieses Wettbewerbsnachteils wollte die Thüringische Eisenbahn-Gesellschaft ihren Fahrgästen mit den ersten deutschen Speisewagen einen besonderen Service bieten.

Dieser Speisewagenservice wurde von der CIWL bis 1884 betrieben. Nach der Verstaatlichung der Thüringischen Eisenbahn-Gesellschaft kündigte man den Vertrag auf und übertrug die Bewirtschaftung der Speisewagen zum 15. Oktober 1885 dem Hallenser Bahnhofswirt Gustav Riffelmann.

Der erste vollständig neue Speisewagen, zugleich auch der erste deutsche Wagen mit Küche, wurde in Deutschland 1880 von der Firma Rathgeber in München gefertigt.[6]

Den entscheidenden Impuls zur flächendeckenden Verbreitung von Speisewagen ergab sich aber erst mit der Einführung von D-Zügen, bei denen die Fahrgäste während der Fahrt den Wagen und damit auch in den Speisewagen wechseln konnten. Als am 1. Mai 1892 der erste D-Zug von Berlin nach Köln fuhr, durfte Gustav Riffelmann auch den Speisewagen dieses Zuges betreiben. In der Folge übernahmen noch weitere private Betreiber die Bewirtschaftung von Speisewagen der preußischen Staatsbahn. Die Speisewagen in Mecklenburg, in Süddeutschland (Großherzogtum Baden, Königreich Bayern und Königreich Württemberg) sowie in Österreich-Ungarn wurden bis 1917 von der CIWL betrieben.

Das Speisenangebot in den Speisewagen reichte vor dem ersten Weltkrieg vom einfachen kontinentalen Frühstück bis hin zum vielgängigen Abendmenü. Im August 1913 konnte man beispielsweise bei der Deutschen Eisenbahn-Speisewagen-Gesellschaft zum Preis von drei Reichsmark ein fünfgängiges Mittagessen, umfassend Rindfleischbrühe, Steinbutt mit Butter, Roastbeef mit Blumenkohl, Rehkeule mit Salat und Kompott sowie Süßspeise, Käse, Butter und Brot, ordern.[7]

Die MITROPA

Im Jahre 1917 übernahm die neu gegründete Mitropa durch Kauf oder Miete die Speisewagen der bisherigen privaten Gesellschaften Riffelmann, Kromrey, DESG, NSG und Scheidling sowie die wegen des Ersten Weltkrieges enteigneten ISG-Wagen.

In Folge des Versailler Vertrags musste die ISG wieder in ihre alten Rechte eingesetzt werden. Die Mitropa bewirtschaftete daher während der Zeit der Weimarer Republik nur Speisewagen im Binnenverkehr der Deutschen Reichsbahn sowie im Verkehr mit Skandinavien.

Erste eigene neue Wagen, bordeaux-rot lackiert, beschaffte die Mitropa ab 1924.[8]

Am 1. Juni 1942 wurde der Speisewagenverkehr im Deutschen Reich eingestellt, in den besetzten Staaten verkehrten jedoch weiterhin Speisewagen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Mitropa aufgeteilt, der ostdeutsche Teil behielt aufgrund des Firmensitzes in Berlin den Namen bei und bewirtschaftete in der DDR die Speisewagen. Bei der Deutschen Bundesbahn war hierfür die Deutsche Schlaf- und Speisewagengesellschaft (DSG), später als Deutsche Service-Gesellschaft der Bahn firmierend, verantwortlich. Nach der Wiedervereinigung hieß die gemeinsame Bewirtschaftungsgesellschaft von 1994 bis 2002 erneut Mitropa.

Speisewagen bei der DB

Bis 1962 gab es Neubau-Speisewagen nur für alliierte Zwecke oder Büffet- und Halbspeisewagen der Bauarten ARbum 216, BRyl 446 und BRbumh 282. Ansonsten wurden lediglich ca. 86 von der Mitropa übernommene Speisewagen durch die DSG eingesetzt.

Für den F-Zug-Einsatz beschaffte die DB jedoch 1954 acht Halbspeisewagen (AR4ümh 54, später ARbum 216) mit Speiseraum mit 30 Plätzen und drei Erster-Klasse-Abteilen. Ferner wurden in den 50er Jahren passend zu den Eilzugwagen des Typs "yl" Halbspeisewagen ohne den üblichen Mitteleinstieg beschafft (BR4ymg 54, später BRyl 446).

Die Deutsche Bundesbahn führte erstmals 1962 Neubau-Speisewagen im TEE Rheingold ein. Weil sich die zum Teil doppelstöckige Ausführung der Rheingold-Bauart nicht bewährte, kamen 1964 neue Speisewagen der Typen WRmh 132 und ab 1969 WRmz 135 (mit Stromabnehmer) in den Verkehr. Ein Teil der WRmh 132 war rot lackiert, der Rest in rot-beigen TEE-Farben ausgeführt. 1966 folgten Halbspeisewagen ARmz 211, ARmh 217 und ARmz 218 (211 mit Pantograf), zuerst in der charakteristischen blau-roten zweifarbigen Lackierung (die Wagen trugen wegen dieser Farbkombination den Spitznamen Kakadu), die ab 1971 dem TEE-Anstrich wich. Der Stromabnehmer diente zur Stromversorgung während eines Zughaltes im Netz der DB, ÖBB und SBB/CFF/FFS. Ein einziger Wagen, ein WRmz 135.1, war für den Einsatz in Frankreich geeignet. Alle diese Wagen (außer WRmh 131) hatten eine Länge von 27,5 Metern wie auch die folgenden Quick-Pick-Wagen.

Im TEE Rheingold setzte man auch sogenannte „Clubwagen“ ein, umgebaute Großraumwagen, in denen man einem Speisenangebot auch Musik und sonstige Animation geboten wurde. Aus kulinarischer Sicht waren die Mahlzeiten im Clubwagen im Vergleich zum Vorkriegs-Rheingold nur noch sehr bescheiden. Neben Snacks wie Hot Dogs oder einem Paar Weißwürste mit Senf und Brezeln konnte der Fahrgast lediglich zum Beispiel zwischen einer kalten Platte, einer Gulaschsuppe, einem Hühnereintopf und einem einzigen wechselnden Hauptgericht, genannt „Clubwagen-Schmankerl“, etwa Leberkäse mit Senf und Brezeln, wählen.[9]

Der Quick-Pick-Wagen

Nach drei im Jahr 1973 gebauten Prototypen beschaffte die Deutsche Bundesbahn zwischen 1975 bis 1977 eine Serie so genannter Quick-Pick-Wagen des Typs WRbumz 139. Ein Teil war in den TEE-Farben rot-beige, ein anderer im damals aktuellen Konzern-Design ozeanblau-beige lackiert. Im Quick-Pick-Wagen mußte der Kunde sich kantinenmäßig an einem Buffet selbst bedienen und zum Schluß an einer Kasse zahlen. Mit der Einführung der stündlichen InterCity-Züge 1979 setzte man alle Wagen im IC-Verkehr ein. Nach Beschwerden von Fahrgästen und Touristikverbänden hinsichtlich der Servicequalität wurde zumindest eine weitere Bedienkraft in den Wagen eingesetzt. Da das SB-Konzept gleichwohl auf Dauer erfolglos blieb, baute man die Quick-Pick-Wagen ab 1987 in Bord-Restaurants des Typs WRmz 137 um.

Bordrestaurant und Bordbistro

Später differenzierte die Deutsche Bahn den Speisewagen in Bordrestaurants, in denen es ein größeres Angebot an warmen und kalten Hauptgerichten und Speisen sowie entsprechende Sitzmöglichkeiten gibt und nach Bordbistros, die nur ein kleines Angebot kalter und warmer Speisen und Getränke verkaufen und in der Regel nur wenige Sitzplätze und ansonsten Stehtische haben.

Seit dem Jahr 2002 bewirtschaftet DB Fernverkehr ihre Züge selbst. Dabei ging sie zunächst bei den ICE 3 dazu über, Bordbistros in Verbindung mit einem Am-Platz-Service einzusetzen. Restaurantwagen im herkömmlichen Sinne (mit Sitzmöglichkeiten und vollständigen Menüs) wurden im Fernverkehr seit Ende 2002 sukzessive abgebaut. Zwischenzeitlich wurde die Strategie jedoch geändert. So sind in den ICE 3 die BordBistros wieder in Wagen mit Bistro und Restaurant umgebaut worden, wobei die Restaurantplätze mit normalen Sitzen der zweiten Klasse realisiert worden sind. 2009 erwirtschafte das Unternehmen mit der Bordgastronomie 84,3 Millionen Euro und fuhr dabei einen zweistelligen Millionenverlust ein[10]. Der bislang (Stand: Juni 2010) höchste Umsatz wird 2008 mit 88 Millionen Euro erwirtschaftet.[11]

In 390 Speisewagen und 250 Bordbistros arbeiteten Mitte 2010 1.900 Mitarbeiter.[11]

Teilweise ergänzt auch DB Regio hochfrequentierte Zugläufe um besondere Wagen, die über einen SnackPoint, einen Waren- und Getränkeautomaten verfügen. Auf einigen RE-Linien in NRW wurde ebenfalls in einigen RE-Zügen eine Art Bistro unter der Bezeichnung ZugCafé eingeführt. Diese entsprechenden Doppelstock-Bistrowagen wurden mittlerweile meist jedoch wieder zu normalen Doppelstockwagen umgebaut, nur auf der Linie RE2 in NRW laufen noch diese ZugCafé-Wagen unter dem Gattungszeichen DBpkz. Allerdings ist der Bistrobereich mittlerweile auch nur noch in der Hauptverkehrszeit von Montag bis Freitag geöffnet. Früher war auch die Linie RE7 in NRW bewirtschaftet, und zwar durch den Cateringservice "ZUGIT". Dort gab es richtiges Geschirr und frisch gezapftes Bier.

Rauchfreie Speisewagen und Bordbistros

Seit 1. Oktober 2006 gilt in den Speisewagen der Deutschen Bahn ein Rauchverbot.[12] Gleichzeitig wurden auch die Speisewagen der ÖBB komplett auf Nichtraucher umgestellt. In den schweizerischen Speisewagen gab es, wie in allen Schienenfahrzeugen der Schweiz, schon länger ein Rauchverbot.

Liste der deutschen Neubau-Speise- und Büffetwagen (DB und DR)

Typ Baujahr Anzahl Länge Pant. Bemerkungen
ADmh101 1962 5 Aussichtswagen für Rheingold und Rheinpfeil
ARDmh105 1964 12 Barwagen für TEE-Verkehr
ARDmz106 1964 5 Barwagen für TEE-Verkehr
WRm130 1984 26 ex DR, modernisiert ab 1992
WRmh131 1962 5 26,4 m ÷ teilweise doppelstöckig
WRmh132 1964–68 27 27,5 m ÷ später WRmz132
WRtmh133 1964 3 Touristik-Speisewagen
WRmz133 1999–2001 24 27,5 m Umbau aus WRmz135
WRtmh134 1965 18 Touristik-Speisewagen
WRmz134 2003–04 24 27,5 m Umbau aus WRmz133 (Fahrgastinformationssystem)
WRmz135 1969–73 35 27,5 m
WRmz135 1968 1 27,5 m für Frankreicheinsatz
WRtmh136 1987 3 Cafeteria/Kinderland, Umbau aus WRtmh134
WRkmz136 1993 2 27,5 m McDonald's Speisewagen, Umbau aus ARmz211
WRmz137.0 1987–89 40 Umbau aus WRbumz139
WRmz137.1 1993 3 ÷ Umbau aus WRbumz139, mehrspannungsfähig
WRbumz138 1973 3 Prototyp Quick-Pick, Umbau aus BRbum282
WRmbz138.1 2000–02 10 für DBAutozug, Umbau aus ARkimbz262
WRbumz139 1975–79 43 Quick-Pick
ARmz211.0 1971 56 27,5 m Halbspeisewagen
ARmz211.1 1971 6 27,5 m Halbspeisewagen, mehrspannungsfähig, 1992 modernisiert für Köln–Amsterdam, heute 3 Wagen im Berlin-Warszawa-Express
ARm216 1954 8 Halbspeisewagen, ursprünglich für F-Züge
ARmh217 1966 10 27,5 m ÷ Halbspeisewagen, rot/blau „Kakadu-Lackierung“
ARmz218 1966 15 27,5 m Halbspeisewagen
ARkimbz262 1988–92 155 26,4 m ÷ IR-Bistro, Umbau aus ABm225
BRbumh281 1960 2 Büffetwagen
BRbumh282 1962 50 Büffetwagen, umgebaut in Gesellschaftswagen und Quick-Pick Prototyp
BRbum282.1 1968 2 Imbisswagen, Umbau aus BRbum282
BRbumh283 1962 3 wie BRbumh282, andere Sitzanordnung
BRbumz285 1971 5 Snack-Bar
BRyl446 1954 3 Eilzugbauart
WGmh854 1983 3 26,4 m ÷ Rheingold-Club, Umbau aus Apmz121
WRkmz858 1995 2 26,4 m ÷ für Touristikzug, Umbau aus Bpmz???
WRkmz858.1 1995 2 für Touristikzug, Umbau aus WRmz137
Wgr??? 1967–69 17 ex DR, MOD-Bauart, Büffetwagen
WRm??? 1995 7 für CityNightLine, Umbau aus DR-Apmz/Bpmz
WRge542 1973–75 50 ex DR-Reko-Wagen, 1985–87 Umbau zu Wgre-Büffetwagen, z. T. für Städteexpress

Speisewagen in Straßenbahnen

U76 mit Bistro

Eine Besonderheit war, dass früher den Zügen der Überlandstraßenbahn zwischen Düsseldorf und Duisburg sowie Düsseldorf und Krefeld über Jahrzehnte zu manchen Tageszeiten ein Speisewagen beigestellt wurde. Später wurde in den dann verwendeten längeren Gelenkwagen der Straßenbahn ein Speiseabteil eingerichtet. Noch heute können Fahrgäste auf der so genannten K-Bahn, die Linie U 76, (zwischen Düsseldorf und Krefeld) der Rheinbahn kleinere Speisen und Getränke während der Fahrt erwerben. Auch einzelne andere Straßenbahnbetriebe experimentierten mit Speiseabteilen, wie in Bonn und Hannover, im Dauerbetrieb durchsetzen konnten sie sich nicht. Ein Bistroabteil gibt es heute in manchen Zügen der Stadtbahn in Karlsruhe.

Österreich

Österreichischer Speisewagen

In Österreich betrieb nach dem Zweiten Weltkrieg wieder die CIWL ihre eigenen Speisewagen, darunter einen 1950 bei SGP gebauten Neubautyp. Ab 1965 wurden für die Triebzüge ÖBB 4010 auch bahneigene Speisewagen gebaut, 1966 zehn Halbspeisewagen mit Abteilen 2. Klasse für den Inlandverkehr und Züge in die Schweiz und nach Deutschland beschafft. 1977 und 1981 kamen dann zehn klimatisierte Vollspeisewagen für den internationalen Verkehr, 1982 zehn Halbspeisewagen mit Großraum 2. Klasse für den Inlandverkehr (sogenannte „Lange Schlierenwagen“) dazu. Darüber hinaus gab es Buffetwagen im Inlandverkehr: zunächst wurden Altbauwagen aus den 1930er Jahren modifiziert, später auch entsprechend ausgestattete „Schlierenwagen“ und „Lange Schlierenwagen“ beschafft; auch ein Teil der Mittelwagen der ÖBB 4010-Triebzüge war als Buffetwagen eingerichtet.

Alle diese Wagentypen sind heute aus dem Regelbetrieb ausgeschieden oder in andere Wagentypen umgebaut. Heute verkehren 16 Speisewagen von 1988 und 18 druckertüchtigte Speisewagen von 1991 im Inland und grenzüberschreitend, darüber hinaus wurden 10 BordRestaurant-Wagen von der Deutschen Bahn AG übernommen und ab 2004 teilweise modernisiert, allerdings sind davon aufgrund des schlechten Zustandes der Wagen nur fünf im Planbetrieb.

Bis 1996 wurden die Speisewagen von der CIWL betrieben. Nach einem Intermezzo mit der Firma Trainristo werden die Speisewagen seit 10. Juni 2001 von è-express bewirtschaftet. Je nach Nachfrage arbeiten eine oder zwei Personen im Speisewagen. Das ist weniger als früher; da der Großteil der Gerichte bereits in vorbereiteter Form (Fertiggericht) vorliegt, erfordern sie deutlich weniger Vorbereitungszeit, was es ermöglicht, das Personal im Wagen zu reduzieren. Alle EuroCity, Railjet und ÖBB-EuroCity sowie einige wenige InterCity führen einen Speisewagen; in den restlichen InterCity gibt es dagegen nur noch kleine Snacks und Getränke welche durch ein mobiles Bordservice der Firma è-express direkt an den Sitzplatz gebracht werden. In den ICs von Graz nach Linz gibt es jedoch weder Speisewagen noch mobiles Bordservice.

Liste der österreichischen Neubau-Speise- und Büffetwagen (ÖBB)

Typ Baujahr Anzahl Bemerkungen
BR4hTL 7310.0 1965 5 Halbspeisewagen für ÖBB 4010 (ausgemustert)
BR4hTL 7110.3 1966 12 Buffetwagen für ÖBB 4010 (ausgemustert)
WR4hTL 7310.1 1970 12 Speisewagen für ÖBB 4010 (ausgemustert)
BRm 85-33.0 1966 10 Halbspeisewagen mit Abteilen 2. Klasse
WRmz 88-33.0 1991 6 Umbau aus BRm 85-33.0 (heute 1 Wagen bei ErlebnisBahn)
Bpz 85-35.3 1975 10 Schlieren-Buffetwagen (heute bei ErlebnisBahn)
BRmpz 85-75.0 1982 10 Inlands-Halbspeisewagen mit Großraum 2. Klasse
WRmz 88-75.0 1988 10 Umbau aus BRmpz 85-75.0 (1997 zu Steuerwagen umgebaut)
Bmpz 85-75.5 1983 5 Inlands-Buffetwagen (1996 zu Steuerwagen umgebaut)
WRmz 88-70.0 1977 5 RIC-Speisewagen (1997 ausgemustert)
WRmz 88-70.1 1982 5 RIC-Speisewagen (2001 ausgemustert)
WRmz 88-90.2 1988 16 RIC-Speisewagen, ab 2003 modernisiert
WRmz 88-91.3 1991 18 RIC-Speisewagen, druckertüchtigt, ab 2003 modernisiert
WRmz 88-95.0 2005 5 Umbau aus DB WRmz137 (1988 aus WRbumz139, Baujahr 1975, entstanden)

Schweiz

Schweizerischer Speisewagen

In der Schweiz wurden die Speisewagen des Inlandverkehrs traditionell von der SSG betrieben. In den 1980er Jahren kam als weiterer Betreiber auf einigen Linien Le Buffet Suisse hinzu und führte neben klassischen Speisewagen Sonderangebote wie „Chäs-Express“ und „Calanda-Land“ ein. Dieser Betreiber wurde 1997 nach finanziellen Schwierigkeiten vorübergehend von der Mitropa übernommen (dann als „Mitropa Suisse“ bezeichnet). Die SSG wurde 2000 in Passaggio umbenannt und an die italienische Autogrill-Gruppe verkauft. Das Speisewagengeschäft (Passaggio Rail) wurde 2001 abgetrennt und gehört nun mehrheitlich der SBB. 2002 übernahm Passaggio Rail das operative Geschäft der Mitropa Suisse (ehemals Le Buffet Suisse), und 2003 wurde die Gesellschaft in elvetino umfirmiert. Für eine kurze Zeit unterhielt zudem die McDonald’s-Fastfood-Restaurant-Gruppe zwei Speisewagen, wobei der große Erfolg wie später in Deutschland ausblieb.

Alle EuroCity-Züge, der überwiegende Teil der InterCity-Züge und einige weitere Züge in der Schweiz führen einen Speisewagen. Bei den Doppelstockwagen IC2000 wurde zunächst nur ein „Bistro-Bar“-Wagen vorgesehen, diese werden nun jedoch der Nachfrage entsprechend in Vollspeisewagen umgebaut.

Die Rhätische Bahn betreibt seit langer Zeit Speisewagen verschiedener Bauarten in einigen Zügen; diese Wagen werden heute als «Gourmino» bezeichnet, sind blau lackiert und werden von der RailGourmino swissAlps AG (Chur) bewirtschaftet. Im Glacier-Express werden die Reisenden seit 2006 von einem Bar- und Küchenwagen aus mit Mahlzeiten am Platz bedient; diese Wagen verkehren auf der gesamten Strecke zwischen St. Moritz und Zermatt.

Andere Staaten

Speisewagen 1. Klasse in The Ghan, Great Southern Railway, Australien
Pullman-Speisewagen der NYMR

Die Bahnen zahlreicher anderer Staaten bieten ebenfalls gastronomischen Service in ihren Fernzügen. Ein besonderer, ganz auf den Reisegenuss abgestellter Service ist der Speisewagen-Sonderzug der Museumseisenbahn North Yorkshire Moors Railway, der ausschließlich aus historischen Pullman-Speisewagen gebildet wird und keinem anderen Zweck dient, als gehobene Gastronomie im Speisewagen im Stil der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts anzubieten.

Literatur

  • Jgnaz Civelli: Mit allen Wassern gewässert. Bis zur Minibar und zum Bordrestaurant im Zug war es ein langer, gewundener Weg mit wunderlichen Anfängen. In: Jahrbuch für Eisenbahngeschichte, Band 35 (2003), S. 99-103. Hg.: Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte e. V., Werl 2003. ISBN 3-936619-01-8
  • Albert Mühl: Speisewagen in Deutschland. EK-Verlag, Freiburg 1994, ISBN 3-88255-675-7
  • Fritz Stöckl: Speisewagen. 100 Jahre Gastronomie auf der Schiene. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-613-01168-9
  • Wolfgang Theurich, Joachim Deppmeyer: Reisezugwagen 3. Speise-, Schlaf- und Salonwagen. Transpress, Berlin 1994, ISBN 3-344-70904-6
  • Peter Reinthaler, Hermann Heless: Reisezugwagen österreichischer Eisenbahnen. Alba, Düsseldorf 2006, ISBN 3-87094-194-4

Einzelnachweise

  1. Heinrich Krohn: ...auf der Schiene. Die Geschichte der Reisezug- und Güterwagen. Jubiläumsband der Waggonfabrik Talbot in Aachen anlässlich des 150jährigens Bestehens, Prestel, München 1988, S. 75
  2. Fritz Stöckl: Speisewagen. 100 Jahre Gastronomie auf der Schiene. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-613-01168-9, S. 9, 30
  3. Fritz Stöckl: Speisewagen. 100 Jahre Gastronomie auf der Schiene. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-613-01168-9, S. 7
  4. Fritz Stöckl: Speisewagen. 100 Jahre Gastronomie auf der Schiene. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-613-01168-9, S. 30 f.
  5. Heinrich Krohn: ...auf der Schiene. Die Geschichte der Reisezug- und Güterwagen. Jubiläumsband der Waggonfabrik Talbot in Aachen anlässlich des 150jährigens Bestehens, Prestel, München 1988, S. 75
  6. Fritz Stöckl, Peter Molle, Hermann Wolters: Vom Adler zum TEE. Eisenbahnen in Deutschland. 2. Auflage, Bohmann-Verlag, Heidelberg / Wien 1971, S. 138
  7. Fritz Stöckl: Speisewagen. 100 Jahre Gastronomie auf der Schiene. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-613-01168-9, S.47 f.
  8. Fritz Stöckl, Peter Molle, Hermann Wolters: Vom Adler zum TEE. Eisenbahnen in Deutschland. 2. Auflage, Bohmann-Verlag, Heidelberg / Wien 1971, S. 139
  9. Fritz Stöckl: Speisewagen. 100 Jahre Gastronomie auf der Schiene. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-613-01168-9, Wiedergabe einer origanalen Speisekarte auf S. 74
  10. Umsatz um vier Prozent zurückgegangen: Bahn macht mit Bordrestaurants Verluste. In: Rheinische Post, 4. Mai 2010
  11. a b Bahn investiert in besseren Bord-Kaffee. Spiegel online, 21. Juni 2010
  12. Die sitzen einfach nur rum. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. Oktober 2006

Weblinks


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