Orgel der Christuskirche (Norden)

Orgel der Christuskirche (Norden)
Orgel der Christuskirche (Norden)
Rohlfsorgel Norden.jpg
Allgemeines
Ort Christuskirche (Norden)
Orgelerbauer Johann Gottfried Rohlfs
Baujahr 1796–1799
Letzte(r) Umbau/Restaurierung 1998
Epoche Klassizismus
Orgellandschaft Ostfriesland
Technische Daten
Anzahl der Register 11
Anzahl der Pfeifenreihen 14
Anzahl der Manuale 2
Tontraktur Mechanisch
Registertraktur Mechanisch
Anzahl der 32′-Register
Anzahl der 64′-Register

Die Orgel der Christuskirche (Norden) des Esenser Orgelbauers Johann Gottfried Rohlfs in der Evangelisch-Freikirchlichen Christuskirche (Baptistengemeinde) an der Osterstraße ist die zweitälteste Orgel in Norden (Ostfriesland). Die Orgel wurde 1796-1799 in barocker Tradition erbaut und zunächst in der Mennonitenkirche Norden aufgestellt. Sie verfügt heute über elf Register, zwei Manuale und Pedal.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Ende des 18. Jahrhunderts gab Heere Dirks Stroman, Bauleiter der Norder Mennonitengemeinde, Rohlfs den Auftrag, für den Kirchsaal der alteingesessenen Freikirche eine Orgel zu konzipieren und anschließend zu bauen. Der vereinbarte Preis von 400 Reichsthalern war in den Jahren 1796-1797 von 87 „Jünglingen und Jungfrauen“ der Mennonitengemeinde zusammengelegt und der Gemeinde übergeben worden. Die von Rohlfs erstellte Orgel besaß anfangs nur eine Klaviatur mit wahrscheinlich sieben Registern und ein angehängtes Pedal.

Eine erste Erweiterung erfuhr die Rohlfs-Orgel im Jahr 1890. Der Norder Orgelbauer Johann Diepenbrock ergänzte einen Principal 8′. Die Abnahme erfolgte am 6. November 1890.

Um 1900 erstellte der Orgelbauer Wilhelm Bruns ein neues Gutachten, in dem unter anderem die Renovierungsbedürftigkeit einiger Register festgestellt wurde. Beanstandet wurde außerdem das Fehlen des angehängten Pedals und das Fehlen eines zweiten Manuals. Die Norder Mennoniten entschieden sich aufgrund dieses Gutachtens für eine neue Orgel. Die Rohlfsorgel wurde für 450 Goldmark an die Norder Baptistengemeinde veräußert, die sie in ihre neue Kirche an der Osterstraße (heute: Christuskirche) einbauen ließ.

In den Kriegsjahren 1914-1918 mussten die meisten Zinnpfeifen für Rüstungszwecke abgeliefert werden. Die Baptistengemeinde erhielt dafür den Betrag von 571,12 RM. Nach dem Krieg ersetzte man die Prospektpfeifen Praestant 4′ durch minderwertige Zinkblechpfeifen.

Eine weitere Veränderung erfuhr die Rohlfsorgel in den Nachkriegsjahren 1948-1949. Der Orgelbauer Puchar baute das bislang angehängte Pedal in ein selbstständiges um. Zwischen 1958 und 1959 erfolgte ein weiterer Ausbau der Orgel. Die Firma Alfred Führer (Wilhelmshaven) überholte die Orgel und fügte ein zweites Manual sowie einen Pedalbass ein. Das Orgelgehäuse mit dem vorn in der Mitte befindlichen Spieltisch blieb dabei im Wesentlichen unverändert. Das untere mit Knochen belegte Manual blieb ebenfalls erhalten. Auch die Windlade (Schleiflade) ging noch auf den ersten Erbauer zurück. Bei dem Umbau wurde sie lediglich geteilt und erhielt einen zweiten, vorne liegenden Ventilkasten für das obere Manual. Der Tonumfang ist bis heute C-d3.

Disposition 1959:

I Hauptwerk C–d3
Rohrflöte 8′
Praestant 4′
Waldflöte 2′[Anm. I 1]
Terzian II
Mixtur III
II Oberwerk C–d3
Gedakt 8′[Anm. I 1]
Rohrflöte 4′[Anm. I 1]
Oktav 2′
Glöcklein 1′
Pedal
Subbass 16′
Oktavbass 8′
Anmerkungen I
  1. a b c Von Rohlfs.

Bei diesen Umbaumaßmahmen wurden für die damalige Zeit zum Teil moderne (Kunststoff-)Bauteile verwendet, was dazu führte, dass die Spieltraktur im Laufe der Zeit schwergängig wurde und durch Windverlust in den Zuführungen der Klang an Kraft und Glanz verlor.

Durch Orgelbauer Bartelt Immer aus Norden erfolgte 1984 eine in der Werkstatt durchgeführte Generalüberholung der technischen Anlage der Orgel. Hierbei wurde die Windlade ganz zerlegt und repariert. Die Gehäuseteile wurden abgebeizt und erhielten die ursprüngliche weiße Farbgebung wieder, die auch bei der Veenhusener Rohlfs-Orgel von 1801 zu sehen ist. Die bisher auf beide Werke verteilten Rohlfs-Register wurden im Oberwerk vereinigt; aus Glöcklein 1′ wurde Quint 11/3′. Den Austausch des Registers Praestant (Zinkpfeifen) gegen Principal 4' (entsprechend der bei Rohlfs bekannten Ausführung) verschob man allerdings aus finanziellen Gründen auf 1998.

1998 erfolgte die Rekonstruktion der fehlenden Rohlfs'schen Register:

  • Principal 4′ (aus Bleipfeifen mit 28 % Zinngehalt mit Rundlabien; im Prospekt sind diese Pfeifen mit Zinnfolie belegt)
  • Nasat 3′ (zur Mündung sich konisch verjüngend)
  • Mixtur III

Da Rohlfs immer die gleichen Mensuren bei 4′-Orgeln verwendete, konnten die Register nach seiner Orgel in Veenhusen gut kopiert werden. So bietet die Orgel im heutigen Zustand einen in sich geschlossenen Klangcharakter, der der Rohlfs'schen Intention entspricht.

Am 9. Mai 1998 konnte der 200. Geburtstag der Orgel gefeiert werden. Bei dieser Feier spielte Kantor Reinhard Ruge, Organist an der Arp-Schnitger-Orgel in der Norder Ludgeri-Kirche, das Instrument. Durch seine Gutachten und durch die Überwachung der Renovierungsarbeiten hat Ruge wesentlich zum Erhalt dieser zweitältesten Orgel in Norden beigetragen.

Disposition seit 1998

I Hauptwerk C–d3
Rohrflöte 8′
Principal 4′
Nasat 3′
Oktav 2′
Mixtur III
II Oberwerk C–d3
Gedact 8′[Anm. II 1]
Rohrflöte 4′[Anm. II 1]
Waldflöte 2′[Anm. II 1]
Quint 11/3
Pedal
Subbass 16′
Oktavbass 8′
Anmerkungen
  1. a b c Rohlfs

Technische Daten

Literatur

  • E. Popkes: Alte und neue Orgeln - alte und junge Orgelbaumeister. In: Unser Ostfriesland. Nr. 24, 1954.
  • Mennonitengemeinde zu Norden (Hrsg.): 450 Jahre Mennoniten in Norden. Mahler, Ellerbek 2006 (online).
  • Walter Kaufmann: Die Orgeln Ostfrieslands. Ostfriesische Landschaft, Aurich 1968.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Christuskirche (Norden) — Christuskirche in Norden Die Evangelisch Freikirchliche Christuskirche im ostfriesischen Norden wurde im Jahr 1900 im neugotischen Stil errichtet. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Norden (Niedersachsen) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Nörden — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Christuskirche (Dresden-Klotzsche) — Die Christuskirche in Klotzsche Die Christuskirche ist eine evangelisch lutherische Kirche im Dresdner Stadtteil Klotzsche. Sie wurde als zweite Kirche des Ortes von 1905 bis 1907 erbaut und ist seit der Eingemeindung Klotzsches 1950 eine der… …   Deutsch Wikipedia

  • Christuskirche (Heilbronn) — Turm der Christuskirche Heilbronn Die Christuskirche ist eine evangelische Kirche in Heilbronn, die sich in der Südstraße 118 befindet. Sie ist die Kirche der evangelischen Südgemeinde Heilbronns. Der 1962 begonnene Bau hat eine ältere Kirche in… …   Deutsch Wikipedia

  • Christuskirche (Hamburg-Eimsbüttel) — Portal der Christuskirche Eimsbüttel …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Orgeln im Landkreis Aurich — Die Liste der Orgeln im Landkreis Aurich umfasst alle erhaltenen Orgeln im Landkreis Aurich (Ostfriesland). Sie ist eine Ergänzung zum Hauptartikel Orgellandschaft Ostfriesland, wo sich weitere Literatur findet. In der vierten Spalte sind die… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der historischen Orgeln in Ostfriesland — In der Liste der historischen Orgeln in Ostfriesland sind alle erhaltenen historischen Orgeln in Ostfriesland erfasst, eine der reichsten Orgelregionen der Welt mit Instrumenten aus allen Epochen seit der Spätgotik (15. Jahrhundert). Hier werden… …   Deutsch Wikipedia

  • Lintel (Norden) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Orgeln in Ostfriesland — Die Liste der Orgeln in Ostfriesland verzeichnet die historischen Orgeln und überregional bedeutenden Orgelneubauten in Ostfriesland, eine der reichsten Orgelregionen der Welt mit Instrumenten aus allen Epochen seit der Spätgotik (15.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”