Orontiden

Orontiden
Das Königreich Armenien unter den Orontiden

Die Orontiden (armenisch Երվանդունիների հարստություն oder unter ihrem ursprünglichen Namen Yervanduni) sind die erste bekannte armenische Dynastie.[1] Die Orontiden errichteten ihre Oberherrschaft über Armenien zu der Zeit der skythischen und medischen Invasion im 6. Jahrhundert v. Chr. Ihre Nachkommen herrschten über das Königreich Sophene und über Kommagene bis zum Jahr 72.

Inhaltsverzeichnis

Historischer Hintergrund

Der Name Orontes ist die hellinisierte Form des armenisch männlichen Namens Yervand, der aus dem iranischen stammt. Der Name Orontes (Ὀρόντης) ist nur auf griechisch bezeugt. Das avestische Gegenstück ist Auruuant (Mutig, Held) und mittelpersisch Arwand. Einige vermuteten eine Kontinuität mit dem hethitischen Namen Arnuwanda. Verschiedene griechische Schreibungen in klassischen Quellen sind Orontes, Aruandes oder Ardoates. Die Existenz der Dynastie ist mindestens 400 v. Chr. bezeugt, und es kann gezeigt werden, dass sie zuerst von Armawir aus und dann später von Jerwandaschat aus herrschten. Das genaue Gründungsdatum der Orontiden wird unter den Forschern noch diskutiert, aber es gibt einen Konsens darüber, dass sie nach der Zerstörung Urartus durch die Skythen und Meder um 612 v. Chr. erschien.

Orontidische Könige und Satrapen Armeniens

Xenophon erwähnt den armenischen König Tigranes in seinem Werk Cyropädie (Erziehung des Kyros). Er war ein Verbündeter des Kyros II. mit dem er auf die Jagd ging. Tigranes zahlten an Astyages Tribut. Sein älterer Sohn hieß auch Tigranes. Nach dem Ausbruch von Feindseligkeiten zwischen den Medern und Babylon, verweigerte Tigranes seine Zahlungen an die Meder. Als ein Nachfolger Astyages' verlangte Kyros II. aber diesen Tribut für sich. Strabon verarbeitete dies in seiner Geographika (Buch XI, 13.5). Mit den Wirren, die nach den Tod Kambyses II. entstanden und der Ernennung des Smerdis als König, revoltierten die Armenier im Jahr 512 v. Chr.. Dareios I. schickte den Armenier Dâdarši, um die Revolte zu ersticken und ersetzte ihn später durch den Perser Vaumisa, der die Armenier am 20. Mai 521 v. Chr. besiegte. Zu selben Zeit behauptete ein anderer Armenier namens Aracha, Sohn des Chaldita, dass er der ein Sohn des letzten Königs von Babylon Nabonid sei und nannte sich Nabu-kudurri-usur IV.. Sein Aufstand war kurz und wurde von General Intaphernes niedergeschlagen.

Diese Ereignisse werden im Detail in der Behistun-Inschrift erwähnt. Nach der Neuordnung der Verwaltung des persischen Reiches, wurde Armenien in mehrere Satrapien eingeteilt. Die armenischen Satrapen heirateten in der Regel mit Mitgliedern der persischen Königsfamilie. Diese Satrapen stellten Xerxes I. Kontingente zu Verfügung für seine Invasion in Griechenland im Jahr 480 v. Chr. Herodot sagt, dass die Armenier in Xerxes Armeen wie die Phryger gekleidet waren. 401 v. Chr. marschierte Xenophon mit einer großen Armee griechischer Söldner durch Armenien. Xenophon erwähnt zwei Personen namens Orontes, wahrscheinlich beide Perser. Einer war ein Adeliger, ein hoher Armeeoffizier und gehörte zu königlichen Familie; als Kommandeur der Zitadelle von Sardes wagte er Krieg gegen Kyros der Jüngeren und versuchte ihn kurz vor der Schlacht bei Kunaxa an Artaxerxes II. zu verraten, wurde aber gefangen und hingerichtet. Xenophons Anabasis hat eine genaue Beschreibung des Landes, die besagt, dass die Region in der Nähe des Flusses Kentrites (heute Botan) für Artaxerxes II. durch den Satrap Orontes - Sohn des Artasyras' verteidigt wurde und dass dieser armenische und alarodische Truppen hatte. Tiribazos, der später Satrap von Lydien wurde, wird als Hipparchos von Armenien unter Orontes erwähnt.

401 v. Chr. gab ihm Artaxerxes II. seine Tochter Rhodogoune Orontes I. zu Frau. In zwei Inschriften des Königs Antiochos I. auf seinem Monument am Nemrut Dağı wird Aroandes/Orontes, Sohn des Artasouras und Ehemann der Tochter Artaxerxes Rhodogoune als einer der Vorfahren der orontidischen Herrscherfamilie von Kommagene, die sich ihre Familie bis zurück zu Dareios I. führt, erwähnt. Diodor erwähnt einen anderen Orontes, vielleicht denselben, der 362 v. Chr. Satrap von Armenien und der wegen seiner adeligen Herkunft und seines Hasses auf den König Anführer der aufständigen Satrapen von Kleinasien war. Verleitet von seiner Liebe zu Macht und Betrug, verriet er die Satrapen an den König. Orontes verlor er seinen Posten als Satrap von Armenien und wurde als Satrap in die unbedeutendere Satrapie Mysien versetzt. Aber er lehnte sich 357 v. Chr. ein zweites Mal auf, wahrscheinlich wegen seiner Unzufriedenheit über die Belohnungen des Königs, und begann einige Angriffe, die bis in die Regierungszeit des neuen Königs Artaxerxes III. anhielten. Während der Zeit eroberte er sogar die Stadt Pergamon, aber schlussendlich musste er sich mit dem König versöhnen. Im Jahr 349 v. Chr. wurde erhielt er während des Abschlusses eines Handelsvertrages mit Athen das athenische Bürgerrecht und einen goldenen Kranz. Er ließ während des Satrapenaufstandes viele Münzen in Klazomenai, Phokäa und in Lampsakos prägen. Alle späteren Orontiden sind seine Nachfahren. Dareios III. war als Satrap von Armenien sein Nachfolger in den Jahren 344 bis 336 v. Chr.

Ein armenisches Kontingent war unter der Führung des Orontes II. und eines gewissen Mithraustes' in der Schlacht von Gaugamela anwesend. Diodor erwähnt, dass Orontes II. ein Freund des makedonischen General Peucestas war. Armenien kam offiziell unter Makedoniens Herrschaft, als dessen Herrscher Alexander den Großen anerkannten. Alexander ernannte einen Orontiden namens Mithranes nach dem Sieg über Orontes II. zum Verwalter in Armenien. Mit dem Einverständnisses aus Babylon nach dem Tod Alexanders im Jahr 323 v. Chr. wurde Armenien General Neoptolemos unterstellt und blieb es bis zu seinem Tod in einem Kampf 321 v. Chr. Um 302 v. Chr. wurde die armenische Hauptstadt durch Orontes von Armawir nach Yervandashat verlegt.

Seit 301 v. Chr. befand sich Armenien in der Einflusssphäre der Seleukiden, bewahrte aber eine beachtlichen Grad an Autonomie und behielt seine einheimischen Herrscher. Nach Polyainos suchte der rebellische König der Seleukiden Antiochos Hierax im Jahr 227 v. Chr. Zuflucht in Armenien des Königs Arsames, Gründer der Stadt Arsamosata. Ende 212 v. Chr. war das Land zwischen zwei Königen, die beide Vasallen der Seleukiden waren, geteilt: Großarmenien und Sophene inklusiver Kommagene und Kleinarmenien. Antiochos III. entschied die lokalen Dynastien zu stürzen und belagerte Arsamosata, die Hauptstadt Sophenes. Xerxes von Sophene ergab sich, flehte Antiochos III. um Gnade und erkannte ihn als seinen Herrscher an. Dieser gab Xerxes seine Schwester Antiochis, die später Xerxes ermordete, zu Frau. Großarmenien wurde von einem orontidischen Nachfahren des Hydarnes regiert und war auch der letzte orontidische Herrscher Großarmeniens (Strabon, Geographika Buch XI, Kapitel 14.15); offenbar wurde er von Antiochos III. besiegt, der dann das Land zwischen seinen Generälen Artaxias und Zariadres aufteilte.

Orontiden in Kommagene

Auf dem Nemrut Dağı steht gegenüber den Götterstatuen eine lange Reihe von Säulen mit den Stelen der griechischen Vorfahren von Antiochos I. Im rechten Winkel zu dieser Reihe steht eine andere Reihe von Stelen, die seine orontidischen und achämendischen Vorfahren darstellen. Von diesen sind die Stelen des Dareios I. und des Xerxes I. gut erhalten. Vor jeder Stele ist ein kleiner Altar. Auf beiden Altären wurden Inschriften gefunden. Antiochos I. gab darauf acht, dass sich jeder bewusst war, dass er über die Heirat seines Vorfahren Orontes mit der Tochter Rhodogune des Artaxerxes' II. mit der Dynastie der Achämeniden verwandt war. Artaxerxes II. besiegte 401 seinen Bruder Kyros der Jüngeren, der ihn vom Thron stoßen wollte. Wegen der militärischen Hilfe des Satrapen Orontes aus Armenien, gab ihm Artaxerxes II. seine Tochter zu Frau. Deren Nachfahre Mithridates I. heiratete die seleukidische Prinzessin Laodike Thea Philadelphos.

Herrscher der Orontiden

Orontidische Könige nach der traditionellen armenischen Chronik

  • Orontes I. Sakavakyats (570 – 560 v. Chr.)
  • Tigranes (560 – 535 v. Chr.)
  • Vahagn (530 – 515 v. Chr.)
  • Hydarnes I. (spätes 6. Jhr. v. Chr.)
  • Hydarnes II. (frühes 5. Jhr. v. Chr.)
  • Hydarnes III. (Mitte des 5. Jhr. v. Chr.)
  • Ardaschir (2. Hälfte des 5. Jhr. v. Chr.)

Belegte Könige und Satrapen von Armenien

Orontidische Dynastie von Großarmenien

  • Orontes II. (336 – 331 v. Chr.)
  • Mithrenes (331 – 323 v. Chr.)
  • Perdikkas (Fremder) (323 v. Chr.)
  • Neoptolemos (Fremder) (323 – 321 v. Chr.)
  • Eumenes (Fremder) (321 v. Chr.)
  • Mihran (321 – 317 v. Chr.)
  • Orontes III. (317 – 300 v. Chr.)
  • Sames (290 – 260 v. Chr.) (260 – 243 v. Chr.)
  • Arsames I. (260 – 228 v. Chr.) (243 – 226 v. Chr.)
  • Charaspes
  • Arsames II.
  • Xerxes (228 – 201 v. Chr.) (226 – 212 v. Chr.)
  • Abdissares (212 v. Chr.)
  • Orontes (212 – 200 v. Chr.)
  • Ptolemaios (201 – 163 v. Chr.)
  • Herrschaft der Seleukiden (200 – 189 v. Chr.)
  • Herrschaft der Artaxiden (189 – 163 v. Chr.)

Orontidische Könige in Kommagene

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Tiratsyan, Gevork. «Երվանդունիներ» (Yerevanduniner). Soviet Armenian Encyclopedia. vol. iii. Yerevan, Armenian SSR: Armenian Academy of Sciences, 1977, S. 640.

Weiterführende Literatur

  • Cyril Toumanoff: A note on the Orontids
  • Hakop Manandyan: Analytical Study of the History of Armenian People, Jerewan

Weblinks


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