Otto Flake

Otto Flake

Otto Flake (* 29. Oktober 1880 in Metz; † 10. November 1963 in Baden-Baden) war ein deutscher Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Flake wurde am 29. Oktober 1880 in Metz geboren. Er besuchte das Gymnasium in Colmar und studierte anschließend Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte in Straßburg. Seine ersten beruflichen Stationen waren Paris und Berlin, wo er als regelmäßiger Mitarbeiter der Neuen Rundschau tätig war und später zu den auflagenstärksten Autoren der Weimarer Republik gehörte. In dieser Zeit unternahm er zahlreiche Reisen, über die er in seiner Essaysammlung Das Logbuch berichtet hat (publiziert 1917 bei S. Fischer). Während des Ersten Weltkrieges arbeitete Otto Flake in der Zivilverwaltung in Brüssel. Anfang 1918 war er kurze Zeit für die neu gegründete Deutsche Allgemeine Zeitung in Berlin als Chef des Feuilletons tätig, gegen Kriegsende ließ er sich in Zürich nieder und schloss sich dem Kreis der Dadaisten an. Seit 1928 lebte er nach seiner Ausweisung aus Südtirol mit seiner Familie in Baden-Baden.

Tucholsky schrieb über seinen Weltbühnen-Mitarbeiter: Flake, unser bedeutendster Essayist neben Heinrich Mann, ein deutscher Wegbereiter, eine geistige Wohltat [...].[1] Stefan Zweig stellte fest: Ganz fremd ist Flake, ich weiß es, ganz isoliert mit dieser seiner Art in unserer neueren Literatur, aber notwendig, sehr notwendig, denn er beweist den Deutschen, denen Dichtung fast immer eins ist mit Dämmerung, am besten, dass Kunst auch Klugheit sein kann und zwar Klugheit mit Kraft.

Flakes Grab auf dem Baden-Badener Hauptfriedhof

1933 unterschrieb Flake wie 87 weitere deutsche Schriftsteller eine Ergebenheitsadresse an Adolf Hitler, das Gelöbnis treuester Gefolgschaft, worum ihn sein Verleger Samuel Fischer ersucht hatte, um dessen Verlag zu unterstützen (Fischer galt nach den Kategorien der Nazis als Jude). Zudem war Flakes fünfte Ehefrau in der Terminologie der Nazis eine "Halbjüdin", und er glaubte, auch sie dadurch zu schützen. Für diese Unterschrift wurde er unter anderem von Thomas Mann, Bertolt Brecht und Alfred Döblin scharf kritisiert.

Nach Kriegsende 1945 wurde Flake von der französischen Besatzungsmacht in den Kulturrat von Baden-Baden berufen, der mit der Durchführung von Ausstellungen und Vorträgen betraut war. Als gebürtiger Lothringer setzte er sich für die Aussöhnung von Deutschen und Franzosen ein. Als Autor wurde er nach 1945 zunächst kaum mehr wahrgenommen. 1958 legte Bertelsmann einige Titel des inzwischen verarmten und depressiven Autors neu auf und erzielte damit eine überraschende Auflage von rund einer Million in 28 Monaten.

Am 10. November 1963 starb Otto Flake in Baden-Baden. Sein Nachlass befindet sich in der dortigen Stadtbibliothek. Otto Flake war fünfmal verheiratet, hatte aber nur vier Ehefrauen, weil er die Mutter seiner Tochter Eva Maria zweimal geheiratet hat. Seine Tochter Eva Maria Seveno starb am 21. Februar 2010 im Alter von 89 Jahren in der Nähe von Lübeck.[2]

Friedrich Sieburg beschreibt Flake als Moralisten mit dem Drang, die menschliche Natur zu bilden ,,... als Prophet, dem man nicht glaubte, Lehrer, dem man nicht folgte ...[3]. In der Deutschen Demokratischen Republik wurde Flakes Das Ende der Revolution (1920) auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[4]

Werke (unvollst.)

  • Die elsässische Frage als Kulturproblem in: März. Halbmonatsschrift für deutsche Kultur. Erster Jahrgang 1907
  • Strassburg und das Elsass. Mit acht Vollbildern 1908
  • Der französische Roman und die Novelle. Ihre Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. 1912
  • Schritt für Schritt. Roman 1912
  • Freitagskind. Roman. 1913
  • Caramba – Erzählung. Die neue Rundschau . XXIVter Jahrgang der freien Bühne. 11. Heft, November 1913.
  • Die Prophezeiung und andere Novellen. Inhalt: Caramba; Die Prophezeiung; Zwischen den Schlachten; Barmherzigkeit, Lehrgeld, Bruder, Momente. 1915
  • Horns Ring. Roman. 1916
  • Das Logbuch Berlin 1917
  • Wandlung. Novelle Steegemann, Hannover 1919; wieder in: Neue deutsche Erzähler (Bd. 1) (Max Brod u.a.) Paul Franke, Berlin o.J. (1930)
  • Die Stadt des Hirns. Roman. 1919 (früher experimenteller Roman; gilt als maßgeblicher expressionistischer Roman der deutschen Literatur)
  • Politisierung mehr als je, Aufsatz in: Das Ziel. Jahrbücher für geistige Politik. Hrsg. v. Kurt Hiller. Jahrbuch III, 1. Halbband, 1919
  • Das Ende der Revolution 1920 online auf archive.org
  • Ulrich von Hutten. Mit 8 Bildbeigaben. 1920
  • Republik Deutschland, in: Der Neue Merkur. Monatshefte. 4. Jahrgang. Heft 8 - November 1920.
  • Nein und Ja 1920 (Roman über die Zürcher Dada-Szene), Neuveröff. als Nein und Ja. Roman des Jahres 1917. Definitive Fassung 1923
  • Die fünf Hefte 1920 (worin Flake sein Verhältnis zu Expressionismus und Dadaismus beschreibt), Buchausgabe als Dinge der Zeit 1921
  • Das kleine Logbuch 1921 online auf archive.org
  • Kaiserin Irene. in vier Aufzügen 1921
  • Pandämonium – Eine Philosophie des Identischen 1921
  • Die moralische Idee. Eine kritische Untersuchung. 1921
  • Das neuantike Weltbild 1922
  • Die Simona (Auszug aus "Die Stadt des Hirns") 1922
  • Die Romane um Ruland: Ruland (1922); Eine Kindheit; Der gute Weg; Villa U.S.A. (1926); Freund aller Welt (1928)
  • Erzählungen 1923, Inhalt: Zwischen den Schlachten, Der Gepard, Der Knabe, Bruder, Die Kaiserin, Byk
  • Die Unvollendbarkeit der Welt. Eine Chemie Gottes. 1923
  • Die Deutschen 1923
  • Die zweite Jugend. Erzählung 1924
  • Der gute Weg. Roman 1924
  • Zum guten Europäer. Zwölf Chroniken Werrenwags. 1924
  • Sommerroman 1927 (Auszug daraus als Die Scheidung 1929)
  • Der Erkennende. Philosophie der Freiwerdung. 1927
  • Unsere Zeit 1927
  • Die erotische Freiheit. 1928
  • Es ist Zeit ... 1929
  • Große Damen des Barock. Historische Portraits. 1929
  • Marquis de Sade. Mit einem Anhang über Retif de la Bretonne. 1930
  • Ausfahrt und Einkehr. Erzählungen und Reiseskizzen 1930
  • Christa. Ein Kinderroman. 1931
  • Die Geschichte Mariettas. 1931
  • Bilanz. Versuch einer geistigen Neuordnung. 1931
  • Maria im Dachgarten, und andere Märchen 1931
  • Montijo oder Die Suche nach der Nation, Roman 1931
  • Die französische Revolution 1932
  • Schritt für Schritt, Roman 1932
  • Hortense oder die Rückkehr nach Baden-Baden 1933
  • Der Strassburger Zuckerbeck und andere Maerchen 1933
  • Die Töchter Noras 1934
  • Die junge Monthiver 1934
  • Anselm und Verena 1935 (Dieses Buch war der Anlaß dafür, daß seine Bücher nicht mehr in Bibliotheken aufgenommen werden durften. Zwar nicht verboten, wurde Flake doch weitgehend totgeschwiegen.)
  • Scherzo. 1936
  • Sternennächte am Bosporus 1936
  • Schön Bärbel von Ottenheim. 1937
  • Türkenlouis. Gemälde einer Zeit. 1937
  • Die vier Tage 1937
  • Personen und Persönchen. Roman. 1938
  • Straßburg. Geschichte einer deutschen Stadt. 1940
  • Der Handelsherr. Roman 1940
  • Das Quintett 1943
  • Nietzsche. Rückblick auf eine Philosophie. 1946
  • Versuch über Stendhal München 1946
  • Versuch über Oscar Wilde. 1946
  • Fürst Pückler-Muskau. In: Karussell. Literarische Monatsschrift. 1.Jg. (1946). Heft 5.
  • Fortunat (In zwei Bänden: "Berge und Täler bleiben stehen", "Menschen begegnen sich") 1946,
  • Ein Mann von Welt (In zwei Bänden: "Fluctuat nec mergitur", "Wappen von Paris") 1947
  • Amadeus. Acht Erzählungen. (= Die Erzählungen in zwei Bänden. Erster Band.) 1947
  • Die Söhne. Sieben Erzählungen (= Die Erzählungen in zwei Bänden. Zweiter Band.) 1947
  • Der Reisegefährte Erzählungen 1947
  • Old Man 1947
  • Der Mann im Mond, und andere Märchen, 2. Auflage 1947
  • Vom Pessimismus. 1947 (unter dem Pseud. Leo F. Kotta)
  • Jakob Burckhardt. 1947
  • Traktat vom Eros. Essay 1947 (unter dem Pseud. Leo F. Kotta)
  • Zuweisungen. Essais und Aufsätze. (über Jakob Burckhardt/ Pückler-Muskau/ Henry Beyle/ Iwan Turgenjew/ Heinrich Heine/ Nietzsche) 1948
  • Kinderland, sieben Märchen 1948
  • Kamilla. 1948
  • Als die Städte noch standen. Kleine Prosa 1949
  • Otto Flake – zum siebzigste Geburtstag 1950. Das Heft enthält einen Aufsatz über Flake von Prof. W. Drost, Tübingen, und 2 Beiträge Flakes selbst sowie eine umfangreiche zweigeteilte Bibliographie.
  • Traktat vom Intensiven. 1950 (unter dem Pseud. Leo F. Kotta)
  • Die Sanduhr. Roman. 1950
  • Kaspar Hauser. Vorgeschichte, Geschichte, Nachgeschichte. Der Tatsachenbericht. 1950
  • Die Bücher von Bodensee 1950
  • Die Monthiver Mädchen 1950; häufige Auflagen, einige mit Nachwort des Verf. Meine badischen Romane, dieses in drei Versionen (1936, 1947, 1959), zB. in: Bertelsmann Lesering 1959 und o.J. (1975)
  • Schloß Ortenau 1955
  • Der Pianist. Erzählung. 1960
  • Finnische Nächte. Die Erzählungen. 1960, Vorwort von Fr. Sieburg
  • Es wird Abend. Bericht aus einem langen Leben Autobiographie 1960
  • Über die Frauen Aphorismen. 1961
  • Die Versuchung des Richters (Kurzgeschichte)
  • Freiheitsbaum und Guillotine – Essays aus sechs Jahrzehnten, Hrsg. R. Hochhuth u. P. Härtling, ca. 1969 schöner Klappentext

Übersetzungen, Einleitungen

  • Alain René Le Sage: Der hinkende Teufel. Roman. Übers. v. G. Fink. Illustriert von Fritz Fischer. Neu hrsg. u. eingel. von Otto Flake. 1910
  • Benjamin Constant: Adolf. Aus den Papieren eines Unbekannten. Übersetzt und eingeleitet von Otto Flake. 1910
  • Michel de Montaigne, Gesammelte Schriften. Historisch-kritische Ausgabe mit Einleitungen und Anmerkungen unter Zugrundelegung der Übertragung von Johann Joachim Bode, hrsg.von Otto Flake und Wilhelm Weigand. 8 Bände. 1911
  • Mirabeau: Mirabeaus Briefe an Sophie aus dem Kerker von Vincennes. Deutsch. Mit einer Einleitung von Otto Flake
  • Gédéon Tallemant des Réaux: Geschichten. Deutsch von Otto Flake. Zwei Bände 1913
  • Jean de La Bruyère: Charaktere. Neue deutsche Ausgabe. Hrsg. v. Otto Flake.
  • Alexandre Dumas: Die Kameliendame. Roman. Deutsche Übertragung von Otto Flake, 1919
  • Honoré de Balzac: Vetter Pons. Übersetzt von Otto Flake. ca. 1920
  • Honoré de Balzac: Verlorene Illusionen. Übersetzt von Otto Flake, ca. 1920
  • Denis Diderot: Die Romane und Erzählungen. 3 Bände, 1920. Übertragen von Hans Jacob und Else Hollander. Mit einer Einführung von Otto Flake
  • André Suarès: Portraits. Übertragung und Nachwort von Otto Flake. 1922 online auf archive.org
  • Honoré de Balzac: Pariser Novellen. Übersetzt von Otto Flake. 1923
  • Anker Kirkeby: Russisches Tagebuch. Einführung von Otto Flake. 1924
  • Arthur de Gobineau: Die Renaissance. Historische Szenen. Deutsch von Otto Flake.
  • Heinrich Heine: Gedichte, Prosa, Briefe. Ein Brevier, Ausgewählt und eingeleitet von Otto Flake. 1947

Sekundärliteratur

  • Peter de Mendelssohn: Zu Otto Flakes 100. Geburtstag. (Nachwort in Es wird Abend. Fischer TB, 1980, S. 609–614
  • Ferruccio Delle Cave (Hg): Die Unvollendbarkeit der Welt. Ein Symposium. (über Flake) Edition Rætia, Bozen 1992
  • Friedrich Sieburg: Otto Flake und die Deutschen. Als Nachwort in: Otto Flake: Schloß Ortenau. Sommerroman. Old Man. Drei Romane. S. Fischer, Frankfurt 1974, S. 777–781 ISBN
  • Michael Farin, Raoul Schrott (Hrsg.): Otto Flake und Dada: 1918–1921 (= Vergessene Autoren der Moderne; Bd. 56). Universität-Gesamthochschule Siegen, 1993.

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. Tucholsky-Rezensionen in der Weltbühne 1921/22 über: Das Ende der Revolution und Das kleine Logbuch
  2. Goodnews4Baden-Baden: Tochter von Otto Flake starb gestern, abgerufen am 23. Februar 2010
  3. F. Sieburg Verloren ist kein Wort, dtv 1969
  4. http://www.polunbi.de/bibliothek/1953-nslit-f.html

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