Otto Kiep

Otto Kiep
Otto Kiep

Otto Carl Kiep (* 7. Juli 1886 in Saltcoats Schottland; † 26. August 1944[1] in Berlin-Plötzensee) war ein deutscher Diplomat und im Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er wurde als Sohn des kaiserlichen Konsuls Johann Nikolaus Kiep und seiner Ehefrau Charlotte (geb. Rottenburg) geboren. Seine Kindheit verbrachte er mit seinen drei Brüdern und seiner Schwester in Glasgow.[2] Walther Leisler Kiep ist sein Neffe.

Nach dem Besuch des Gymnasiums in der Klosterschule Ilfeld studierte Otto Kiep Rechtswissenschaften in Deutschland und England und wurde 1909 zum Dr. jur. an der Universität Leipzig promoviert und 1912 Bachelor of Law in London. Bereits 1908 trat er als Referendar in die preußische Justiz ein. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg als Reserveoffizier trat Kiep 1918 als Beamter in das Auswärtige Amt des Deutschen Reichs ein. Von 1920 bis 1921 war Kiep Legationssekretär bei der Gesandtschaft Den Haag und danach bis 1923 bei der deutsch-amerikanischen Kriegsschäden-Kommission in Washington tätig. Von 1923 bis 1926 war Kiep im Rang eines Ministerialrates Referent für Wirtschaft und Finanzen in der Reichskanzlei. Am 16. Januar 1925 wurde er Pressechef der Reichsregierung Hans Luther. Von 1927 bis 1930 gehörte Kiep der DVP an.[3]

Otto Kiep gehörte von 1926 bis 1931 der Deutschen Botschaft in Washington D.C. als Botschaftsrat an und war von 1931 bis 1933 Generalkonsul in New York. Nachdem Kiep im März 1933 an einem Bankett zu Ehren von Albert Einstein teilgenommen hatte, verlangten die Nationalsozialisten seine Ablösung. Kiep ließ sich im August 1933 in den einstweiligen Ruhestand versetzen, leitete aber als Gesandter in den folgenden Jahren im Auftrag des Auswärtigen Amts unter anderem verschiedene Wirtschaftsverhandlungen in Südamerika und Ostasien. Im Jahr 1937 wurde er Mitglied der NSDAP.[4] Von 1937 bis 1939 nahm Kiep als 1. Deutscher Vertreter am Londoner Nichteinmischungsausschuss für Spanien teil.[3]

Im Zweiten Weltkrieg war er als Major Referent für Ausland/Abwehr beim Oberkommando der Wehrmacht. Otto Kiep knüpfte später Verbindungen zu Widerstandskreisen, zum Solf-Kreis um Hanna Solf und zum Kreisauer Kreis um Graf von Moltke.[5] Moltke warnte Kiep vor einem in den Solf-Kreis eingeschleusten Gestapo-Spitzel. Diese Warnung zog die gleichzeitige Verhaftung Moltkes nach sich; Kiep wurde am 16. Januar 1944 festgenommen.[6] Kiep wurde vom „Volksgerichtshof“ unter Roland Freisler am Hauptverhandlungstag, dem 1. Juli 1944, zum Tode verurteilt und am 26. August 1944[7] in Plötzensee erhängt.[5] Von den Verschwörern des Attentats vom 20. Juli 1944 war Kiep auf den Listen des Schattenkabinetts Beck/Goerdeler im Fall eines gelungenen Putsches als Reichspresseleiter vorgesehen.[2]

Otto C. Kiep war verheiratet mit Hanna Kiep, geborene Alves, die im Januar 1944 ebenfalls verhaftet wurde und ein halbes Jahr im KZ Ravensbrück war. Die beiden hatten zwei Töchter und einen Sohn.[5]

Literatur

  • Bruce Clements: From Ice Set Free. The Story of Otto Kiep. Farrar, Straus and Giroux, New York NY 1972, ISBN 0-374-32468-9 (A Sunburst Book).
  • Maria Keipert (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 2: Gerhard Keiper, Martin Kröger: G–K. Schöningh, Paderborn u. a. 2005, ISBN 3-506-71841-X.
  • O. C. Kiep: Mein Lebensweg 1886–1944. Aufzeichnungen während der Haft. Herausgegeben von Hildegard Rauch und Hanna Clements. H. Rauch, München 1982.
  • Christiane Scheidemann: Hanna Kiep. In: Ursula Müller, Christiane Scheidemann (Hrsg.): Gewandt, geschickt und abgesandt. Frauen im diplomatischen Dienst. Olzog Verlag, München 2000, ISBN 3-7892-8041-0.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. „Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik” online
  2. a b Otto Carl Kiep bei www.kiep-stiftung.de
  3. a b Otto Kiep in der Online-Version der Edition Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik
  4. Bengt von zur Mühlen (Hg.): Die Angeklagten des 20. Juli vor dem Volksgerichtshof. Chronos Film GmbH, Berlin 2001, ISBN 3-931054-06-3, S.320
  5. a b c Peter Steinbach und Johannes Tuchel (Hrsg.: Kiep, Otto Carl, in: Lexikon des Widerstandes 1933–1945. Beck, München 1994, ISBN 3-406-37451-4, S.108.
  6. Bengt von zur Mühlen (Hg.): Die Angeklagten des 20. Juli vor dem Volksgerichtshof., S.318
  7. Bengt von zur Mühlen (Hg.): Die Angeklagten des 20. Juli vor dem Volksgerichtshof., S.81

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