- Atrecht
-
Arras Region Nord-Pas-de-Calais Département Pas-de-Calais (Präfektur) Arrondissement Arras Kanton Chef-lieu von 3 Kantonen Koordinaten 50° 17′ N, 2° 47′ O50.2897222222222.780833333333372Koordinaten: 50° 17′ N, 2° 47′ O Höhe 52 bis 99 m Fläche 11,63 km² Einwohner
– mit Hauptwohnsitz
– Bevölkerungsdichte(2006)
42.015 Einwohner
3.613 Einw./km²Postleitzahl 62000 INSEE-Code 62041 Website http://www.ville-arras.fr/ Innenstadt von Arras mit den Plätzen Place des Héros mit Rathaus (links) und Grande Place Arras (niederländisch Atrecht) ist eine französische Gemeinde im in der Region Nord-Pas-de-Calais und ist Verwaltungssitz des Départements Pas-de-Calais. Entgegen allgemeiner französischer Ausspracheregeln wird das s des Namens ausgesprochen.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Die Stadt mit etwa 42.000 Einwohnern liegt in der historischen Provinz Artois beim Zusammenfluss der Scarpe und der Crinchon etwa 50 km südwestlich von Lille.
Geschichte
Ursprünglich war Arras eine keltische Siedlung. Später wurde sie von den Römern zur Garnisonsstadt Atrebatum ausgebaut.
Bei der Teilung des Frankenreiches fiel Arras an Lothar I. In den westfränkischen Reichsannalen, den Annales Bertiniani, heißt es in Bezug auf den Vertrag von Verdun: Außerhalb dieser Grenzen erhielt er (Lothar) bloß Arras durch die Güte seines Bruders Karl.
Arras lag über viele Jahrhunderte an der Grenze zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich. Die Herrschaft über die Stadt wechselte häufig. Schließlich wurden von dem Architekten Sébastien Le Prestre de Vauban Wehranlagen gebaut, die halfen, die Stadt dauerhaft unter französischer Herrschaft zu halten.
Mit Hilfe von Mediatoren als Vertreter von Papst Eugen IV. und dem Konzil von Basel kam 1435 der Frieden von Arras zwischen Frankreich und dem bis dahin mit England verbündeten Burgund zustande (→ Hundertjähriger Krieg). Doch auch weitere Verträge wurden in dieser Stadt ausgehandelt und geschlossen.
Wirtschaftlich lebte die Stadt lange vom Handel mit Flandern und wurde später ein wichtiges Zentrum für den Anbau und die Verarbeitung von Zuckerrüben. Große Bedeutung errang die Stadt als eines der Hauptzentren der südniederländischen Tapisserie-Herstellung. Diese Erzeugnisse aus den Manufakturen sind auch heute noch namentlich als Arrazzi bekannt.
Während des Ersten Weltkriegs lag Arras nahe der Front. Von Herbst 1914 bis 1918 fanden im Gebiet der nördlichen Vororte mehrere große Schlachten statt, so im Mai/Juni 1915 die Lorettoschlacht und die Schlacht um Arras im April/Mai 1917. Die Alliierten konnten Arras gegenüber allen Angriffen der Deutschen behaupten – nicht zuletzt dank eines gigantischen, unterhalb der Stadt angelegten Tunnelsystems, in dem bis zu 24.000 Soldaten untergebracht werden konnten.[1] Die Stadt wurde fast völlig zerstört und nach dem Krieg wieder aufgebaut.
Im Zweiten Weltkrieg war die Stadt von 1940 bis 1944 von deutschen Truppen besetzt. 240 Franzosen wurden von den Besatzern als Mitglieder der Résistance in der Zitadelle von Arras hingerichtet.
Sehenswürdigkeiten
Wahrzeichen der Stadt sind zwei große Plätze im Zentrum, die Grande Place und die Place des Héros. Sie sind von einem Ensemble restaurierter Gebäude umgeben.
Die bedeutsamsten Gebäude der Stadt sind die spätgotische Kathedrale und das gotische Rathaus mit einem Belfried, der seit 2005 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes „Belfriede in Frankreich” ist.
Die von Vauban errichtete Zitadelle ist seit 2008 ebenfalls Teil des UNESCO-Weltkulturerbes „Festungsanlagen von Vauban”.
Söhne und Töchter der Stadt
- Jean Bodel (um 1165–1209), altfranzösischer Spielmann (Ménestrel) und mittelalterlicher Dichter
- Adam de la Halle (um 1237 bis 1286/1287 oder 1306?), französischer Trouvère (Troubadour)
- Matthias von Arras (1290–1352), französischer Architekt und Baumeister, der in Böhmen wirkte
- Johann IV. von Brabant (1403–1427), Herzog von Brabant, Lothier und Limburg sowie Graf von Hennegau, Holland und Seeland
- Charles de l’Écluse (1526–1609), Arzt und Botaniker
- Charles Bonaventure de Longueval, Comte de Bucquoy (1571–1621), Feldmarschall im Dreißigjährigen Krieg
- Ambroise Marie François Joseph Palisot de Beauvois (1752–1820), Naturwissenschaftler
- Maximilien de Robespierre (1758–1794), Politiker und einer der einflussreichsten Männer während der Französischen Revolution
- Augustin Robespierre (1763–1794), Politiker und Bruder von Maximilien de Robespierre
- Joseph Le Bon (1765–1795 in Arras), französischer Revolutionär
- Eugène François Vidocq (1775–1857, Verbrecher und später Verbrechensbekämpfer
- Lucien Gaudin (1886–1934), französischer Fechter, Weltmeister und Olympiasieger (1924 und 1928)
- Pierre Jean Jouve (1887–1976), französischer Schriftsteller und Anhänger Sigmund Freuds
- Gabriel Hanot (1889–1968), französischer Fußballspieler, Journalist und Herausgeber der Sportzeitung L'Équipe
- Louise Weiss (1893–1983), europäische Politikerin, Schriftstellerin, Journalistin und Feministin
- Benoît Assou-Ekotto (* 1984), kamerunisch-französischer Fußballspieler
Städtepartnerschaften
- Chemnitz in Sachsen, seit 1967
- Herten in Nordrhein-Westfalen, seit 1984
- Oudenaarde in Flandern, seit 1990
- Ipswich in der englischen Grafschaft Suffolk, seit 1992
- Deva im rumänischen Transsilvanien
Einzelnachweise
- ↑ http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,547483,00.html "Tunnelstadt unter der Hölle": Spiegel-Artikel vom 16. April 2008
Weblinks
- Webauftritt der Stadt (frz.)
- Lokales Tourismusbüro (frz.)
Wikimedia Foundation.