Pfarrkirche St. Michael (Denklingen)

Pfarrkirche St. Michael (Denklingen)

Die Pfarrkirche St. Michael ist die katholische Dorfkirche von Denklingen im Landkreis Landsberg am Lech in Oberbayern. Der stattliche Sakralbau über dem Ort entstand in seiner heutigen Form weitgehend in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ansicht von Westen aus dem Friedhof
Innenraum nach Osten
Blick in den Chor
Das Hauptfresko des Langhauses
Renaissanceepitaph der Familie Freyberger (16. Jahrhundert)

Die aus Richtung Landsberg von weitem sichtbare Kirche erhebt sich am Ende eines Altmöränenzugs und ist dem Erzengel Michael geweiht. Aufgrund der frühchristlichen Tradition auf Anhöhen gelegene Kirchen dem Erzengel Michael zu weihen ist anzunehmen, dass Michael auch schon der Patron der Vorgängerbauten aus der Zeit der Christianisierung durch Magnus von Füssen war.

Der 34 Meter hohe Turm der Kirche hat ein Satteldach, stammt aus dem Jahr 1407 und hat trotz seiner gotischen Entstehungszeit wie viele andere süddeutsche Kirchenbauten dieser Zeit einen eher spätromanischen Charakter. Auf seiner Südseite findet sich eine Steintafel mit dem Wappen der Rehlinger und der Inschrift a.d. 1407 iar hat herma nordang von augspurg denklinge ingehebt und sein hilf zu dem durn getan. Dem got gnad.. Über den Turmstifter ist nicht mehr bekannt, es könnte sich um einen in Peter von Schaumbergs Lehensbüchern verzeichneten Herman Ortolf handeln, der 1424 mit anderen Personen ein Ortolf mit 1 Hube, einem halben Hofe, 1 Sölde und mit vielen Grundstücken zu Denklingen belehnt wurde oder auch um einen nicht bekannten Herma(n) (N)Ordang, vermutlich ein vermögender Bürger oder bischöflicher Landvogt. Anlass für den Turmbau dürfte das große Erdbeben im Januar 1348 sein, das viele Gebäude in der Umgebung beschädigte. Der Turm hatte bis 1638 ein spitzes, gotisch gehelmtes Dach, das bei einem Sturm im Jahr 1638 abgerissen wurde und auf das Dach des Langhauses fiel. Die Schäden konnten wohl aufgrund der durch den Krieg verursachten Not nicht sofort behoben werden. Man diskutierte über Zwiebelhaube oder Satteldach und beauftragte erst 1663 den Schongauer Stadtzimmermeister Hans Jakob Klingensteiner den Thurn mit 2 Schießer, sambt 2 Thürelen oder Nebenhäusle aufzumauren und gab damit dem Turm seine heutigen Form mit steilem Satteldach und zwei Zwerchgiebeln. Das 1688 für 250 Gulden eingebaute mechanische Uhrwerk ist nach wie vor im zweiten Stock des Turms erhalten, die Turmuhren werden aber mittlerweile elektrisch angetrieben.

Das ursprünglich östlich des Turms gelegene gotische Langhaus brannte beim Dorfbrand am 26. Mai 1668 ab und wurde zunächst durch einen Behelfsbau ersetzt. 1765 bis 1766 ließen die Denklinger ein neues Langhaus errichten, das nun entgegen der gotischen Tradition westlich des Turms angefügt wurde. Man habe sich entschlossen, die Pfarrkirche an einen komodlicheren Ort zu transferieren schreibt dazu der damalige Heiligenpfleger und Forstmeister Joseph Anton Egger an den Bauherrn, den Augsburger Fürstbischof Joseph, Amtsinhaber des Hochstifts Augsburg. Fürstbischof Joseph spendete das für den Neubau benötigte Holz. Als Baumeister verpflichtet man den Tiroler Baumeister Franz Xaver Kleinhans, Baumeister des Domkapitels Augsburg sowie Hofbaumeister des Hochstifts.

Der Bau der Kirche dauerte zwei Jahre und kostete ohne Inneneinrichtung 15.862 Gulden.

Ausstattung

Der Stuck im Innenraum stammt vom Augsburger Stukkateur Ignaz Finsterwalder, als Altarbauer und Bildhauer wurden der Hindelanger Johann Richard Eberhard sowie der Landsberger Lorenz Luidl verpflichtet. Die Fresken stammen vom Augsburger Akademiedirektor Johann Joseph Anton Huber.

Dem Baumeister Kleinhans wurde vermutlich zum 125jährigen Bestehen der neuen Kirche innen über dem Südportal ein Denkmal gesetzt, man hat dort allerdings den Vornamen verwechselt (Johannes statt Franz Xaver).

Das Deckenfresko über dem Chorraum St. Michael als Führer des Volk Gottes durch die Wüste. Die Hände von Moses und Aaron weisen auf den Erzengel, der in Form einer leuchtenden Wolke symbolisiert ist.

Das Hauptfresko an der Decke des Langhauses zeigt den Sturz des Satans durch St. Michael.

Ein Deckenfresko über der Orgelempore zeigt St. Michael als „Rächer gottgeweihter Orte“ auf dem Berg Gargano in Italien.

In den Stichkappen des Langhauses sind von 12 in Mondlichtblau und Purpur gehaltenen Apostelbilder, die Stichkappen des Chores zeigen die vier großen westlichen Kirchenlehrer Ambrosius, Hieronymus, Augustinus und Papst Gregor den Großen.

Die Seitenaltäre sind vorwiegend Arbeiten des späten 18. Jahrhunderts. Das Altarbild links zeigt eine Pietà, flankiert von Statuen von St. Rochus und St. Xaver. Der rechte Seitenaltar zeigt die Heilige Anna, ihre Tochter Maria lehrend und wird von St. Sebastian und St. Florian flankiert. Rechts im Kirchenschiff ist eine überlebensgroße Kreuzigungsgruppe aus der Zeit um 1800, am Fuß des Kreuzes tragen zwei Putten die Bundeslade.

Die Kanzel aus rotem und grauem Stuckmarmor entstand um 1770, der Zugang führt durch eine Beichtstuhltür. Das Chorgestühl zeigt Holzschnitzereien mit Zopfstil-Imitation und stammt aus der Zeit um 1903, das Laiengestühl hat Eichenholzwangen mit Rocailleschnitzerei stammt ebenso wie die Beichtstühle aus der Zeit um 1770.

Im Nordportal befindet sich eine neuzeitliche Mariengrotte, im südlichen Vorzeichen steht in einer Nische ein überlebensgroßer Kerkerheiland aus dem 18. Jahrhundert hinter Gittern.

Die Orgel wurde 1878 erneuert und zu Maria Empfängnis (8.12.) 1878 zum ersten mal vom Dorflehrer Joseph Heiler gespielt.

Renovierungen

  • 1854 Restaurierung der Kirche unter dem aus Bozen stammenden Pfarrer Joseph Ducrue, Anschaffung der neuen Orgel, die zu Maria Empfängnis (8. Dezember) 1878 zum ersten mal vom Dorflehrer Joseph Heiler gespielt wurde
  • 1903 Renovierung der Kirche unter Pfarrer Joseph Geiger, dabei wird das Chorgestühl erneuert
  • 1907 Bau eines Leichenhauses und Erweiterung des Friedhofes nach Westen, unter Pfarrer Joseph Geiger
  • 1950 Die neuen Kirchenglocken werden geweiht
  • 1956/57: Renovierung der Kirche unter Pfarrer Friedrich Heinzelmann. Die Fresken werden restauriert, die Fenster ersetzt. Die alten Glasmalereien gehen dabei verloren.
  • 1996 Errichtung eines neuen Volksaltares und Ambos nach Plänen des Augsburgers Felix J. Landgraf, nachdem jahrelang nur ein Provisorium bestand.
  • 1999/2000: Restaurierung der Sakristei, Renovierung des Hochaltares, Umgestaltung des Chorraumes, Neuelektrifizierung und neue Beleuchtungseinrichtung der Kirche unter Pfarrer Jakob Zeitlmeir.

Weblinks


47.91354710.8484297Koordinaten: 47° 54′ 48,8″ N, 10° 50′ 54,3″ O


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