Polarkreiseisenbahn

Polarkreiseisenbahn
Tschum–Igarka
Übersichtskarte
Übersichtskarte
Streckenlänge: 1459 km
Legende
Strecke – geradeaus
Petschora-Eisenbahn von Kotlas
Bahnhof, Station
0 Tschum (Petschora-Eisenbahn km 2200)
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach links
6 Petschora-Eisenbahn (km 2206) nach Workuta
Brücke über Wasserlauf (groß)
45 Ussa
Bahnhof, Station
51 Jelezkaja (Jelezki)
Bahnhof, Station
75 Chorota
   
99 Republik Komi/AK der Jamal-Nenzen
Bahnhof, Station
118 Sob
Bahnhof, Station
153 Charp-Sewernoje Sijanije (Charp)
Bahnhof, Station
181 Obskaja
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach links
nach Bowanenkowo
   
196 Labytnangi
   
   
Brücke über den Ob
   
   
209 Salechard
   
Jangijugan
   
359 Polui
   
489 Jarudei
   
589 Nadym
   
Nadym
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Stary Nadym
   
Nowy Chorei
Bahnhof ohne Personenverkehr
699 Pangody
Bahnhof ohne Personenverkehr
Nyda
Bahnhof, Station
819 Nowy Urengoi
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach links
nach Jamburg
Bahnhof, Station
Korottschajewo
   
nach Surgut
   
   
Brücke über den Pur
   
   
909 Urengoi
   
1059 Wodorasdelnaja
   
   
Brücke über den Tas
   
   
1129 Sedelnikowo
   
Kataran
   
Grenze AK der Jamal-Nenzen/Region Krasnojarsk
   
Brücke über den Turuchan
   
1219 Janow Stan
   
Kostjor
   
Jermakowo
   
   
Brücke über den Jenissei
   
   
1339 Jenisseiskaja
   
1459 Igarka

Die Polarkreiseisenbahn (russisch Трансполярная магистраль), auch Stalinbahn, Stalineisenbahn oder „Mjortwaja doroga“ (dt.: Die tote Trasse) genannt, ist eine in Teilen fertiggestellte Eisenbahnstrecke in Nordwestsibirien, die sich mit einer Länge von 1459 km von der Station Tschum an der Petschora-Eisenbahn über Labytnangi und Salechard am Ob nach Igarka am Jenissei erstrecken sollte. Während der Bauzeit von 1947 bis 1953 trug das Gulag-Projekt die Bezeichnungen Nummer 501 und Nummer 503.

Geschichte

Bahnstrecke zwischen Salechard und Nadym
Ein Wachturm des „Projekts 503“, etwa eine Flugstunde von Turuchansk entfernt

Die Strecke wurde als strategische Bahn etwa entlang des nördlichen Polarkreises über den Ural und von Salechard am Ob bis nach Igarka am Jenissei geplant. Die Bahn sollte als Zubringer durch unwirtliche Taiga und Tundra bis zum geplanten Hochseehafen bei Igarka führen. Der Bau wurde nach dem Tod Stalins und dem Einsatz von hunderttausenden Gulag-Insassen im Sommer 1953 gestoppt.

Am 4. Februar 1947 entschied die sowjetische Regierung, im Verlauf des „Nördlichen Seewegs“ einen neuen Hochseehafen zu bauen. Die Wahl für den Standort des Hafens fiel auf die Gegend nördlich des heutigen Nowy Port an der Westseite des Obbusens, in der Nähe des Kaps Mys Kamenny. Zum landseitigen Anschluss und zur Versorgung bedurfte es einer etwa 500 km langen Eisenbahnlinie. Diese sollte etwas südwestlich von Workuta (als Abzweig von der Petschora-Bahn) beginnen und dann den Weg zunächst Richtung Osten über den Polarural nehmen, um dann – kurz vor der Mündung des Flusses Ob – in Richtung Norden zu verlaufen. Der Bau von Hafen und Bahnlinie begann schon im Frühjahr 1947. Jedoch musste man wegen der geringen Wassertiefe des Obbusens einsehen, dass dort keine Hochseeschiffe anlanden können. Man stoppte das Projekt, das die Nummer 502 trug, und verfolgte den Hafenbau an der geplanten Stelle nicht weiter. Da die Bahnlinie quasi bis zum Ort Labytnangi am Westufer des Ob fertig war und aus strategischen Gründen auf jeden Fall ein neuer Hafen für Hochseeschiffe im „Hohen Norden“ entstehen sollte, änderte man daraufhin den Fokus.

Am 29. Januar 1949 beschloss der Ministerrat der Sowjetunion unter Stalin, im Bezirk Igarka einen Hochseehafen am Jenissei zu bauen. Von der Stadt Salechard bis zum Hafen Igarka musste eine 1200 km lange Eisenbahn gebaut werden. Projekt Nr. 501 am Fluss Ob und Projekt Nr. 503 am Fluss Jenissei sollten sich zur Polarkreiseisenbahn verbinden. Im Frühling 1949 kamen die ersten Sträflinge an. Es wurden 100.000 bis 120.000 Menschen, hauptsächlich Gulag-Insassen, dazu eingesetzt. Der erste Zugverkehr sollte schon im Jahre 1952 funktionieren und 1955 die gesamte Eisenbahnstrecke fertig sein. So entstand im Norden der Krasnojarsker Region das Bauprojekt Nr. 503. Die Zentrale war im Dorf Jermakowo. Für die Projektplanung und Vorbereitung sowie die Baustoffe investierte man im Jahre 1949 62,5 Millionen Rubel. Trotz seiner Größe hörte man nichts vom Projekt Nr. 503, weder in den Zeitungen noch im Radio. Alle Dokumente über dieses Eisenbahnprojekt waren streng geheim. Nach Stalins Tod wurde das Projekt im Sommer 1953 eingestellt. Einzig die Telefonleitung nach Igarka blieb bis 1976 in Betrieb.

Im Juli 2005 erschien eine Meldung bei TASS, dass Eisenbahnangestellte Vorabklärungen zur Wiederinbetriebnahme der Salechard-Igarka-Eisenbahn träfen. Der Kreml denkt dabei nach Sergei Iwanow, einem Angestellten der staatlichen Eisenbahngesellschaft, über eine Fertigstellung der Salechard-Igarka-Linie nach, um die großen Bodenschätze der arktischen Gebiete zu erschließen. Neben der Erzgewinnung von Norilsk muss auch das neu entdeckte Erdöl- und Erdgasfeld von Wankor 130 km westlich von Igarka im Gebiet Krasnojarsk am Jenissei besser erschlossen werden.

Literatur

  • T. Paschkowa (Hrsg.): Poljarnaja magistralʹ. Veče, Moskau 2007, ISBN 978-5-9533-1688-0 (Die Polar-Magistrale; russisch).
  • Norbert Mausolf (Hrsg.): Die Stalinbahn-Trilogie - Auf Spurensuche am Polarkreisʹ. Books on Demand GmbH, 2011, ISBN 978-3842353985 (deutsch).

Weblinks

 Commons: Polarkreiseisenbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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