Politischer Leiter

Politischer Leiter
Vereidigung von Politischen Leitern der NSDAP im Berliner Lustgarten am 25. Februar 1934, Amtswalter mit Hakenkreuzfahnen, Aufnahme aus dem Bundesarchiv

Politischer Leiter - in den Anfangsjahren auch „Amtswalter“ genannt - war eine Bezeichnung für „Amtsträger“ der NSDAP. Sie mussten einen Eid auf „den Führer“, Adolf Hitler, leisten.[1] Die Aufgaben der Politischen Leiter, zu denen Funktionsträger der Partei vom Blockleiter bis zum Reichsleiter gehörten, lagen insbesondere in der politischen Überwachung, propagandistischen Ausrichtung und weltanschaulichen Schulung der Teile der Bevölkerung, die in der NSDAP organisiert waren.[2] Zunächst ausgebildet in den Reichsführerschulen, sollten sie ab 1937 im Rahmen einer „Führerauslese“ ihre Ausbildung in einem gestaffelten „Erziehungssystem“ absolvieren, die vom Besuch der Adolf-Hitler-Schulen (sechs Jahre), über eine „Bewährung im Lebenskampf“ (sieben Jahre) und dem Besuch der NS-Ordensburgen (vier Jahre) bis zur „Hohen Schule“ angesetzt war.[3] Diese Planung änderte sich indessen im Laufe der Zeit und wurde nur zum Teil umgesetzt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Korps der Politischen Leiter aufgelöst und vom Internationalen Militärischen Gerichtshof als „verbrecherisch“ eingestuft.[4]

Inhaltsverzeichnis

Organisation und Status

Politische Leiter wurden unter anderen zur Unterstützung der „Hoheitsträger“ eingesetzt,[1] die den „Hoheitsgebieten der NSDAP“ (Block, Zelle, Ortsgruppe, Kreis, Gau und Reichsleitung) vorstanden. Zum Teil waren sie auch selbst „Hoheitsträger“. Zusammen mit den übrigen Funktionären, die nur fachliche Aufgaben zu bearbeiten hatten, bildeten sie das „Korps der Politischen Leiter“, das zum Zweck der politischen Gleichschaltung eingesetzt wurde, nach militärischem Vorbild uniformiert und in Dienstränge eingeteilt war. Wegen der goldbraunen Uniformierung wurde der Politische Leiter im Volksmund auch „Goldfasan“ genannt. 1937 umfasste die Gruppe der Politischen Leiter rund 700.000 Personen.

Der Politische Leiter war im rechtlichen Sinne kein Beamter. Nach den Richtlinien der Partei galt er als „Amtsträger“.[2] Dies obwohl er von Kreisebene an aufwärts hauptamtlich tätig war. Laut NSDAP-Auffassung sollte der Politische Leiter „Prediger und Soldat“ zugleich sein. Er war aber auch Spitzel der NSDAP, der die Bevölkerung überwachte; so mussten Politische Leiter Karteikarten über die Bewohner ihres „Betreuungsgebietes“ anlegen, deren Daten sie durch Ausfüllen von „allgemeinen Fragebögen“ regelmäßig ergänzen mussten.

Auflösung des Korps

Das „Korps der Politischen Leiter“ als Gliederung der NSDAP wurde 1946 im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher zur Verbrecherischen Organisation erklärt, da es für „die Germanisierung einverleibter Gebiete, die Verfolgung der Juden, die Durchführung des Sklavenarbeitsprogramms und die Misshandlung von Kriegsgefangenen“ mitverantwortlich sei. Für schuldig gesprochen wurden alle Reichsleiter, Gauleiter und Kreisleiter, sofern sie nach dem 1. September 1939 tätig gewesen waren. Nach dem Kontrollratsgesetz Nr. 10 waren damit Strafen vom „teilweisen Verlust der bürgerlichen Rechte“ bis zur Todesstrafe möglich, doch das Gericht empfahl eine Gesetzesänderung, damit in keinem Fall die nach dem Entnazifizierungsgesetz vorgeschriebene Strafe überschritten werde. [5]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Rudolf Kluge, Heinrich Krüger: Verfassung und Verwaltung im Großdeutschen Reich. 2., Aufl., Berlin 1939, S. 182.
  2. a b Willi Dreßen: Politische Leiter. In: Wolfgang Benz u.a. (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. 5., aktualisierte und erweiterte Aufl., dtv, Stuttgart 2007, S. 708, ISBN 978-3-423-34408-1.
  3. Rudolf Kluge, Heinrich Krüger: Verfassung und Verwaltung im Großdeutschen Reich. 2., Aufl., Berlin 1939, S. 183 f. (Angegebene Quelle: Robert Ley, VB vom 24. November 1937.)
  4. Whitney R. Harris: Tyrannen vor Gericht. Das Verfahren gegen die deutschen Hauptkriegsverbrecher nach dem Zweiten Weltkrieg in Nürnberg 1945-1946. Hrsg. von Christoph Safferling. Berlin 2008, S. 533 f., ISBN 978-3-8305-1593-7.
  5. IMT: Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher. Nachdruck München 1984, Band 22, S. 567–75.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • politischer Kommissar — politischer Kommissar,   in kommunistischen Staaten Funktionär der KP, in den Streitkräften dem Truppenkommandeur zur Seite gestellt. Die politischen Kommissare wurden 1918 von L. D. Trotzkij beim Aufbau der Roten Armee eingeführt und später von… …   Universal-Lexikon

  • Politischer Beratender Ausschuss — Gründung 14. Mai 1955 Auflösung 1. Juli 1991 Mitgliedstaaten …   Deutsch Wikipedia

  • Politischer Staatssekretär — Der Staatssekretär ist ein dem Minister untergeordnetes Regierungsmitglied oder der Amtstitel des höchsten Beamten eines Ministeriums oder einer sonstigen obersten Behörde. Staatssekretäre nehmen als so genannte Amtschefs in Ministerien und… …   Deutsch Wikipedia

  • Pol.Lt. — Politischer Leiter EN political leader …   Abkürzungen und Akronyme in der deutschsprachigen Presse Gebrauchtwagen

  • Volksstaat Württemberg — Freier Volksstaat Württemberg Wappen Flagge (Details) …   Deutsch Wikipedia

  • Freier Volksstaat Württemberg — Wappen Flagge (Details) …   Deutsch Wikipedia

  • Ernst Langguth — (* 28. September 1908 in Berlin; † 15. September 1983) war ein deutscher Widerstandskämpfer gegen das NS Regime und Gewerkschafter. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Tittel — (* 1. September 1894 in Dresden; † 8. August 1983 in Nürnberg) war ein deutscher Gewerkschafter und sozialistischer Politiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 In Gewerkschaft, SPD 1.2 In KPD, KPD(O) …   Deutsch Wikipedia

  • August Creutzburg — (* 6. März 1892 in Fischbach, Thüringen; † 11. September 1941 in Orlow, Sowjetunion) war ein deutscher kommunistischer Politiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Eugen Wiedmaier — (* 16. November 1900 in Zuffenhausen; † 14. März 1940 in Ludwigsburg) war ein deutscher Politiker (KPD) und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Leben Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte Wiedmaier eine kaufmännische… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”