Pomorie

Pomorie
Pomorie (Поморие)
Wappen fehlt
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Karte von Bulgarien, Position von Pomorie hervorgehoben
Basisdaten
Staat: Bulgarien
Oblast: Burgas
Einwohner: 14.629 (15.12.2007)
Koordinaten: 42° 34′ N, 27° 29′ O42.5627.4866666666670Koordinaten: 42° 33′ 36″ N, 27° 29′ 12″ O
Höhe: 0 m
Postleitzahl: 8200
Telefonvorwahl: (+359) 0596
Kfz-Kennzeichen: A
Verwaltung (Stand: seit Nov. 2007)
Bürgermeister: Petar Zlatanow
Regierende Partei: Parteilos
Webpräsenz: www.pomorie.org/

Pomorie (bulgarisch Поморие, griechisch Αγχίαλος/Anchialos) ist eine bulgarische Küstenstadt, die am Schwarzen Meer liegt. Die Stadt liegt in der Oblast Burgas und ist Zentrum einer gleichnamigen Gemeinde. Pomorie hat 14.629 Einwohner (Stand Dez. 2007) und ist ein beliebtes Touristenzentrum.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Stadtplan
Pomorie (rotes Viereck) - Bulgarien - Nachbarorte: Burgas, Ajtos.

Die Stadt liegt im östlichen Teil der oberthrakischen Tiefebene in der Bucht von Burgas auf einer etwa 5 km langen Halbinsel. Von Norden ist sie vom gleichnamigen Pomorie-See umschlossen. Pomorie befindet sich etwa 20 km nördlich von Burgas, ist etwa 8 km vom Flughafen Burgas entfernt und etwa 18 km südlich von Nessebar.

Gliederung

Stadtgliederung

Siehe Karte links.

Die Stadt wird durch einen Kanal, der den Pomorie-See mit dem Schwarzen Meer verbindet geteilt. Der östliche Teil bildet die Altstadt (bulg. Стар град/Star grad) und von der vom Kanal westlicher Teil die Neustadt (bulg. Нов град/Now grad).

Gemeindegliederung

In der Gemeinde Pomorie (bulg. Община Поморие) sind außer die Städte Pomorie, Acheloj und Kableschkowo noch folgende Orte eingegliedert:

  • Aleksandrowo
  • Bata
  • Gaberowo
  • Goriza
  • Galabez
  • Dabnik
  • Belodol
  • Kamenar
  • Kositschino
  • Kosowez
  • Laka
  • Medowo
  • Poroj
  • Strazin

Geschichte

Das Thrakische Grab

Antike

Das heutige Pomorie kann auf eine jahrtausendelange Geschichte zurückblicken. Wie die meisten Städte in der Region entstand auch Pomorie aus einer thrakischen Siedlung.

Im 5. Jahrhundert v. Chr. wurde die Siedlung dem Stadtstaat Apollonia Pontika eingegliedert, der hier eine Festung errichten ließ, die den Namen „Anchialos“ (gr. Αγχίαλος) trug, was aus dem altgriechischen übersetzt Nahe dem Salz bedeutet. Der Ort dieser Festung ist nicht bekannt, er wird nordwestlich der Stadt vermutet. Da sich dieser Landstrich heute unterhalb des Meeresspiegels befindet, ist er bisher kaum erforscht. In der nachfolgenden Zeit wurde die Stadt auch von dorischen Kolonisten besiedelt und weiter ausgebaut. In der Nähe der Stadt wurden in der Antike Salzminen angelegt, die bis heute genutzt werden. Über die Kontrolle der Minen, sowie über den Handel mit Salz brach im 2. Jahrhundert v. Chr. ein Krieg zwischen Apollonia Pontika und Mesambria aus. Aus dieser Zeit stammt das heute zugängliche thrakische Grab.

Zwischen dem I. Jahrhundert v. Chr. und dem I. Jahrhundert nach Chr. wurde die Stadt Teil des Odrysenreichs und Zentrum einer Strategie (Provinz).

Ihre größte Bekanntheit erreichte die Stadt, als sie zum Ende des 1. Jahrhunderts nach Chr. dem römischen Reich des Kaisers Trajan eingegliedert wurde. Die Römer ließen die Stadt etwas weiter entfernt auf dem Festland in der Gegend Paleocastro errichten. Die Stadt stieg zum zweitwichtigsten Hafen der Provinz Haemimontus (neben Develtum) auf. Die römische Festung trug den Namen Ulpianon Anchialeon und war eine der größten im heutigen Gebiet Bulgariens. Unter den Römern war die Stadt für ihren Reichtum berühmt. Sie wurde zum Bischofssitz und durfte eigene Münzen prägen.

Um 270 wurde die Stadt von den Goten erobert und zerstört. Zwischen dem 28. und dem 30. Oktober 294 besuchte Kaiser Diokletian die Stadt und ordnete ihren Wiederaufbau an.

Mittelalter

Zar Simeon I. schlägt die Byzantiner bei Anchialos

590 wurde die zwischenzeitlich von Awaren und Slawen zerstörte Stadt im Rahmen eines Wiederaufbauprogrammes vom oströmischen Kaiser Maurikios besucht, was dem Auftakt seiner Abwehrfeldzüge auf dem Balkan gleich kam.

708 fand vor dem Toren der Stadt die erste Schlacht von Anchialos statt, in welcher der bulgarischer Herrscher Khan Terwel das anrückende Heer des byzantinischen Kaisers Justinian II. niederschlug.

740 wurde die Stadt durch eine Naturkatastrophe zerstört, jedoch wegen eines Erlasses der byzantinischen Kaiserin Irene wieder aufgebaut.

753 schlug vor den Toren der Stadt in der zweite Schlacht von Anchialos der bulgarischer Khan Telets die byzantinischen Truppen.

812 wurde Anchialos unter Khan Krum dem Ersten Bulgarischen Reich eingegliedert und in Tutchon umbenannt.

In der Nähe der Stadt fand am 20. August 917 die dritte Schlacht von Anchialos statt, in welcher der bulgarische Zar Simeon I. dem byzantinischen Heer eine der größten Niederlagen der Geschichte zufügte. Nach diesem Sieg erklärte sich Simeon I. - dem Kaisertitel entsprechend - zum „Zar (gr. Basileus) der Bulgaren und Rhomäer“ (=Oströmer), wie sich die Byzantiner selbst nannten. Nach dieser Niederlage hatte das Byzantinische Reich den Bulgaren lange Zeit wenig entgegen zu setzen.

Erst nach dem Niedergang des Ersten Bulgarischen Reichs konnte die byzantinische Herrschaft wieder hergestellt werden. Hundert Jahre später trat das Zweite Bulgarische Reich auf die Bühne. In der nachfolgenden Zeit wechselte mehrfach die Herrschaft über die Stadt zwischen Bulgaren und Byzantiner. Im 13. Jahrhundert wüstetet die Katalanische Kompanie in der Gegend. Erst als im Oktober 1366 der Graf von Savoyen, Amadeus VI., im Zuge eines Feldzuges gegen die Türken, die Stadt von den Bulgaren eroberte und sie anschließend an Byzanz verkaufte, gelangte sie endgültig in byzantinischen Besitz.

Zugehörigkeit zum Osmanischen Reich

Anchialos fiel 1453 gemeinsam mit Nessebar als eine der letzten Städte im heutigen Bulgarien unter die Herrschaft der osmanischen Türken. Während der Jahrhunderte andauernde Herrschaft war die Stadt mit ihrem Umland neben Thessaloniki das zweitwichtigste Salzabbaugebiet innerhalb des Imperiums. Die Stadt war außerdem Zentrum eines Gerichts- und Verwaltungskreises (Kaza). In dieser Zeit war Anchialos Zentrum einer Eparchie des ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel und insgesamt kulturelles, religiöses, wirtschaftliches und administratives Zentrum der Region bis zum Anfang des 19. Jahrhundert. Nach dem Fall Konstantinopels im Jahre 1453 ließen sich mehrere bedeutende byzantinische Familien hier nieder, wie etwa die Palaiologen. Aus einer anderen Familie stammt der spätere Patriarch des ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel Jeremias II. Tranos.

Im Russisch-Osmanischen Krieg (1828–1829) wurde die Stadt am 11. Juli 1829 von russischen Truppen eingenommen. Die meisten Einwohner der Stadt waren Griechen und Bulgaren und unterstützten die Russen. Als nach dem Frieden von Adrianopel bekannt wurde, dass die Stadt weiter im osmanisch-türkischen Reich verbleibt, flohen viele Bewohner vor den anrückenden Türken.

1856 wurde das Kloster „Sweti Georgi“ eingeweiht.

Nach der türkischen Herrschaft

Pomorie im Jahre 1907 (Postkarte)

In Anchialos endete am 27. Januar 1878 die türkische Herrschaft. Nach dem Frieden von San Stefano und seiner Revision durch den Berliner Kongress wurde die Stadt Teil der autonome Provinz Ostrumelien bis zu derer Vereinigung mit dem Fürstentum Bulgarien im Jahr 1885. In der darauffolgende Zeit wurde sie dem Distrikt Burgas administrativ eingegliedert.

Nach dem Ilinden-Probraschenie Aufstand von 1903 nahm die Stadt eine große Anzahl an bulgarischen Flüchtlingen auf, die aus Makedonien (s. Makedonische Bulgaren) und Thrakien (s. Thrakische Bulgaren) im heutigen Norden Griechenlands und der Türkei vertrieben wurden.

Am 30. Juli 1906 wurde das griechische Viertel der Stadt, als Antwort auf einen Angriff griechischer Freischärler (Andartis) auf das Dorf Sagortschani (heute Vasileiada im Norden Griechenlands) und dem darauffolgenden Blutbad gegen die bulgarische Bevölkerung dort, von bulgarische Flüchtlinge aus diesen Gebieten angezündet. Der Brand vernichtete jedoch fast die gesamte Stadt, so dass nur in dem östlichen Teil alte Wiedergeburtshäuser erhalten geblieben sind. Die überlebende griechische Bevölkerung wanderte vollständig nach Griechenland aus, wo sie Orte wie Nea Anchialos (Neues Anchialos)[1] oder Anchialos gründete.

In den nächsten Jahren siedelten sich weiter ethnischen Bulgaren (Thrakische Bulgaren und Makedonische Bulgaren) an, die nach den Verträgen von Sèvres, Neuilly-sur-Seine und Lausanne sowie nach den Balkan- und Weltkriegen ihre Gebiete im Norden Griechenlands (Westthrakien) und der Türkei (Ostthrakien) verloren hatten. Jedoch konnte sich die Stadt wirtschaftlich nicht erholen, was am Anschluss Burgas an die Eisenbahnlinie nach Plowdiw und dem 1903 in Burgas eröffneten Hochseehafen lag.

In den nächsten Jahrzehnten erholte sich die Stadt nur langsam. 1934 wurde Anchialos in Pomorie umbenannt, was auf bulgarisch Nah am Meer bedeutet. Während des zweiten Weltkriegs betrieb die deutsche Wehrmacht den Bau einer Eisenbahnlinie von Burgas über Pomorie nach Warna. Mit dem Ende des Krieges endete der Bau. Heute ist Pomorie zwar an das bulgarische Eisenbahnnetz angeschlossen, jedoch verkehren nur Güterzüge (die hauptsächlich mit Salz beladen sind) in Richtung Burgas.

Die Stadt heute

Strandpromenade Pomorie

Pomorie ist heute umgeben von Weinbergen und Obstgärten und zählt zu den bekanntesten Moor- und Seebädern Bulgariens. Die Altstadt befindet sich immer noch auf der Halbinsel. Die Neustadt dehnt sich darüber hinaus aus, vor allem Richtung Burgas. In der Altstadt existieren immer noch die typischen Gassen mit Kopfsteinpflaster und die charakteristischen Schwarzmeerhäuser aus dem 19. Jahrhundert im Stil der Bulgarischen Wiedergeburt - meist ungefähr quadratische, zweistöckige Häuser mit Walmdächern, deren untere Etage aus hellem Stein, die obere aber aus dunkel gestrichenem Holz errichtet ist. Zwischen den Stadtvierteln Alte- und Neuestadt befindet sich das Kloster »Sweti Georgi« (Heiliger Georg).

Seit dem Ende der kommunistischen Herrschaft nimmt der Tourismus in Pomorie und Umland stark zu. Die Stadt wird heute vor allem von Familien besucht, welche die in unmittelbarer Nähe gelegenen flachen Strände schätzen. Im Gegensatz zum nahe gelegenen Sonnenstrand und der Halbinsel Nesebar ist die Stadt noch nicht so sehr Ziel des Massentourismus geworden. In den letzten Jahren nimmt auch der Wellness-Tourismus stark zu. Der aus dem Pomorie-See gewonnenen Heilschlamm wird in vielen neu entstandenen Sanatorien zur Behandlung von Nerven-, Venen-, oder Gelenkbeschwerden genutzt.

Weiter ist Pomorie für seine hervorragende Weine bekannt. Die Stadt liegt mitten in der Schwarzmeer-Weinanbauregion, die sich durch einen langen und milden Herbst auszeichnet. Hier werden insbesondere die Rebsorten Dimyat, Riesling, Muskat-Ottonel, Ugni blanc, Sauvignon blanc, Cabernet Sauvignon, Chardonnay und Gewürztraminer angebaut.

Nördlich der Stadt befindet sich der Naturpark „Pomorie-See“, der Teil des Projekts „Feuchtgebiete Burgas“ ist. Im See, der eigentlich eine Lagune ist, überwintern viele bedrohte Vogelarten, die den östlichen Nord-Süd Migrationsweg der Zugvögel, die Via Pontica, nutzen. Im Naturschutzgebiet befinden sich mehrere Vogelbeobachtungsstellen, die frei zugänglich sind.

Sehenswürdigkeiten

Glockenturm des Klosters Sweti Georgi
  • Thrakische Grabstätte
  • Historisches Museum
  • Salzmuseum
  • Partisanen-Museum
  • Kloster Sweti Georgi
  • Muttergotteskirche
  • Kirche Christi Himmelfahrt
  • Tschitalischte Prosweta
  • Tschitalischte Swetlina

Mit der Stadt verbundene Personen

Weblinks

 Commons: Pomorie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. siehe englische Wikipedia Nea Anchialos

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