Pregabalin

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Redaktion Medizin
Strukturformel
Pregabalin-Strukturformel
Allgemeines
Freiname Pregabalin
Andere Namen

(S)-3-(Aminomethyl)-
5-methylhexansäure (IUPAC)

Summenformel C8H17NO2
CAS-Nummer 148553-50-8
PubChem 5486971
ATC-Code

N03AX16

DrugBank DB00230
Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Antiepileptikum

Verschreibungspflichtig: Ja
Eigenschaften
Molare Masse 159,23 g·mol−1
Schmelzpunkt

186−188 °C [1]

Sicherheitshinweise
Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [2]
05 – Ätzend 08 – Gesundheitsgefährdend

Gefahr

H- und P-Sätze H: 318-361
EUH: keine EUH-Sätze
P: 280-​305+351+338 [2]
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [2]

Xn
Gesundheits-
schädlich
R- und S-Sätze R: 48/22-63
S: 22-36/37
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

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Pregabalin (Handelsname Lyrica®; Hersteller Pfizer) ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Antikonvulsiva. Zugelassen ist er in Deutschland seit 2004 zur Behandlung von neuropathischen Schmerzen, der Epilepsie, und bei generalisierten Angststörungen.

Pregabalin war 2009 auf Platz 12 der umsatzstärksten patentgeschützten Arzneimittel in Deutschland, mit einem Umsatz von ca. 220 Millionen Euro.[3]

Inhaltsverzeichnis

Chemie

Pregabalin ist ein Analogon der γ-Aminobuttersäure (GABA). Seine biologische Aktivität hat jedoch mit GABA nichts gemein. Das bedeutet, Pregabalin wirkt weder als Antagonist noch als Agonist von GABA-Rezeptoren, sondern die GABA-ähnliche Wirkung wird über andere Mechanismen hervorgerufen.

Synthese

Bei der enantioselektiven Synthese von Pregabalin wird zunächst ausgehend von Isobutyraldehyd und Acrylnitril mehrstufig das Salz aus dem tert-Butylammonium-Kation und dem Anion 3-Cyano-5-methyl-3-hexenoat hergestellt, dessen C=C-Doppelbindung dann einer enantioselektiven Hydrierung unterworfen wird und (S)-3-Cyano-5-methylhexansäure liefert. Die Reduktion der Nitrilgruppe liefert dann Pregabalin.[4] Es gibt auch alternative Synthesen bei denen eine Racematspaltung der Schlüsselschritt ist.[4]

Pharmakologie

Anwendungsgebiete

Pregabalin wird bei Erwachsenen zur Behandlung von Epilepsie (mit und ohne sekundärer Generalisierung), bei peripheren und zentralen neuropathischen Schmerzen (bspw. bei Diabetes mellitus, Gürtelrose, Fibromyalgie oder Rückenmarksverletzungen) und generalisierten Angststörungen eingesetzt.

Wirkmechanismus

Der Wirkmechanismus von Pregabalin wurde erst vor wenigen Jahren entdeckt. Es bindet im zentralen Nervensystem (ZNS) an eine Untereinheit von spannungsabhängigen Calcium-Kanälen vom P/Q Typ. Das Einströmen von Calcium in die Nervenendigung wird gedrosselt, so dass das "Gewitter" gesteigerter Freisetzung der Neurotransmitter Glutaminsäure, Noradrenalin und Substanz P normalisiert wird. Dieser Wirkansatz verbindet die so unterschiedlichen Anwendungsgebiete, neuropathischen Schmerz, generalisierte Angststörung und Epilepsie.

Nebenwirkungen

Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Schwindel, Müdigkeit, Benommenheit, nachlassende Aufmerksamkeit, Trunkenheitsgefühl, insbesondere zu Beginn der Behandlung. Des Weiteren kann es zu verschwommenem Sehen, Doppeltsehen, Gleichgewichtsstörungen, Erektionsstörungen, Ödemen und Erbrechen kommen. Eine Gewichtszunahme ist häufig. Gelegentliche Nebenwirkungen sind Muskelzucken, Muskelkrämpfe, Herzrhythmusstörungen, Kraftlosigkeit und Stürze. Selten auftretende Nebenwirkungen sind Schluckbeschwerden, hoher Blutzucker, Muskelschäden, Nierenversagen, Brustschmerzen und Veränderungen der Sicht (Tiefenwahrnehmung, Lichtblitze, optische Helligkeit). Weitere Nebenwirkungen, die nach Markteinführung berichtet wurden und deren Häufigkeit nicht bestimmt werden kann sind Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz), Änderung der Aufnahme von elektrischen Veränderungen (EKG) des Herzens, die mit Herzrhythmusstörungen zusammenhängen, Flüssigkeit in der Lunge, Verlust des Bewusstseins, Krampfanfälle sowie Überempfindlichkeits- und allergische Reaktionen.

Warnhinweise

Pregabalin sollte nicht plötzlich abgesetzt, sondern ausschleichend dosiert werden, da es sonst zu einer Häufung epileptischer Anfälle kommen kann. Benommenheit und Schläfrigkeit kann vor allem bei älteren Patienten zu Stürzen führen. In Einzelfällen sollen nach längerer Einnahme schwere Entzugsymptome vorgekommen sein. Ob dies auf den allgemeinen Patientenstamm übertragen werden kann, ist jedoch umstritten. Da Pregabalin ein Psychopharmakon ist, sind auch hier Absetzphänomene wie bei anderen Stoffen dieser Gruppe zu erwarten.

Es bestehen Hinweise auf ein Abhängigkeitspotenzial von Pregabalin, entsprechende Berichte gibt es aus Deutschland[5][6] und Schweden.[7] Die Fachinformation des momentan noch einzigen Präparates in Deutschland, Lyrica, wurde dahingehend um den Hinweis „Fälle von Missbrauch wurden berichtet. Der Pat. sollte hinsichtl. Sympt. des Pregabalinmissbrauchs überwacht werden.“ erweitert.

Der Wirkstoff Pregabalin kann die Nebenwirkungen von bestimmten Medikamenten verstärken, bis hin zu Atemschwäche (respiratorischer Insuffizienz) und Koma. Benommenheit, Schläfrigkeit und Unkonzentriertheit können sich verstärken, wenn Preagabalin zusammen mit Arzneimitteln eingenommen wird, die Oxycodon (ein Schmerzmittel), Lorazepam (ein Beruhigungsmittel) und Alkohol enthalten.

Pregabalin kann zusammen mit der "Antibabypille" (orale Kontrazeptiva) angewendet werden.

Dosierung

Es gibt Hartkapseln mit 25, 50, 75, 100, 150, 200, 225, 300 mg. Die Dosierung von Pregabalin erfolgt individuell; üblich sind jedoch Tagesdosen von 150 bis 300 mg. Eine Steigerung auf bis zu 600 mg pro Tag ist möglich.

Anwendung bei Kindern und Jugendlichen

Es liegen keine Untersuchungen zur Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren vor. Es kann deswegen nicht empfohlen werden, dass diese Personengruppen Pregabalin anwenden.[8]

Anwendung bei Schwangeren und in der Stillzeit

Es gibt keine kontrollierten klinischen Studien zur Anwendung von Pregabalin bei schwangeren Frauen. Tierversuche lassen jedoch vermuten, dass möglicherweise Gefahren für den Fötus bestehen könnten. Pregabalin sollte deshalb in der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn es unbedingt notwendig ist.[8]

Auswirkungen auf die Fahrtüchtigkeit

Durch die Einnahme von Pregabalin kann es zu Benommenheit und Schläfrigkeit kommen. Deshalb wird Patienten nicht empfohlen, Auto zu fahren, komplexe Maschinen zu bedienen oder andere potenziell gefährliche Tätigkeiten auszuführen, solange nicht bekannt ist, ob die Fähigkeit zur Ausübung solcher Tätigkeiten beeinträchtigt wird.[8]

Siehe auch

Gabapentin

Einzelnachweise

  1. The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage, 2006, S. 1327−1328, ISBN 978-0-911910-00-1.
  2. a b c Datenblatt Pregabalin bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 22. April 2011.
  3. U. Schwabe, D. Paffrath (Herausgeber): Arzneiverordnungs-Report 2010 (Springer Medizin Verlag, Heidelberg).
  4. a b Axel Kleemann, Jürgen Engel, Bernd Kutscher und Dieter Reichert: Pharmaceutical Substances, Thieme-Verlag Stuttgart, 5. Auflage (2009), S. 1135−1138, ISBN 978-3-13-558405-8; zusätzlich online mit halbjährlichen Ergänzungen und Aktualisierungen.
  5. Mitteilung der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft zum Abhängigkeitspotenzial von Pregabalin, 5. Juni 2011.
  6. M. Grosshans, J. Mutschler, D. Hermann et al.: Pregabalin abuse, dependence, and withdrawal: a case report. American Journal of Psychiatry 167 (2010), S. 869.
  7. S. Schwan, A. Sundstrom, E. Stjernberg et al.: A signal for an abuse liability for pregabalin results from the Swedish spontaneous adverse drug reaction reporting system, European Journal of Clinical Pharmacology 66 (2010), S. 947–953.
  8. a b c Fachinformation des Arzneimittel-Kompendium der Schweiz: Lyrica®; Stand: Juli 2007.


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