Puma (Auto)

Puma (Auto)
Puma GT 1600 auf VW-Basis in Kalifornien

Puma war eine brasilianische Kleinserien-Sportwagenmarke, die von 1964 bis 1997 in Produktion war. Die Fahrzeuge entstanden ursprünglich auf DKW-Basis, wechselten nach dem Niedergang dieser Marke zu VW-Technik und wurden in ihrer Endphase auf Basis von Teilen aus dem Haus General Motors hergestellt. Es gab rund 20 verschiedene Modelle, in ihrer Grundkonstruktion basierten alle Sportwagen der Marke Puma auf einem zentralen Rohrrahmen mit GFK-Karosserie.

Im erfolgreichsten Produktionsjahr 1979 entstanden 3.595 Pumas (GM-basiert). Insgesamt wurden offiziell 21.733 Fahrzeuge gebaut, zusätzlich ab 1973 in Lizenzfertigung 383 Fahrzeuge in Südafrika. Im Jahr 1995 erwarb Ford die Rechte an der Marke Puma und nutzte den Namen von 1997 bis 2002 für den Ford Puma.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung der Marke

Puma-Emblem auf einem VW-Puma

In den 1950er- und 60er-Jahren versuchte Brasilien intensiv, den Anschluss an die westlichen Industrienationen zu gewinnen. Sichtbarer Ausdruck dafür war, neben der Errichtung der damals hochmodernen Reißbrett-Hauptstadt Brasília, die Schaffung einer nationalen Automobilindustrie. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden Kooperationen mit großen Automobilherstellern eingegangen, unter anderem mit Volkswagen. Parallel dazu wurden zur Förderung heimischer Produktionsstätten hohe Importzölle auf fertig produzierte Automobile erhoben. Dies führte zum einen dazu, dass Unternehmen wie Volkswagen oder General Motors ihre Produktionskapazitäten in Brasilien ausbauten, gleichzeitig aber lediglich die üblichen „Brot-und-Butter-Autos“ im Programm standen. Elegante, meist zweisitzige Sportwagen, die zu jener Zeit groß in Mode waren, kamen dadurch kaum auf den brasilianischen Markt.

Der begeisterte Rennfahrer Rino Malzoni aus Matão (São Paulo) begann 1964 für den Einsatz auf der Rennstrecke seinen eigenen Wettbewerbswagen zu bauen. Basis war die Technik des „DKW 3=6“ mit Zweitaktmotor und dem DKW-typischen Frontantrieb. Diese frühen Fahrzeuge werden heute „DKW-Malzoni“ genannt, damals hießen sie schlicht „GT Malzoni“, ab 1966 „GT DKW“. Das Fahrzeug bestand aus einem Zentralrohrrahmen und einer GFK-Karosserie, eine Bauart, die seit der Einführung der Corvette von Chevrolet (1953) vor allem bei Kleinserienherstellern immer beliebter wurde. Aus der ursprünglich geplanten Homologationsserie entwickelte sich aufgrund starker Nachfrage bereits im zweiten Produktionsjahr eine kleine Serienfertigung. Im Jahr 1967 erfolgte ein erster Höhepunkt mit 121 produzierten Sportwagen.

Doch im Jahr 1967 erfolgte auch ein grundlegender Einschnitt in der technischen Ausführung: Die Marke DKW erlebte einen langen Abstieg. Erst war die Marke noch in Händen von Mercedes-Benz und wurde im Jahr 1964 an Volkswagen verkauft. Danach erfolgten bei DKW keine weiteren technischen Entwicklungen mehr. Gleichzeitig wurde die DKW-Produktion in Brasilien eingestellt. Malzoni, der inzwischen mit rennsportbegeisterten Geschäftspartnern eine Firma (Sociedade de Automóveis Luminari) gegründet hatte, entschied sich daraufhin für den Wechsel zu VW-Technik.

Puma auf VW-Basis

Puma Cabrio auf Volkswagen-Basis

Diese Entscheidung brachte für die junge Marke Puma auf den ersten Blick deutlichere Sportwagenattribute: Die wesentlichste Veränderung war der Wechsel vom DKW-typischen Front- zum sportlichen Hinterradantrieb. Motorseitig kam nun ein Vierzylinder-Viertaktmotor zum Einsatz anstatt des bisherigen (tatsächlich aber nicht unsportlichen) Dreizylinder-Zweitaktmotors von DKW. Die Basis lieferte nun der Karmann Ghia, der auch in Brasilien erhältlich war. Außerdem hießen die Modelle sowie das Unternehmen fortan Puma (Puma Veículos e Motores). Ab Oktober 1969 entstand auf Basis des Puma GT 1600 ein 2+2-sitziges Coupé unter der Typenbezeichnung GT 4 R. Außerdem kam unter der Typenbezeichnung GTS ab 1971 sogar eine sehr begrenzte Stückzahl von Cabriolets auf den Markt.

Einen wesentlichen Schub für die Produktionszahlen erbrachte die ab 1970 aufgenommene Exporttätigkeit. Etliche Pumas kamen als so genannte Kitcars in die USA, als Fertigfahrzeuge nach Kanada und Südafrika. Einige wenige Fahrzeuge erreichten auch Australien und den europäischen Markt. Weltweit blieben Pumas jedoch Exoten. Die in die USA exportierten Fahrzeuge mussten aufgrund von US-Importbestimmungen in Teilen geliefert werden: Karosserie, Achsen, Motor und Räder durften nur als einzelne Baugruppen voneinander getrennt eingeführt werden. Viele Importeure ließen nur die Karosserien aus Brasilien kommen und komplettierten die Fahrzeuge mit VW- oder Fremdteilen vom US-Markt.

Puma in Südafrika

Puma Coupé auf Volkswagen-Basis

Ein kurioses Kapitel der Automarke Puma wurde in Südafrika geschrieben. Ab 1973 erfolgte auf Initiative eines südafrikanischen Geschäftsmanns eine Lizenzfertigung in Durban. Diese erforderte allerdings einigen technischen Aufwand und enthusiastischen Einsatz. Der Puma wurde in Brasilien auf Basis des VW Karmann Ghia produziert, und Volkswagen lieferte die dafür benötigten Teile ohne weitere Auflagen. Für Südafrika ergab sich eine andere Situation: Der Karmann Ghia war dort nicht erhältlich, daher war auch keine Teileversorgung durch Volkswagen möglich. Deshalb fertigte man in Brasilien ein paar rechtsgelenkte Prototypen auf Basis des VW Käfer als Baumuster für die Südafrikaner. Damit glaubte man alle Probleme gelöst zu haben.

In Südafrika aber weigerte sich der Großserienhersteller Volkswagen, die benötigten Teile einzeln an die frisch gegründete Bromer Motor Assemblies zu liefern. So sah sich die kleine Fabrik in der Ortschaft New Germany nahe Durban gezwungen, komplette VW Käfer zu kaufen und die benötigten Teile auszubauen. Der Rest wurde weiterverkauft oder, falls das nicht glückte, verschrottet. Die in Südafrika produzierten Fahrzeuge waren von minderer Qualität, und so musste die Bromer Motor Assemblies schon 1974 Konkurs anmelden. Der Autohändler Lindsay Saker in Johannesburg hatte wohl die meisten Pumas in Südafrika verkauft. Nach dem Bromer-Konkurs übernahm der Werkstattleiter von Lindsay Saker, Jack Wijker, die Konkursmasse und sorgte für die Ersatzteilversorgung. Wijker holte weitere Fahrzeuge aus Brasilien und stellte von 1989 bis 1991 noch einmal eine kleine Produktion von 26 Fahrzeugen auf die Beine, die er aus importierten Teilen zusammenbaute. 2006 begann er erneut mit einer Kleinserienproduktion.

Puma mit GM-Technik

Puma GTB 1974 auf Basis des Chevrolet Opala

Ab 1974 wurde die Versorgung mit Volkswagen-Technik praktisch unmöglich, da die Fertigung des Karmann Ghia im Juli in Deutschland endete und in Brasilien in geringer Stückzahl nur noch bis 1976 erfolgte. So wurde die Marke Puma zu einem weiteren wesentlichen Wechsel in der technischen Basis gezwungen. Man entschied sich für Teile von General Motors aus dem Modell Opala. Die Jahre 1974 bis 1980 sahen vierstellige und damit die höchsten Produktionszahlen von Puma während der gesamten Markengeschichte. Danach folgte jedoch der Niedergang. Brasiliens Wirtschaft hatte den Wettlauf mit den Industrienationen verloren und fiel in eine lang anhaltende Krise. Gleichzeitig wurden die Importbestimmungen gelockert und öffneten den Markt für preiswerte und technisch ausgereifte Sportwagen vor allem aus Japan. Diesem Druck konnte die Puma Indústria de Veículos S.A. auf Dauer nicht standhalten. Die Produktionszahlen sanken binnen fünf Jahren von über 3000 Stück auf lediglich 33 Fahrzeuge im Jahr 1984. Die Firma wurde verkauft, der neue Besitzer hieß ab 1985 Araucária Veículos, von 1987 bis 1993 Alfa Metais. Danach wurden keine Pumas mehr gefertigt. 1995 erwarb Ford die Markenrechte am Namen Puma.

Puma-Konstruktionsdaten am Beispiel des GT 1600 (1970)

Puma GTE 1970, auf der Karman Ghia-Basis

Der Puma GT 1600 war ein Coupé mit Zentralrohrrahmen und Bodengruppe aus dem VW Karmann Ghia. Angetrieben wurde er vom luftgekühlten 1600-cm³-Vierzylinder-Boxermotor von Volkswagen. Der Motor besaß exakt 1584 cm³ (Bohrung 85,5 mm, Hub 69 mm) und entwickelte 70 SAE-PS (51 kW) bei 4.200 U/min. Der Motor hatte hängende Ventile, eine zentrale Nockenwelle, Leichtmetall-Zylinderköpfe und -Zylinderblock sowie eine vierfach gelagerte Kurbelwelle. Bestückt war er mit einem Fallstromvergaser alternativ von Solex oder Brosol. Der heckgetriebene Sportwagen besaß ein Viergang-Vollsynchrongetriebe mit Hypoid-Achsantrieb. Der Zentralrohrrahmen war hinten gegabelt mit der Plattform des Karmann Ghia als Aufbauboden. Vorn Doppelkurbellenker mit quer liegenden Drehstabfedern, hinten Einzelradaufhängung mit Pendelachse, Längslenkern und quer liegenden Drehstabfedern. Vorn verzögerten Scheibenbremsen mit einem Durchmesser von 27,8 cm, hinten Trommelbremsen.

Der Radstand wurde mit 2.150 mm angegeben, Spur 1.315/1.310 mm, Bodenfreiheit 170 mm, Länge 3960 mm sowie Breite 1580 mm, Höhe 1160 mm. Als Höchstgeschwindigkeit wurden 160 km/h genannt, bei einem Leistungsgewicht von 9,7 kg/PS, der Durchschnittsverbrauch betrug nach DIN 7,7 Liter.

Produktionszahlen (Brasilien)

Jahr Stückzahl Fahrzeugtypen
1964/1965 15 GT Malzoni
1966 34 GT Malzoni und GT DKW
1967 121 GT DKW
1968 151 GT VW
1969 272 GT VW
1970 202 GTE VW
1971 323 GTE VW und GTS (Cabriolet)
1972 484  
1973 771 GTE/GTS und GTB
1974 1.137  
1975 1.583  
1976 1.911  
Jahr Stückzahl Fahrzeugtypen
1977 2.898  
1978 3.390  
1979 3.595  
1980 3.042 GTI und GTC
1981 929  
1982 471  
1983 146  
1984 33  
1985 10 Ende der Fertigung in São Paulo
1986/1987 15 Araucária Veículos
1987–1993 200 Alfa Metais

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