- Pyrethrine
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Pyrethrine sind eine Gruppe von Naturstoffen, die für die insektizide Wirkung von Pyrethrum verantwortlich sind. Sie werden von bestimmten Chrysanthemen-Arten gebildet. Pyrethrine werden aus Pyrethrum-Extrakt isoliert und als Insektizide für Pflanzenschutz, Schädlingsbekämpfung und in der Medizin verwendet.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die US-Marine entwickelte 1917 ein Verfahren zur Herstellung eines Pyrethrum-Extrakts, bei dem gemahlene Chrysanthemenblüten mit Kerosin extrahiert wurden. Dieser Extrakt wurde in Spraydosen gefüllt und gegen Hausfliegen und Moskitos eingesetzt.[1] Die Struktur der Pyrethrine wurde von 1924 an durch Lavoslav Ružička und Hermann Staudinger aufgeklärt.[2] Sie waren das Vorbild für die synthetisch hergestellten Pyrethroide.[3]
Zusammensetzung
Pyrethrine Name Pyrethrin I Pyrethrin II Strukturformel CAS-Nummer 8003-34-7 (Gemisch) ? ? PubChem 6433154 6433155 Kurzbeschreibung gelbe bis dunkelbraune viskose Flüssigkeit[4] Summenformel C21H28O3 C22H28O5 Molare Masse 328,45 g·mol−1 372,45 g·mol−1 Aggregatzustand flüssig oder fest Siedepunkt 100–200 °C (10 Pa) [4] Löslichkeit in Wasser gering [4] GHS-
Einstufung
H- und P-Sätze 332-312-302-410 keine EUH-Sätze 273-280-501[5] Gefahrstoff-
kennzeichnung[4]Gesundheits-
schädlichUmwelt-
gefährlich(Xn) (N) R-Sätze 20/21/22-50/53 S-Sätze (2)-13-60-61 MAK-Wert 5 mg·m−3 (inhalierbares Aerosol)[4] Die beiden wichtigsten Pyrethrine sind Pyrethrin I und Pyrethrin II. Es handelt sich dabei um die Ester der (+)-trans-Chrysanthemumsäure und der (+)-trans-Pyrethrinsäure mit dem Hydroxyketon (+)-Pyrethrolon. Daneben enthalten Pyrethrum-Extrakte auch die Cinerine Cinerin I und Cinerin II, sowie die Jasmoline Jasmolin I und Jasmolin II.[3]
Zusammensetzung eines natürlichen Pyrethrin-Gemischs[6] Mengenanteil Strukturformel Pyrethrin I 35 % Pyrethrin II 33 % Jasmolin I 5 % Jasmolin II 4 % Cinerin I 10 % Cinerin II 14 %
Pyrethrin I ist die Einzelverbindung mit der höchsten insektiziden Wirksamkeit. Pyrethrin II hat eine schwächere Wirkung, dafür tritt sie besonders schnell ein. Pyrethrum-Blüten aus Kenia enthalten im Schnitt 1,3 % Pyrethrine, pro Blüte sind das etwa 2-3, manchmal 4 mg. Die Blüten werden nach der Ernte getrocknet und pulverisiert. Mit Lösungsmittelgemischen wie Methanol/Kerosin, Petrolether/Acetonitril, Petrolether/Nitromethan werden daraus die Pyrethrine extrahiert. Mit Petrolether/Nitromethan erhält man eine 90 %ige Mischung der sechs Pyrethrine. Über die Biosynthese der Pyrethrine ist wenig bekannt. Eine Vorstufe der Chrysanthemumsäure-Bildung ist möglicherweise Mevalonsäure.[6]Wirkung
Pyrethrine sind Kontaktinsektizide, z. B. gegen Blattläuse, Weiße Fliege, Spinnmilben, Woll- und Schmierläuse, Zikaden und Käfer-Larven. Sie wirken gegen Eier, Larven und erwachsene Stadien. Pyrethrine sind nicht nützlingsschonend. Ihre Wirkung auf Insekten tritt innerhalb weniger Minuten ein, man spricht von einem „knock-down“-Effekt. Die für den „knock-down“ notwendige Dosis ist gering, viele der betroffenen Insekten schaffen es die Pyrethrine abzubauen und erholen sich wieder. Um diese Entgiftung zu verhindern, werden Pyrethrine mit dem Synergisten Piperonylbutoxid versetzt.
Natürliche Vorkommen
Im Insektenpulverkraut sind Pyrethrine natürlich enthalten.
Verwendung
Pflanzenschutz
Pyrethrine sind der wirksame Bestandteil vieler Insektensprays für den Hausgarten und das Gewächshaus. Sie kommen auch in Form von Kaltverneblungsmitteln, Pulver sowie als Emulsions- oder Suspensionskonzentrate in den Handel. Sprays und Konzentrate enthalten häufig Raps- oder Sesamöl als Trägersubstanz. Als Synergist wird in der Regel Piperonylbutoxid zugesetzt. Pyrethrine sind wegen ihrer raschen Wirkung ein Zusatz in manchen Dichlorvos-haltigen Pflanzenschutzmitteln. In Österreich und der Schweiz sind Pyrethrine auch für den Vorratsschutz, etwa zur Bekämpfung des Kornkäfers in Getreidelagern, zugelassen.[7]
Schädlingsbekämpfung
Pyrethrine werden als insektizide Wirkstoffe gegen eine Reihe von Schadinsekten sowie als Repellentien verwendet.
Toxikologie
Pyrethrine wirken neurotoxisch, sowohl auf sensorische wie auch auf motorische Nerven. Die Letale Dosis für Pyrethrin I und II liegt für Nagetiere im Bereich von 130 bis über 600 mg/kg KG. Falls die Substanzen in mehreren kleinen Dosen über 12 bis 48 Stunden verabreicht werden, beträgt die letale Dosis bis zu 2900 mg/kg KG. Ein zweijähriges Kind starb, nachdem es 14 g Pyrethrum-Pulver gegessen hatte. Es gab auch tödliche Vergiftungen durch inhaliertes Pyrethrin-Aerosol.
Wenn Pyrethrine auf die Haut aufgebracht werden, hat das oft ein kurzzeitiges Kältegefühl durch lokale Parästhesie zur Folge. Die Aufnahme der Substanzen über die Hautoberfläche ist gering. Pyrethrine reizen die Augen und die Schleimhäute, sind aber nur in geringem Maß hautreizend. Ungereinigter Pyrethrum-Extrakt ist hautsensibilisierend, dies liegt jedoch nicht an den enthaltenen Pyrethrinen.
Es gibt keine Hinweise auf eine teratogene, mutagene oder kanzerogene Wirkung von Pyrethrinen.[4]
Einzelnachweise
- ↑ A. Glynne-Jones: Pyrethrum. Pesticide Outlook, October 2001, S. 195–198.
- ↑ Bernd Schäfer: Naturstoffe der chemischen Industrie, Spektrum Akademischer Verlag, 1. Auflage, 2007, S. 494−495, ISBN 978-3-8274-1614-8.
- ↑ a b Römpp Chemielexikon, 10. Auflage, Stichwort Pyrethrum.
- ↑ a b c d e f g Eintrag zu Pyrethrine in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 30. November 2007 (JavaScript erforderlich).
- ↑ Datenblatt Pyrethrum extract bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 6. Mai 2011.
- ↑ a b Klaus Naumann: Synthetic Pyrethroid Insecticides: Structures and Properties. 1990.
- ↑ Nationale Pflanzenschutzmittelverzeichnisse: Schweiz, Österreich, Deutschland; abgerufen am 2. Januar 2009.
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