Pyrrhotin

Pyrrhotin
Pyrrhotin (Magnetkies)
Pyrrhotite-195241.jpg
Pyrrhotin (mit Anlauffarben) aus dem Trepča Tal, Kosovska Mitrovica, Kosovo
Chemische Formel Fe7S8[1]
Mineralklasse Sulfide, Sulfosalze - Metall:Schwefel,Selen,Tellur=1:1
2.CC.10 (8. Auflage: II/C.19-20) (nach Strunz)
02.08.10.01 (nach Dana)
Kristallsystem monoklin, pseudohexagonal
Kristallklasse monoklin-prismatisch \ 2/m [2]
dihexagonal-dipyramidal 6/m\ 2/m\ 2/m\ [3]
Farbe tombakbraun, bronzegelb
Strichfarbe schwarz
Mohshärte 3,5 bis 4
Dichte (g/cm3) 4,6 bis 4,7
Glanz Metallglanz
Transparenz opak
Bruch muschelig, spröde
Spaltbarkeit keine
Habitus
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten schmilzt zu einer schwarzen magnetischen Masse; in Salpetersäure und Salzsäure schwer löslich
Ähnliche Minerale Chalkopyrit, Bornit
Magnetismus meistens ferromagnetisch entlang der Hauptachse

Pyrrhotin, veraltet auch als Magnetkies bezeichnet, ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Fe7S8[1] und entwickelt meist tafelige, pyramidale oder prismatische Kristalle, aber auch massige Aggregate von bronzegelber Farbe, die aber an der Luft schnell tombakbraun anläuft.

Inhaltsverzeichnis

Besondere Eigenschaften

Pyrrhotin ist meist ferromagnetisch. Die hexagonale Struktur von Pyrrhotin ist nur oberhalb von 300 °C stabil. [3] Es schmilzt zu einer schwarzen magnetischen Masse und ist in Salpetersäure und Salzsäure schwer löslich.

Etymologie und Geschichte

Pyrrhotin wurde aufgrund seiner Farbe nach dem griechischen Wort πνρρός (pyrrhos) für feuer- bzw. flammenfarben benannt.

Erstmals gefunden wurde Pyrrhotin 1835 und beschrieben durch August Breithaupt.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten Systematik der Minerale (8. Auflage) nach Strunz gehört der Pyrrhotin zur Abteilung der Sulfide und Sulfosalze „mit einem Stoffmengenverhältnis Metall : Schwefel,Selen,Tellur = 1 : 1“.

Seit der überarbeiteten 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ist diese Klasse zum einem erweitert um die Selenide, Telluride, Arsenide, Antimonide, Bismutide, Sulfarsenite, Sulfantimonite, Sulfbismuthite und zum anderen die Abteilungen präziser unterteilt nach der Art der in der Verbindung vorkommenden Kationen. Der Pyrrhotin steht entsprechend in der Unterabteilung der „Metallsulfide, M : S = 1 : 1 (und ähnliche) mit Nickel (Ni), Eisen (Fe), Cobalt (Co), usw.“.

Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Pyrrhotin ebenfalls in die Klasse der Sulfide (und Verwandte), dort allerdings in die Abteilung der „Sulfide - einschließlich Seleniden und Telluriden - mit der Zusammensetzung Am Bn Xp, mit (m+n):p=1:1“ und dort zusammen mit Smythit in die unbenannte Gruppe „2.8.10“.

Bildung und Fundorte

Pyrrhotin aus der Santa Eulalia Aquiles Serdan Mine, Chihuahua, Mexiko

Pyrrhotin bildet sich überwiegend, oft in Paragenese mit Pyrit und Pentlandit, aber auch mit Markasit, Chalkopyrit und anderen Sulfiden, liquidmagmatisch in basischen Gesteinen wie beispielsweise Pegmatit. Es kann sich aber auch in Gesteinen bilden, die durch Metasomatose verändert wurden, sei es aufgrund von hydrothermalen oder sedimentären Kräften.

Weltweit konnte Pyrrhotin bisher (Stand: 2010) auf allen fünf Erdteilen an 5700 Fundorten nachgewiesen werden.

Auch in einigen Mineralproben vom Mittelatlantischen Rücken und ostpazifischen Rücken sowie im Kometenstaub des Wild 2 wurde Pyrrhotin entdeckt.[4]


Kristallstruktur

Vom Pyrrhotin sind, einschließlich des als eigenständiges Mineral anerkannten Troilits mit der idealen Zusammensetzung FeS und hexagonaler Symmetrie, zur Zeit sechs verschiedene Polytypen bekannt[5]:

  • Pyrrhotin-6M (Fe11S12) kristallisiert monoklin in nicht näher bestimmter Raumgruppe mit den Gitterparametern a = 6,90 Å; b = 11,95 Å, c = 34,52 Å und β = 90,0 ° sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.
  • Pyrrhotin-5H (Fe9S10) kristallisiert hexagonal in nicht näher bestimmter Raumgruppe mit den Gitterparametern a = 6,89 Å und c = 28,67 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.
  • Pyrrhotin-7H (Fe9S10) kristallisiert hexagonal in nicht näher bestimmter Raumgruppe mit den Gitterparametern a = 6,89 Å und c = 40,15 Å sowie 56 Formeleinheiten pro Elementarzelle.
  • Pyrrhotin-11H (Fe10S11) kristallisiert hexagonal in nicht näher bestimmter Raumgruppe mit den Gitterparametern a = 6,90 Å und c = 63,22 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.

Bis auf den Troilit, der fast ausschließlich in Meteoriten gefunden wird, sind alle anderen Polytypen an Eisen (Fe) unterbesetzt, was auf Leerstellen im Kristallgitter zurückzuführen ist.

Verwendung

Pyrrhotin wird bei lokaler Anhäufung gelegentlich als Eisenerz verwendet, häufiger jedoch im Zusammenhang mit Pentlandit als Nickelerz. Darüber hinaus dient Pyrrhotin gelegentlich auch als Grundstoff zur Herstellung von Polierrot, einem altbekannten, noch immer geschätzten Mittel zur Feinpolitur von Metallen und Gläsern, sowie zur Herstellung von Eisenvitriol Verwendung. [3]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b IMA/CNMNC List of Mineral Names - Pyrrhotite (englisch, PDF 1,8 MB; S. 236)
  2. Webmineral - Pyrrhotite (englisch)
  3. a b c Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 36, 37.
  4. Mindat - Localities for Pyrrhotite
  5. Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 86.

Literatur

Weblinks

 Commons: Pyrrhotin (Pyrrhotite) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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