RT-23

RT-23
RT-23 im Eisenbahnmuseum Sankt Petersburg
Eisenbahnstationierter Interkontinentaler Raketenkomplex BShKR Russlands, Eisenbahnmuseum Sankt Petersburg

Die RT-23 Molodets (deutsch: „Prachtkerl“), auch unter dem NATO-Codenamen SS-24 Scalpel bekannt, war eine Interkontinentalrakete der russischen Streitkräfte. Sie wurde vor 1991 in der damaligen Sowjetunion entwickelt und stationiert.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Die RT-23 ist eine dreistufige Feststoffrakete mit einem aus zehn Sprengköpfen zu je 550 kt Sprengkraft bestehenden Mehrfachsprengkopf (MIRV). Die Rakete existiert in zwei Versionen, die sich durch die Art der Startbasis unterscheiden. Die Rakete kann je nach Version von einem Silo oder von einem mobilen Schienenfahrzeug aus gestartet werden. Bei der mobilen Version befindet sich die Rakete in einem Transport-Start-Kanister, der zum Start der Rakete auf einem dafür vorgesehenen Eisenbahnwaggon in die vertikale Position gebracht wird. Die mobile Version der Rakete wird mittels eines Gasgenerators mit Festtreibstoff gestartet.

Die erste Stufe der silogestützten Version benutzt eine rotierende Düse, während die mobile Version eine feste Düse hat, die teilweise in der Brennkammer des Motors angesiedelt ist. Die Triebwerke der zweiten und dritten Stufe benutzen eine während des Fluges ausziehbare Düse, um den Schub des Motors zu erhöhen, ohne die allgemeinen Abmessungen der Rakete vergrößern zu müssen. Die Rakete wird in der ersten Stufe durch die Schwenkung der Düse während des Fluges gesteuert. Die zweite und dritte Stufe benutzen aerodynamische Schaufeln zur Steuerung. Bei beiden Versionen dient ein computergekoppeltes Trägheitsnavigationssystem zur Navigation. Die zehn Sprengköpfe haben jeweils ein eigenes Antriebs- sowie Lenkungs-/Kontrollsystem.

Geschichte

Die RT-23 wurde in der Sowjetunion in der Zeit des Kalten Krieges mit dem Ziel entwickelt, über eine Feststoffinterkontinentalrakete mit unterschiedlichen Startmöglichkeiten zu verfügen. Es waren drei Varianten geplant, von denen jedoch nur die Startvariante von einem Raketensilo aus sowie die mobile Variante auf einem Eisenbahnwaggon verwirklicht wurden. Eine weitere mobile Version mit einem Straßenfahrzeug als Startbasis (TEL) wurde nicht umgesetzt. Die mobile Variante machte es möglichen Feinden schwerer, die Raketenstartbasen zu lokalisieren und zu verfolgen. Die RT-23 war das sowjetische Gegenstück zur US-amerikanischen LGM-118A Peacekeeper.

Die RT-23 wurde ab 1982 getestet und ab 1989 in beiden Versionen stationiert. Insgesamt wurden 96 Raketen in Dienst gestellt, davon 36 mobile Einheiten und 56 silogestützte. Die Stationierungsorte für das mobile System waren Kostroma (12), Berschet (9) und Krasnojarsk (12), allesamt in Russland. Silogestützte Raketen wurden in Perwomaisk in der Ukraine (46) und in Tatischchewo in Russland (10) in ehemaligen UR-100N-Silos (SS-19 Stiletto) stationiert. Der Großteil der beteiligten Produktionsbetriebe befand sich in der heutigen Ukraine und führte nach dem Zerfall der Sowjetunion zur Einstellung der Produktion dieses Raketentyps. Zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs der Sowjetunion waren 92 Raketen im aktiven Dienst, davon 56 in Raketensilos und die restlichen eisenbahngestützt. Die Ukraine hat bis 1996 alle Kernwaffen einschließlich der RT-23 außer Dienst gestellt. Es war geplant, die RT-23 im Rahmen des START II (Strategic Arms Reduction Treaty) aus dem aktiven Dienst zu entfernen. START II wurde allerdings nicht ratifiziert, so dass die RT-23 noch längere Zeit im russischen Dienst blieben. Im Jahr 2005 wurden die letzten aktiven Raketen außer Dienst gestellt. Das Vernichten der Raketen stellt sich als schwieriger heraus als das bloße Außer-Dienst-Stellen, da es durch das Abbrennen der Raketenstufen am Boden geschieht. Im April 2008 wurden die letzte Stufe einer RT-23 in einer Anlage bei Perm vernichtet.

Technische Daten

Siehe auch

Weblinks

 Commons: RT-23 Molodets – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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