Rancířov

Rancířov
Rancířov
Wappen fehlt
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Rancířov (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Jihočeský kraj
Bezirk: Jindřichův Hradec
Gemeinde: Dešná u Dačic
Geographische Lage: 48° 56′ N, 15° 32′ O48.93388888888915.528333333333475Koordinaten: 48° 56′ 2″ N, 15° 31′ 42″ O
Höhe: 475 m n.m.
Einwohner: 136 (1. März 2001)
Verkehr
Straße: Slavonice -Uherčice

Rancířov (deutsch Ranzern) ist ein Ortsteil der Gemeinde Dešná (Döschen) in Tschechien. Er liegt 15 Kilometer südlich von Slavonice (Zlabings) in Südmähren und gehört zum Okres Jindřichův Hradec (Bezirk Neuhaus). Der Ort ist als ein Längsangerdorf angelegt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Rancířov befindet sich nahe der Grenze zu Österreich. Nördlich erhebt sich der Dešenský Šibeník (Galgenberg, 511 m).

Nachbarorte sind Dešná u Dačic (Döschen) im Norden, Dančovice (Dantschowitz) im Nordosten, Lubnice (Hafnerluden) und Mešovice (Nespitz) im Osten, Vratěnín (Fratting) im Südosten, Hluboká (Tiefenbach) und Schaditz im Süden, Wilhelmshof im Südwesten, Ziernreith im Westen sowie Písečné (Piesling) und Županovice (Zoppanz) im Nordwesten.

Geschichte

Rancířov gehört zu den ältesten Pfarrdörfern in Südmähren. Im Jahre 1257 wurde die Pfarre "ad Ronzer" dem Stift Geras übergeben, dem sie bis nach dem Zweiten Weltkrieg inkorporiert bleibt. In einer Stiftsurkunde vom 13. Dezember 1450 wurden die Abgaben von "Ranzer" geregelt und diese von Robot und Abgaben in eine Geldzahlung umgewandelt. Die Mundart des Nordbairischen, welche bis 1945 gesprochen wurde, lässt darauf schließen, dass die Einwohner des Ortes aus der Oberpfalz stammten, worin sie sich von den weiter östlichen gelegenen Gebieten von Znaim und Nikolsburg unterschieden.[1] Im Jahre 1645, während des Dreißigjährigen Krieges, wurde der Ort von schwedischen Truppen unter dem Feldmarschall Lennart Torstensson geplündert und gebrandschatzt. Aus demselben Jahr ist ein "Waisenbuch" erhalten geblieben. Matriken werden in dem Ort seit dem Jahre 1724 geführt.[2] Die Einwohner des Ortes lebten von der Landwirtschaft, wobei der sonst in Südmähren so wichtige Weinbau nicht praktiziert wurde. Der Kirtag wurde bis 1945 immer am Sonntag nach Mariä Himmelfahrt (15.August) abgehalten.

Nach dem Ersten Weltkrieg zerfiel der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn. Der Vertrag von Saint-Germain [3] 1919 erklärte den Ort, dessen Bewohner 1910 zu 97% Deutschmährer waren, zum Bestandteil der neuen Tschechoslowakischen Republik. Nach dem Münchner Abkommen 1938, das die Abtretung der sudetendeutschen Gebiete an Deutschland regelte, rückten im Oktober deutsche Truppen im Ort ein, der bis 1945 zum Gau Niederdonau gehörte.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der sieben Opfer unter den Bewohner von Ranzern forderte, kam die Gemeinde wieder zur Tschechoslowakei zurück, da die im Münchener Abkommen (1938) an Deutschland übertragenen Territorien im Rückgriff auf den Vertrag von Saint-Germain (1919) wieder der Tschechoslowakei zugeordnet wurden. Noch vor dem Potsdamer Kommuniqué im August 1945, das den 'Transfer' der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei zustimmte, wurden die deutschen Einwohner von Ranzern im Juni 1945 in einer "Wilden Vertreibung" über die Grenze nach Österreich vertrieben.[4] Aufgrund des Beneš-Dekretes 108, vom Oktober 1945, wurde das gesamte Vermögen der deutsche Bevölkerung konfisziert und unter nationale Verwaltung gestellt, wobei es seitens der Siegermächte keine Niederschrift über akzeptierte Enteignung oder gebilligten Vermögensentzug gab. In Übereinstimmung mit den ursprünglichen Überführungs-Zielen des Potsdamer Kommuniqués verlangte die UdSSR im Jänner 1946, die Umsiedlung aller in Österreich befindlichen Volksdeutschen nach Deutschland, demnach auch der aus Ranzern stammenden Bewohner. [5] Sie wurden meist in den Bundesländern Baden-Württemberg und Hessen ansässig.

Im Jahre 2001 bestand das Dorf aus 35 Wohnhäusern, in denen 136 Menschen lebten.

Wappen und Siegel

Es ist nicht eindeutig, ob Ranzern ein eigenes Siegel besaß. Tschechische Fachliteratur nennt hier entweder ein Herz mit drei hervorsprießenden Blüten oder ein Pflugeisen. Hierbei muss beachtet werden, dass es bei Iglau ebenfalls ein Ranzern gab, welches zur selben Herrschaft wie Ranzern in Südmähren gehörte.[6]

Bevölkerungsentwicklung

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1880 279 250 29 -
1890 278 250 27 1
1900 264 249 15
1910 256 249 7
1921 297 246 49 2
1930 304 223 81 -
1991 128
2001 136

[7][8]

Sehenswürdigkeiten

  • Pfarrkirche zur Himmelfahrt Mariä (1765)
  • Bildstock (17. Jahrhundert)
  • Schule (1791)
  • Pfarrhof (1639)

Sagen aus dem Ort

Unter den 1945/46 vertriebenen, deutschen Ortsbewohnern gab es eine Vielzahl von Sagen:

  • Zwischen Ranzern und Fratting gab es ein kleines Gehölz aus Buchen und Eichen. Dort hausten die "Pelzweibln". Das waren kleine vermummte Frauengestalten, die kreischende Laute ausstießen um damit um Mitternacht arme Wanderer zu erschrecken.

[9]

Quellen und Literatur

  • Johann Zabel: Kirchlicher Handweiser für Südmähren, 1941, Generalvikariat Nikolsburg, Ranzern S.71
  • Bruno Kaukal: Wappen und Siegel, (1992), Ranzern S.201
  • Gerald Frodl, Walfried Blaschka: Neubistritz und Zlabings von A bis Z, (2008), Ranzern S.221
  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren, (1990), Ranzern S.32
  • Rudolf Hruschka: Das Untertanenverhältnis der Gemeinde Ranzern-Winterzeile und ihre Auflehnung gegen die Grundobrigkeit

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Leopold Kleindienst: Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S. 10
  2. Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae, Band III, S.260
  3. Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919 -1989 , Amalthea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X
  4. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band III. Maurer, Geislingen/Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, Ranzern  S. 327, 329, 331.
  5. Cornelia Znoy: Die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Österreich 1945/46, Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie, Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien, 1995
  6. Zemske desky Brno, Brünn 1856, Band XIII, S. 5
  7. Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984
  8. http://www.czso.cz/csu/2009edicniplan.nsf/t/010028D080/$File/13810901.pdf
  9. Südmährisches Jahrbuch, 1978, S.166

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