- Red State
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Rote Staaten und Blaue Staaten ist eine in den Vereinigten Staaten gebräuchliche Unterscheidung der Bundesstaaten nach ihren politischen Mehrheiten bei der Präsidentschaftswahl. Bundesstaaten mit einer Mehrheit für den Kandidaten der Republikanischen Partei werden als Rote Staaten bezeichnet, solche mit einer Mehrheit für den Kandidaten der Demokratischen Partei als Blaue Staaten. Diese Parteifarben werden auch für die graphische Darstellung der Wahlergebnisse verwendet. Die Bezeichnung wurde zuerst von Kommentatoren während der laufenden Berichterstattung zu der Präsidentschaftswahl 2000 mit sehr knappem Ausgang und im Zusammenhang mit dem lange umstrittenen Wahlergebnis verwendet, wird aber inzwischen in der politischen Berichterstattung in den Vereinigten Staaten regelmäßig gebraucht.
Inhaltsverzeichnis
Unterscheidung in Rote Staaten und Blaue Staaten
Bei den Wahlen in jüngerer Zeit hat sich herauskristallisiert, dass Rote Staaten sich vor allem im Süden finden (dem konservativ-evangelikalen Bible Belt) sowie in den Staaten der Great Plains und entlang der Rocky Mountains (den sogenannten Mountain States). Blaue Staaten liegen vor allem im Nordosten (z.B. Neuengland und New York), im Gebiet der Großen Seen sowie entlang der Westküste. Der Süden galt nach Ende des Bürgerkrieges als Bastion der Demokraten (Solid South); als die Partei sich jedoch in den 60er Jahren unter Lyndon Baines Johnson mit der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung solidarisierte und die Rassentrennungsgesetze durch den Civil Rights Act zu Fall brachte, verlor sie dort an Stimmen, gleichzeitig begann das Wachstum der evangelikalen Freikirchen, die meist mit den Republikanern assoziiert sind - nur die Südstaatler Jimmy Carter und Bill Clinton konnten seither für die Demokraten einige Staaten der Südschiene gewinnen.
Der Mittlere Westen ist also gespalten. Indiana hat von 1968 bis 2004 durchgehend republikanische Präsidentschaftskandidaten, und auch Iowa gilt als Hochburg der Republikaner, obwohl in letzter Zeit Iowa eher ein Swing State ist (sowohl Bill Clinton im Jahre 1992 als auch Al Gore bei der Wahl 2000 erhielten die Wahlmänner des Staats). Insbesondere Staaten mit ausgeprägten städtischen Gebieten, etwa Illinois mit Chicago, Michigan mit Detroit, Wisconsin mit Milwaukee und Minnesota mit Minneapolis-St. Paul hingegen sind Hochburgen der Demokraten. Dabei ist Wisconsin sowohl 2000 als auch 2004 nur knapp an die Demokraten gegangen, da die ländlichen Gebiete des Staates mit einem hohen Stimmenanteil für George W. Bush stimmten. In Illinois hingegen haben sowohl Al Gore 2000 als auch John Kerry 2004 mit über 10 Prozent Vorsprung gewonnen.
Eine genauere Untersuchung durch eine feinere Unterteilung der Staaten, etwa in Distrikte oder Countys, gibt Aufschluss über die eigentliche Problematik, die der pauschalen Einstufung in Blaue Staaten und Rote Staaten zugrunde liegt. Das Wahlverhalten ist zumeist in den verschiedenen Staaten nicht unterschiedlich, sondern vielmehr besteht eine Spaltung zwischen ländlichen und städtischen Gebieten. In den meisten Roten Staaten dominierten die ländlichen mehrheitlich für Bush stimmenden Gebiete, während in Blauen Staaten das Wahlergebnis in den Großstädten zugunsten der Demokraten ausschlaggebend ist. Es gibt allerdings einige Ausnahmen, etwa Phoenix (Arizona), Dallas, San Antonio und Houston (Texas), Salt Lake City (Utah) und einige andere.
Demzufolge sind starke Rote Staaten Alaska, Idaho, Indiana, Kansas, Nebraska, Oklahoma, North Dakota, South Dakota, Utah, Virginia und Wyoming, die alle seit 1964 nicht mehr an einen demokratischen Präsidentschaftskandidaten gefallen sind. Allerdings wählte North Dakota in jüngerer Vergangenheit republikanische Präsidentschaftskandidaten, entsendet jedoch eine rein demokratische Vertretung in den Kongress. Auch in Alabama, Mississippi, North Carolina, South Carolina und Texas erhielt seit der Präsidentschaftswahl 1976 kein demokratischer Kandidat die Mehrheit. Viele dieser jetzt klar republikanischen Hochburgen, besonders jene im Süden, waren jedoch einst demokratische Hochburgen. Von den genannten Staaten sind aber Idaho, Alaska und Wyoming die Staaten, die ausschließlich republikanische Abgeordnete in den Kongress entsenden. Bei den Präsidentschaftswahlen 2004 erzielte Präsident George W. Bush in Utah sein bestes Ergebnis.
Starke Blaue Staaten sind Minnesota, Wisconsin, Michigan, Illinois, Kalifornien, Oregon, Washington, Hawaii, New Jersey, New York, Maryland, Connecticut, Massachusetts, Vermont und Rhode Island. Hinzu kommt Washington (DC), das, obwohl die Hauptstadt kein eigener Bundesstaat ist, eigene Wahlmänner bestimmt. Obwohl einige dieser Staaten in den 1980er Jahren für republikanische Kandidaten stimmten (insbesondere bei der Präsidentschaftswahl 1984, als Ronald Reagan 49 Staaten für sich gewann und nur Minnesota und der District of Columbia für Walter Mondale stimmten), haben sich seit der Präsidentschaftswahl 1992 hier stets demokratische Kandidaten durchgesetzt. Im Jahre 2004 erzielte John Kerry in seinem Heimatstaat Massachusetts sein bestes Ergebnis. Massachusetts ist auch der einzige große Bundesstaat, der derzeit nur durch demokratische Abgeordnete im Kongress vertreten ist. Hawaii, Rhode Island und North Dakota entsenden zwar auch ausschließlich Demokraten in den Kongress, sind aber wesentlich kleiner.
Rote Staaten und Blaue Staaten unterscheiden sich hauptsächlich durch demographische Faktoren. Die Mehrheit der Roten Staaten zeichnet sich durch einen hohen Anteil ländlicher Gebiete aus, und die Landwirtschaft ist dort einer der wichtigsten Wirtschaftszweige. Blaue Staaten sind tendenziell eher städtisch geprägt, dort leben auch größere Anteile an ethnischen und/oder religiösen Minderheiten.
Ursprünge der Bezeichnung
Vor den Präsidentschaftswahlen im Jahre 2000 gab es keine einheitliche Farbgebung bei der Wahlberichterstattung, um die Wahlerfolge der verschiedenen Parteien in den USA graphisch dazustellen. Die Praxis, unterschiedliche Farben zu verwenden, wurde weitgehend mit der Einführung des Farbfernsehens in den 1960er-Jahren begonnen und zum Standard, als auch Tageszeitungen dazu übergingen, Mehrfarbdruck zu verwenden. Hinsichtlich des politischen Systems in den Vereinigten Staaten, im wesentlichen ein Zweiparteiensystem, lag die Verwendung der drei in der US-amerikanischen Flagge vorkommenden Farben nahe. Weiß kam somit für noch nicht entschiedene Staaten zum Einsatz.
Zunächst allerdings wurde durch die Graphiker - allerdings nicht aller Fernsehsender - rot zur Verdeutlichung von Bundesstaaten verwendet, in denen die Demokraten erfolgreich waren und blau für die Republikaner. Demzufolge kommentierte bei den Präsidentschaftswahl 1984 David Brinkley für die NBC den Erdrutschsieg Ronald Reagans in 49 Bundesstaaten als "sea of blue", ein "Meer von Blau". Die konkurrierende CBS verwendete in der Zeit allerdings rot für die Republikaner und blau für die Demokratische Partei. ABC wiederum verwendete die Farben gelb und blau. Noch 1996 war rot die überwiegende Farbe bei der Darstellung für die Demokraten und blau für die Republikaner.
Erstmals bei der Präsidentschaftswahl 2000 verwendeten jedoch alle wichtigen Fernsehsender einheitlich die blaue Farbe, um den Gewinn eines Staates für die Demokraten zu verdeutlichen und rot für die Republikaner. Vermutlich deswegen und infolge des wochenlangen Streites über das Wahlergebnis im Bundesstaat Florida, der dazu führte, dass die Karten, auf denen die Bundesstaaten entsprechend dem Wahlergebnis eingefärbt waren, länger als üblich in der aktuellen Berichterstattung zu sehen waren, begannen Journalisten einzelne Bundesstaaten als Blaue Staaten oder Rote Staaten zu bezeichnen.
Bei den Wahlen zum US-Repräsentantenhaus 2006 machte sich das Wahlkampfkommitee der Demokraten die inzwischen im Bewusstsein verankerte Farbgebung zueigen, als es die Wahlkampfkampagne als Red to Blue Program bezeichnete. Obwohl sowohl Republikaner als auch Demokraten keine Parteifarbe führen und es keine offizielle Legitimation der Bezeichnung gibt, wird das Farbschema in den Medien auf breiter Front verwendet.
Für internationale Beobachter ist die Wahl der Farben unschlüssig, da im größten Teil der Welt rot eher Parteien repräsentiert, die Interessen der Arbeiter und der Liberalen vertritt (also etwa der Demokraten in den Vereinigten Staaten) und blau weitgehend konservative Parteien symbolisiert (in den Vereinigten Staaten also eher die Republikaner). In Kanada hat die Liberal Party of Canada seit Jahrzehnten die Farbe rot verwendet und die Conservative Party of Canada die Farbe blau und die Ausdrücke Liberal red und Tory blue sind dort weitverbreitet. In Deutschland verwenden die Medien für Landkarten mit den Ergebnissen einzelner Wahlkreise die Farbe Rot für die sozialdemokratische SPD und Blau für die bürgerlich-konservative CDU, obwohl letztere im öffentlichen Bewusstsein meist mit der Farbe Schwarz assoziiert wird. Auch im Vereinigten Königreich wird die Labour Party durch eine rote Rose symbolisiert, während die britischen Konservativen traditionell mit der Farbe blau verbunden werden. In den Vereinigten Staaten steht blue collar allerdings für die arbeitende Bevölkerung, die zumeist die Demokraten unterstützen.
Eine Verwendung der Farben rot für die Republikaner und blau für die Demokraten erfolgt zum ersten Mal bei Wahlen in Texas im Jahre 1870, um den nicht der englischen Sprache mächtigen spanischsprachigen Wählern die Stimmabgabe zu erleichtern.
Kritik an der Unterscheidung
Von Kritikern einer Unterscheidung von Roten Staaten und Blauen Staaten wird bemängelt, dass diese Unterscheidung nur aufgrund des winner-take-all-Prinzips möglich ist und eine andere Auswertung, etwa nach Countys, ein anderes Bild ergäbe. Außerdem ist zu beobachten, dass in Abweichung zum Ergebnis bei den Präsidentschaftswahlen die Wähler sich oft bei den Wahlen der Gouverneure oder Senatoren völlig anders entscheiden.
Außerdem wird der Begriff red state zur Beschreibung eines den Republikanern zugeneigten Bundesstaates deswegen abgelehnt, weil damit auch sozialistisch geprägte Staaten assoziiert werden, wie etwa Kuba oder China.
Fußnoten
- ↑ basierend auf der Zusammensetzung der Staatsparlamente, den Inhabern der Gouverneursämter, der in den US-Kongress entsandten Vertreter, sowie der Ergebnisse der Präsidentschaftswahl 2004
Siehe auch
- Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten
- Politisches System der Vereinigten Staaten
- Swing State
Weblinks
- Karten und Kartogramme der Präsidentschaftwahl 2004
- Washington Post series:
- Federal Review Composite Poll - 2004 Electoral College Projection
- Washington Post: „Elephants Are Red, Donkeys Are Blue“
- AIGA: „One Fate, Two Fates, Red States, Blue States“
- Google Answers: Red state/blue state
- CNN "Learn the signs of your political colors" from September 2001
- Election maps from December, 2000
- Choosing colors based on incumbent vs. challenger victory from November, 2004
- Blue State of Mind, an online community
- BlueStatesRedStates.com A Purple site for Red & Blue times
- The Honky Tonk Gap: Country Music, Red State Identity, and the Election of 2004
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