Richard-Wossidlo-Gymnasium (Waren)

Richard-Wossidlo-Gymnasium (Waren)
Richard-Wossidlo-Gymnasium
Schulform Gymnasium
Gründung 1869
Ort Waren (Müritz)
Land Mecklenburg-Vorpommern
Staat Deutschland
Koordinaten 53° 31′ 2,3″ N, 12° 41′ 13,2″ O53.51731111111112.687011111111Koordinaten: 53° 31′ 2,3″ N, 12° 41′ 13,2″ O
Träger Landkreis Mecklenburgische Seenplatte
Schüler etwa 900
Lehrer 64 (Stand: Schuljahr 2004/2005)
Leitung Manfred Glaß
Website www.wossidlo-gymnasium-waren.de

Das Richard-Wossidlo-Gymnasium in Waren (Müritz) ist ein allgemeinbildenes, jedoch naturwissenschaftlich ausgerichtetes Gymnasium, das zum Abitur (allgemeine Hochschulreife) führt.

Schulträger ist der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Es wurde nach dem Mecklenburger Volkskundeforscher Richard Wossidlo benannt und behielt diesen Namen auch in der Zeit des Nationalsozialismus und der DDR.

Inhaltsverzeichnis

Zahlen und Fakten

Am Gymnasium lernen etwa 900 Schüler in ungefähr 40 Klassen. Es ist damit eines der größeren seiner Art. Durch die Schließung und vorübergehende Übernahme des 35 Kilometer entfernten Gymnasiums Penzlin stieg die Schülerzahl im Schuljahr 2003/2004 kurzzeitig auf über 1000.

In der Vergangenheit war die Schule durchgehend vier- oder fünfzügig. Wegen der geringen Schülerzahlen in den unteren Jahrgängen wird aber nur noch eine Dreizügigkeit erreicht.

Das Kollegium bestand im Schuljahr 2004/2005 aus 64 Lehrern.

Geschichte

Altes Gymnasium

Nachdem Rat und Bürgerschaft der Stadt Waren 1867 den Bau eines Gymnasiums beschlossen hatten, wurde das Richard-Wossidlo-Gymnasium am 4. Februar 1869 als Städtisches Progymnasium der Stadt Waren (Müritz) gegründet. Das Hauptgebäude wurde vom Warener Baumeister Ludwig Fehmer nach Entwürfen von Hofbaurat a. D. Georg Adolf Demmler im Stil der Neorenaissance gebaut. Unter Direktor Eugen Briegleb eröffneten vier Klassen für insgesamt 69 Jungen. Ab 1871 beherbergte das Gymnasium auch eine Kinderbewahranstalt (Hort). Zu Ostern 1872 wurde es Städtisches Gymnasium. 1879 kam es zu einem Schüleraufstand. Als Grund gaben die Schüler „Überbürdung“ mit Aufgaben an.

Von 1886 bis 1922 war Richard Wossidlo Lehrer für Latein und Griechisch an dieser Schule. 1894 wurde die Schule wegen einer Augenentzündung, an der 103 von 128 Schülern erkrankten, für neun Tage geschlossen. Ein Schulsportklub wurde am 1. März 1911 gegründet, 1913 folgte ein schuleigener Bootsschuppen am Tiefwarensee. Für die Mobilmachung wurde die Schule im April 1913 dem Großherzöglichen Bezirkskommando das ehemalige Mädchenzimmer als Arrestlokal zur Verfügung gestellt.

Nach Gründung eines Schulorchesters 1928 kaufte sich die Schule – teilweise finanziert durch Schülerspenden – einen Steinway-Flügel, der heute noch in der Kreismusikschule steht. Am 28. Februar 1932 erfolgte die staatliche Anerkennung der Schule als Reformrealgymnasium.

Aus Anlass des 80. Geburtstages von Richard Wossidlo wurde die Schule am 26. Januar 1939 in Richard-Wossidlo-Gymnasium umbenannt. 1945 wechselte die Nutzung des Hauptgebäudes häufig. Im Januar wurde es als Flüchtlingslager für Trecks und als Heereslazarett genutzt, im März als Kaserne der russischen Garnison mit einer Arrestzelle im Keller. Im Juli zog die Polizeischule einer deutsch-russischen Polizeitruppe ein. Am 10. September erfolgte die Rückgabe der Schule von der Militärverwaltung an die Abteilung Kultur und Volksbildung der sowjetischen Besatzungszone und am 1. Oktober 1945 konnte der reguläre Schulbetrieb wieder aufgenommen werden.

Es begann eine Schülerselbstverwaltung unter Leitung eines Schülerrates. Initiator und Leiter war Ernst Schmutzer (damals Schüler, bis 1993 Rektor der Uni Jena). Es wurden ein Schülerchor und -orchester, eine Laienspielgruppe und ein Philosophiezirkel gegründet. Seit 1955 findet jährlich der Wossidlo-Tag statt (bis heute), an dem auch die Wossidlo-Preise für herausragende Schüler verliehen werden. 1958 gründete sich die Altschülerschaft Waren (Müritz) mit Sitz in Hamburg neu.

1961 wurde das Gymnasium zur Erweiterten Oberschule. 1982 erfolgte der Auszug aus dem jetzigen und damaligen Hauptgebäude in einen neuen DDR-Einheitsplattenbau in der Goethestraße. Nach der Wende in der DDR und der deutschen Wiedervereinigung erfolgte 1991 die Neugründung der Schule als Richard-Wossidlo-Gymnasium und wurde durch die ehemalige Gustav-Sobottka-Oberschule im Plattenbau direkt nebenan erweitert. Schulleiter ist seitdem Manfred Glaß.

Nach der Grundsteinlegung 1999 zog die Schule 2001 abermals um. Die neuen Gebäude umfassen neben dem historischen Haupthaus und der denkmalgeschützten Turnhalle auch die Gebäude der ehemaligen Goetheschule und zwei Neubauten.

Am 1. Oktober 2010 fand im Wossidlo-Gymnasium anlässlich der zwanzigjährigen Wiedervereinigung Deutschlands eine Festveranstaltung statt, zu der ebenfalls der stellvertretende Ministerpräsident Jürgen Seidel geladen war. Bei diesem Festakt wurde der Schule zudem eine Spende der Jost-Reinhold-Stiftung über 500.000 Euro übergeben, die zur Förderung verschiedener Projekte genutzt werden soll.

Turnhalle

1908 verkaufte Gastwirt Berbaum sein Grundstück zwischen Denkmalstraße (heute Wossidlostraße) und Jungfernsteig (heute Am Tiefwarensee) für 29.000 Mark an die Stadt. Im selben Jahr begannen die Bauarbeiten für die alte Turnhalle, die dann im Mai 1909 der Benutzung übergeben wurde. Das expressiv wirkende Gebäude ist die älteste noch in der ursprünglichen Nutzungsart befindliche Turnhalle Norddeutschlands und steht unter Denkmalschutz. Im Rahmen der Umbauarbeiten wurde eine neue Sporthalle angebaut. Die sogenannte Jahn-Halle, die jetzt aus zwei Sporthallen besteht, wird häufig für Festveranstaltungen genutzt wird und von zahlreichen Vereinen in Anspruch genommen.

Ehemalige Goetheschule

1898 wurde das Gebäude in historisierenden Formen auf dem Areal der ehemaligen Berbaumschen Gastwirtschaft, an die noch die Bäume auf dem Schulhof erinnern, unter dem Namen „Bürgerknabenschule“ errichtet. Von 1903 bis 1937 wurde es auch als Gewerbeschule genutzt, von 1911 bis 1932 auch als kaufmännische Schule. 1932 wurde im Stil des Dessauer Bauhauses an das Gebäude angebaut. Die Namengebung wechselte von Nationalsozialist Dietrich Eckart (ab 1934) über Käthe Kollwitz (ab 1946) zu Goethe (ab 1950). Um 1970 wurde der Anbau von 1932 aufgestockt. Im Jahr 1976 wurde an der Nordseite ein eingeschossiger Anbau errichtet. 1997 wurde der Schulbetrieb für die Umbauarbeiten zum neuen Gymnasialgebäude eingestellt.

Heutiger Campus

Der heutige Campus des Richard-Wossidlo-Gymnasiums umfasst nahezu den gesamten Bereich zwischen Richard-Wossidlo-Straße, Güstrower Straße, Eisenbahnstrecke (Lloydbahn) und dem Tiefwarensee. Dies entspricht dem ursprünglichen Standort des Gymnasiums, welcher nach einer ausgiebigen Modernisierung der Anlage 2002 wieder bezogen wurde. Zuvor fand der Unterricht in zwei Plattenbauten aus der DDR-Zeit statt.

Der Gebäude-Komplex umfasst sechs Gebäude. Die oben genannten beherbergen Unterrichtsräume für Mathematik und Kunst sowie die Schulleitung, die Aula und die alte Gymnasialbibliothek (Stammhaus/ Wossidlohaus). Die meisten Unterrichtsräume, hauptsächlich für den gesellschaftswissenschaftlichen und sprachlichen Unterricht, die Cafeteria sowie die neue Gymnasialbibliothek befinden sich im Goethehaus. In den neu gebauten Gebäuden befinden sich Fachkabinette für den Musik- und den Informatikunterricht (Konrad-Zuse-Haus), für Physik, Biologie und Chemie sowie eine gläserne Pausenhalle (Leibniz-Haus).

Alte Gymnasialbibliothek

Geschichte

1869 erfolgte die Gründung der Gymnasialbibliothek zu Waren. Sie beherbergt noch heute am historischen Standort Bestände aus überregional bedeutsamen Werken aus allen für die Schule relevanten Wissensgebieten sowie tausende Schulprogramme verschiedenster Gymnasien aus ganz Europa. Derartige historische Buchbestände in Mecklenburg gibt es sonst nur noch in der Gymnasialbibliothek in Bad Doberan. Der Bibliotheksraum ist mit einer hölzernen Galerie ausgestattet und wurde als einziger Raum des Gymnasiums in seinem historischen Zustand erhalten.

Bestandsübersicht

Bei einem Gesamtbestand von 2783 Titeln zählen 1391 Titel zum historischen Buchbestand. Davon stammen zwei Titel aus dem 16. Jahrhundert, zwölf aus dem 17. Jahrhundert, 136 aus dem 18. Jahrhundert und 1145 aus dem 19. Jahrhundert. 96 Titel enthalten keine Jahresangabe. 45 Titel sind in französischer, 40 in englischer, 47 in griechischer, 172 in lateinischer und 1070 in deutscher Sprache. Einzelne Titel liegen in hebräischer, spanischer und italienischer Sprache vor. Die Bibliothek verfügt über 7924 Schulprogramme. Weiterhin sind Festschriften ab 1800 (auch von ausländischen Institutionen) sowie Universitätsschriften und Dissertationen vorhanden. Die Sortierung der Werke erfolgt nach Unterrichtsfächern.

In der Gruppe Deutsch und Literaturwissenschaft befinden sich 290 Titel, darunter etliche Romane des 18. und 19. Jahrhunderts und auch eine Gesamtausgabe von Christoph Martin Wieland (Leipzig 1794-1805). Die Griechische Literatur (80 Werke) in der Bibliothek enthält 47 Titel in griechischer Sprache, darunter auch einige Homer-Ausgaben. Die Lateinische Literatur umfasst 156 Titel. 43 davon stammen aus dem 18. Jahrhundert, wobei eine Horaz-Ausgabe aus Basel von 1555, eine Cicero-Ausgabe von 1580 aus Frankfurt sowie eine Biographie des Erasmus von 1649 von besonderem Wert sind. Der historische Bestand in der Gruppe lateinische und griechische Sprache umfasst außerdem 53 Titel überwiegend lateinischer und griechischer Grammatiken, Lexika, Wörterbücher und Lehrbücher. Die Gruppe Französische Literatur und romanische Sprachen umfasst 70 überwiegend französischsprachige Titel, worunter sich auch eine originalsprachige Voltaire-Ausgabe (1784-1789) befindet. Weiterhin finden sich Wörterbücher und Lehrbücher sowie einige Romane und Dramen in französischer Sprache. In der Gruppe Englische und Amerikanische Literatur sind unter 66 Titeln in englischer und deutscher Sprache zahlreiche Lehrbücher und Wörterbücher sowie einige Romane und Dramen in englischer Sprache.

Im Bereich Archäologie, Literaturgeschichte und Kunstgeschichte sind mit den Schwerpunkten Malerei, Architektur, klassisches Altertum und deutsche Literaturgeschichte 59 Titel erhalten. Die geschichtliche Literatur unterteilt sich in Allgemeine Geschichte (150 deutschsprachige Titel) und Geschichte Mecklenburgs (58 Titel, überwiegend deutschsprachig). Die erste Gruppe enthält größtenteils Werke zur deutschen Geschichte sowie auch einige Bände zur griechischen, römischen, englischen und französischen Geschichte, darunter einige Enzyklopädien, Biographien und Quellensammlungen. Erwähnenswert sind hierbei eine „Sammlung von Originalzeichnungen, wonach in Mecklenburg gebaut worden ist“ als Manuskript mit 32 Zeichnungen von E. C. Scedekamp (1797) sowie der mecklenburgische Atlas von Friedrich Wilhelm Carl von Schmettau von 1780 bis 1794. In der Gruppe Erdkunde befinden sich 30 deutschsprachige Titel, darunter etliche Atlanten und Reisebeschreibungen. Die Gruppe Pädagogik, Philosophie enthält 47 Titel, hierunter vor allem pädagogische Schriften. Im Bereich Theologie und Religionswissenschaft sind 101 Titel erfasst, darunter sechs Titel in lateinischer und fünf in hebräischer Sprache, mit dem Schwerpunkt auf Bibelausgaben, Bibelauslegungen und kirchengeschichtlichen Werken.

Zu den Beständen der Mathematik mit insgesamt 49 Werken gehört Christian Wolffs Mathematisches Lexicon (Leipzig 1716). Der Bestand umfasst bei den Naturwissenschaften für die Physik, Chemie, Mineralogie, Astronomie zehn Titel und für die Zoologie, Botanik und Mikroskopie 59, darunter Carl von Linnés Philosophia Botanica in lateinischer Sprache (Stockholm 1751).

Die Sammlung von Jahrbüchern, Zeitschriften, Zeitungen und Nachschlagewerken umfasst 51 Titel. Darunter ist die Zeitschrift Monathliche Unterredungen einiger guten Freunde von allerhand Büchern und andern annehmlichen Geschichten, die von Wilhelm Ernst Tentzel in Leipzig (1689-1698) herausgegeben wurde.

Kultur

Anerkennung erlangte das Gymnasium durch zahlreiche Veranstaltungen. Nennenswert sind dabei die jährlich stattfindenden Aufführungen des Dramatischen Zirkels, zuletzt Die Nacht nach der Abschlussfeier von Tendrjakow. Für 2008 wird die Aufführung von Der Diener zweier Herren von Goldoni vorbereitet.

Fast schon zur Tradition geworden ist die Ausstellung von Schülerarbeiten, die von den Kunsterziehern ausgerichtet im „Haus des Gastes“ in Waren (Müritz) stattfindet.

Höhepunkte des Jahres ist der Wossidlo-Tag. Zwei feste Bestandteile sind hierbei der Festakt und der Wossidlo-Ball, der von den Schülern selbst gestaltet und durchgeführt wird.

Erfolge

Beim Wettbewerb Jugend forscht erlangten Schülergruppen des Gymnasiums 2004 den Bundessieg in der Kategorie Geo- und Raumwissenschaften und 2005 einen Sonderpreis auf Bundesebene sowie einige Landessiege in den letzten Jahren.

Bei den Mathematikolympiaden wurden Bundessiege, zuletzt 2000 in Berlin, und Erfolge auf Landesebene errungen.

Beim Internationalen Wettbewerb Das Papierschiff der Universität Rostock wurde 2003 von Schülern des Richard-Wossidlo-Gymnasiums ein neuer Weltrekord aufgestellt, der 2004 nochmals verbessert werden konnte.

Am Bundeswettbewerb Sprachen und dem National-Geographic-Wettbewerb wurde teilgenommen.

Bekannte Schüler

Am Richard-Wossidlo-Gymnasium beendeten Klausjürgen Wussow und Heiner Müller ab 1946 ihre Schulausbildung, nachdem sie während ihrer Schulzeit zum Wehrdienst eingezogen worden waren.

Der stellvertretende Ministerpräsident und Minister für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, Jürgen Seidel, absolvierte hier seine Schulzeit. Ebenso die Präsidentin des Landtags und damit ranghöchste Repräsentantin von Mecklenburg-Vorpommern, Sylvia Bretschneider, die 1979 an der EOS „Richard Wossidlo“ ihr Abitur ablegte. 1971 schloss der SPD-Politiker Rudolf Borchert seine Schulzeit mit seinem Abitur am Gymnasium ab.

Auch der Zoologe und Tierphysiologe Heinz Penzlin besuchte das Gymnasium und legte hier 1953 sein Abitur ab.

Fächer

Die in der Oberstufe bestehenden Leistungskurs-Kombinationen Englisch/Deutsch, Englisch/Biologie, Mathematik/Deutsch, Englisch/Mathematik, Mathematik/Biologie und Mathematik/Physik haben sich seit mehreren Jahren nicht mehr geändert.

Ab dem Geburtsjahrgang 1990/1991 (11. Klasse im Jahr 2007/2008) gibt es keine Leistungskurse mehr.

Am Richard-Wossidlo-Gymnasium werden fünf Sprachen unterrichtet: Englisch, Spanisch, Französisch, Russisch und Latein.

Organisation

Schülervertreter des Gymnasiums waren Mitglieder des Vorstandes des Landesschülerrates Mecklenburg-Vorpommern und der Bundesschülerkonferenz Deutschland.

Weblinks


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