Richard Fester (Historiker)

Richard Fester (Historiker)

Richard Fester (* 20. September 1860 in Frankfurt am Main; † 5. Januar 1945 in Garmisch-Partenkirchen[1]) erlangte 1925 allgemeines Aufsehen durch sein Gutachten im Münchner Dolchstoßprozess, in welchem er die Sozialdemokratie des Vaterlandsverrates bezichtigt hatte.

Fester hatte in München, Berlin und Straßburg studiert. 1886 wurde er dort zum Dr. phil. promoviert. 1893 habilitierte er sich an der Universität München zum Thema "Die armierten Stände und die Reichskriegsverfassung 1681-1697" und folgte danach einigen Rufen an verschiedene deutsche Universitäten. 1908 wurde er Ordinarius an der Universität Halle (Saale) und 1926 emeritiert.[1] In den Jahren 1917 bis 1918 war er Mitglied der nationalistischen Deutschen Vaterlandspartei.[2]

In der Zeit des Nationalsozialismus arbeitete er im antisemitischen Reichsinstitut für Geschichte des Neuen Deutschland mit, gehörte dem Sachverständigenbeirat an und machte mit antisemitischen Veröffentlichungen von sich reden, beispielsweise seiner Schrift Das Judentum als »Ferment der nationalen Dekomposition« (1940)[1] oder "Das Judentum als Zersetzungselement der Völker" (1941).

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden 1946 seine in der NS-Zeit entstanden Schriften Das Judentum als Zersetzungselement der Völker (Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1941) und Die politischen Kämpfe um den Frieden 1916-1918 und das Deutschtum (Lehmann München 1938) in der SBZ in die Liste der auszusondernden Literatur aufgenommen.[3], sowie 1947 Friedrich Wilhelm I., Friedrich der Große und die Anfänge deutscher Staatsgesinnung (Schaffstein, Köln 1942)[4] In der DDR wurde 1953 zusätzlich Die Internationale 1914-1919 (Niemeyer, Halle 1919) in die Liste aufgenommen.[5]

Werke

  • Die armirten Stande und die Reichskriegsverfassung, 1681-1697. (1886)
  • Rousseau und die deutsche Geschichtsphilosophie: Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Idealismus. (1890)
  • Eine vergessene Geschichtsphilosophie. Zur Geschichte des jungen Deutschlands. (1890)
  • Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg 1050-1515. (1892-1900)
  • Markgraf Bernhard I. und die Anfänge des badischen Territorialstaates. (1896)
  • Machiavelli. (1900)
  • Die Bayreuther Schwester Friedrichs des Großen. Ein biographischer Versuch. (1902)
  • Der Universitäts-Bereiser Friedrich Gedike und sein Bericht an Friedrich Wilhelm II. (1905)
  • Franken und die Kreisverfassung. Stürtz, Würzburg (1906)
  • Briefe, Aktenstücke und Regesten zur Geschichte der Hohenzollernschen Thronkandidatur in Spanien. Heft 1: Bis zum 6. Juli 1870 (Gramonts Erklärung), Heft 2: Die Emser Verhandlungen und die Nachspiele der Kandidatur. Teubner, Leipzig (1913)
  • Die Genesis der Emser Depesche. Paetel, Berlin (1915)
  • Die Politik der Reichstagsmehrheit. Hendel, Halle a. S. (1917)
  • Die Weltlage am Schlusse des dritten Kriegsjahres. Hendel, Halle a. S. (1917)
  • Der Machtwille und die Weltlage. Ein in der Versammlung der Deutschen Vaterlands-Partei in Magdeburg und Bernburg am 18. und 19. Februar 1918 gehaltener öffentlicher Vortrag. Deutsche Vaterlands-Partei, Berlin (1918)
  • Die Wandlungen der belgischen Frage. Niemeyer, Halle a. S. (1918)
  • Das Selbstbestimmungsrecht und der deutsche Einheitsstaat. (1919)
  • Die Internationale 1914-1919. Halle a. S. (1919)
  • Die Politik Kaiser Karls und der Wendepunkt des Weltkrieges. Lehmanns, München (1925)
  • Friedrich Wilhelm I., Friedrich der Große und die Anfänge deutscher Staatsgesinnung. (1934)
  • Die Instruktionen Friedrichs des Großen für seine Generale von 1747. E.G. Mittler & Sohn, Berlin (1936)
  • Die politischen Kämpfe um den Frieden 1916-1918 und das Deutschtum. Lehmanns, München (1938)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 148.
  2. Catalogus Professorum Halensis.
  3. Liste der auszusondernden Literatur 1946.
  4. Liste der auszusondernden Literatur 1947.
  5. Liste der auszusondernden Literatur 1953.

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