Richard Glücks

Richard Glücks

Richard Glücks (* 22. April 1889 in Odenkirchen (heute zu Mönchengladbach); † 10. Mai 1945 in Flensburg, Suizid) war ein deutscher SS-Führer. Ab November 1939 war Glücks Leiter der Inspektion der Konzentrationslager, zunächst im SS-Führungshauptamt der Waffen-SS, ab März 1942 im SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Glücks, Sohn eines Lehrers, besuchte zunächst in Düsseldorf ein Gymnasium, brach aber vor dem Abitur 1907 seine Schulausbildung ab, um in der Versicherungsgesellschaft seiner Eltern eine kaufmännische Lehre zu machen und dort zu arbeiten. Anschließend folgten ab 1913 mehrmonatige Auslandsaufenthalte in England und Argentinien. Nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs kehrte er im Januar 1915 von Buenos Aires nach Deutschland zurück, um als Beobachtungsoffizier und Batterieführer an der Westfront zu kämpfen.[1] Für seinen Einsatz wurde er mit dem Eisernen Kreuz Erster und Zweiter Klasse und 1934 mit dem Ehrenkreuz für Frontkämpfer ausgezeichnet. Nach dem Waffenstillstand von Compiègne schloss er sich im Ruhrgebiet dem Freikorps Lichtschlag an. [2] Danach gehörte er der Reichswehr an und war anschließend von März 1920 bis Juli 1926 Verbindungsoffizier der Heeresfriedenskommission zur Interalliierten Militär-Kontrollkommission. Schließlich wurde der Oberleutnant der Reserve Glücks bis Ende 1931 bei der 6. preußischen Division noch mit Grenzschutzafgaben betraut.[1]

1927 wurde Glücks Mitglied des Stahlhelms. Bereits im März 1930 trat er der NSDAP (Mitgliedsnr. 214.855) bei und wurde im November 1932 Mitglied der SS (Mitgliedsnr. 58.706). Bei der SS war Glücks zunächst als Stabsführer bei verschiedenen SS-Standarten tätig.[1] und 1935 zum Standartenführer befördert.[2] Seit April 1936 gehörte Glücks innerhalb des SS-Führungshauptamtes dem Stab des Inspekteurs der Konzentrationslager Theodor Eicke an. Nachdem dieser 1939 die SS-Totenkopf-Verbände übernommen hatte, wurde Glücks sein Nachfolger.[3] Anfang März 1942 wurde die Inspektion der Konzentrationslager dem SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (WVHA) als Amtsgruppe D unterstellt. Glücks war anschließend bis zum Kriegsende im Mai 1945 Leiter der Amtsgruppe D im WVHA. Glücks stieg im November 1943 bis zum SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS auf.[1]

In der Dienststellung eines Inspekteurs der Konzentrationslager war Glücks Vorgesetzter aller KZ-Kommandanten und damit bis Kriegsende direkt verantwortlich für alle in den Konzentrationslagern begangenen Verbrechen. Sein Vertreter war Gerhard Maurer. Auf Glücks Anweisung wurde u. a. im Januar 1940 eine Delegation in den Ort Auschwitz gesandt, um das Gelände für ein neues Konzentrationslager zu sondieren, das spätere KZ und Vernichtungslager Auschwitz.[2]

Am 25. Januar 1945, zwei Tage vor der Befreiung von Auschwitz, erhielt Glücks das Deutsche Kreuz in Silber. In einer Stellungnahme wurde er von den Nationalsozialisten in seiner Rolle als Schreibtischtäter belobigt: „Wenn sich hier in den ganzen Kriegsjahren keinerlei Schwierigkeiten ergeben haben und die Kriegsindustrie in kürzester Zeit mit den angeforderten Arbeitskräften versorgt werden konnte, dann ist das das Verdienst des SS-Gruppenführers Glücks. Er hat durch diese Leistung einen wesentlichen Beitrag zur Kriegsrüstung und damit zur Kriegsführung geleistet.“[4]

Ende April 1945 setzte er sich im Gefolge Heinrich Himmlers zusammen mit Rudolf Höß und weiteren Mitarbeitern der Amtsgruppe D des WVHA samt Familienangehörigen nach Flensburg ab. Himmler erteilte ihnen am 3. Mai 1945 den Befehl, sich als Unteroffiziere verkleidet in das besetzte Dänemark zu begeben, was jedoch scheiterte. Glücks hatte noch ein Soldbuch der Wehrmacht auf den Namen Sonnemann erhalten. Zwei Tage nach der bedingungslosen Kapitulation tötete sich Glücks am 10. Mai 1945 im Marinelazarett Flensburg-Mürwik mit einer Zyankalikapsel.[1]

Die von Frederick Forsyth in seinem Thriller Die Akte Odessa aufgestellte Behauptung, dass Glücks überlebte, sich unter dem Namen Ricardo Suertes nach Südamerika absetzten konnte und dort ein Netzwerk von geflüchteten Nationalsozialisten aufbaute, ist eine Fiktion und entspricht nicht den Tatsachen.[2]

Literatur

  • Walter Naasner (Hrsg.): SS-Wirtschaft und SS-Verwaltung - Das SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt und die unter seiner Dienstaufsicht stehenden wirtschaftlichen Unternehmungen, Droste, Düsseldorf 1998, Reihe: Schriften des Bundesarchivs, 45a. ISBN 3-7700-1603-3
  • Johannes Tuchel: Die Inspektion der Konzentrationslager 1938-1945. Das System des Terrors. Edition Hentrich, Berlin 1994, ISBN 3894681586
  • Karin Orth: Das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Eine politische Organisationsgeschichte. Hamburger Edition, 1999, ISBN 3930908522

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e Walter Naasner (Hrsg.): SS-Wirtschaft und SS-Verwaltung, Düsseldorf 1998, S. 332f.
  2. a b c d Ernst Piper: Richard Glücks. Der Mann, der Auschwitz verwaltete, in: Der Tagesspiegel vom 26. Januar 2010, [1].
  3. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 187.
  4. Zitat bei Ernst Piper: Richard Glücks. Der Mann, der Auschwitz verwaltete, in: Der Tagesspiegel vom 26. Januar 2010, [2].

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