- Richard Rother
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Denkt stets des Vaterlandes Knechtung nach dem Weltkrieg 1914-18, so lautet die heute kaum mehr lesbare, in den Muschelkalk gemeißelte Original-Inschrift an dieser frühen von Richard Rother gefertigten Brückenplastik auf der Alten Mainbrücke in Kitzingen, die später mit einer Metalltafel zur Erinnerung an die Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege ergänzt wurde.Das martialische Kriegsdenkmal (1927) in Muschelkalk von Richard Rother in Mainbernheim. Inschrift: Der Tod fürs Vaterland ist ewiger Verehrung wert.
Richard Rother (* 8. Mai 1890 in Bieber im Spessart; † 2. November 1980 in Fröhstockheim) war ein unterfränkischer Bildhauer und Holzschneider.
Inhaltsverzeichnis
Biographie
Richard Rother wurde als Sohn eines Amtsgerichtsrates im hessischen Bieber unweit von Gelnhausen geboren. Neben zwei Brüdern hatte er noch eine Schwester. Nach der Volksschule besuchte er das Humanistische Gymnasium in Hadamar. Ein Schülerstreich wurde mit der Verweisung vom Gymnasium geahndet. Für ihn stand jedoch schon frühzeitig ein künstlerisches Berufsbild fest. Den Grundstock für seine Laufbahn bildete der Besuch der Kunstgewerbeschule in Nürnberg in der Klasse des Bildhauers Professor Max Heilmaier. Auch Rudolf Schiestl zählte dort zu seinen Lehrern. 1910 erhielt er zwar einen Platz in der Bildhauerklasse von Hermann Hahn an der Kunstakademie in München, konnte aufgrund der schmalen Witwenrente seiner Mutter nach dem Tod des Vaters diese Möglichkeit jedoch nicht nutzen.
Bis 1914 arbeitete Rother in den Ateliers von Bildhauern in München, Offenbach, Frankfurt a.M. sowie bei Professor Widmer in Nürnberg und lernte den Umgang mit den Materialien Holz, Stein und Stuck.
1914 wurde Rother zum Militärdienst eingezogen und an der Westfront eingesetzt. In der Champagne trug er bei einer Verschüttung schwere Quetschungen der Oberschenkel davon und kam für ein ganzes Jahr in ein Lazarett nach Alexandersbad. Er erhielt die silberne Bayerische Tapferkeitsmedaille, musste allerdings wieder bei einem Ersatzbataillon in Regensburg antreten. Zu einem erneuten Fronteinsatz kam es jedoch nicht mehr. Nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst kehrte Rother zu seiner Mutter zurück, die im Limburg wohnte. Als sogenannter „Kriegshilfsdienstler“ arbeitete er auf einem Hof bei Hadamar, wo er u.a. landwirtschaftliche Geräte in einer Feldschmiede reparierte.
Eine Grabsteinplatte von Richard Rother für den Kitzinger Verleger und Buchdrucker Valentin Hissinger im Alten Friedhof in KitzingenNach Ende des 1. Weltkrieges ging Rother nach Kitzingen, wohin ihn bei einer zufälligen Begegnung der dortige Bürgermeister Graff eingeladen hatte. Zu Anfang logierte Rother in einem Zimmer des Gasthofs „Zum Einhorn“ und konnte auf Vermittlung des Bürgermeisters in einer Maschinenhalle an der Straße nach Mainstockheim kostenlos einen Raum für seine erste Werkstatt nutzen. Dort führte er Auftragsarbeiten für Porträtbüsten aus. Als seine Mutter zu ihm ziehen musste, fand er eine Wohnung in Fröhstockheim und zog schließlich in das zum Schloss des Barons von Crailsheim gehörende sogenannte „Doktorhäusle“. Die elf Jahre die er dort wohnte bezeichnete er später als die schönste Zeit seines Lebens [1]. Nur aufgrund der besseren Erreichbarkeit für seine Kundschaft zog er nach Kitzingen. Dort lernte er seine Frau Linde, geborene Mauer, kennen, die Tochter eines Forstmeisters aus Stadtprozelten, die als Lehrerin am Mädchenlyzeum in Kitzingen beschäftigt war. Die Heirat fand 1920 statt. Die Tochter Gertraud wurde 1922 geboren. Später folgten noch die Söhne Jörg und Klaus. Die Geburtsanzeige für seine Tochter in Form von Holzschnittdrucken fand ungeahnte Resonanz, so dass für alle möglichen Anlässe seine Holzschnitte immer mehr nachgefragt wurden. In dieser Zeit beschäftigte sich Rother daher intensiv mit graphischen Techniken und insbesondere mit dem Holzschnitt, wobei er seine Motive vorwiegend im heimatlichen Winzermilieu und dem fränkischen Weinbau fand. Diese Holzschnitte wurden schließlich die bekanntesten Werke des ursprünglichen Bildhauers Rother.
In Kitzingen baute er sich schließlich am Galgenwasen ein Wohnhaus sowie eine Werkstatt. Mit Beginn des Dritten Reiches konnte er sich nach eigenen Angaben den offiziellen Aufträgen der Partei nicht verweigern, so z.B. für die Fertigung eines Denkmals für einen „Gefallenen der Bewegung“ in Sickershausen[2] oder den Anzeigen zu den Familienereignissen des mainfränkischen Gauleiters Otto Hellmuth[3].
Mit Beginn des 2. Weltkrieges wurde Rother als Hundertschaftsführer am Westwall eingesetzt. Einer Einberufung gegen Ende des Krieges zum Volkssturm nach Gerolzhofen entzog er sich.
Richard Rother war als „städtischer Hilfsangestellter“ in den Jahren 1931 bis 1965 Lehrer an der Kunst- und Handwerkerschule - Bildhauerklasse - in Würzburg. Erst im Alter von 72 Jahren ging er in den Ruhestand. Zu einer Passion entwickelte sich die schon früh begonnene Imkerei.
Er war Mitglied der „Hetzfelder Flößerzunft“, einer Vereinigung von Künstlern und Kunstfreunden in Würzburg. Bereits 1938 erhielt er den Mainfränkischen Kunstpreis. Die Stadt Würzburg verlieh ihm ihren Kulturpreis 1975; desgleichen die Stadt Kitzingen kurz darauf. Außerdem wurde seine künstlerische Arbeit mit dem Riemenschneiderpreis sowie 1957 mit dem Deutschen Weinkulturpreis gewürdigt.
Richard Rothers Grabstätte liegt auf dem Friedhof der Hohenfelder Bergkirche oberhalb der Mainlandschaft.
Wie kaum ein anderer Künstler des 20. Jahrhunderts prägte der Holzschneider, Graphiker und Bildhauer Richard Rother mit seinen Arbeiten die mainfränkische Kulturlandschaft durch Stein- und Bronzeplastiken.
In Kitzingen trägt die Staatliche Realschule seinen Namen.
Literatur
- Richard Rother: Ein Künstlerleben zwischen Main und Reben, Würzburg 1978, ISBN 3429005493
- Richard Rother und sein Werk. Glückwünsche zum Jahreswechsel, Würzburg 1989, ISBN 3429012600
- Klaus M. Höynck: Richard Rother - ein fränkischer Künstler im Dienste der Weinkultur, in Frankenland 1997, S. 404/405 (online)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Richard Rother: „Ein Künstlerleben zwischen Main und Reben“, S. 24
- ↑ Richard Rother: „Ein Künstlerleben zwischen Main und Reben“, S. 53/54
- ↑ Winfried Schmidt (Hrsg.): „... war gegen den Führer äußerst frech ...“, S. 127/128, Karlstadt 1999, ISBN 3-9804477-7-4
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