Richtsberg

Richtsberg
Der Obere Richtsberg von Nordwesten, ganz rechts ein Stück des Unteren Richtsbergs, im Vordergrund das „Dichterviertel“
Übersicht zur Ortslage des Stadtteils
Ortstypisch für die Bebauung: das Hochhaus des Richtsberg-Altenzentrums
Wohnheim für studentische Familien, Juli 2008

Der Richtsberg ist mit 9129 Einwohnern (Stand: 31. März 2009) der größte Innenstadtbezirk der Kernstadt von Marburg und liegt südöstlich der Altstadt zwischen Hansenhaus und Cappel auf den Lahnbergen und an deren Fuße. Nach Westen grenzt es unmittelbar an das flachgründige Viertel Südbahnhof mit dem Zentrum für Soziale Psychiatrie Marburg-Süd, welches vom Oberen Richtsberg indes durch rund 40 Höhenmeter getrennt ist.

Seit dem 1. Januar 1996 wird der Richtsberg in die Stadtbezirke Oberer Richtsberg (6.781 Einwohner)[1] und Unterer Richtsberg (2.348[1], zur Lage s.u.) gegliedert, die in ihrer Höhenlage deutlich voneinander getrennt sind und nur durch steile Fußgängerwege direkt miteinander verbunden sind.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das ehemalige Waldgebiet im Südosten Marburgs wurde nach einer Stadtverordnetenversammlung im Jahr 1963 in den sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts bebaut. Hauptziel der Bebauung war die Minderung der Wohnungsnot. Außerdem konnte durch den Bau von komfortablen Wohnungen mit Zentralheizung und Badezimmer das qualitative Angebot in Marburg erheblich verbessert werden. Die Altstadtsanierung erfolgte erst anschließend.

Die Bebauung erfolgte in verschiedenen Abschnitten. Zuerst der untere Richtsberg mit Friedrich-Ebert-Straße und Damaschkeweg, danach immer weiter den Hang hinauf. Der Stadtteil wurde als Großwohnsiedlung mit verschiedenen Wohnungstypen konzipiert. Auffällig sind die mehrgeschossigen Wohnhäuser, mehrheitlich sind aber vier- bis fünfgeschossige Häuser vorhanden. Auch Ein- und Zweifamilienhäuser bis hin zu einigen Villen sind am Richtsberg zu finden. Als Besonderheit in einer Wohnsiedlung können die Studentenwohnheime zählen.

Auch am Richtsberg wurde in der ersten Bauphase – wie in vielen anderen Wohnsiedlungen – die nötige Infrastruktur außer Acht gelassen. Allerdings begann die Stadt Marburg bereits Anfang der achtziger Jahre damit, diesen Mangel zu beheben. Inzwischen verfügt der Richtsberg über zahlreiche Infrastruktureinrichtungen: zwei Einkaufszentren mit Gastronomie, eine Grund- und Gesamtschule, sechs Kindertagesstätten, drei Kirchen, ein Gemeinschaftszentrum für die Stadtteilgemeinde, ein städtisches Altenzentrum, eine Sozialstation (Caritas) und ein Gemeinwesenprojekt.

Seit 1999 ist der Stadtteil im Programm Soziale Stadt, einem Bund-Länder-Programm zur Unterstützung von Maßnahmen in Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf. Mit Hilfe des Programms konnten viele bauliche Maßnahmen, wie die neue, ansprechende Gestaltung des oberen Marktplatzes, Fassadenverschönerungen an Wohnhäusern und der Grundschule, der Bau der Interkulturellen Gärten und vieles mehr durchgeführt werden. Außerdem finanziert das Programm die Stadtteilzeitung, fördert die Beteiligung der Bewohner und gibt Zuschüsse für kulturelle Aktivitäten. Seit 2007 gibt es einen Ortsbeirat, der die Interessen der Bewohner vertritt.

Beim Bundeswettbewerb der Deutschen Umwelthilfe „Bundeshauptstadt der Biodiversität“ hat die Stadt Marburg für die Wohnumfeldverbesserungen am Richtsberg einschließlich des Projekts „Interkulturelle Gärten“ einen mit 5000 Euro dotierten Sonderpreis erhalten.[2]

Gliederung in Oberen und Unteren Richtsberg

Beim Unteren Richtsberg handelt es sich nicht etwa, wie vielfach angenommen wird, um den Südosten des „eigentlichen“ (=Oberen) Richtsberg an Berliner und Leipziger Straße oder um den (zu Hansenhaus gezählten) höher gelegenen Teil der Großseelheimer Straße, sondern um das noch deutlich flachgründige Gebiet an Damaschkeweg und Friedrich-Ebert-Straße, das unmittelbar an den Cappeler Norden mit Polizei und Landratsamt grenzt.

Bewohnerstruktur

Die Bewohnerstruktur des Richtbergs befindet sich im Wandel. Ursprünglich besaß das Land Hessen und der Bund auch eigene Bedienstetenwohnungen, diese sind inzwischen in die Landeswohnungsbaugesellschaften übergangen. Größter Vermieter am Richtsberg ist aber die städtische Wohnungsbaugesellschaft (GEWOBAU). Neben den beiden landeseigenen Gesellschaften (GWH und Wohnstadt) gibt es noch den Marburger Spar- und Bauverein, der mehrere Wohnungen besitzt.

Anfänglich zur Verbesserung der Wohnsituation in Marburg gebaut, ist der Stadtteil jetzt der „Integrationsstadtteil“ für Marburg. Zurzeit ist die Gruppe der Deutschrussen sowie deren Angehörige die größte Gruppe der Migranten. Mit dem Wegfall des „Eisernen Vorhangs“ hatten viele Aussiedler die Chance nach Deutschland zu kommen und in Marburg sind viele davon an den Richtsberg gezogen. Dass gerade hier Wohnungen frei waren, lag an dem hohen Anteil gemeinnützigen Wohnungsbaus im Stadtteil. Außerdem gibt es im Stadtteil Migranten aus arabischen Ländern, dem früheren Jugoslawien, Albanien und der Türkei. Insgesamt leben über 80 Nationen am Richtberg, allerdings sind einige nur vereinzelt vertreten, z.B. Studierende aus Afrika, die in den Studentenwohnheimen leben. Neben der besonders hohen Anzahl von Bewohnern mit Migrationshintergrund weist der Richtsberg auch eine überdurchschnittlich hohe Anzahl an Personen, die öffentliche Unterstützung in Form von Transferleistungen (Hartz IV, Grundsicherung, Sozialhilfe) beziehen, auf. Mit Begleitprogrammen zum Programm Soziale Stadt werden Jugendliche und erwerbslose Erwachsene in der beruflichen Orientierung gefördert. Auch ein Beschäftigungsprojekt gibt es im Stadtteil.

Kultur- und Vereinsleben

Richtsberg-Gemeinschaftszentrum (2011)

Im Laufe der Jahrzehnte hat sich am Richtsberg ein reges Vereinsleben entwickelt. Die Richtsberggemeinde am Oberen Richtsberg hat sich jahrelang als Stadtteilverein für den Richtsberg engagiert. Auch heute bietet sie einen Vereinsraum (einziger Raucherraum im Gemeinschaftszentrum), Tanzgruppen, Fastnachtsveranstaltungen, Sommerfest und vieles mehr.

Die Bürgerinitiative für Soziale Fragen, ursprünglich hauptsächlich am „Unteren Richtsberg“ aktiv, hat sich seit ihrer Gründung 1973 zu einem stadtteilweiten Gemeinwesenprojekt mit Jugendzentren, Kinder-, Senioren- und Frauengruppen, Sozial- und Schuldnerberatung und Stadtteilmanagement entwickelt.

Die Ballsportfreunde Richtsberg sind ein stadtbekannter Fußballverein. Trainiert wird im Georg-Gassmann-Stadion. Der Verein „Lebenswerter Stadtteil Richtsberg“ kümmert sich intensiv um das Zusammenleben am Richtsberg. Er organisiert den Frühjahrsputz und Flohmärkte.

Im Netzwerk Richtsberg haben sich die Bewohnervereine der Migranten, das Deutsch-Osteuropäisches-Integrationszentrum (DOIZ) und der Islamische Kulturverein (HADARA) sowie der Christus-Treff und der 1. Boxclub Marburg eingemietet. Das Netzwerk organisiert auch das weit über den Stadtteil hinaus bekannte Internationale Suppenfest und die Kulturmesse im Rathaus. Auch die Kirchen tragen mit Konzerten und Lesungen zum kulturellen Leben bei.

Weitere Ansichten

Einzelnachweise

  1. a b Quelle für die Einwohnerzahlen: Oberhessische Presse
  2. Stadt Marburg: Presseinformation vom 7. April 2011

Weblinks


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