- Schröck (Marburg)
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Schröck Stadt MarburgKoordinaten: 50° 47′ N, 8° 50′ O50.7877777777788.8327777777778209Koordinaten: 50° 47′ 16″ N, 8° 49′ 58″ O Höhe: 209–234 m ü. NN Fläche: 6,47 km² Einwohner: 1.776 (31. März 2009) Eingemeindung: 1. Juli 1974 Postleitzahl: 35043 Vorwahl: 0 64 24 Schröck ist ein östlicher Stadtteil der Universitätsstadt Marburg in Hessen mit knapp 1800 Einwohnern. Der Ort liegt im Landkreis Marburg-Biedenkopf im Regierungsbezirk Gießen.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Schröck liegt etwa 5 km (Luftlinie) östlich der an der Lahn gelegenen Stadt Marburg. Es befindet sich bei durchschnittlich 218 m ü. NN östlich der Lahnberge am westlichen Rand des Amöneburger Beckens, in dem unter anderen Amöneburg liegt. Das Ortsgebiet umfasst 647 ha.
Geschichte
Ortsgeschichte
Eine sehr ausführliche Übersicht über die Ortsgeschichte von Schröck findet sich in der „Schröcker Chronik“[1]. Der folgende Text ist eine kurze Zusammenfassung dieser Informationen. Das heutige Gebiet des Ortes weist eine sehr lange Siedlungsgeschichte auf. Jungsteinzeitliche und bandkeramische Funde deuten auf eine Besiedelung schon gegen 3000 v. Chr. hin. Weiterhin wurden Funde aus der Bronze- und Eisenzeit gemacht (ca. 1800 v. Chr.). Weitere Funde in Ortsnähe wie Hügelgräber und Urnenfelder auf den Lahnbergen unterstreichen diese älteste Besiedlung. Um 0 herum siedelten sich die Vorfahren der Hessen (Chatten) im Marburger Raum an, ihr Hauptort ist Amöneburg. Als es gegen 500 n. Chr. zum Zusammenschluss von Franken und Chatten kommt, werden zahlreiche neue Siedlungen im Amöneburger Raum gebildet. In diesem Rahmen wird wohl auch der Ort Schröck gegründet, seine Keimzelle liegt wahrscheinlich im Gebiet um die heutige Kirche herum. Die Gründung des Ortes erfolgt durch einen Gefolgsmann der Grafen von Amöneburg. Um 721 werden die Amöneburger Grafen von Bonifatius getauft, sehr wahrscheinlich nehmen hierbei auch die Vertreter von Schröck den christlichen Glauben an. 1223 wird der Ort erstmals urkundlich erwähnt, ein „Rudolph de Scrickede“ taucht in einer Urkunde des Klosters Haina auf. Gegen 1300 wird der Ort Teil des Kurbistums Mainz, die entsprechende Steuer (Bede) wird erstmals 1315 bezahlt. 1527 wird die Reformation eingeführt, Schröck wechselt zum protestantischen Glauben. Dies währt allerdings nur bis 1608, als Hessen das Patronat über die Schröcker Kirche an Mainz zurückgibt und der Ort wieder katholisch wird. Am 30. September 1726 wird die neue Kirche eingeweiht, nachdem der mittelalterliche Vorgänger wegen Baufälligkeit abgerissen wurde. Nach dem Reichsdeputationshauptschluss fällt das Mainzer Amt Amöneburg und damit auch Schröck 1803 an Hessen-Kassel. Ab 1806 gehört der Ort zum französischen Satellitenstaat Westphalen. Allerdings bestätigt der Wiener Kongress 1815 die im Reichsdeputationshauptschluss getroffenen Gebietsänderungen, so dass Schröck wieder hessisch wird. Es wird dem Kreis Kirchhain zugeteilt. Nach dem preußischen Gewinn des Deutschen Krieges 1866 wird Hessen-Kassel Teil von Preußen, Schröck wird preußische Gemeinde. Im Ersten Weltkrieg fallen 32 Schröcker Kriegsteilnehmer, drei werden vermisst. Im Zweiten Weltkrieg fallen 48 Schröcker Kriegsteilnehmer, 17 werden vermisst. Am 28. März 1945 ist der Zweite Weltkrieg für Schröck beendet, der Ort wird von amerikanischen Einheiten besetzt. Seit dem 1. Juli 1974 ist Schröck ein Stadtteil von Marburg.
Entwicklung des Ortsnamens
Bei dem Namen Schröck handelt es sich nicht um die historische Ortsbezeichnung, vielmehr wandelte sich der Name im Laufe der Zeit mehrmals. Der ursprüngliche Ortsname kann auf ein althochdeutsches Wort mit der Endung „-ithi“ zurückgeführt werden. Orte, die auf „-ithi“, „-ahi“, „-lar“ und „-mär“ enden, gehören meist zu den ältesten Siedlungen in Hessen[2]; die Urheber dieser Ortsnamen sind wohl die Chatten. Der Name Schröck setzt sich zusammen aus dem Verb „schrecken“ und dem Wort „ithi“[1]. Während man schrecken mit aufspringen bzw. ansteigen gleichsetzen kann, bedeutet die Wortendung -ithi versehen mit bzw. reich an. Demnach ist der älteste Name des Ortes wohl „Skrikithi“, was soviel wie zu den Hügeln bedeutet.
Folgende historische Namen des Ortes sind bekannt (in Klammern die Jahreszahl)[3]:
- de Scrikkede (um 1233)
- Srichkede (1250)
- de Screkede (1279)
- Scrichede (1315)
- Schrick (1351)
- Schrigkte (1468)
- Schrock (1570)
- Schreckt (1570)
- Schreck (1708/10),
woraus dann schließlich Schröck wurde.
Einwohnerentwicklung
Die Zahl der Einwohner von Schröck stieg stetig seit Beginn der schriftlichen Aufzeichnungen. Als Quellen für die Einwohnerentwicklung stehen Urkunden der Pfarreien sowie später der Gemeinde zur Verfügung[1][3]. In ihnen kann man erkennen, dass Schröck im 16. Jahrhundert ein kleiner Ort mit nur wenigen Einwohnern war. Über frühere Zahlen ist nichts bekannt, es dürfte jedoch als sicher gelten, dass die Zahl der Einwohner durch die Pestepidemie von 1349 deutlich verringert wurde (siehe hierzu die Entwicklung der Marburger Einwohnerzahl). Weiterhin vergrößerte sich Schröck wahrscheinlich im 14. und 15. Jahrhundert durch den Zuzug von Bewohner aus den umliegenden, wüst gewordenen Orten Artzbach, Lampertshausen, Eiloh und Odendorf. Auch wenn die Daten keine genaue Aussage zulassen, dürfte es als gesichert gelten, dass die Bevölkerungszahl im Dreißigjährigen Krieg sank. Hierfür sprechen Angaben über die Bevölkerungsentwicklung in den umliegenden Orten, die so wohl auch auf Schröck zutreffen. Einen weiteren Einbruch der Bevölkerungszahl gab es im Siebenjährigen Krieg. Eine sehr deutliche Steigerung der Einwohnerzahl erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg, als sie durch Flüchtlinge und Vertriebene aus den deutschen Ostgebieten stark anstieg.
Die folgende Übersicht zeigt die bekannten Einwohnerzahlen von Schröck:
Jahr Einwohner 1585 22 1665 164 1666 166 1690 237 1747 248 1754 242 1762 188 Jahr Einwohner 1770 253 1808 599 1831 554 1838 613 1885 693 1900 669 1905 617 Jahr Einwohner 1925 680 1939 813 1950 1.092 1961 1.028 1974 1.500 2006 1.838 Kirchengeschichte
Der Ort ist stark katholisch geprägt, was durch seine Geschichte erklärt werden kann. Früheste Zeugnisse für eine Pfarrei finden sich in Urkunden des 13. und 14. Jahrhunderts. So wird etwa ein Pleban (Leutpriester) 1233 erwähnt. Von ca. 1300 bis 1803 gehört der Ort zum Mainzer Amt Amöneburg und damit zum Kurbistum Mainz. Die Reformation äußert sich dadurch, dass der Ort von 1527 bis 1608 protestantisch ist. 1656 beginnen die Pfarrbücher. Im 18. Jahrhundert wurde die mittelalterliche Kirche wegen Baufälligkeit abgebrochen. Der Kirchenneubau wurde von Baumeister Karl du Ry aus Kassel und den 200 Einwohnern des Dorfes erstellt und am 30. September 1726 zu Ehren des Heiligen Michael durch Weihbischof Christoph Ignatius von Gudenus, Erfurt, konsekriert. 1743 erhielt die Kirche einen neuen Hochaltar und 1865 zwei Nebenaltäre aus der Amöneburger Stiftskirche. Den Gottesdienst übernahm 1608 das Stift Amöneburg, die vorreformatorische Pfarrei wurde nicht mehr errichtet. Im Jahre 1821 wurde Schröck als Filiale der Pfarrei Roßdorf angegliedert und vom dortigen Kaplan betreut. Seit dieser Zeit gehört Schröck zum Bistum Fulda. Die Pfarrei St. Michael und St. Elisabeth, Schröck wurde erst 1884 neu errichtet. Seit dem 1. Dezember 1959 zählen die katholischen Christen aus dem Stadtteil Moischt zur Pfarrei, die schon zuvor von hier aus betreut wurden. Der Grundstein für das Pfarrheim St. Michael wurde 1983 gelegt. Im Rahmen des Pastoralen Prozesses im Bistum Fulda wird durch Dekret des Bischofs zum 1. Advent 2006 die Pfarrgemeinde Teil des Pastoralverbundes Amöneburg St. Bonifatius. Der Elisabeth- und Jakobuspilgerweg (Eisenach-Marburg/ Görlitz-Santiago de Compostela) führt ab 2006 auch über Schröck. Mit Pfarrer Stefan Krönung endete zum 1. August 2007 die Zeit der Pfarrer, die am Ort wohnen. Die Seelsorge wurde von 2007 bis 2008 durch den Pfarrer von Bauerbach als Administrator mit Unterstützung indischer Patres sichergestellt, später dann durch Schulpfarrer Vogler (Amöneburg) ab August 2008.
Politik
Ortsbeirat
Der Ortsbeirat setzt sich aus sieben Mitgliedern zusammen. Hiervon entfallen sechs Sitze auf die Unabhängige Bürgerliste UBL und ein Sitz auf die GRÜNEN. Ortsvorsteher ist Uwe Heuser (Stand: 15. August 2011). Der Stadtteil Schröck ist seit 2006 im Dorferneuerungsprogramm des Landes Hessen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Theater
Zwar besitzt der Ort kein Theater, jedoch gibt es eine Theatergruppe, welche in den vergangenen Jahren regelmäßig Stücke aufführte. Während man zu Beginn Schwänke in Mundart aufführte, wurden die gespielten Stücke im Laufe der Zeit immer aufwendiger. Besonders hervorzuheben sind hierbei Aufführungen der Musicals „Anatevka“ und „My Fair Lady“ in der Schröcker Sporthalle.
Vereine
Im Ort gibt es mehrere Vereine. So hat es sich der Musnickelverein zum Ziel gesetzt, altes Brauchtum zu erhalten. Mit dem Begriff Musnickels wurden früher Kinder und junge Männer bezeichnet, die an Schlachttagen mit einer Maske verkleidet ihren Anteil an Fleisch und Wurst forderten. Zu den ältesten Vereinen im Dorf zählt die Kolpingsfamilie (Gründungsjahr 1948). Mitgliederstarke Gruppen sind die Katholische Frauengemeinschaft KFD (Gründungsjahr 1963), die Feuerwehr und die Ortsgliederung des Malteser Hilfsdienstes (Gründungsjahr 2000).
Musik
Es gibt im Ort einen Chor sowie mehrere Musikgruppen für volkstümliche Musik („Schröcker Blasmusik“) und klassische Blasmusik („Blastick“). Weiterhin findet hier seit 2009 jährlich das Heavy-Metal-Festival „Chaostraum Open Air“ statt.
Bauwerke
Schröck besitzt eine barocke Kirche aus dem Jahr 1726. Sie enthält einen Hochaltar aus dem Jahr 1743 sowie seit 1865 zwei kunsthistorisch bedeutende Nebenaltäre aus der Amöneburger Stiftskirche. Die Orgel der Kirche wurde 1895 von Wilhelm Ratzmann erbaut, 1939 erfolgte erst ein Umbau durch A. Späth und später eine Rekonstruktion. Weitere Sehenswürdigkeiten liegen außerhalb des Ortes. Am Rand der Lahnberge an der Straße nach Marburg befindet sich der Elisabethbrunnen, im Volksmund „Schröcker Brunnen“ genannt. Oberhalb von ihm gelegen finden sich die Ruinen einer Kreuzkapelle. Zahlreiche Bildstöcke sind in und um Schröck zu finden, darunter auch der Bildstock an der „Zechspann“, errichtet 1792.
Sport
Mit dem FSV Schröck besitzt der Ort einen Fußballverein, der neben einer ersten Mannschaft in der Verbandsliga Mitte eine zweite Mannschaft in der Kreisliga A besitzt. Weiterhin gibt es Jugendmannschaften, die in den Altersklassen A bis G vertreten sind. Der Fußballplatz befindet sich außerhalb des Ortes am Fuße der Lahnberge. Der Tischtennisverein TTV Schröck besitzt neben der Tischtennisabteilung Abteilungen für Wandern, Tennis und Badminton. Er ist im Besitz einer Tennisanlage, die neben dem Fußballplatz gelegen ist. Die Tischtennis- und Badmintonabteilung sind in der Schröcker Sporthalle zu Hause. Weiterhin gibt es im Ort einen Dartclub und einen Schützenverein. Letzterer hat ein eigenes Schützenheim an der Ochsenwiese.
Wirtschaft und Infrastruktur
Bildung
Im Ort gibt es einen Kindergarten mit drei Gruppen sowie eine Grundschule, welche zusammen mit dem Nachbarort Bauerbach betrieben wird. An ihr lernen knapp 200 Schüler. Die katholisch öffentliche Bücherei (KÖB) wird von der Kirchengemeinde und dem Borromäusverein getragen und bietet einen wöchentlichen Treffpunkt im Pfarrheim St. Michael (Kolpingstraße 5).
Hilfsorganisationen
Zur Brandbekämpfung und Hilfeleistung über die Stadtteilgrenzen hinaus existiert die Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Schröck, die auch für die Stadtteile Bauerbach und Ginseldorf zuständig ist. Die Ortsgliederung des Malteser Hilfsdienstes bietet Besuchs- und Begleitungsdienste, Hausnotruf, Mahlzeitendienst, Kinder- und Jugendarbeit, Notfallseelsorge und Krisenintervention an. Die Caritas der Kath. Kirchengemeinde unterstützt Bedürftige. Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela und Marburg werden betreut und finden im Pfarrheim eine einfache Unterkunft.
Sonstiges
In den Jahren 2002–2005 gab es deutschlandweit einmalig eine Postagentur im Pfarrhaus.
Literatur
- ↑ a b c Peter Nau und Karl Schober: Schröcker Chronik (1976)
- ↑ Michael Gockel: „Siedlungsnamen - Typen I und II“, (Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen, 1962)
- ↑ a b Ulrich Reuling: „Historisches Ortslexikon Marburg. Ehemaliger Landkreis und kreisfreie Stadt“ (Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, 1980)
Weblinks
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