- Rigaer Straße
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Die Rigaer Straße ist eine Straße im Berliner Stadtteil Friedrichshain und damit im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Benannt ist die Straße nach der Stadt Riga, der heutigen Hauptstadt Lettlands. Sie reicht vom Bersarinplatz im Westen bis zum S-Bahnhof Frankfurter Allee, wobei sie die Liebigstraße, die Proskauer Straße, die Pettenkoferstraße, die Samariterstraße, die Voigtstraße und den Schleidenplatz kreuzt.
Inhaltsverzeichnis
Straßengeschichte
Die Benennung der Straße erfolgte am 24. Juni 1893. Dabei war der westlichste Teil auf den Stadtkarten von 1890 und 1893 als Eckartsbergstraße verzeichnet, nach 1893 muss dieser Teil in die Rigaer Straße einbezogen worden sein. Vor der Benennung war sie als Straße Nr. 58 und 58a in der Abteilung XIII des Bebauungsplanes verzeichnet.
Besonderheiten
In der Rigaer Straße stehen mehrere Gebäude unter Denkmalschutz. Dabei handelt es sich um die ehemalige Liebig-Realschule (Nr. 8), die heute als Ärztehaus genutzt wird, die Galiläakirche (Nr. 9/10) sowie die Heinrich-Hertz-Oberschule (Nr. 81/82). Gedenktafeln erinnern an Fritz Riedel (Nr. 64) und Ernst Ranke (Nr. 94), außerdem bewohnte der Schriftsteller Theodor Plievier um 1924 das Haus Nr. 68.
Heute stellt die Bebauung der Rigaer Straße ein Mosaik dar aus Altbauten und Neubauwohnungen, die in größere Baulücken gesetzt wurden. Überregional bekannt ist die Straße aufgrund der Hausbesetzerszene sowie mehrerer Räumungsversuche seitens der Berliner Polizei.
Ehemalige Liebig-Realschule
Die ehemalige Liebig-Realschule in der Rigaer Straße Nr. 8 befindet sich in direkter Nachbarschaft der Galiläakirche und ist von dieser optisch nicht abgesetzt. Sie wurde 1898 erbaut und bestand aus einem geschlossenen dreigeschossigen Gebäude mit zwei Flügeln sowie einem Gebäude mit drei Flügeln im Innengelände des Häuserblocks. Dieses Innengebäude enthielt die Klassenräume sowie eine Turnhalle. Das Gebäude wurde im Stil der märkischen Backsteingotik gebaut und mit rotem Klinker besetzt. Dabei besitzt die Straßenfront einen Schmuckfries über dem Erdgeschoss. 1945 wurde das Innengebäude durch Bomben im 2. Weltkrieg vollständig zerstört.
Nach der Fertigstellung 1898 wurde die Schule durch die 12. Realschule bezogen, die später zur Liebig-Realschule nach dem Chemiker Justus Liebig umbenannt wurde. 1941 zog die Handelsschule für Mädchen in das Gebäude ein, außerdem wurde es genutzt für das Königliche Standesamt und die städtische Steuerstelle. Während der DDR-Zeit war eine Jugendzahnklinik im Gebäude untergebracht, heute wird es als Ärztehaus an verschiedene Arztpraxen vermietet.
Heinrich-Hertz-Oberschule
Das heutige Gebäude der Heinrich-Hertz-Oberschule wurde 1901/1902 nach Entwürfen des Berliner Stadtbaurates Ludwig Hoffmann gebaut. Es handelt sich dabei um einen verputzten Bau mit drei Flügeln, die über überdachte Mauern und Hofzugänge verbunden sind. Im linken Gebäude befand sich das Lehrerwohnhaus, im rechten eine Turnhalle sowie eine Lesehalle. Der Mittelteil ist von der Straßenfront leicht zurückgesetzt und enthält den in Doppelsäulen eingebetteten Portalbereich mit einer Giebelverdachung über der in einem Ornament von Otto Lessing zwei Bären dargestellt werden, die ein Wappen tragen. Auf dem Mittelbau befindet sich außerdem ein kleiner Dachturm. 1985 erfolgten umfangreiche Um- und Anbauten sowie eine Erneuerung der Gebäudefront.
Nach der Fertigstellung wurde die Schule als Gemeindedoppelschule zuerst von der als Knabenschule gegründeten 247. und der als Mädchenschule gegründeten 252. Gemeindeschule genutzt. Die seit 1994 hier einquartierte Heinrich-Hertz-Oberschule war in der DDR eine Spezialschule mathematisch-naturwissenschaftlicher Richtung, zu deren Schülern neben zahlreichen späteren Mathematikern auch die Musikerin Tamara Danz (Sängerin der ostdeutschen Band Silly) sowie der spätere Linkspartei-Politiker Gregor Gysi gehörten. Seit 1990 ist die Schule ein Gymnasium, wobei das naturwissenschaftliche Profil behalten wurde. Benannt ist sie nach dem Physiker Heinrich Hertz.
Hausbesetzungen
Im Zuge der Hausbesetzer-Bewegung 1990/91 wurden auch in der Rigaer Straße mehrere Häuser besetzt, in die linke Wohngemeinschaften einzogen. In einigen der besetzten Häuser wurden kollektiv betriebene Kneipen und Veranstaltungsräume eröffnet. 1992 wurden einige der Hausbesetzungen durch den Abschluss von Mietverträgen legalisiert[1], andere wurden im Rahmen der Räumungswelle unter dem Innensenator Jörg Schönbohm nach dem Berliner Allgemeinen Sicherheits- und Ordnungsgesetz (ASOG) 1997 geräumt.[2] Überregionale Aufmerksamkeit erhielten die besetzten Häuser in der Rigaer Straße 84 und 94 im Zuge ihres Kampfes für den Erhalt der Projekte.
Weblinks
Commons: Rigaer Straße (Berlin) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Rigaer Straße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
- Eckartsbergstraße. In: Luise.
- autonomes Wohn- und Kulturprojekt Rigaer Str. 94
- Projekte- und Initiativenrat (PiRat) hervorgegangen aus der HausbesetzerInnenbewegung
Literatur
- Dagmar Girra: Berlins Straßennamen – Friedrichshain. Edition Luisenstadt 1996 ISBN 3-89542-084-0
- Hans-Jürgen Mende und Kurt Wernicke (Hrsg): Berliner Bezirkslexikon Friedrichshain-Kreuzberg, Haude & Spener Berlin 2003 ISBN 3-7759-0474-3
Einzelnachweise
- ↑ So unter anderem das besetzte Haus in der Rigaer Straße 94 [1] und das Filmrisz in der Rigaer Straße 103 [2]
- ↑ Das besetzte Haus in der Rigaer Straße 80, siehe: die tageszeitung: Häuserräumung rechtlich umstritten, 29. Juli 1997, nach: [3]
52.51611111111113.465277777778Koordinaten: 52° 30′ 58″ N, 13° 27′ 55″ OKategorien:- Straße in Berlin
- Berlin-Friedrichshain
- Rigaer Straße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
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