Rittershausen (Dietzhölztal)

Rittershausen (Dietzhölztal)
Rittershausen
Gemeinde Dietzhölztal
Koordinaten: 50° 51′ N, 8° 17′ O50.8458.2822222222222380Koordinaten: 50° 50′ 42″ N, 8° 16′ 56″ O
Höhe: 380–673.1m m ü. NN
Fläche: 18,47 km²
Einwohner: 950 (31. Dez. 2006)
Postleitzahl: 35716
Vorwahl: 02774

Rittershausen ist ein Ortsteil der Gemeinde Dietzhölztal im hessischen Lahn-Dill-Kreis. Der Ort hat 950 Einwohner, das entspricht 14,4% der Gesamteinwohner Dietzhölztals (Stand 31. Dezember 2006). Damit ist es zwar der Ortsteil mit der geringsten Bevölkerung, aber mit einer Gemarkungsfläche von 1.847 ha (Dietzhölztal: 3.744 ha), also 49,3 %, ist Rittershausen dafür fast so groß wie die drei anderen Ortschaften Ewersbach, Mandeln und Steinbrücken zusammen.

Der Ort liegt an der Dietzhölze bei etwa 380 m.ü.NN, die höchste Erhebung in der Gemarkung mit 667 m.ü.NN nördlich des Forsthaus Dietzhölze, gefolgt vom Nordhöll (641,1 m.ü.NN) nordwestlich des Ortes und Eichholzkopf (609,9 m.ü.NN) nördlich des Ortes.

Geographisch grenzt Rittershausen (von Nord-West nach Nord) an folgende Dörfer bzw. Gemeinden: Mandeln, Ewersbach, (Haiger-) Weidelbach, (Haiger-) Offdilln, (Netphen-) Hainchen, (Bad Laasphe-) Heiligenborn, (Bad Laasphe-) Sohl und (Bad Laasphe-) Fischelbach.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Für das Alter Rittershausens ist nach geschichtlichen Überlieferungen grundsätzlich der gesamte Zeitraum zwischen dem 8. und 13. Jahrhundert anzusehen. Die alte Namensform 'Rudershusz', die bevorzugte Lage im Tal der Dietzhölze und das Fortbestehen auch während der spätmittelalterlichen Wüstungsperiode lässt eine Entstehung Rittershausens im 9., spätestens im 10. Jahrhundert, vermuten. Die urkundlich festgeschriebene Ersterwähnung geht auf das Jahr 1344 zurück. Im 'Mann- und Zinsbuch der Herren von Bicken' aus diesem Jahr wird erwähnt, dass in 'Ruderszhausen disz seyt der Bach' den Herren von Bicken der 'Groß- und Kleinzehnt' zustand.

Bis zum 31. Dezember 1976 war Rittershausen eine eigenständige Gemeinde, zum 1. Januar 1977, im Rahmen der Gebietsreform in Hessen wurde Rittershausen vierter Ortsteil der Großgemeinde Dietzhölztal.

Ringwallanlage

Hauptartikel: Ringwall Rittershausen

Eine erste Besiedlung auf heutiger Rittershäuser Gemarkung ist allerdings schon für sehr viel früher bewiesen. Um das Jahr 1912 wurde auf Initiative von Pfarrer Karl Nebe aus Bergebersbach, unter Mithilfe des finanzstarken Besitzers der 'Neuhütte', Kommerzienrat Gustav Jung und unter der Leitung des Landesmuseums in Wiesbaden, Ausgrabungen einer Ringwallanlage im Bereich der 'Ley' durchgeführt. Es wurden dort eine große Zahl an Keramikerzeugnissen, Werkzeugen und Schmuckstücken gefunden. Diese 'Burg' genannte Ringwallanlage aus keltischer Zeit beweist eine Besiedelung auf Rittershäuser Gemarkung bereits in der 'Latenezeit' um etwa 450 bis 250 v. Chr.

Wüstung 'Langenbach'

Innerhalb der Gemarkungsgrenzen Rittershausens lagen in Vorzeiten noch die Wüstungen Langenbach, Dunnenbach, Hilgeshausen, evtl. auch noch Kirsebach. Die größte unter ihnen war Langenbach. Dieses Dorf lag nordwestlich von Rittershausen an einem Nebenbach der Dietzhölze mit gleichem Namen. Noch heute gibt es dort die Flurbezeichnung 'Dorfwiese'. Langenbach selbst wird schon drei Jahre vor Rittershausen, also im Jahr 1341, erstmals urkundlich erwähnt. Wann genau der Ort wüst wurde, also 'ausgestorben' ist, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Der oben bereits erwähnte Pfarrer Karl Nebe beschreibt, dass nach mündlicher Überlieferung die Bewohner Langenbachs der Pest zum Opfer gefallen seien, der letzte Überlebende sei nach Rittershausen gezogen. In einer um 1400 datierten Liste der Adligen von Haiger wird Langenbach noch erwähnt, 1486 beim Verkauf des Gerichts Ebersbach von den Herren von Bicken an die Grafen von Nassau wird er nicht mehr erwähnt.

Haubergswirtschaft

Der große Menge an Eichen-Birken-Niederwald-Bestand lässt sich durch die flächenmäßige Größe Rittershausens erklären. Ebenso wie in den umliegenden Orten im Dietzhölztal, im Rossbach- und Dilltal und im Siegerland wird in Rittershausen noch Haubergswirtschaft betrieben. Im Gegensatz zu den Nachbarorten, wo der Kahlschlag etwa alle 18 bis 20 Jahre stattfindet, wird in Rittershausen etwa alle 30 Jahre ein festgesetzter Anteil Niederwald unter anderem zur Brennholzgewinnung abgeholzt. Ebenso wie überall im Haubergsland gibt es hier Genossenschaften. In Rittershausen gibt es allerdings eine Vielzahl davon, z.B. 'Rittershäuser', 'Langenbacher', 'Weimarisches Kirchenlehen', 'Kirchberg', u.a.m. Siehe auch Hauberg. Die rechtliche Grundlage der Haubergsarbeit geht auf die "Haubergordnung für den Dillkreis und den Oberwesterwaldkreis vom 4. Juni 1887" zurück. Darin heißt es: "Hauberge im Sinne dieses Gesetzes sind die Grundstücke in den Gemarkungen Dillbrecht, Fellerdilln, Ober- und Niederroßbach, Bergebersbach, Eibelshausen, Mandeln, Offdilln, Rittershausen, Steinbrücken, Straßebersbach, Weidelbach und Korb, welche gegenwärtig zu Haubergsverbänden gehören." [1]

Maimann und Pfingstbraut

'Maimann' und 'Pfingstbraut', das sind zwei noch erhaltene Brauchtümer in Rittershausen, welche ' jedes Jahr an Pfingsten durchgeführt werden. Verantwortlich hierfür sind jeweils die Jungen (Maimann) und Mädchen (Pfingstbraut) des 8. Schuljahrganges.

Der Maimann: Am Morgen des Pfingstsonntages gehen die jüngeren Kinder des Dorfes und bringen selbstgepflückte kleine Blumensträuße in das Haus, wo der Strauß des Maimannes gebunden wird. Als Dankeschön erhalten sie dafür ein Glas Himbeersaft. Diese Blumen werden dann an einem viereckigen Holzgestell, welches montags der Maimann aufgebunden bekommt, zusammen mit bunten Bändern und vielen (meist 300 - 400) ausgeblasenen Eiern, befestigt. In der frühen Nachmittagszeit wird der gebundene Strauß von den Jungen im Dorf herumgetragen und vorgestellt. Am späteren Nachmittag wird von allen etwa 4 bis 14jährigen Jungen im Wald das Mailaub (Buchenlaub) geholt. Väter binden es ihren Jungen als Gebund auf den Rücken und mehr oder weniger fröhlich singend wird dies dann auch durch das Dorf getragen. Abgelegt wird es in der Scheune, wo am nächsten Tag der Maimann eingebunden wird. Am Pfingstmontag beginnt der Tag früh. Noch vor Anbruch des Tages (um vier Uhr in der Frühe) treffen sich die ältesten Jungen, ihren Vätern, im Wald. Als erstes wird sich dort gestärkt, mit Speck und Eiern wird 'abgekocht'. Mit Anbruch des Tages werden, ähnlich wie Sonntag nachmittags Laubgebinde, jetzt allerdings Birkenreisig, welches später zum Binden des Maimannes gebraucht wird, durchs Dorf getragen und ebenfalls zur Scheune gebracht. Dort beginnt dann am frühen Vormittag das eigentliche Einbinden des Maimannes. Erfahrene Männer binden einen jungen, kräftigen Mann mit dem gesammelten Buchen- und Birkenreisig so ein, dass er dann komplett von 'Fuß bis Kopf' in den grünen Reisern verschwunden und nicht mehr zu erkennen ist. Zum Schluss bekommt er den anfangs erwähnten bunten Strauß als Krone aufgesetzt. Dies alles geschieht bei geschlossenem Scheunentor. Wenn der Maimann 'fertig' ist, öffnet sich das Scheunentor und der Maimann und die Jungen beginnen ihren Marsch durch das Dorf. Der Maimann wird während diese Marsches von 2 der ältesten Jungen geführt. Im Dorf werden Eier, Mehl und Speck gesammelt. Diese werden dann zu Eier- (Pfann-)kuchen verarbeitet, welche im Anschluss an die ganze Prozession von den Kindern und Erwachsenen verspeist werden.

Die Pfingstbraut: Die Mädchen des 8. Schuljahrganges dagegen kümmern sich am Pfingstmontag um die Pfingstbräute. Diese werden drei Mädchen des ersten Schuljahres. Sie werden morgens mit einem Haarschmuck gekrönt, der aus einem mit bunten, langen Bändern versehenen Blumenkranz verwoben ist. So schön geschmückt gehen sie, zusammen mit den Mädchen bis zum 8. Schuljahr, durchs Dorf. Sie gehen von Haus zu Haus, sagen verschiedene alte Sprüche auf und sammeln so, wie die Knaben, Eier, Speck und Mehl, so dass auch sie zusammen mit den Angehörigen 'ihre' Eierkuchen verzehren.

Industrie

Im Bereich der ehemaligen 'Unteren Mühle' ist die Firma 'Kreck Metallwarenfabrik GmbH' ansässig. Als Familienbetrieb ist sie im Bereich CNC-Lasertechnik vorwiegend als Zulieferbetrieb für andere, meist heimische Betriebe tätig.

Bis zu Beginn der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts gab es am Ortsausgang Rittershausens eine Weberei. In diesem Gebäude gründete Rudolf Loh aus Haiger mit sieben Mitarbeitern 1961 die Firma Rittal. Heute ist das Rittal-Werk ein Teil der weltweit ansässigen 'Friedhelm Loh Group' mit Werken in fast allen Erdteilen. In Rittershausen werden u.a. Schaltschränke jeglicher Art hergestellt, zeitweise hatte die Fa. Rittal allein in Rittershausen über 1.000 Mitarbeiter.

Vereinswesen

In Rittershausen gibt es eine Vielzahl an Vereinen. Es gibt CVJM, DRK-Jugend und -Senioren, die Freiwillige Feuerwehr, den Gesangverein MGV Frohsinn, den Ev. Posaunenchor, Schützenverein, VdK, Verschönerungsverein und der TSV. Der TSV Rittershausen wurde durch die die Skiabteilung bekannt. Im Bereich des Nordischen Skisports wurden aufgrund der früher existierenden Skispringschanze in Rittershausen in den 60er Jahren auch Hessische Meisterschaften ausgetragen. Noch heute ist Rittershausen durch seine Langlaufloipen bekannt.

Die Fußballabteilung des TSV fusionierte 1970 mit dem TV Ewersbach und bildet jetzt die SG Oberes Dietzhölztal. Die Männer spielten bis vor wenigen Jahren als (dill-) kreishöchstes Team in der Landesliga.

Die überregional bekannteste Abteilung des TSV ist allerdings die Abteilung Radfahren. Seit 1993 werden in Rittershausen regelmäßig internationale Rennen im Mountainbike-Downhillrennen durch den TSV ausgetragen.

Dorfchroniken

In den 1930er Jahren wurde von Jakob Karle eine Dorfchronik erstellt. Diese Chronik enthält Aussagen über die Gebäude und deren Bewohner zum Teil zurückgehend bis ins 16. Jahrhundert ist. Anlässlich der 650-Jahr-Feier im Jahr 1994 ist von der Gemeinde Dietzhölztal ein neuer Chronikband für Rittershausen herausgegeben worden.

Einzelnachweise

  1. Haubergsordnung

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