Robert Erskine Childers

Robert Erskine Childers
Robert Erskine Childers

Robert Erskine Childers (* 25. Juni 1870 in Glendalough; † 24. November 1922 in Dublin) war ein irischer Schriftsteller, Politiker und prominenter Anhänger der irischen Unabhängigkeitsbewegung.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Childers wurde als Sohn des Indologen Robert Cesar Childers und Neffe des Politikers Hugh Childers in eine gebildete protestantische, britisch/irische Familie geboren. Früh verwaist, wuchs Erskine Childers bei einem Onkel im County Wicklow auf. Später studierte er am Trinity College in Cambridge und arbeitete dann seit 1895 im britischen Unterhaus als Angestellter. Er war ein begeisterter Hochseesegler, besaß mehrere Boote und unternahm ausgedehnte Segeltouren an Nordsee, Ostsee und Atlantik.

1899 meldete sich Childers – zu diesem Zeitpunkt noch Befürworter des britischen Empire – als Freiwilliger für den Burenkrieg, in dem er als Offizier schwer verwundet wurde und als Invalide nach Großbritannien zurückkehren musste. Dort angekommen verfasste er seinen bekannten Roman The Riddle of the Sands (deutsch: Das Rätsel der Sandbank, neuere Übersetzung: Das Rätsel von Memmert Sand), der 1903 veröffentlicht wurde. Hierin prophezeite er einen Krieg mit dem Deutschen Reich und eine Seeanlandung von Truppen an der britischen Küste. Das Buch war so eindringlich, dass nach Aussage von Winston Churchill die britische Admiralität Flottenbasen in Invergordon, Firth of Forth und Scapa Flow einrichten ließ. Der Roman gilt als der erste moderne Spionageroman.

In den folgenden Jahren verfasste er zahlreiche militärische Bücher, die sich kritisch mit britischen Strategien und Taktiken auseinandersetzten. In derselben Zeit wurde Childers zum glühenden Anhänger der irischen Unabhängigkeitsbewegung und zum radikalen Verfechter der Home Rule League. So schmuggelten seine Frau und er nur wenige Tage vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges deutsche Waffen nach Irland, mit denen dann 1916 der Osteraufstand unterstützt wurde.

Wirken

Während des Ersten Weltkrieges diente Childers als Offizier in der Royal Navy auf der Nordsee sowie an den Dardanellen. Childers wurde zum Lieutenant Commander befördert und mit dem Distinguished Service Order ausgezeichnet. Durch die blutige Niederschlagung des Osteraufstandes im April 1916 wurde er nochmals radikalisiert und schloss sich der Sinn Féin um Éamon de Valera und Michael Collins an. Während der Versailler Verträge vertrat er die irischen Nationalisten und wurde zum Pressesprecher des neu gebildeten irischen Parlamentes. Weiterhin verfasste er zahlreiche Abhandlungen, in denen er die britische Irland-Politik und den Premierminister David Lloyd George scharf kritisierte. 1921 wurde er als Abgeordneter des irischen Unterhauses Dáil Éireann für den County Wicklow gewählt.

Childers lehnte, obwohl er anfangs noch irischer Delegationsleiter war, das anglo-irische Abkommen vom 6. Dezember 1921, das zur Bildung eines Irischen Freistaates führte, strikt ab. Insbesondere die noch vorhandene konstitutionelle Verbindung zum Vereinigten Königreich sowie Einschränkungen der Machtbefugnisse und Hoheitsrechte waren Hauptkritikpunkte, die zum Bruch zwischen Sinn Féin und IRA sowie schließlich zum Irischen Bürgerkrieg von Juni 1922 bis April 1923 führten. Daraufhin wurde er von den Soldaten des Irischen Freistaates als Drahtzieher gegnerischer Propaganda gejagt und schließlich in Glendalough festgenommen. Am 24. November 1922 wurde Childers in Dublin bei den Beggar's Bush Barracks von einem Erschießungskommando exekutiert. Seine letzten Worte lauteten: "Take a step forward, lads. It will be easier that way."[1] ("Macht einen Schritt nach vorne Jungs. So wird es einfacher.")

Sein Sohn, Erskine Hamilton Childers (1905–1974), war von 1973 bis zu seinem Tod 1974 der vierte Präsident der Republik Irland. Sein Cousin Robert Barton war ein bekannter irischer Politiker und gehörte zu den Unterzeichnern des anglo-irischen Unabhängigkeitsvertrages, der letztlich die Teilung der Insel bedeutete.

Verfilmungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.cracked.com/article_16354_the-11-most-badass-last-words-ever-uttered_p2.html

Literatur

Schwarz, Hans-Peter, Phantastische Wirklichkeit. Das 20.Jahrhundert im Spiegel des Polit-Thrillers, München 2006, vgl. v.a. S.17-35.


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