Rudolf Weber-Lortsch

Rudolf Weber-Lortsch

Rudolf Weber-Lortsch (* 29. April 1908 in Kassel; † 4. September 1976 in Berlin) war ein deutscher Verwaltungsjurist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Weber-Lortsch studierte Rechtswissenschaft an der Philipps-Universität und wurde 1926 Mitglied des Corps Hasso-Nassovia Marburg.[1]

1939 war er als SS- und Polizeiführer in Kattowitz (Schlesien) eingesetzt. Als Chef des Justizamts des Höheren Polizei- und SS-Führers Norwegen ordnete er am 25. November 1942 den Abtransport von 700 bis 900 norwegischen Juden an, die nach eigener Meldung „nach Auschwitz verbracht wurden“. Später war er in Nikolajew (Ukraine) für die „Koordination mit den Einsatzgruppen“ zuständig, die die Massenmorde durchführten.

Nach dem Krieg setzte Weber-Lortsch seine juristische Karriere in der Bundesrepublik fort. 1959 wurde er als Richter an das Bundesverwaltungsgericht in Berlin berufen. Am Bundesverwaltungsgericht war Weber-Lortsch u.a. an einer Entscheidung des Zweiten Senates des Gerichtes vom 6. Februar 1975[2] beteiligt, nach der die Mitgliedschaft in der DKP mit der Tätigkeit als Beamter nicht vereinbar sei.[3]

Im November 1966 wurde Weber-Lortsch zum 19. Zwingherrn (Präsident) der „Gesetzlosen Gesellschaft zu Berlin“ gewählt. Dieses Ehrenamt führte er bis zu seinem Tod. In einem Nachruf heißt es: „Klein und zierlich von Gestalt, humorvoll und von einer bestrickenden Liebenswürdigkeit, hielt er gleichwohl die Zügel fest in der Hand. ..... mit einem umfassenden historischen Wissen ausgestattet, vielseitig begabt und von manchmal sprudelnder Lebhaftigkeit, war er der anregende Mittelpunkt der Gesellschaft. Unerschöpflich schien sein Vorrat an Erlebnissen und Geschichten, die er oft in Anekdotenform und unter glänzender Beherrschung von verschiedenen Dialekten vortrug.“ [4]

Weber-Lortsch heiratete am 28. Juni 1941 auf Schloss Jannowitz in Schlesien Helene Gräfin zu Stolberg-Wernigerode (* 22. November 1911 in Hirschberg; † 2. Juni 1999 in München), die Tochter des Eberhard Graf zu Stolberg-Wernigerode (1873-1929) und der Erika Gräfin zu Solms-Sonnenwalde (1880-1970) (siehe: Grafen zu Stolberg).

Werke

  • mit Horst Arndt und Herbert Heinrich, Richterliche Rechtsfortbildung, Köln 1970 ISBN 3-452-17090-X DNB

Literatur

  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945?, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2003. ISBN 3596160480

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1996, 68, 1100
  2. BVerwGE 47, 330.
  3. Ingo Müller, Furchtbare Juristen, Knaur (Taschenbuchausgabe) München 1987, ISBN 3-426-03960-5, Teil III., Kap. 2, S. 220.
  4. Die Gesetzlose Gesellschaft zu Berlin

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