- Corps Hasso-Nassovia Marburg
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Das Corps Hasso-Nassovia Marburg ist ein Corps (Studentenverbindung) im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), dem ältesten Dachverband deutscher Studentenverbindungen. Das Corps ist pflichtschlagend und farbentragend. Es vereint Studenten und ehemalige Studenten der Philipps-Universität Marburg. Die Corpsmitglieder werden „Hessen-Nassauer“ genannt.
Inhaltsverzeichnis
Couleur
Hasso-Nassovia hat die Farben „lichtes maigrün-weiß-himmelblau“ mit silberner Perkussion. Dazu wird eine Mütze in lichtem Maigrün getragen.
Die Füchse der Hessen-Nassauer tragen ein Fuchsenband in den Farben „weiß-lichtes maigrün-weiß“. Der Wahlspruch lautet „Virtuti semper corona!“ (deutsch: „Der Tugend immer die Krone!“), der Wappenspruch „Vivant fratres intimo foedere iuncti! (V.F.I.F.I.)“ (deutsch: „Es sollen die Brüder leben, die durch ein enges Band verbunden sind!“).
Vorgeschichte
Die Landsmannschaft Hassia wurde am 8. November 1806 mit den Farben schwarz-grün-rot gegründet. Ab 1819 nannte sie sich Corps Hassia und nahm die Farben grün-weiß-rot an. Das Corps musste sich aber im Jahre 1839 auflösen.
Geschichte
Noch im selben Jahr wurde dann mit Stiftungsdatum 15. Juli 1839 das heutige Corps Hasso-Nassovia mit den noch heute gültigen Farben gestiftet.
Berühmtestes Mitglied des Corps ist Wilhelm Liebknecht, der als der Begründer der deutschen Sozialdemokratie und als parlamentarischer Gegenspieler von Otto von Bismarck (siehe Corps Hannovera Göttingen) gilt.
Das Corps Hasso-Nassovia ist seit 1855 Mitglied im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV). 1876, 1918 und 1919 stellte das Corps die Vorsitzenden des oKC.
Im Jahre 1888 wurde das erste Corpshaus gebaut, welches aus Platzgründen aber dem heutigen Corpshaus, errichtet im Jahre 1909, weichen musste.
Mehrere Mitglieder des Corps waren 1920 als Todesschützen an den großes Aufsehen erregenden Morden von Mechterstädt beteiligt.
Ab 1933 wurden die Korporationen von der NSDAP bedrängt und verfolgt. Sie wehrten sich zwar zunächst dagegen, kamen den Forderungen der Partei aber vielfach entgegen, um ihre Existenz zu sichern. Als Rudolf Heß, der Stellvertreter Hitlers in der NSDAP, am 14. Mai 1936 die Mitgliedschaft von Parteigenossen in einer studentischen Verbindung verbot, bedeutete dies das Ende der Korporationen. Das Corps Hasso-Nassovia löste sich am 20. Mai 1936 auf - wie alle anderen Marburger Verbindungen. Die Altherrenschaft bestand aber weiter.
1938 schloss man sich der Kameradschaft Allmenroeder an. Ende 1946 schlossen sich 11 Studenten (alle ehemalige Soldaten) zur Studentengemeinschaft Hessen zusammen, die von der Altherrenschaft unterstützt wurde, bis sie am 16. Juli 1950 im damit wieder bestehenden Corps Hasso-Nassovia aufging.
Verhältnisse
Das ehemals schwarze Corps pflegt ungewöhnlich viele Freundschaftsverhältnisse und kann daher als Angelpunkt der abschätzig mausgrau genannten Corps gesehen werden, einer Reihe zumeist als fechtstark geltender Corps, die nicht oder nicht mehr schwarz sind. Hasso-Nassovia steht im Kartell mit den Corps Nassovia Würzburg, Rhenania Bonn, Suevia Freiburg, Baruthia Erlangen, Franconia Tübingen, Borussia Halle und Saxonia Leipzig und unterhält eine befreundete Beziehung zu Rhenania Heidelberg.[1]
Weitere prominente Mitglieder
- Walter Bauer (1877-1960), Theologe
- Fritz Bierhaus (1879-1965), Industrieller
- August Blencke (1868-1937), Orthopäde und Hochschullehrer
- Karl Braun (1822-1893), deutscher nationalliberaler Politiker
- Carl Claus (1835-1899), Zoologe und Anatom
- Herwart Fischer (1885-1938), Rechtsmediziner
- Otto von Gehren (1817-1896), Landrat, Mitglied des Reichstages, Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, Ehrenbürger der Stadt Homberg (Efze)
- Reinhard von Gehren (1865-1930), Landrat, Landeshauptmann für die Provinz Hessen-Nassau, Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses
- Felix Genzmer (1878-1959), Rechtshistoriker und Skandinavist
- Karl Hertzog (1875-1959), Oberbürgermeister von Merseburg
- Albert Hoffa (1859-1907), Chirurg und Orthopäde
- Ernst Hueter (1896-1954), Professor für Theoretische Elektrotechnik
- Adolf Kempkes (1871-1931), Politiker, Mitgründer der Deutschen Volkspartei, 1923 Chef der Reichskanzlei
- Wilhelm Kiesselbach (1839-1902), HNO-Professor in Erlangen
- Hermann Kümmell (1852-1937), Chirurg
- Carl Friedrich Wilhelm Ludwig (1816-1895), Physiologe, Geheimer Hofrat, Ehrenbürger von Leipzig, einer der Stifter der Hasso-Nassovia
- Viktor von Meibom (1821-1892), Rechtswissenschaftler, Professor in Rostock, Tübingen und Bonn
- Peter Friedrich Mengel (1884-1967), Verwaltungsjurist
- Hans v. Pezold (1870-1935), Hochschullehrer, Sexualpädagoge
- Georg Popp (1861-1943), Kriminalist
- Ludwig Rehn (1849-1930), Hochschullehrer, Chirurg, 1896 erste Operation am offenen Herzen
- Johannes Reinmöller (1877-1955), Kieferchirurg in Rostock und Würzburg
- Adolf Schmidtmann (1851-1911), Mediziner, Gründer und Leiter des Instituts für Wasser-, Boden- und Lufthygiene
- Werner Schneichel (1895-1974), Vorortsprecher des KSCV
- Carl Schönemann (1854-1920), Augenarzt, Standespolitiker
- Heinz Dietrich Stoecker (* 1915), deutscher Botschafter
- Christian August Karl Friedrich Suntheim, Richter am Reichsgericht
- Werner Vogel (1907-1992), Politiker von Bündnis 90/Die Grünen
- Rudolf Weber-Lortsch (1908-1976), SS-Führer, Bundesrichter
- Werner Wedemeyer (1870-1934), Jurist und Hochschullehrer, VAC-Vorsitzender
- Georg Wolff (1845-1929), Gymnasiallehrer und provinzialrömischer Archäologe
- Alfred Zintgraff (1878-1944), Schriftsteller, Forschungsreisender, Kanzler des Negus von Abessinien
Träger der Klinggräff-Medaille
Mit der Klinggräff-Medaille des Stiftervereins Alter Corpsstudenten wurden ausgezeichnet:
- Peter Woeste (1989)
- Nils Habbe (2005)
- Andreas Münch (2007)
Einzelnachweise
- ↑ Handbuch des Kösener Corpsstudenten. Ergänzungslieferung, 2006
Siehe auch
Corps, Kösener Senioren-Convents-Verband, Studentenverbindung, Liste Kösener Corps
Weblinks
Kategorien:- Corps im Kösener Senioren-Convents-Verband
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