Rundkino Dresden

Rundkino Dresden

Das Rundkino ist ein markantes Bauwerk in Dresden. Es liegt an der Prager Straße und hat als Rotunde einen Durchmesser von 50 Metern und eine Höhe von 20 Metern.

Es ist der dritte zylinderförmige Bau der DDR, und der erste dieser Art für die Öffentlichkeit.[1] Durch seine Architektur und den Großen Saal mit 898 Sitzplätzen ist das Rundkino eines der bedeutendsten Bauwerke der Nachkriegsmoderne in Dresden. Der Große Saal beherbergt ein 3D-Kino, das durch seine Kapazität eines der größten Kinos seiner Art in Deutschland ist.[2]

In dem Gebäude ist neben einem 3D-Kino ein Puppentheater, welches Bestandteil des Theater Junge Generation ist, untergebracht. Bei großen Veranstaltungen der Technischen Universität Dresden dient es auch als Hörsaal.

Rundkino 2003

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte und Aufbau

Für den Entwurf des Kinos wurde im Jahr 1966 ein Wettbewerb ausgeschrieben. Der Bau sollte einen Kontrast zu den quaderförmigen Gebäuden in der Umgebung bilden. In die engere Wahl kamen ein Entwurf mit geschwungenen Formen von Heinz Kästner, Peter Thieme und Wilfried Irmier sowie der Entwurf mit rundem Grundriss von Manfred Fasold und Winfried Sziegoleit. Letzterer wurde schließlich als einer der beiden zweiten Plätze umgesetzt.

Das Rundkino kurz nach der Eröffnung im Jahr 1972

Nach den ersten Erschließungsarbeiten erfolgte am 22. Oktober 1969 die feierliche Grundsteinlegung. Die Projektierung erfolgte im VEB (B) Baukombinat Dresden, als Hauptauftragnehmer wurde das Baukombinat VEB BMK Kohle und Energie tätig. Die Eröffnung fand am 7. Oktober 1972 anlässlich des Tages der Republik statt. Das Filmtheater Prager Straße sollte als „Erstaufführungshaus für den Bezirk Dresden“ dienen. Die Gesamtkosten für den Bau lagen am Ende nach mehrfachen Erhöhungen bei 14,8 Millionen DDR-Mark. Der große Filmsaal im ersten Stock bot 1.018 Besuchern Platz, daneben gab es ein kleineres Studiokino mit 132 Sitzplätzen im Erdgeschoss.

Betrieb und Ausbauarbeiten

Das Kino diente zu DDR-Zeiten wie vorgesehen als Premierenkino für den Bezirk Dresden. Es war mit der Technik zum Abspielen von 70-mm-Großformatfilmen ausgestattet, was das Abspielen dieser Art von Filmen vor allem aus der sowjetischen Filmproduktion ermöglichte. Daneben wurde das Gebäude, insbesondere der Große Saal für Rock- und Schlagerkonzerte, Senioren- und Kinderveranstaltungen sowie regelmäßige Jugendweihen aber auch für Veranstaltungen des Dixieland Festivals [3] genutzt. In den 1980er-Jahren wurde das Rundkino als eines der wenigen Kinos der DDR im Großen Saal mit einer Dolby-Stereo-Anlage ausgestattet. [3] Im Jahr 1990 übernahm das Kino die Universum Film AG (UFA), die den Spielbetrieb am 1. April 1991 aufnahm.

Bei Renovierungsarbeiten nach der deutschen Wiedervereinigung wurden bis 1992 vormalige Lagerräume im Keller zu weiteren Kinosälen umgebaut. Das Rundkino verfügte dann neben dem großen Saal 1 im Obergeschoss und dem Saal 2 (Studiokino) im Erdgeschoss über fünf kleine Säle (Saal 3–7) im Kellergeschoss mit Sitzplatzkapazitäten zwischen 96 und 332. Daher tragen die Säle im benachbarten neuen Ufa-Kristallpalast die Nummern 8 bis 15, das am 26. März 1998 eröffnet und mit dem Rundkino gemeinsam betrieben wurde.

Ab 1995 entstand zwischen dem Rundkino und der Prager Straße der Wöhrl-Plaza-Komplex der Tetris Grundbesitz GmbH aus Reichenschwand. Dieser umschließt das Rundkino teilweise und verdeckt den Blick von der Prager Straße aus, wodurch das Rundkino in eine hinterhofartige Lage geriet. Dennoch war es bis 1997 eines der am besten ausgelasteten Kinos in Deutschland, da es das einzige Filmtheater in Dresden war, das für die Ausstrahlung der Hollywood-Blockbuster eingesetzt wurde.

Kurze Zeit später begann eine umfangreiche Renovierung des Rundkinos. Der große Saal bekam eine neue, rote Wandbespannung und die technischen Anlagen wurden modernisiert. Die Säle im Untergeschoss wurden mit neuen Sesseln ausgestattet. Im Gegenzug zu dem Bau des Kristallpalastes durch die Stadt Dresden stellte man die Studiobühne dem Puppentheater der Stadt mietkostenfrei zur Verfügung. Des Weiteren zog ein Pizza-Hut in den südlichen Teil des Foyers ein.

Insolvenzen und Neuanfang

Nachdem in den Jahren 1997 und 2000 drei neue Multiplex-Kinos mit insgesamt über 6000 Sitzplätzen in Dresden eröffneten (UCI-Kinowelt, Bofimax (später Metropolis, seit 2010 geschlossen [4]) und Cinemaxx), gingen die Besucherzahlen in den beiden Kinos enorm zurück.

Die Untergeschosse wurden beim Hochwasser im August 2002 schwer geschädigt, so dass das Kellergeschoss für den Kinobetrieb nicht mehr genutzt werden konnte. Im Oktober 2002 ging der Betreiber, die UFA Theater GmbH & CO KG in Insolvenz. Am 1. April 2003 übernahm die Lübecker Kinogruppe Kieft & Kieft den Betrieb. Jedoch durften aufgrund einer Vertragsklausel keine Filme gespielt werden. Seit 2003 setzt sich die Initiative rundkino_revisited, aus der 2005 der Verein rundkino dresden e.V. hervor ging, für den Erhalt des Gebäudes und dessen weitere Nutzung ein. Seit Herbst 2003 steht das Kino unter Denkmalschutz. Im Mai 2004 ging auch der Besitzer, die UFA Theater AG, in Insolvenz. Am 30. September desselben Jahres wurde den Betreibern, der UFA Theater GmbH & CO KG und Kieft & Kieft, der Vertrag gekündigt.

Im Februar 2007 wurde das Gebäude von der Tetris Grundbesitz GmbH & Co. KG, der bereits das Wöhrl-Plaza-Gebäude gehört, gekauft. Am 29. März 2007 wurde das Kino unter dem Namen Cinemagnum des Betreibers Fantasia Film GmbH neu eröffnet und beherbergt nach einer langen Zeit der Ungewissheit ein 3D-Kino mit 898 Sitzplätzen.

Im Jahr 2008 wurde das Kino für 2,5 Millionen Euro umgebaut. [5] Am 5. November 2008 [6] eröffnete es mit fünf neuen Sälen im Untergeschoss mit insgesamt 500 Sitzplätzen, darunter ein Saal mit 200 Plätzen. Es trägt den Namen Neues Rundkino und wird als 3D- sowie Multiplex-Kino genutzt.[7] Alle Filme werden dort digital gezeigt. Dabei werden die 3D-Filme in Doppelprojektion mit polarisiertem Licht auf die Leinwand gebracht.[8][9] Seit der Neueröffnung erscheint wöchentlich das kostenlose Magazin Rundkino – Filmtipps für Dresden mit einer Auflage von 20.000 Exemplaren. [10]

Architektur

Das Rundkino wurde von den Architekten Manfred Fasold und Winfried Sziegoleit entworfen, die ausführenden Architekten waren Gerhard Landgraf, Waltraud Heischkel und Theo Wagenführ (Innenausstattung).

Das Gebäude ähnelt in der Architektur einem UFO; es hat einen Durchmesser von 50 Metern und eine Höhe von 20 Metern. Das Erdgeschoss ist von außen rundherum mit Glas ausgestaltet, eingefasst von poliertem schwarzen Naturstein. Darüber befindet sich ein hervorstehendes Segment, das mit Stabwerks-Ornamenten aus Stahl des Dresdner Grafikers Gerhard Papstein ausgestaltet ist [11]. Der etwas schmalere Hauptzylinder, der den Großen Saal beherbergt, ist mit emaillierten Aluminiumplatten in vertikaler Anordnung verkleidet.

Der Zylinder wurde aus Ortbeton in Gleitbauweise errichtet. Die komplizierte Dachkonstruktion wurde von der Bauakademie Berlin realisiert. Sie ist eine Seilnetzhängekonstruktion mit Druck- und Zugring aus 96 radial gespannten Stahlseilen. In diese wurden Fertigteile aus Beton eingehängt, die mit Ortbeton verfugt wurden. Die Dachkonstruktion ist begehbar.

Innenausstattung

Die Innenräume wurden von Theo Wagenführ ausgestaltet.

Vor der Renovierung Anfang der 1990er-Jahre befand sich im Erdgeschoss eine Garderobe, der Kassenraum und ein Theater. Die Wände sind mit hellem bulgarischen Sandstein verkleidet; die Säulen sind mit Edelstahl umschlossen.

Über eine breite, frei schwingende, gerade Treppe gelangt man in das obere Geschoss, in dem der Große Saal untergebracht ist. Die Decke des Großen Saales ist mit Holzelementen ausgekleidet, in denen sich 638 Lampen befinden. Ursprünglich war der Innenraum mit Stahlrohren und rotem Bezug ausgestattet. Die Leinwand ist konkav gewölbt, 9,2 Meter hoch und 21 Meter breit. Vier geschwungene, schmalere Treppen führen zur Rückseite der Garderobe und zu separaten Ausgängen. Außerdem befindet sich im Obergeschoss ein weiteres Foyer, das ehemals mit schwarzen Ledersesseln ausgestattet war. Außerdem war dort eine wechselnde Ausstellung eingerichtet. Später entstanden im ersten Stock Büroräume.

Einzelnachweise

  1. Das Rundkino – Verein rundkino dresden e.V.
  2. Legendäres Rundkino in Dresden erwacht am Donnerstag zu neuem Leben – Bericht in den Dresdner Neueste Nachrichten vom 2. Februar 2007, S. 13
  3. a b Das Rundkino Dresden – Informationen zur Geschichte
  4. Webseite des ehemaligen Filmtheater Metropolis
  5. Rundkino erweitert auf 1400 Plätze – Bericht in der Sächsischen Zeitung vom 18. Oktober 2008
  6. Leserinformation in Rundkino – Filmtipps für Dresden, Ausgabe 2
  7. Presseinformation Neues Rundkino Dresden
  8. c't Magazin: 3D-Kinos in Deutschland, Österreich und der Schweiz
  9. c't Magazin: 3D 2.0
  10. Informationen über das Magazin Rundkino – Filmtipps für Dresden bei www.rundkino.com
  11. Rundkino : Origineller Solitär – abgestellt in den Hinterhof bei www.das-neue-dresden.de

Weblinks

 Commons: Rundkino Dresden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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