SMS Hessen (1903)

SMS Hessen (1903)

Die Hessen nach Modernisierung 1926
Typ Linienschiff
Klasse Braunschweig-Klasse
Baubezeichnung Linienschiff L
Baudaten
Bauwerft Germaniawerft, Kiel
Kiellegung 15. April 1902
Stapellauf 18. September 1903
Indienststellung 19. Mai 1905
Verbleib 12. Dezember 1916 ausgemustert,
5. Januar 1925 erneut in Dienst gestellt,
12. November 1934 ausgemustert, danach Zielschiff,
1945 an die Sowjetunion ausgeliefert, um 1960 verschrottet
Technische Daten
Wasserverdrängung Konstruktion: 13.208 t
maximal: 14.394 t
Länge Wasserlinie: 126 m
über Alles: 127,7 m
Breite 22,2 m
Tiefgang 8,16 m
Bewaffnung
  • 4 x 28 cm L/40 Sk
  • 14 x 17 cm L/40 Sk
    (ab 1931: 12 x 17 cm)
  • 18 x 8,8 cm L/35 Sk
    (ab 1921: 8 x 8,8 cm)
  • 6 x 45-cm-Torpedorohre (ab 1921: 2 x 50 cm)
Maschinenanlage 3 stehende 3-zylindrige
Dreifachexpansions-Kolbenmaschinen
14 öl-/kohlegefeuerte Dampfkessel
(davon 6 Zylinderkessel)
3 Schrauben (Mittelwelle: 4-flügelig Ø 4,5 m; Aussenwellen: 3-flügelig Ø 4,8 m)
Antriebsleistung Dauerlast: 16.000 PSi
Maximal: 16.486 PSi
Brennstoffvorrat 1.670 t Kohle und 240 t Öl
Geschwindigkeit 18,2 kn
Fahrbereich 5.200 sm bei 10 kn
Besatzung 35 Offiziere und 708 Mann

Die SMS Hessen war ein Linienschiff der Braunschweig-Klasse der ehemaligen Kaiserlichen Marine. Ihre Schwesterschiffe waren SMS Braunschweig, SMS Elsass, SMS Preußen und SMS Lothringen.

Inhaltsverzeichnis

Bau und Technische Daten

Die Hessen wurde am 15. April 1902 bei der Germaniawerft in Kiel auf Kiel gelegt, lief am 18. September 1903 vom Stapel und wurde am 19. Mai 1905 in Dienst gestellt. Die Baukosten betrugen 23,9 Millionen Goldmark. Das Schiff war 127,7 m lang (Wasserlinie 126 m) und 22,2 m breit und hatte einen Tiefgang von maximal 8,16 m. Die Wasserverdrängung betrug 13.208 t (Standard) bzw. 14.394 t (maximal). Die Bewaffnung bestand aus vier 28-cm Schnellladekanonen in Doppeltürmen, 14 17-cm Schnellladekanonen, 18 8,8-cm Schnellladekanonen und sechs 45-cm Torpedorohren. Die Besatzung zählte 35 Offiziere und 708 Mann. Die Turmpanzerung war bis zu 300 mm, die Gürtelpanzerung bis zu 225 mm dick; der Gefechtsturm hatte 225 mm und das Deck 40 mm Panzerung. Die Schiffe der Braunschweig-Klasse hatten drei Schornsteine und liefen mit ihren drei Drei-Zylinder-Dreifachexpansionsdampfmaschinen bis zu 18,7 Knoten. Der Aktionsradius betrug 5.200 Seemeilen bei 10 kn Marschgeschwindigkeit.

Gegenüber ihren Vorgängern hatten die Schiffe der Braunschweig-Klasse eine stärkere Haupt- und Kasemattartillerie. Auch ihre Seetüchtigkeit war verbessert; obwohl sie bei starkem Seegang zum Rollen neigten, nahmen sie weniger Wasser über Bord als ihre Vorgängerklassen.

Kaiserliche Marine

Die Hessen wurde am 4. März 1906 dem II. Schlachtgeschwader der Hochseeflotte zugeteilt und nahm von 1906 bis 1914 an verschiedenen Flottenmanövern und Auslandsreisen teil (Norwegen, Ostsee, Kanarische Inseln, Spanien). Zweimal war sie dabei in ernsthafte Unfälle verwickelt: während der Herbstmanöver 1911 rammte und versenkte sie den dänischen Frachter Askesund, und bei der Sommerreise 1912 rammte sie das Torpedoboot G 110, wobei drei Mann der Bootsbesatzung ums Leben kamen. Im Februar 1912 sah sie Dienst als Eisbrecher in der Ostsee.

Wie auch die Nachfolger der Deutschland-Klasse, so waren auch die Hessen und ihre Schwesterschiffe bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs bereits veraltet. In den Anfangsjahren des Kriegs versah die Hessen daher vor allem Küstenwachdienst in Nord- und Ostsee. Im Juni 1915 wurden zusätzliche Ölbrenner in die Maschinenanlage eingebaut. Im April 1916 wurde das Schiff mit vier Flugabwehr-Maschinengewehren nachgerüstet. Am 31. Mai/1. Juni 1916 nahm es, als einziges Schiff seiner Klasse, unter Kapitän zur See Rudolf Bartels an der Skagerrakschlacht teil, aus der es unbeschädigt zurückkehrte. Im Dezember 1916 diente die Hessen kurzzeitig als Zielschiff in der Ostsee und wurde danach am 12. Dezember 1916 außer Dienst gestellt. Die Bewaffnung wurde ausgebaut, und bis Kriegsende wurde das Schiff als Wohnhulk genutzt.

Reichsmarine

Hoffnungslos veraltet war sie für die Siegermächte von keinem Interesse. Sie wurde 1924 überholt und am 5. Januar 1925 von der Reichsmarine wieder in Dienst gestellt. Ihre Sekundärartillerie wurde schon 1921 auf nur noch vier 8,8-cm Geschütze reduziert, und sie behielt nur noch zwei 40-cm Torpedorohre. 1931 wurde die Zahl der 17-cm Geschütze auf 12 reduziert. Das Schiff unternahm in den Zwischenkriegsjahren Ausbildungsreisen nach Norwegen, Schweden, Spanien, Portugal und im Mittelmeer und der Ostsee.

Am 12. November 1934 wurde die Hessen außer Dienst gestellt und danach zum funkgesteuerten Zielschiff umgerüstet. Masten, Bewaffnung und zwei Schornsteine wurden entfernt und das Schiff mit mehr als 1,500 Tonnen Kork vollgepackt, um es nach Treffern schwimmfähig zu halten. Ab 1. April 1937 diente die Hessen der Kriegsmarine als Zielschiff, gesteuert von ihrem Führungsboot Blitz.

Sowjetische Marine

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Hessen und die Blitz von der Sowjetunion beschlagnahmt. Anfang Januar 1946 fuhren sie, zusammen mit vier anderen ehemals deutschen Schiffen (dem Leichten Kreuzer Nürnberg, dem Zerstörer Erich Steinbrinck und den Torpedobooten T 33 und T 107) nach Libau und wurden in Tsel und Wystrel umbenannt. Die Hessen/Tsel wurde Ende der 1950er oder Anfang der 1960er Jahre endgültig ausgemustert und danach verschrottet.

Bildergalerie

Literatur

  • Erich Gröner, Dieter Jung und Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945 – Band 1. Bernard & Graefe Verlag, München 1982, ISBN 3-7637-4800-8.

Weblinks


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