SMS Kaiserin Augusta

SMS Kaiserin Augusta
Deutsches ReichDeutsches Reich (Reichskriegsflagge)
SMS Kaiserin Augusta LOC det 4a04854.jpg
Schiffsdaten
Schiffstyp Panzerdeckkreuzer
Geschützter Kreuzer
Schiffsklasse Einzelschiff
Baubezeichnung: Kreuzer II. Classe H
Kiellegung: 1890
Stapellauf (Schiffstaufe): 15. Januar 1892
Indienststellung: 17. November 1892
Umbauten: 1893/94, 1903-05, 1916
Bauwerft: Germaniawerft Kiel
Besatzung: ca. 430 Mann
Baukosten: 8.697.000 Mark
Technische Daten
Wasserverdrängung: Konstruktion: 6.056 t
Maximal:: 6.318 t
Länge: KWL: 122 m
über alles: 123 m
Breite: 15,50 m
Tiefgang: 7,40 m
Kesselanlage: 8 doppelte Zylinderkessel
Maschinenanlage: 3 stehende 3-Zylinder-
Dreifachexpansionsmaschinen
Anzahl der Schrauben: 3
Wellendrehzahl: 124/min
Maschinenleistung: Probefahrt: 14.015 PSi
Dauerlast: 12.500 PSi
Höchstgeschwindigkeit: 21,5 kn
Brennstoffvorrat: 810 t Kohle
Reichweite: 3240 sm bei 12 kn
Panzerung
Deck: 70 mm
Kommandoturm: horizontal: 20 mm
vertikal: 50 mm
Bewaffnung
bis 1896:
  • 4 x 15 cm L/30 Rk
    292 Schuss
  • 8 x 10,5 cm L/30 Sk
    777 Schuss
  • 8 x 8,8 cm L/30 Sk
    1361 Schuss
  • 4 x 3,7-cm-Revolverkanone
  • 5 x Torpedorohre \varnothing 35 cm
    (4 schwenkbar in den Seiten,
    1 unter Wasser im Bug)
1896 - 1916:
  • 12 x 15 cm L/35 Sk
    1064 Schuss, 126 hm
  • 8 x 8,8 cm L/30 Sk
    1600 Schuss
  • 5 x Torpedorohre \varnothing 35 cm
    (ab 1907: nur noch Bugrohr)
ab 1916:
  • 1 x 15 cm L/45 Utof[A 1]
  • 4 x 10,5 cm L/45 Utof
  • 4 x 8,8 cm L/45 Sk
  • 4 x 8,8 cm L/35 Sk
  • 5 x 8,8 cm L/30 Sk
  • 1 x 8,8 cm L/30 Uk[A 2]
Kommandanten
1901–1902 Friedrich von Ingenohl

Die SMS Kaiserin Augusta war ein Geschützter Kreuzer der Kaiserlichen Marine. Sie war ein Einzelschiff, der Bau zeitweise erwogener Schwesterschiffe unterblieb. Sie war benannt der nach 1890 verstorbenen Ehefrau Kaiser Wilhelms I.. Der Kreuzer wurde 1893 zur Teilnahme an einer Columbus-Feier nach New York entsandt. Von 1895 bis 1902 blieb die Kaiserin Augusta, zuletzt als Großer Kreuzer klassifiziert, dann im Dienst. Nach einem ersten politischen Einsatz vor Marokko 1895 beobachtete sie 1897 im Mittelmeer den Türkisch-Griechischen Krieg und lief dann nach Ostasien, wo sie während des Manila-Zwischenfalls und des Boxeraufstandes bis 1902 Dienst tat. Im Ersten Weltkrieg diente sie als Artillerieschulschiff.

Inhaltsverzeichnis

Entwurf

Im Vergleich zu vorhergehenden Konstruktionen wurde durch eine Änderung im Bereich der Panzerung (siehe unten) eine verbesserte Bewaffnung und erhöhte Geschwindigkeit erreicht, bei einer Probefahrt 21,5 kn. Man bezeichnete diesen neuen Schiffstyp als Panzerdeckkreuzer. Es sollte ein Kompromiss zwischen Aufklärungskreuzer der Flotte und Überseekreuzer für den Einsatz in den Kolonien werden. Der Panzerdeckkreuzer (nach der Kaiserin Augusta gab es noch die Victoria Louise-Klasse) war jedoch nur ein Zwischenschritt zum Panzerkreuzer, deren erste in Deutschland gebaute Einheit die SMS Fürst Bismarck war.

Bewaffnung

Die Bewaffnung wurde mehrfach modifiziert. Die Kaiserin Augusta wurde mit einer provisorischen Bewaffnung in Dienst gestellt. In ihrer eigentlichen Dienstzeit von 1895 bis 1902 bestand sie aus zwölf 15 cm-Geschützen, acht 8 cm-Geschützen und fünf 35 cm-Torpedorohren. Nach dem Umbau zum Artillerieschulschiff 1916 befanden sich eine 15 cm L/45 UTo, 4 x 10,5 cm L/45 UToF, 4 x 8,8 cm L/45 TK, 4 x 8,8 cm L/35 SK und eine 8,8 cm L/30 UToF an Bord.

Panzerung

Erstmalig in Deutschland verzichtete man auf einen Seitenpanzer zugunsten eines 70 mm starken Panzerdecks in Höhe der Wasserlinie. Dies sollte als Schutz des Unterwasserschiffs dienen. Der Wegfall des nicht mehr zeitgemäßen Seitenpanzers führte zu einem reduzierten Gewicht, weshalb der Entwurf insgesamt kleiner ausgeführt werden konnte.

Antrieb

Als Antrieb dienten Dreifach-Expansionsmaschinen mit kohlegefeuerten Zylinderkesseln, die im Probebetrieb 14.015 PSi erreichten. Sie war das erste deutsche Dreischraubenschiff in der Kaiserlichen Marine. Für das Schiff selbst muss aber betont werden, dass es antriebsmäßig nicht voll befriedigte, da ab einer Geschwindigkeit von ca. 18 kn heftige Vibrationen aufgrund der nicht-balancierten Maschinen auftraten und die Kaiserin Augusta als "Cocktail Shaker" in Marinekreisen berüchtigt war.

Einsatz und Verbleib

Die Kiellegung der Kreuzerkorvette erfolgte 1890 auf der Germaniawerft Kiel, getauft wurde sie am 15. Januar 1892 durch einen der Enkel der verstorbenen Kaiserin, den Kapitän zur See Prinz Heinrich von Preußen, und die Indienststellung der SMS Kaiserin Augusta erfolgte am 17. November 1892 mit einer provisorischen Bewaffnung.

SMS Kaiserin Augusta in New York

Obwohl die Erprobungen nicht abgeschlossen waren, wurde Kaiserin Augusta am 29. März 1893 nach New York geschickt, um am Columbian Naval Review, der Feier zum 400-jährigen Jubiläum der Entdeckung Amerikas, teilzunehmen. Dies sollte zusammen mit dem gerade in Dienst gekommenen Kreuzer SMS Seeadler geschehen, der 14 Tage früher ausgelaufen war. Nach dem Zusammentreffen vor Halifax musste die Kaiserin Augusta die Seeadler wegen Kohlemangels schleppen, da diese ihren Kohlenvorrat falsch berechnet hatte. Am 26. April liefen sie in die Hampton Roads ein. Sie nahmen an den 400-Jahr-Feiern zur Entdeckung Amerikas in New York teil, wo die beiden weiß gestrichenen Schiffe mit ihren gelben Aufbauten einen guten Eindruck hinterließen. Nach Ende der Feierlichkeiten liefen beide Schiffe am 13. Mai wieder aus. Die Seeadler wurde zur Ablösung des Kreuzers SMS Schwalbe nach Ostafrika entsandt, während die Kaiserin Augusta nach Kiel zurückkehrte. Der Kreuzer hatte sich nur teilweise gut bewährt. Er erzielte eine hohe Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Überfahrt und sie war das schnellste Schiff der kaiserlichen Flotte, aber die Schiffsverbände erwiesen sich als zu schwach. Die Kaiserin Augusta wurde daher am 21. Juni 1893 wieder außer Dienst gestellt, um nachgebessert zu werden.

Am 3. April 1895 wurde die Kaiserin Augusta, umklassifiziert zum Kreuzer II. Klasse, wieder in Dienst gestellt. Im Juli machte sie mit der SMS Hagen und der SMS Stosch eine Fahrt nach Marokko, um dort Forderungen des Reiches durchzusetzen, die nach der Ermordung zweier deutschen Kaufleute nur unbefriedigend erfüllt worden waren. Zur Sicherung war gleichzeitig das I. Geschwader bis nach Nordspanien marschiert. Die Kaiserin Augusta verließ nach Zugeständnissen der marokkanischen Regierung am 5. August Tanger und trat Mitte des Monats wieder zur Übungsflotte in der Nordsee. Vom 10. März bis 1. Mai 1896 diente sie als Begleitkreuzer der Kaiseryacht SMY Hohenzollern.

Am 6. Februar 1897 wurde sie wegen eines Aufstandes der christlichen Bevölkerung auf Kreta gegen die osmanische Herrschaft ins Mittelmeer entsandt. Sie sollte mit den Schiffen anderer Staaten einen Griechisch-Türkischen Krieg verhindern. Sie traf am 21. Februar vor Kreta ein, wo seit dem 15. Februar auch reguläre griechische Truppen eingesetzt wurden und setzte am 25. Februar 1897 in La Canea (Chania) ein Landungskorps zu einem internationalen Verband aus, um Übergriffe der Aufständischen zu verhindern. Die internationalen Schiffe beschossen teilweise die Aufständischen, um ein Überrennen der türkischen Truppen unmöglich zu machen. Am 15. März wurde eine Blockade der Insel erklärt, um eine Ausweitung der Kämpfe zu verhindern. Anwesend waren außer der Kaiserin Augusta der britische Zerstörer HMS Ardent, der französische Zerstörer Fancon, das italienische Kanonenboot Caprera, das russische Kanonenboot Grosjaschtschi und die österreichische Athen, um dort keine Revolution zuzulassen.

Im November 1897 wurde nach der Besetzung von Kiautschous die gerade in Smyrna liegende Kaiserin Augusta aus dem Mittelmeer als erster Teil der II. Division des Ostasiatischen Kreuzergeschwaders nach China zur Verstärkung der dortigen Einheiten befohlen. Sie nahm am 19. ihr Landungskorps in Kreta auf und lief dann nach Ostasien. Im Dezember 1897 erreichte sie in Singapur den Stationsbereich lange vor den aus der Heimat entsandten Schiffen. Im Juni 1898 lief sie als zeitweiliges Flaggschiff mit dem Geschwaderchef Otto von Diederichs nach Manila, wo es zu erheblichen Differenzen mit den Amerikanern während des Spanisch-Amerikanischen Krieges kam. Nach dem Manila-Zwischenfall brachte dann die Kaiserin Augusta am 13. August den spanischen Generalkapitän mit seiner Familie im Einverständnis mit den Amerikanern nach Hongkong. Im Oktober 1898 brachte sie Teile des Seebataillons von Tsingtau nach Taku, die den Schutz der Gesandtschaft in Peking übernehmen sollten. Im September 1899 wurde die Kaiserin Augusta im Rahmen der Flottengesetze zu einem "Großen Kreuzer". Beim Ausbruch des Boxeraufstandes im Jahr 1900 war sie weiterhin in Ostasien und transportierte Anfang Juni weitere Teile des III. Seebataillons nach Taku zum Schutz der Europäer in Peking. Auch gab sie Teile der Besatzung an die Entsatztruppen ab und unter den Opfern des Einsatzes befand sich ihr I. Offizier. Vom 26. Oktober bis zum 18. November war der alte Kreuzer nochmals vertretungsweise Flaggschiff des Geschwaders. Nach einer technischen Durchsicht in Japan trat sie am 6. März 1902 die Heimreise zusammen mit den seit 1900 vor China eingesetzten Torpedobooten S 91 und S 92 an, deren Schwesterschiff S 90 allerdings bis 1914 in Ostasien verblieb. Für die Rückreise tauschte sie den Kommandanten mit der SMS Hertha und lief unter Kapitän zur See Derzewski nach Deutschland zurück, während der spätere Flottenchef, Kapitän zur See Ingenohl, noch ein Jahr in Ostasien verblieb.

Am 7. Juni traf der Kreuzer mit seinen Begleitern in Kiel ein und wurde am 16. Juni 1902 außer Dienst gestellt. Obwohl veraltet wurden an dem in der Reserve befindlichen Schiff noch in den Jahren 1903 bis 1905 Modernisierungsarbeiten vorgenommen.

Im Ersten Weltkrieg fand die Kaiserin Augusta noch als Artillerieschulschiff Verwendung und wurde 1920 abgewrackt.

Anmerkungen

  1. Utof = Abkürzung für U-Boots- und Torpedoboots-Flugabwehrkanone. Eine Flugabwehrkanone mit besonders schmaler Lafette, die durch ihre Bauform auch auf den schmalen Decks von U-Booten und frühen Torpedobooten montiert werden konnte.
  2. Uk = Abkürzung für U-Boots-Kanone. Eine Seezielkanone mit besonders schmaler Lafette, die durch ihre Bauform auch auf den schmalen Decks von U-Booten einsetzbar war.

Literatur

  • Erich Gröner, Dieter Jung und Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945 Band 1. Bernard & Graefe Verlag, München 1982. ISBN 3-7637-4800-8
  • Hans H. Hildebrand/Albert Röhr/Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe: Biographien - ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart, Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford, 7 Bände
  • Erwin Strohbusch: Kriegsschiffbau seit 1848, Deutsches Schiffahrtsmuseum, Bremerhaven 1984

Weblinks

 Commons: SMS Kaiserin Augusta (1892) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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