World’s Columbian Exposition

World’s Columbian Exposition
Weltausstellung in Chicago, 1893
Blick auf die White City

Die World’s Columbian Exposition 1893 (auch The Chicago World’s Fair) war eine vom 1. Mai bis zum 30. Oktober 1893 in Chicago veranstaltete Weltausstellung, die neunzehnte ihrer Art. Die Ausstellung fand zum vierhundertsten Jahrestag der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus statt. Wegen der zu kurzen Vorbereitungszeit waren die im September 1891 begonnenen Bauarbeiten zur Eröffnungsfeier am 21. Oktober 1892 nicht vollständig beendet. Die offizielle Eröffnung konnte daher erst 1893, ein Jahr nach dem Jubiläum stattfinden.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Rahmen der Ausschreibung hatte sich Chicago gegen die Städte New York City, Washington und St. Louis durchgesetzt. Die Ausstellung hatte starken Einfluss auf die Architektur und die Kunst der Zeit. Sie prägte Chicagos Selbstwahrnehmung und stärkte die Amerikaner in ihrer optimistischen Sichtweise des industriellen Fortschritts. Bisher war die Stadt lediglich als Schlachthof der Nation bekannt und kämpfte gegen ein provinzielles Image. Seit dem großen Brand von 1871 hatte Chicago jedoch eine rasante Entwicklung genommen. Drei Universitäten, 24 Theater und das 1891 gegründete Chicago Symphony Orchestra waren die Zeichen der kulturellen Blüte der Stadt. Die Ausstellung mit ihren weißen Gebäuden im Stil des Historismus sollte einen erheblichen Imagewechsel bringen.

Die Ausstellung wurde von Präsident Grover Cleveland im Jacksonpark von Chicago eröffnet. Sie fand etwa zehn Kilometer südlich vom Hauptgeschäftsviertel von Chicago statt, umfasste mehr als 268 Hektar (davon 81 ha überdacht) und zog sich 2,4 km am Seeufer hin. Er erstreckte sich vom Seeufer bis zur Stony-Island-Avenue im Westen und von der 56. bis zur 67. Straße von Norden nach Süden.

Bereits am 27. April fand zudem im Hafen von New York das Columbian Naval Review, die Parade einer internationalen Flotte von 35 Kriegsschiffen, statt, an der neben den Vereinigten Staaten, Frankreich, Russland, Italien, und Spanien auch das Deutsche Kaiserreich beteiligt war. Es wurde durch die die SMS Seeadler und die SMS Kaiserin Augusta vertreten.[2] [3]

Überwältigend schon durch die nie gesehenen Dimensionen war das Gesamtbild. In großartiger Harmonie wirkten die Lage und die Architektur der Ausstellungsgebäude, der Wasserflächen und Gartenanlagen zusammen. Urheber der Gestaltung der gesamten Anlage war der Chicagoer Architekt Daniel Burnham. Die Gebäude wurden von verschiedenen Architekten im Stil der italienischen Renaissance errichtet. Zur Konstruktion wurden 20.000 t Eisen und 2,12 Millionen Raummeter Holz verwendet. Alle Gebäude - mit Ausnahme des rötlich gehaltenen Baus für das Transportwesen - hatten ein leuchtend-weißes Aussehen. Die Ausstellungsfläche der Hallen war mit 81 ha fast viermal so groß wie bei der Weltausstellung in Paris (21,2 ha) im Jahr 1889. 50.000 Aussteller aus 50 Ländern nahmen an der Ausstellung teil, wobei 24.000 aus den USA kamen.

Hauptgebäude und deren Baukosten in US-Dollar:

  • Verwaltungspalast / 476.000
  • Gebäude für Ackerbau / 698.000
  • für Kunst / 758.000
  • für Elektrizität / 447.000
  • Kunstinstitut / 200.000
  • Gebäude für Fischerei / 447.000
  • Gartenbau / 320.000
  • Maschinenhalle / 1.235.000
  • Kasinohalle und Peristyl / 314.000
  • Gebäude für Industrie / 1.800.000
  • Bergbau / 291.000
  • Verkehrswesen / 558.000

Besondere Beachtung fand das Woman's Building. Der US-Kongress rief einen Board of Lady Managers ins Leben, dessen Vorsitzende Bertha Honoré Palmer war. Das Gebäude der Frauen entwarf die Bostoner Architektin Sophia Hayden. Frau Palmer hatte auch großen Einfluss bei der Auswahl der im Kunstpalast gezeigten Gemälde. Auf ihr Betreiben hin wurden in großem Umfang französische impressionistische Gemälde gezeigt, zu einer Zeit, als diese noch in keinem europäischen Museum zu sehen waren.

Unter anderem wurden Fotografien der Unberührtheit als auch der Inbesitznahme des amerikanischen Westens durch die technische Zivilisation von William H. Jackson ausgestellt, wie sie bisher nicht in der großen Öffentlichkeit zu sehen waren, die von Modellen der Wohnstätten der Anasazi-Indianer von Mesa Verde ergänzt wurden.

Weiter sind hervorzuheben:

  • aus den USA:
    • Darstellung der Tätigkeit der Unionsregierung im Government Building
    • Blockhäuser der Einzelstaaten mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen
    • Obstgruppen aus Florida
    • kalifornische Kakteen
    • versteinerte Hölzer aus Arizona
    • Diamantwäschereien
    • Schiffsmodelle
    • die als "Intramural Railway" bezeichnete erste elektrische Hochbahn
    • Eisenbahnzüge von 1840 bis zum neuesten Pullmanwagen
    • Gruppen der Westinghouse Electric Company und der General Electric Company
    • Goldschmiedearbeiten von Tiffany & Co. in New York
    • der Reissverschluss
    • die Geschirrspülmaschine
Stollwerck "Chocolade-Tempel" Chicago 1893

Historisch interessant waren die Nachbildungen

Alles wurde überragt von einer russischen Schaukel mit Platz für 2.000 Personen.

Von den zahlreichen Gebäuden sind seinerzeit nur vier stehen geblieben:

  • das Art Institute of Chicago (diente als Kongress-Zentrum der Weltausstellung)
  • das Deutsche Haus, das der Stadt vom Deutschen Reich geschenkt worden war
  • das Kunstgebäude (heute Museum of Science and Industry)
  • das Kloster La Rábida, das zu einem Krankenhaus umgebaut worden war

Die Ausgaben betrugen 25,5 Mio. US-Dollar, die Einnahmen lagen bei 28,1 Mio. US-Dollar. Der reine Überschuss betrug schließlich 1,8 Mio. US-Dollar bei einer Besucherzahl von 21.463.256.

Auszeichnungen

Stollwerck-Medaille zur Weltausstellung Chicago 1893

Der "Chocolade-Tempel" auf dem von Ludwig Stollwerck organisierten Stand der Gebrüder Stollwerck wurde mit der Columbus-Medaille ausgezeichnet. Diese trägt die Aufschrift „WORLDS COLUMBIAN EXPOSITION IN COMMEMORATION OF THE FOUR HUNDREDTH ANNIVERSARY OF THE LANDING OF COLUMBUS MDCCCXCII - MDCCCXCIII. GEBR. STOLLWERCK”

Literatur

  • Stanley Appelbaum: The Chicago World's Fair of 1893: a photographic record. New York 1980, ISBN 0-486-23990-X
  • Friedrich Dernburg: Aus der Weißen Stadt. Spaziergänge in der Chicagoer Weltausstellung und weitere Fahrten. Berlin 1893 (Digitalisat ULB Darmstadt)
  • Gay L. Dybwad, Joy V. Bliss: Annotated bibliography: World's Columbian Exposition, Chicago 1893. Albuquerque 1992, ISBN 0-9631612-0-2
  • Wolfgang Friebe: Architektur der Weltausstellungen 1851 bis 1970. Kohlhammer, Stuttgart 1983, ISBN 3-17-007722-8
  • Erik Larson: The Devil in the White City: Murder, Magic, and Madness at the Fair That Changed America. Crown 2003, ISBN 0-609-60844-4 (auf Tatsachen basierender Roman um den Architekten Daniel Hudson Burnham und den Serienmörder H. H. Holmes; deutsch: Der Teufel von Chicago, ISBN 3-596-15391-3)

Einzelnachweise

  1. expo2000.de: Die Weltausstellung 1893 in Chicago: Vorgeschichte, Zugriff am 5. März 2011
  2. Benjamin Cummings Truman: History of the World's fair: being a complete description of the World's Columbian exposition from its inception. Mammoth Pub. Co., 1898 (S. 137).
  3. Ljubo Vujovic und Marko Vujovic: World's Columbian Exposition in Chicago in 1893. Abgerufen am 21. April 2011.

Weblinks

 Commons: World Columbian Exposition – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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