- Sankt Oswald im Höllental
-
Die St. Oswald-Kapelle liegt im Höllental im Hochschwarzwald, an dessen östlichem Ende, nahe der Ravennabrücke. Politisch liegt sie im Ortsteil Steig der Gemeinde Breitnau im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald (Baden-Württemberg), kirchlich gehört sie zur Pfarrei Hinterzarten. Die Kapelle ist Oswald von Northumbria, einem angelsächsischen König des 7. Jahrhunderts, geweiht. Er ist mehrmals im Hauptaltar der Kapelle dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Kapelle wurde im Jahre 1148 von Bischof Hermann I. von Konstanz als Eigenkirche der Herren von Falkenstein (nach deren Burg im Höllental) geweiht. Sie galt seit ihrer ersten gründlichen Untersuchung durch Ekkehard Liehl (1911–2003) als die Keimzelle der Besiedlung der Gegend, Mutterkirche von Hinterzarten und Breitnau und älteste noch erhaltene Pfarrkirche im Hochschwarzwald.[1] Heute wird aber auch vermutet, die Besiedlung habe auf den Höhen begonnen und vor St. Oswald habe es eine Pfarrkirche in Breitnau gegeben.[2] Vom 13. Jahrhundert an war St. Oswald jedenfalls eine Filialkirche von Breitnau. Das änderte sich, als Hinterzarten 1416 eine eigene Kirche erhielt, die heutige Pfarrkirche Maria in der Zarten. Seither gehört St. Oswald kirchlich zu Hinterzarten. Bestrebungen, die „alte Spelunke“, die „entbehrlichste unter allen Kapellen“, aufzugeben, wurden 1812 von der Großherzoglichen Regierung in Karlsruhe beendet.[3]
Gebäude
Der kleine rechteckige Chorraum mit seiner steinernen Mensa und die beiden Mensen der Seitenaltäre stammen noch von dem 1148 geweihten romanischen Bau, ebenso die östliche Hälfte der Südwand, die in Fischgrätmauerwerk gemauert ist. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurden eine kreuzgratgewölbte Sakristei und ein Beinhaus angebaut, das heute von der Südseite eingesehen werden kann. Mitte des 14. Jahrhunderts, 1609, um 1674 und um 1719 wurde der Bau nach Westen und Norden erweitert sowie ein Turm hinzugefügt. Über dem Westeingang stehen unter der Jahreszahl 1719 drei Reihen von Großbuchstaben, die an Stifter für die Erweiterung erinnern.[4] Aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts stammt das vierbahnige Maßwerk-Ostfenster des Chors. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kapelle zwar nicht zerstört, die Kriegsschäden konnten aber erst in den Jahren 1951/1952 behoben werden. An der Südseite des Langhauses findet sich über der Sonnenuhr in einer gemalten Banderole der Vermerk „19 – Renov – 51“. Nachdem am 7. Juni 1980 die Kapelle zum zweiten Mal ausgeraubt worden war, wurde ein Chorgitter eingebaut. Die jetzt in der Kirche befindlichen Figuren sind Kopien, worauf auch ein Schild im Chorraum hinweist. Dazu gehört an der Nordseite des Langhauses die Kopie eines Kruzifixes, das 1617 von Georg Hauser († um 1653) aus der gleichnamigen Bildhauersippe geschnitzt worden war.[5] 1980 wurde die Kapelle zudem renoviert.
Oswaldaltar
Sehenswert ist die Kapelle auch wegen ihres Hochaltarretabels aus der Zeit um 1515. Lange wenig beachtet, wurde es 1998 von dem Kunsthistoriker Andreas Curtius den damals in Freiburg arbeitenden Künstlern Hans Baldung Grien, Maler, und Hans Wydyz, Bildschnitzer, sowie ihren Werkstätten zugeschrieben.[6] Es handelt sich um einen Flügelaltar. Die klappbaren Flügel zeigen auf den Außenseiten Sankt Matthias und Sankt Oswald (links) sowie Sankt Sebastian und Sankt Michael mit der Seelenwaage (rechts), jeweils stehend vor einer Landschaft. In geöffnetem Zustand zeigen die Tafelgemälde links die Anbetung der Könige und rechts Mariä Heimsuchung (Besuch Marias bei Elisabeth). Die Szenen der Innenseiten sind in Landschaften eingebettet und mit Goldgrund ausgezeichnet. In der Mitte, im Schrein, stehen drei vollrunde Figuren, abermals Sankt Matthias, Sankt Oswald und Sankt Michael mit Seelenwaage (Kopien, die Originale befinden sich in Hinterzarten in der Kirche). Darüber im noch originalen Gesprenge steht eine Figur von Sankt Sebastian (ebenfalls Kopie). Die vier Skulpturen wiederholen also die auf den Flügelaußenseiten dargestellten Heiligen. Die gemalte Predella (Sockelzone) zeigt die zwölf Apostel. Stilistisch zeigen die Tafeln Einflüsse von Albrecht Dürer, Lucas Cranach und der Donauschule. Curtius urteilt: „Der Hochaltar der Sankt Oswaldkapelle in Steig im Höllental ist der einzige erhaltene spätgotische Wandelaltar mit gemalten Tafeln im Hochschwarzwald. Er gehört zu den wichtigsten in der Region verbliebenen Zeugnissen der oberrheinischen Schule des frühen sechzehnten Jahrhunderts.“
Einzelnachweise
- ↑ Ekkehard Liehl: St. Oswald im Höllental und die Errichtung der Pfarrei Hinterzarten im 18. Jahrhundert. In: Allamannisches Jahrbuch 1957, S. 273–296
- ↑ Bernhard Mangei: Herrschaftsbildung von Königtum, Kirche und Adel zwischen Oberrhein und Schwarzwald. Dissertation Freiburg 2003, hier S. 191 http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/1295/ Zugriff am 2. Oktober 2011
- ↑ Heinrich Graf: Aspekte zur Geschichte der St. Oswald-Kapelle in der Neuzeit. In: Helmuth Schubert (Hrsg.): St. Oswald im Höllental. Festschrift zum 850jährigen Bestehen der Kapelle. Konstanz, Verlag Stadler 1998, S. 149–194. ISBN 3-7977-0397-X
- ↑ Josef Laule: Zur Baugeschichte von St. Oswald. In: Helmuth Schubert (Hrsg.): St. Oswald im Höllental. Festschrift zum 850jährigen Bestehen der Kapelle. Konstanz, Verlag Stadler 1998, S. 127–148. ISBN 3-7977-0397-X
- ↑ Manfred Hermann: Die Bildhauer Hauser in Kirchzarten, Schlettstadt und Freiburg/Br. 1611–1842. In: Badische Heimat 1972; 52:1-151; hier Seite 4
- ↑ Andreas Curtius: Der Oswaldaltar im Höllental – ein unerkanntes Werk der Baldung-Werkstatt. In: Helmuth Schubert (Hrsg.): St. Oswald im Höllental. Festschrift zum 850jährigen Bestehen der Kapelle. Konstanz, Verlag Stadler 1998, S. 26–80. ISBN 3-7977-0397-X
Weblinks
- Internetseite der Pfarrei Hinterzarten: http://www.kath-hinterzarten-breitnau.de/html/st_oswaldkapelle.html. Zugriff am 19. November 2011
Commons: Sankt Oswald im Höllental – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien47.91758.0691666666667Koordinaten: 47° 55′ 3″ N, 8° 4′ 9″ OKategorien:- Kulturdenkmal im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
- Breitnau
- Kirchengebäude im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
- Romanisches Kirchengebäude in Baden-Württemberg
- Gotisches Kirchengebäude in Baden-Württemberg
Wikimedia Foundation.