Sankt Oswald in Freiland

Sankt Oswald in Freiland

St. Oswald in Freiland ist der Name des Pfarrortes und der Pfarre der Gemeinde Kloster im Bezirk Deutschlandsberg in der Steiermark, Österreich.

St. Oswald von Osterwitz aus

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der Ort liegt auf dem östlichen Rücken des Schwarzkogels (Wolfsriegel) in der Katastralgemeinde Klosterwinkel. Zum Gebiet der Pfarre gehört neben Klosterwinkel auch die zweite Katastralgemeinde der Gemeinde Kloster, Rettenbach.

Das Ziborium von St. Oswald in Freiland

Die Lage der Gemeinde Kloster führte dazu, dass eine Reihe von Bauernhöfen aus der Gemeinde Osterwitz, Ortsteil Osterwitz-Winkel (u. a. Pöschl, Kleinreinisch, Stoff und Stefflpeterkeusche/Pust) kürzere und bessere Wegeverbindungen in die Gemeinde Kloster hatten als zur eigenen Gemeinde.[1] Kinder dieser Osterwitzer Höfe besuchten (teils mit, teils ohne schulbehördliche Genehmigung) dennoch die Schule in St. Oswald.[2] Gleiches traf auf eine Reihe von Höfen im Tal des Wildbaches in der Katastralgemeinde Sallegg der Gemeinde Bad Gams zu. Verstorbene dieser Höfe wurden auf dem Friedhof von St. Oswald in Freiland begraben.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Pfarrkirche

Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Oswald in Freiland wurde 1434 als Filialkirche von St. Jakob in Freiland urkundlich erwähnt. Sie wurde durch die Türken 1532 zerstört. Der Neubau wurde am 25. Oktober 1534 durch Philipp Renner als Koadjutor des Lavanter Bischofs Leonhard Peurl geweiht. Kirchenpatrone waren die Heiligen Oswald und Martin, in der Kirche befanden sich zwei Altäre: Der Hochaltar wurde den beiden Kirchenpatronen geweiht. Als Reliquien dieses Altares sind im Konsekrationsprotokoll solche des Hl. Blasius sowie weiterer Heiliger, deren Namen schon damals unbekannt waren, angegeben. Der zweite (vom Eingang aus gesehen) rechts davon befindliche Altar wurde den Heiligen Johannes und Paul geweiht, denen bereits bei Graz eine Kirche geweiht war, die zum Stift Admont gehörte. Als Reliquien sind neben jenen dieser Heiligen solche des Hl. Eventius (Märtyrer im Gefolge des Hl. Alexander), Hl. Theodor (eines früheren Patrons von Venedig) und anderer unbekannter Heiliger angegeben. Am selben Tag wurden ungefähr 200 Personen gefirmt.[3][4] Ein Turmbau erfolgte 1642,[5] ein Umbau 1735[4] (Altarweihe am 26. Oktober 1735 durch den Bischof von Lavant, Joseph I. Oswald Graf von Attems, zu dessen Bistum die Pfarre damals gehörte).[6] Die Kirche steht unter Denkmalschutz.[7]

Eine Statue des Hl. Oswald bildet das Altarbild des Hochaltares. Der Stil des Altarschmuckes wird als Knorpelwerkstil bezeichnet.[5] Links am Hauptaltar befindet sich eine Figur des Hl. Leonhard (mit Kette), rechts eine Figur des Hl. Jakobus (mit Pilgerstab). Diese beiden Heiligen sind die Patrone der Stammpfarre St. Jakob in Freiland und weisen darauf hin, dass St. Oswald bis in das 18. Jahrhundert eine Filialkirche von Freiland war. Im Oberbild des Hochaltares befindet sich ein Bild des zweiten Pfarrpatrons, des Hl. Martin.[6] Die Altäre werden in die Zeit um 1650–1675 datiert, Kanzel und Taufstein um 1790.[5]

Die beiden Seitenaltäre sind der Herz-Jesu-Altar und der Marienaltar. Der Herz-Jesu-Altar ist durch eine der Widmung entsprechende Statue gekennzeichnet. Das dahinter befindliche Altarbild zeigt allerdings den Hl. Georg im Kampf mit dem Drachen und damit, dass dieser Altar ursprünglich ein Altar zu Ehren dieses Heiligen war. Im Oberbild dieses Altares ist der Hl. Blasius dargestellt. Am Marienaltar befindet sich eine Statue der Hl. Maria mit dem Kinde, im Oberbild ist die Hl. Dreifaltigkeit dargestellt.[6]

An der südlichen Außenwand der Kirche befindet sich eine Mariengrotte mit einer Statue der Maria von Lourdes. Sie wurde von der Bauerngemeinschaft Freiländeralm gestiftet, am 8. September 1896 geweiht und 2006 renoviert.[6] Am neben dieser Kapelle angebrachten Denkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege werden auch die später verstorbenen Kriegsteilnehmer verzeichnet.

Ziborium von St. Oswald

In der Sakristei der Pfarrkirche St. Oswald befand sich bis ca. 1980 ein spätgotischer Speisekelch (Ziborium) aus Silber mit vergoldeter Einlage. Seit die Stelle des Pfarrers nicht mehr besetzt ist, wird er im Grazer Diözesanmuseum aufbewahrt.[8] Das Ziborium ist 43,2 cm hoch und trägt auf dem Deckel einen Baldachin aus Maßwerk mit Fialen, Krabben, Wimpergen und Eselsrückenbogen,[9] welcher eine Christusstatue als Schmerzensmann umschließt. Als Entstehungszeit wird das Ende des 15. Jahrhunderts[10][9] oder die Zeit von 1480 bis 1520[11] angegeben, die Form wird auf den Umbau des Trinkbechers eines Admonter Prälaten[12] zurückgeführt. Die Kreuzblume auf dem Türmchen wurde 1877 nachträglich aufgesetzt.[10] Dass dieser Speisekelch nicht der Silberablieferung während der Türkenkriege zum Opfer fiel, wird auf die entlegene Lage der Pfarre zurückgeführt. Bei den weiteren Silbereinziehungen 1806 und 1810 wurde das Ziborium vor dem Einschmelzen durch Erlegung des Wertes bewahrt, was durch Repunzen und Taxstempel belegt ist.[9]

Patronat

Pfarrpatron und Namensgeber des Ortes ist der Hl. Oswald, ein englischer König aus dem 7. Jahrhundert. Er wird mit einem Raben dargestellt, der einen Ring im Schnabel trägt. Die Legende berichtet, dass zu seiner Krönung das Salböl gefehlt haben soll. Ein Rabe soll das Öl mit einem Schreiben gebracht haben: Petrus habe es gesendet und selbst geweiht. Ein zweiter Rabe überbrachte einen Ring. Dieser Rabe soll auch den Brief- und Ringtausch mit der späteren Gattin Oswalds, einer Königstochter, abgewickelt haben.[13] Das Motiv der beiden Raben kommt aus der germanischen Mythologie: Die zwei Raben Hugin und Munin (Gedanke und Erinnerung) galten als Begleiter Odins (Wotans).

Der Hl. Oswald gilt u. A. als Patron des Viehs, der Schnitter und Helfer gegen die Pest. Seine Verehrung wird mit der „Schottenmission“, einer Missionswelle durch irische Mönche im süddeutschen Raum im 12. und 13. Jahrhundert in Verbindung gebracht. Irland hieß auf lateinisch „Scotia Major“. Deswegen nannte man die irischen Mönche auch „Schotten“. St. Oswald in Freiland gehört zu den zwölf[14] Oswald-Patrozinien in der Steiermark, die auf diese Mission zurückgeführt werden.

Der Name Oswald ist eine auf das Althochdeutsche zurückgeführte Kombination aus „Odin“ und „walten“ (herrschen), was in allgemeinem Sinn mit „Gott herrscht“ übersetzt wird.[15]

Die Gebäude der Pfarre und das Gebiet des Ortes um die Pfarrkirche vor 1891 (Kataster, Urmappe)

Gedenktag des Hl. Oswald ist der 5. August. An diesem Tag (falls Sonntag) bzw. am darauf folgenden Sonntag wird das Oswaldi-Pfarrfest mit Prozession und feierlicher Messe begangen. Der Tag ist ein „nicht gebotener Gedenktag“ in der Diözese Graz-Seckau (nach römisch-katholischem Glaubensbekenntnis, falls Werktag, kein verpflichtender Gottesdienstbesuch, kein gesetzlicher Feiertag).

Die Legende um den Patron der Pfarre beeinflusste die Gestaltung des Gemeindewappens der Gemeinde Kloster.

Namen des Ortes und der Pfarre

Die amtliche Schreibweise für Ort[16] und Pfarre ist „St. Oswald in Freiland“ (bewusst in, nicht im).

Die Worte „in Freiland“ sind Bestandteil des amtlichen Namens der Pfarre

Im Alltag wird auch die Variante „St. Oswald im Freiland“ verwendet. Die Bezeichnung „in Freiland“ bedeutet die einfache geografische Angabe der Gegend, in der der Ort liegt, ohne dass auf die mit dieser Bezeichnung verbundene Aussage eingegangen würde (z. B. dahin, ob Grundherrschaft, Pfarre usw. gemeint würden). Nach dem Duden bezieht sich eine Schreibung mit „im“ auf etwas bereits Erwähntes, Bekanntes, Erschließbares, mit „in“ nicht.[17] Das m stammt aus dem Artikel „dem“, mit dem die Aussage verstärkt wird.[18] Die Schreibvariante mit m erinnert an die Geschichte des Ortes: Die Bezeichnung „im Freiland“ umfasst den Bedeutungsschwerpunkt „in dem freien Land“, also die Beschreibung der Lage in einem konkreten Gebiet, „in der Grundherrschaft Freiland (des Stiftes Admont)“, in einer bestimmten Verwaltungseinheit.

Der südliche Ortsteil mit dem Gasthof „Triftweber“ kam erst 1891 zur Gemeinde

Der Name wird oft „St. Oswald i. Freiland“ geschrieben. Die Abkürzung „i.“ ist meist nicht auf Platzprobleme zurückzuführen (schon gar nicht bei Schriften gleicher Schrittweite, wie sie im 20. Jahrhundert bei Schreibmaschinen häufig waren), sondern darauf, dass damit das Thema „m oder n“ vermieden wird.

Weiters gibt es die Schreibung „St. Oswald ob Freiland“. Diese Variante beruht darauf, dass St. Oswald (vom Bezirkshauptort gesehen) oberhalb von Freiland liegt (ob für ober, wie bei St. Oswald ob Eibiswald). Im Alltag wird zwischen den Namensvarianten nicht genau unterschieden.

Zur Unterscheidung von

werden auch die Varianten „St. Oswald (Kloster)“ oder „St. Oswald/Kloster“ verwendet. Die Schreibweise „St. Oswald/Fr.“ wird nur innerhalb der Steiermark verwendet, weil sie Verwechslungen mit dem Ort „St. Oswald bei Freistadt“ in Oberösterreich auslösen kann. In Unterlagen, die aus der Zeit der österreichisch-ungarischen Monarchie stammen, sind Verwechslungen mit dem Ort St. Oswald an der Drau (St. Oswald im Drauwalde, Ožbalt, in Slowenien, ca. 30 km südöstlich) möglich, weil die Weststeiermark und das Drautal damals gemeinsam im Marburger Kreis lagen: Die Pfarre wird in der älteren Literatur unzutreffend als Localie der Pfarre St. Oswald bei Mahrenberg dargestellt.[19]

Im Alltag (hier: Buslinienfahrplan 2008/09) wird der Ort St. Oswald unterschiedlich mit „o(b). F(reiland)“ und „i(n). F(reiland)“ bezeichnet und auch bei ausreichendem Platz das Wort „in“ mit „i.“ abgekürzt

Pfarrgeschichte

Vor der Gründung der Pfarre

Das Gebiet der Pfarre St. Oswald in Freiland gehörte ursprünglich zur Pfarre St. Florian. Ab 1188 war es Teil der damals geschaffenen Grundlagen der Pfarre St. Leonhard in Freiland (heute St. Jakob). Die betreffende Urkunde wurde am 30. März 1188 vom Erzbischof von Salzburg Adalbert III. ausgestellt. 1203 wurde die Pfarre dem Benediktinerkloster Stift Admont eingegliedert (inkorporiert). Die Verehrung des Hl. Leonhard war seit dem 11. Jahrhundert in Bayern weit verbreitet und wird mit der Besiedlung des Gebietes durch deutschsprachige Siedler (bayrische Kolonisation) in Verbindung gebracht.

Spätestens ab 1244 war diese Pfarre und damit auch der Pfarrsprengel des späteren St. Oswald mit den anderen Besitzungen des Erzbistums Salzburg im Koralmgebiet im Bistum Lavant zusammengefasst. Die Rechte des Stiftes Admont blieben bestehen.[20]

Die Urkunden lassen Fragen offen. Es gibt Hinweise darauf, dass die „Nachbarpfarre“, von der Freiland (und damit auch Kloster) damals abgetrennt wurden, nicht die Pfarre St. Florian gewesen sein könnte, sondern die Pfarre Osterwitz.[21]

Diözesen im heutigen Österreich um 1250: Lage des Gemeindegebiets von Kloster bzw. der Pfarre St. Oswald, der Propstei St. Martin-Straßgang und des Stiftes Admont

Verbindung mit dem Stift Admont

Ort und Pfarre St. Oswald gehörten nach einer Urkunde vom 6. Jänner 1203 zum Gebiet des Stiftes Admont.

Die Aufgaben des Stiftes Admont in geistlicher und weltlicher Hinsicht (Pfarrseelsorge und Grundherrschaft) wurden über die Propstei St. Martin in Graz-Straßgang wahrgenommen, die sich teilweise ab 1074, vollständig ab 1144 im Besitz von Stift Admont befand.[22] Die beiden Aufgabengebiete trennten sich erst Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Bauernbefreiung.

Kirchenbau

Um 1400 kam es zur Gründung der Kirche St. Oswald in „Clösterle“. 1410 und 1434 wird ein „Erhard zu Sannd Oswald“ genannt.[23]

In der Zeit der Reformation und der Türkenkriege änderte die Pfarrkirche in Freiland ihr Patrozinium:

Zwischen den Jahren 1452 und 1529 wurde der Hl. Jakob Patron der Kirche. Der Hl. Leonhard wird zuletzt 1649 in Kirchenrechnungen erwähnt. Der Patroziniumswechsel wird mit der Bedrohung durch die Türken in Verbindung gebracht: Der Hl. Jakob galt als Patron der christlichen Heere der Reconquista gegen die muslimisch-arabischen Herrscher in Spanien. 1492 hatte der letzte dieser Herrscher in Andalusien, der Sultan von Granada Muhammad XII., vor den christlichen Heeren kapituliert.

Im späten 15. Jahrhundert hatte eine umfangreiche Wallfahrtsbewegung nach dem Jakobus-Heiligtum in Santiago de Compostela angesetzt. Der im Kampf gegen die muslimischen Herrscher in Spanien offenbar erfolgreich angerufene katholische Heilige wurde auch in Österreich im Kampf gegen die muslimischen Türken um Unterstützung gebeten und durch Wallfahrten, Patrozinien usw. verehrt.[24]

Pfarre

Das Pfarrgebiet hatte ursprünglich zur Diözese Lavant gehört, seit 1786[4] gehört es zur Diözese Graz-Seckau. Die Pfarre St. Oswald in Freiland soll nach der kunstgeschichtlichen Literatur bereits 1786[5] im Zuge der Neuordnung der Pfarren und Diözesen durch Kaiser Joseph II. (Josefinische Pfarr-Regulierung) entstanden sein. Nach einer anderen Quelle[4], die durch Verzeichnisse der Diözese Seckau bestätigt wird (siehe die Kopien aus den Personalverzeichnissen) war St. Oswald auch später eine Filialkirche (Lokalie) von St. Jakob in Freiland, erst ab 1892 eine selbstständige Pfarre. Die Liste der Pfarrer beginnt allerdings auch in dieser Quelle[4] bereits mit dem Jahr 1788. Erster dort genannter Pfarrer war 1788-1796 Pater Leander Plochl.[4] Diese Bezeichnungen bilden einen Hinweis darauf, dass die Funktion von St. Oswald als Lokalie (Filialkirche) mit der josephinischen Pfarr-Regulierung eingeführt wurde.

Zu den Unklarheiten über die Pfarrer-Funktion in dieser Pfarre siehe unten den Abschnitt Pfarrvikare. Ein weitere Quelle für die Unklarheiten besteht in diesem Zusammenhang darin, dass Priester, von denen eine Filialkirche (Lokalie) zu betreuen war, kirchenrechtlich eine Rechtsstellung hatten, die jener eines tatsächlichen Pfarrers vergleichbar war, obwohl sie nur Vikar (Pfarrvikar, Vicarius perpetuus, Lokalvikar, Lokalkurat) waren.[25] Die Bezeichnung „Lokalie“ trifft jedenfalls für die Zeit vor der Pfarrerhebung von St. Oswald zu. Bis dahin war die Kirche tatsächlich eine Filialkirche von St. Jakob in Freiland.

St. Oswald lag 1850 vier (Fuß-)Wegstunden von der Bezirkshauptmannschaft, drei Wegstunden vom Bezirksgericht entfernt

Die Pfarre gehört zum Dekanat Deutschlandsberg.

Die Erhebung eines Gebietes samt Kirche zur Pfarre war nur möglich, wenn eine ausreichende Bevölkerungszahl und ein entsprechendes Gotteshaus sowie ein Einkommen (bzw. Unterstützung aus dem staatlichen Religionsfonds) zur Finanzierung der Gottesdienste, des Kirchengebäudes und des Pfarrers auch für die Zukunft zu erwarten war. Die Pfarrerhebung belegt das Vorliegen dieser günstigen Wirtschaftsfaktoren für die damalige Zeit.

Die Rechte zur Besetzung der Stelle des Priesters und andere kirchliche Zuständigkeiten wie z. B. für die Spendung der Firmung lagen bis 1981 beim Stift Admont. Dieses Stift hatte damit auch wirtschaftlichen Einfluss auf die zur Pfarre gehörenden Liegenschaften und Gebäude. Die Pfarre St. Oswald und ihre Rechte gingen 1981 gemeinsam mit der Pfarre St. Jakob in Freiland auf die Diözese Graz-Seckau über, die für beide Pfarren gemeinsam eine Ausgleichszahlung von rund 100.000 Euro an das Stift leistete.[26]

Das Fest der Kirchweihe wird für die Kirche in St. Oswald aufgrund des Weihetage 25. Oktober 1534 (Neubau nach Türkenzerstörung) und 28. Oktober 1735 (Weihe des Umbaues) am dritten Sonntag im Oktober gefeiert.[4]

Pfarrvikare

Kirchenrechtlich waren die leitenden Priester der Pfarre St. Oswald bis 1981 Pfarrvikare, also Stellvertreter eines Pfarrers, weil die Pfarre dem Stift Admont inkorporiert war und damit das Stift selbst als „Pfarrer“ galt. Rechtlich hatten diese Priester alle Rechte und Pflichten eines wirklichen Pfarrers.[25] Grundlage dafür war zuletzt Canon 471 des Codex Iuris Canonici (CIC) aus 1917. Vor der Erhebung zur Pfarre waren die in St. Oswald tätigen Priester ebenfalls Vikare (Lokalvikare, Lokalkuraten), aber des Pfarrers von St. Jakob in Freiland. Mit der Pfarrerhebung wechselte somit (nur) die rechtliche Basis für die Arbeit des jeweiligen Vikars, nicht aber seine grundlegende Funktionsbezeichnung „Vikar“ oder sein Berechtigungsumfang.

Pfarrer im eigentlichen Sinn des Wortes hatte die Pfarre nie. Der formale Unterschied wirkte sich in der Praxis nicht auf Ansehen und Funktionen der Priester aus.

Diese Situation ist zu berücksichtigen, wenn ein Priester aus St. Oswald in Urkunden usw. als Pfarrvikar bezeichnet wird: Es handelt sich dabei nicht um Aushilfspriester oder einen Kaplan, Kooperator etc., sondern um Priester, die tatsächlich und auf Dauer die Funktion des Pfarrers ausübten. Diese Tätigkeit erfolgte als Organ des Stiftes Admont in dessen Rolle als Inhaber des Pfarramtes, nicht als Verwalter einer unbesetzten Pfarrerstelle. Der Titel „Pfarrvikar“ oder „Vikar“ ist ab 1892 kein Beleg mehr dafür, dass St. Oswald eine Filialkirche oder Lokalkirche gewesen oder von einer anderen Pfarre aus mitbetreut worden wäre. Die besondere Situation hat allerdings dazu geführt, dass St. Oswald in älteren Unterlagen als „Loc.“ (Localie) ausgewiesen sein kann.

1877/78: St. Oswald als „Localie“ (links unten, Aufnahmeblatt der 3. Landesaufnahme)

Die Rechtsgrundlage dafür bestand bis zum 27. November 1983 (erster Adventsonntag 1983, Inkrafttreten des neuen Codex Iuris Canonici, CIC). Seit damals kann nach Can. 520 des CIC 1983 eine juristische Person nicht Pfarrer sein. Es kann zwar nach wie vor eine Pfarre auch einem Ordensinstitut übertragen sein, aber mit der Maßgabe, dass einer der Priester tatsächlich Pfarrer (und nicht bloß Vikar) ist. Pfarrvikare können diesem Pfarrer dann beigegeben sein, wenn es (Can. 545 § 1 CIC 1983) zur gehörigen seelsorglichen Betreuung einer Pfarre notwendig oder angebracht ist.[27]

Diese in den Jahren nach 1980 absehbare Rechtsänderung im Kirchenrecht war einer der Anlässe, aus denen sich das Stift Admont aus der Betreuung der Pfarre zurückzog: Das Amt eines Pfarrers ist mit der Verpflichtung verbunden, tatsächlich am Amtssitz zu wohnen (Residenzpflicht nach Can. 533 CIC 1983, im Pfarrhof, der neben der Kirche lag). Diese Verpflichtung wäre für Ordenspriester aus Admont ohne Beeinträchtigung des Kontakts mit dem Kloster schwierig zu erfüllen gewesen.

Die Entfernung vom Stammkloster und Priestermangel hatten schon früher dazu geführt, dass die Pfarre nicht mehr von Patres aus dem Stift Admont betreut wurde, sondern von dazu bestellten Weltpriestern. Als letzter Ordenspriester war bis 1945 Pater Adalbert Hajdu tätig.[4] Ihm folgten Franz Spanring (1945–46), Eugen Breaban (1946–48), danach wieder kurzfristig Franz Spanring.[6]

Die letzten Priester von St. Oswald

Johann Ev(angelist) Starchl, geb. 29. Dezember 1897, war der letzte Priester von St. Oswald in Freiland. Er wohnte auch tatsächlich im Pfarrhof neben der Kirche. „Pfarrer Starchl“ starb 1979.

Er hatte die Pfarre ab 1948 bis 1973[4] geleitet, in den Jahren 1954/55 auch die Pfarre St. Jakob in Freiland.

Die letzten Priester der Pfarre sind in Ligist begraben.

Seine Aufgaben wurden danach vom Pfarrvikar in Freiland, Johann Gruber, wahrgenommen. Dieser trug den Beinamen „Koralmpfarrer“, da er auch die Pfarre Osterwitz und damit die drei Pfarren am Oberlauf der Laßnitz betreute. Nach dessen Tod am 7. April 1991[28] blieben alle drei Pfarren vakant und wurden in den Pfarrverband Deutschlandsberg einbezogen. Damit ist der jeweilige Pfarrer von Deutschlandsberg auch Pfarrer in St. Oswald. Grundlage dieser Vorgangsweise ist Can. 374 § 2 des Codex Iuris Canonici (CIC).

Beide Priester sind an der Friedhofskapelle in Ligist bestattet.

Lager des Reichsarbeitsdienstes

Im Zweiten Weltkrieg befand sich im Ort St. Oswald ein Lager des Reichsarbeitsdienstes (RAD), dessen Bewohner die Straßenverbindung nach Bad Gams (Klosterwinkelstraße, heutige Landesstraße 645) auszubauen hatten. In den Jahren 1944 und 1945 kam es zu Konflikten zwischen den Lagerbewohnern und Partisanen aus dem Gebiet des früheren Jugoslawien. Diese Gruppe hatte in der Bevölkerung teilweise Unterstützung gefunden. Es hatten sich ihr auch einige desertierte deutsche Soldaten angeschlossen.[29] Im Lauf dieser Konflikte wurden am Ostersonntag, den 1. April 1945, fünf Widerstandskämpfer von Bewohnern des RAD-Lagers gefangengenommen und im Bereich des Lagers erschossen.[30]

Bilder

Referenzen

  1. Gerhard Fischer: Osterwitz. ain wunderthätig Ort im hochen gepürg. Leben, Freude und Leid einer Gegend und ihrer Bewohner. Osterwitz 2002. Herausgeber und Verleger: Gemeinde Osterwitz. Keine ISBN. Seite 39.
  2. Gerhard Fischer: Osterwitz. Seite 152.
  3. Oskar Veselsky: Die Konsekrationsberichte aus den Ordinations- und Konsekrationsprotokollen der Bischöfe von Lavant im 16. Jahrhundert. In: Quellen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark, herausgegeben von der Historischen Landeskommission für Steiermark - HLK, XI. Band. Graz 1997. Selbstverlag der HLK. Keine ISBN. Seite 18, 24, 81.
  4. a b c d e f g h i Bezirkstopographie: Helmut-Theobald Müller (Hrsg.), Gernot Peter Obersteiner (wissenschaftliche Gesamtleitung): Geschichte und Topographie des Bezirkes Deutschlandsberg. Steiermärkisches Landesarchiv und Bezirkshauptmannschaft Deutschlandsberg. Graz-Deutschlandsberg 2005. In der Reihe: Große geschichtliche Landeskunde der Steiermark. Begründet von Fritz Posch†. Band 3. ISBN 3-901938-15-X. Zweiter Teilband, Bezirkslexikon. Seite 172.
  5. a b c d Kurt Woisetschläger, Peter Krenn: Dehio Handbuch - Die Kunstdenkmäler Österreichs: Steiermark (ohne Graz). Topographisches Denkmälerinventar, hrsg. vom Bundesdenkmalamt, Abteilung für Denkmalforschung. Verlag Anton Schroll. Wien 1982. ISBN 3-7031-0532-1. Seite 473.
  6. a b c d e Öffentlich zugängliche Informationsmappe im Turmraum der Pfarrkirche. Stand 22. August 2010.
  7. Kulturgüterschutzkarte 1:50.000. Blatt 198 Deutschlandsberg. Laut Haager Konvention vom 14. Mai 1954, BGBl. Nr. 58/1964, bearbeitet vom Dokumentationszentrum und Konventionsbüro des Bundesdenkmalamtes, Wien 1977.
    Verordnung des Bundesdenkmalamtes vom 20. Februar 2001, mit der 117 unbewegliche Denkmale des politischen Bezirkes Deutschlandsberg, Steiermark, die kraft gesetzlicher Vermutung unter Denkmalschutz stehen, unter die Bestimmungen des § 2a Denkmalschutzgesetz gestellt werden: Amtsblatt zur Wiener Zeitung Nr. 055 vom 19. März 2001, Seite 25. Verordnungsblatt für den Dienstbereich des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Nr. 64/2001, Seite 144. Wien 2001. ISSN 1023-6937.
  8. Maximilian Riederer, Gunther Riedlsperger, Johann Tomaschek: Freiländer Ortschronik. Eigenverlag der Gemeinde Freiland bei Deutschlandsberg, 1988. Keine ISBN. Seite 227.
  9. a b c Heimo Kaindl: Diözesanmuseum Graz. Auswahlkatalog. Graz 1994. Keine ISBN. Seite 60–61 (mit Bild).
  10. a b Wilhelm Pannold: Goldschmiedekunst aus steirischen Pfarren. Katalog zur Ausstellung vom 29. April bis 30. September 1981 im Grazer Diözesanmuseum. Seite 32, im Bildteil Nr. 7.
  11. Heimo Kaindl: Eins + 385. Kirchenkunst zum Staunen. Ein Handbuch kirchlicher Kunstschätze. Ausstellungskatalog Graz 2008. ISBN 978-3-901810-21-3. Seite 71–72 (Abbildung Nr. 116).
  12. Adolf Bischofberger: Bergwallfahrt 1925, zitiert nach: Gunther Riedlsperger: Eine „Bergwallfahrt“: Deutschlandsberg-Freiland-Kloster-Osterwitz, 3. Teil. In: Wochenzeitung „Weststeirische Rundschau“ vom 20. Juli 1996. Nr. 29. Seite 14.
  13. Heiligenlexikon: St. Oswald (abgefragt 15. September 2010).
  14. Kurt Woisetschläger, Peter Krenn: Dehio-Handbuch. Seite 659, Verzeichnis der Patrozinien.
  15. Oswald-Website (abgefragt 15. September 2010).
  16. Otmar Pichler, Alexander Steiner: Österreichischer Amtskalender 2006/2007. Das Lexikon der Behörden und Institutionen. 74. Jahrgang (Hof- und Staatshandbuch 118. Jahrgang, niederösterreichischer Amtskalender 130 Jahrgang). Zusammengestellt aus amtlichen und offiziellen Quellen. Wien 2006. Verlag Österreich (vormals Verlag der k. u. k. Hof- und Staatsdruckerei). ISBN 3-7046-4888-4. Seite 1577.
  17. Peter Eisenberg, Franziska Münzberg, Kathrin Kunkel-Razum: Duden. Richtiges und gutes Deutsch. Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle. 6. vollständig überarbeitete Auflage. Duden Band 9. Dudenverlag Bibliographisches Institut & F.A.Brockhaus AG. Mannheim 2007. ISBN 978-3-411-04096-4. Stichwort in/im. Seite 463.
  18. Duden. Richtiges und gutes Deutsch. Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle. 6. Auflage. Stichwort „geografische Namen“, Punkt 2.1. Seite 375.
  19. Franz Raffelsperger (Hrsg.): Allgemeines geographisches Lexikon des österreichischen Kaiserstaates. In einer alphabetischen Reihenfolge. Nach ämtlichen Quellen und den besten vaterländischen Hilfswerken, von einer Gesellschaft Geographen, Postmännern. Wien 1847. Im Haupt-Verlage der k.k.a.p. typo-geographischen Kunst-Anstalt Leopoldstadt Instituts-Gebäude No. 237. Seite 588. Raffelsperger, allg. geogr. Lexikon 1847 in der Google Buchsuche. Bereits vorher bei Carl Schmutz: Steyermärkisches Lexicon - Historisch-topographisches Lexicon von Steyermark. Gedruckt bei Andreas Kienreich Gratz 1822. Dritter Theil N–Se, Seite 87 Schmutz, hist.-topogr. Lexicon 1822 in der Google Buchsuche.
  20. Johann Tomaschek: Die Anfänge der Siedlung und der Pfarre. und: Die Pfarre Freiland im Wandel der Zeit. In: Maximilian Riederer u. a.: Freiländer Ortschronik. Seite 21-45 und 69-87.
  21. Gerhard Fischer: Osterwitz. Seiten 177-178 und
    Bezirkstopographie. Erster Teilband: Gerhard Fischer. Pfarrliche und kirchliche Entwicklung. Seite 223.
  22. Horst Schweigert: Die Kunstdenkmäler Österreichs. Dehio-Handbuch. Graz. Herausgegeben vom Institut für österreichische Kunstforschung des Bundesdenkmalamtes. Verlag Anton Schroll Co. Wien 1979. ISBN 3-7031-0475-9. Seiten 254-259.
  23. Bezirkstopographie. Erster Teilband: Gerhard Fischer. Pfarrliche und kirchliche Entwicklung. Seite 228.
  24. Johann Tomaschek: Die Anfänge der Siedlung und der Pfarre. und: Die Pfarre Freiland im Wandel der Zeit. In: Maximilian Riederer u. a.: Freiländer Ortschronik. Seiten 85-86.
  25. a b Heribert Heinemann: § 34. Der Pfarrer. In: Joseph Listl, Hubert Müller, Heribert Schmitz: Grundriß des nachkonziliaren Kirchenrechts. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1980. ISBN 3-7917-0609-8, Seite 320: Pfarrvikar mit notwendigen Pfarrrechten, ständiger Stellvertreter, can. 471 des Codex Iuris Canonici 1917.
  26. Damals ca. 1,5 Millionen Schilling: Wochenzeitung „Weststeirische Rundschau“ vom 13. Juli 1996. 69. Jahrgang, Nr. 28. Seite 16.
  27. Hugo Schwendenwein: Das neue Kirchenrecht. Gesamtdarstellung. Verlag Styria. Graz-Wien-Köln 1983. ISBN 3-222-11442-0. Seiten 243-245.
  28. Nachruf in „Weststeirische Rundschau“, 20. April 1991, Seite 9.
  29. Christian Fleck: Koralmpartisanen - Über abweichende Karrieren politisch motivierter Widerstandskämpfer. Ludwig-Boltzmann-Institut für Historische Sozialwissenschaft, Materialien zur Historischen Sozialwissenschaft Band 4. Verlag Böhlau. Wien-Köln 1986. ISBN 3-205-07078-X.
  30. Herbert Blatnik: Zeitzeugen. Seite 122.
    Bezirkstopographie. Erster Teilband. Herbert Blatnik: Drittes Reich, Zweiter Weltkrieg und Besatzungszeit. Seiten 198-200.
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