- St.-Oswald-Kapelle
-
Die St. Oswald-Kapelle liegt im Höllental im Hochschwarzwald, an dessen östlichem Ende, nahe der Ravennabrücke. Politisch liegt sie im Ortsteil Steig der Gemeinde Breitnau im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald (Baden-Württemberg), kirchlich gehört sie zur Pfarrei Hinterzarten. Die Kapelle ist Oswald von Northumbria, einem angelsächsischen König des 7. Jahrhunderts geweiht. Er ist mehrmals im Hauptaltar der Kapelle dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Kapelle wurde im Jahre 1148 von Bischof Hermann I. von Konstanz als Eigenkirche der Herren von Falkenstein (nach deren Burg im Höllental) geweiht. Sie gilt als die Keimzelle der Besiedlung der Gegend, und die Orte Hinterzarten und Breitnau sehen hier ihre Ursprünge. 1140 erbaut ist sie außerdem die älteste noch erhaltene Pfarrkirche im Hochschwarzwald.
Baugeschichte
Der kleine rechteckige Chorraum mit seiner steinernen Altarmensa (Altartisch) und die beiden Mensen der Seitenaltäre stammen noch von dem 1148 geweihten, romanischen Bau, ebenso die östliche Hälfte der Südwand, die in Fischgrätmauerwerk gemauert ist. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurden eine Sakristei und ein Beinhaus angebaut, das heute von der Südseite eingesehen werden kann. Mitte des 14. Jahrhunderts, 1609, um 1674 und um 1719 wurde der Bau nach Westen und Norden erweitert, sowie ein Turm hinzugefügt. Die Kapelle wurde im Zweiten Weltkrieg zwar nicht zerstört, die Kriegsschäden konnten aber erst in den Jahren 1951/1952 behoben werden. An der Südseite des Langhauses findet sich über der Sonnenuhr der Vermerk in einer gemalten Banderole „19 – Renov – 51“. Nachdem am 7. Juni 1980 die Kapelle zum zweiten Mal ausgeraubt worden war, wurde ein Chorgitter eingebaut. Die noch erhaltenen Figuren (u.a. ein Kruzifix an der Nordseite im Innern des Langhauses) sind somit Kopien, worauf auch ein Schild im Chorraum hinweist. Im selben Jahr wurde die Kapelle auch renoviert.
Oswaldaltar
Sehenswert ist die Kapelle wegen ihres Hochaltares aus der Zeit um 1515, der aus der Freiburger Werkstatt des Hans Baldung Grien stammt, die Skulpturen sind wohl Werke des oberrheinischen Bildschnitzers Hans Wydyz. Es handelt sich um ein Flügelretabel. Die klappbaren Flügel zeigen auf den Außenseiten Sankt Matthias und Sankt Oswald (links) und Sankt Sebastian und Sankt Michael (rechts), jeweils stehend vor einer Landschaft. In geöffnetem Zustand zeigen die Tafelgemälde links die Anbetung der Könige und rechts Mariä Heimsuchung (Besuch Marias bei Elisabeth). Die Szenen der Innenseiten sind in Landschaften eingebettet und mit Goldgrund ausgezeichnet. In der Mitte, im Schrein, stehen drei vollrunde Figuren, die abermals Sankt Matthias, Sankt Oswald und Sankt Michael darstellen (Kopien, die Originale befinden sich in Hinterzarten in der Kirche). Darüber im Gesprenge (mit Ranken verzierter oberer Auszug des Altares) stand ursprünglich eine Figur des Heiligen Sebastian. Die Skulpturen wiederholen also die auf den Flügelaußenseiten dargestellten Heiligen. Die Gemalte Predella (Sockelzone) zeigt die zwölf Apostel. Stilistisch zeigen die Tafeln Einflüsse von Albrecht Dürer, Lucas Cranach, der Donauschule und Hans Baldung Grien.
Literatur
- Josef Laule, Zur Baugeschichte von Sankt Oswald, in: St. Oswald im Höllental. Festschrift zum 850jährigen Bestehen der Kapelle, hrsg. von Helmuth Schubert, Konstanz 1998, S. 127-148
- Andreas Curtius, Der Oswaldaltar im Höllental – ein unerkanntes Werk der Baldung-Werkstatt, in: St. Oswald im Höllental. Festschrift zum 850jährigen Bestehen der Kapelle, hrsg. im Auftrag der Gemeinden Breitnau und Hinterzarten von Helmuth Schubert, Konstanz 1998, S. 26-80.
47.91758.0691666666667Koordinaten: 47° 55′ 3″ N, 8° 4′ 9″ O
Wikimedia Foundation.