- Scarface - Toni, das Narbengesicht
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Filmdaten Deutscher Titel: Scarface Originaltitel: Scarface Produktionsland: USA Erscheinungsjahr: 1983 Länge: FSK16 = 148 (m.A.) Minuten / SPIO/JK = 163 (m.A.) Minuten Originalsprache: Englisch Altersfreigabe: FSK SPIO/JK (indiziert)
16 Jahre (gekürzte Fassung)Stab Regie: Brian De Palma Drehbuch: Oliver Stone Produktion: Martin Bregman, Louis A. Stroller Musik: Giorgio Moroder Kamera: John A. Alonzo Schnitt: Gerald B. Greenburg, David Ray Besetzung - Al Pacino: Antonio Tony Montana
- Steven Bauer: Manolo Manny Ray Ribera
- Michelle Pfeiffer: Elvira Hancock
- Mary Elizabeth Mastrantonio: Gina Montana
- Robert Loggia: Frank López
- Míriam Colón: Mama Montana
- F. Murray Abraham: Omar Suárez
- Harris Yulin: Mel Bernstein
Scarface ist der Titel eines Spielfilms von Brian De Palma, in dem Al Pacino die titelgebenden Hauptrolle spielt. Das Remake basiert auf dem Original Scarface von Howard Hawks aus dem Jahre 1932. Die ursprünglich auf Al Capones Aufstieg zum Gangsterboss basierende Geschichte wurde ins Miami der 1980er Jahre verlegt und zeigt den Aufstieg und Fall des kubanischen Einwanderers Tony Montana in der Welt der Gangsterbanden und des Kokainhandels. De Palma wollte mit dem Film unter anderem ausdrücken, wie Drogen und ihre Auswirkungen das Leben eines Menschen sukzessiv untergraben und schließlich zur endgültigen Katastrophe führen.
Der Film war zunächst wegen seiner Gewaltszenen umstritten, entwickelte sich in den Folgejahren jedoch zu einem Teil der Popkultur.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Im Mai 1980 öffnete Fidel Castro den Hafen von Mariel in Kuba, um kubanische und amerikanische Familienangehörige wieder zusammenzubringen. Doch er zwang die Bootsbesitzer, die nach Amerika fuhren, Oppositionelle und Verbrecher mitzunehmen. Von den 125.000 Einwanderern, die nach Florida kamen, waren Schätzungen zufolge 25.000 vorbestraft.
Unter ihnen befindet sich auch Antonio „Tony“ Montana, ein verarmter Ex-Sträfling, der in Amerika sein Glück versuchen möchte. Nach einem hitzigen und von einem Wutausbruch gekennzeichneten Gespräch mit den Grenzbeamten wird er in eine Art Sammellager, die sogenannte „Freedom Town“ gebracht. Nachdem er für einen noch anonymen Gangster dort einen ehemaligen hochrangigen Kommunisten während eines Aufstandes getötet hat, werden er und einige seiner Freunde mit einer Greencard aus dem Lager entlassen.
Er und Manny Ray arbeiten zunächst als Tellerwäscher, bekommen aber schließlich die Möglichkeit, unter der Fuchtel von Omar Suárez im Drogenmilieu mitzumischen. Tony und Manny Ray sollen im Sun Ray Hotel von Hector, einem kolumbianischen Dealer, Kokain erwerben. Neben Tony und Manny kommen noch Chi Chi und Angel Hernandez mit zum Deal. Tony und Angel gehen ins Apartment, um das Geschäft unter Dach und Fach zu bringen, während Manny und Chi Chi draußen warten. Angel stellt sich an die offene Tür (er sollte zunächst draußen warten), damit er sehen kann, ob alles in Ordnung ist. Manny flirtet intensiv mit einer jungen Amerikanerin, sodass er nicht bemerkt, dass Angel und Tony in einen Hinterhalt geraten, und nun von Hector mit dem Tode bedroht werden, falls Tony nicht das Geld, das sie für die Drogen bezahlen sollten, hergibt. Tony lässt sich allerdings nicht von Hectors Drohungen unterkriegen, wofür sein Freund Angel einen teuren Preis zahlen muss: Er wird im Apartment von Hector brutal mit einer Kettensäge ermordet. Manny und Chi Chi merken langsam, dass irgendwas nicht stimmt und machen sich zum Apartment auf. Gerade noch rechtzeitig gelangen sie ins Apartment, um Tony retten zu können und erschießen dabei die Komplizen von Hector, der, mit der Kettensäge bewaffnet, zunächst noch entkommen kann. Tony verfolgt ihn, stellt ihn und erschießt ihn schließlich auf offener Straße. Anschließend fliehen die drei Überlebenden mitsamt dem Kokain vom Ort des Geschehens.
Tony und Manny lernen danach Frank Lopez kennen, für den sie in Freedom Town Rebainga, den ehemaligen Vertrauten Fidel Castros, getötet haben, der Lopez' Bruder ermorden ließ. Lopez führt Tony ins Geschäft ein, und schnell macht sich Tony einen Namen auf der Straße, sehr zum Missfallen von Frank.
Die nächste Station ist Bolivien, wo Tony ein millionenschweres Geschäft mit dem Drogenbaron Alejandro Sosa abschließt, in dessen Verlauf Franks Protegé Omar als Informant der Drogenbehörden enttarnt und ermordet wird. Allerdings haben die Geschäfte einen weiteren Haken, Tony hat den Geschäftsabschluss ohne die Zustimmung seines Bosses getan. Dadurch erfolgt der Bruch mit Frank. Dieser hetzt Tony, der mittlerweile ein Auge auf Franks Frau Elvira geworfen hat, zwei Killer auf den Hals. Tony schießt auf die beiden und verletzt sie schwer, tötet Frank und den korrupten Polizisten Mel Bernstein und wird so zum Gangster-König von Miami (Zitat: „The World is Yours“). Er errichtet sich ein Imperium, heiratet Elvira und führt die Geschäfte mit Sosa weiter.
Doch Geld, Macht und Drogenkonsum steigen ihm bald zu Kopf. Elvira verlässt ihn nach einem Streit in einem Restaurant und der Handel mit Sosa wird durch einen Regierungsbeamten Boliviens behindert. Als Tony wegen seiner in schamloser Offenheit betriebenen Geschäfte eine Anklage droht, bietet Sosa an, Tony freizukaufen, sollte dieser ihm wiederum bei der Beseitigung des bolivianischen Regierungsbeamten behilflich sein. Als Tony sich aber aus Gewissensgründen weigert, bei dem Attentat auf den Regierungsbeamten ebenfalls auch dessen Familie mit Hilfe einer ferngesteuerten Autobombe zu töten und deshalb den Vertrauten Sosas und ausführenden Attentäter mit Namen Alberto ("ein Experte im Beseitigungsgeschäft") erschießt, bricht auch Sosa mit ihm. Er fährt nach Miami zurück und beginnt nach Gina zu suchen, da sie verschwunden ist.
Als er erkennt, dass Manny Ray ein Verhältnis mit Gina, Tonys Schwester, hat, bringt er diesen im Affekt um. Es kommt heraus, dass Manny und Gina seit einem Tag verheiratet waren und Tony überraschen wollten. Die darauffolgende Erkenntnis, dass sein Handeln falsch war, kommt allerdings zu spät. Gleichzeitig dringen Sosa und dessen Söldner in Tonys Villa ein, töten seine Leibwächter und schließlich auch seine Schwester Gina, die gerade versucht, Tony zu erschießen. Am Boden zerstört, nimmt er sich ein M16-Sturmgewehr mit Granatwerfer und stellt sich Sosas Kampftrupp. Tony tötet die Mehrheit der Angreifer und wird zwischendurch mehrmals angeschossen, kämpft aber weiter. Tony dominiert in der Schießerei und scheint zu gewinnen, bis hinter ihm ein Söldner auftaucht und ihn durch einen Schuss in den Rücken mit einer Schrotflinte erschießt. Tony stirbt und der Abspann wird eingeblendet.
Als letzte Szene im Film wird seine Leiche im blutroten Wasser gezeigt. Im Hintergrund ist zynischerweise eine Statue zu sehen auf der „The world is yours“ steht.
Bedeutung
Der Film gilt als Mitbegründer des modernen Gangsterfilms. Während zuvor Gangsterfilme eine eher klassische Inszenierung hatten, besteht Scarface aus bunten, lauten Bildern mit poppiger Musikuntermalung. Eine besondere Rolle spielt dabei der Schauplatz Miami, der hier schon vor Miami Vice als farbenfrohe, schillernde Strandmetropole gezeigt wird. Ebenfalls typisch für den modernen Gangsterfilm sind unvermittelte, harte Gewaltszenen sowie eine sehr ruppige, aber auch realitätsnahe Sprache, die sich stark von der gehobenen Sprache des Film noir abhebt. Durch die angesprochene Inszenierung nimmt man weiten Abstand vom Film-Noir-Genre, auch wenn Elemente daraus noch ihren Weg in den Film fanden, wie z. B. die deutliche Kritik am amerikanischen Traum. Andere klassische Elemente wurden stark abgeändert, zum Beispiel die Femme fatale: auf den ersten Blick scheint Tonys Frau Elvira diese Rolle einzunehmen, am Ende aber führt sie Tony nicht ins Verderben, sondern versucht ihn mit Kritik an seinem Lebensstil aufzuhalten. Passend zur Inszenierung ist auch das Bild des Antihelden, verkörpert von Tony Montana, abgeändert. Anders als früher schreckt dieser in Scarface selbst vor extremen Gewalttaten nicht zurück. Dies, sowie Tonys überhebliche, zynische Art, die sich in seiner schimpfwortdurchfluteten Sprache äußert, sollte prägend für das Charakterbild folgender Gangsterfilme werden.
Indizierung
Die Indizierung von Scarface ist umstritten, da besonders aus heutiger Sicht der Film lange nicht so brutal wie sein Ruf ist. Selbst die berüchtigte Kettensägenszene kann z. B. mit keinen „Details“ aufwarten, wie das heute in vielen Horrorfilmen der Fall ist. Die meiste Zeit sieht man nur Tony, wie ihm das Blut ins Gesicht spritzt. Der eigentliche Mord wird dabei nicht gezeigt.
Allerdings gab nicht nur die Gewalt den Anlass zur Indizierung, sondern vor allem auch die Glorifizierung des Gangstertums. Auch wenn De Palma in der letzten Szene genau dies zu unterbinden versucht (siehe oben), kann man nicht leugnen, dass der Film durchaus Tendenzen in diese Richtung zeigt. Tony erreicht seinen Status, seinen Traum von Geld, Macht und Frauen, nicht durch ehrliche Arbeit, sondern durch Kaltblütigkeit und illegale Taten.
Neben der ungeschnittenen, von der SPIO/JK geprüften und indizierten Version, wurde noch eine gekürzte FSK-16-Version mit der Laufzeit von 148 Minuten veröffentlicht. Eine FSK-18-Version wurde ebenfalls veröffentlicht. Dort wurde nur die Kettensägenszene geschnitten.
Kritiken
- „Düsteres, krudes, gewaltbesessenes Remake des gleichnamigen Hawks-Klassikers (1932), das weder dem Genre noch dem Mythos des Gangsters als tragischem Held eine neue Dimension hinzufügt.“ – „Lexikon des internationalen Films“ (CD-ROM-Ausgabe), Systhema, München 1997
- „Brian De Palmas Remake des Gangsterklassikers von Howard Hawks: ein grandioser barocker Exzess.“ - Christoph Huber, Filmzentrale [1]
Auszeichnungen
Der Film erhielt 1984 drei Nominierungen für einen Golden Globe Award:
- Al Pacino für die beste Hauptrolle in einem Drama.
- Steven Bauer für die beste Nebenrolle in einem Drama.
- Giorgio Moroder für die beste Filmmusik.
Populärkulturelle Referenzen
Der Name Scarface ist in der Hip-Hop-Szene verbreitet: Neben dem Rapper Scarface, entnahm auch Tony Yayo von der G Unit sein Pseudonym aus dem Film. Im Track My Buddy von selbiger Musikgruppe ist das Zitat „Say Hello To My Little Friend“ aus dem Film enthalten. In den Texten verschiedener Rapper wird Bezug zu dem Film hergestellt, wie z.B. The World Is Yours von Nas oder Say Hello von Jay-Z. Der aus Miami stammende Rapper Rick Ross benutzte für seine Songs Street Life und Push It (To The Limit) Musiksamples aus dem Film. Das Video zu Letzterem erzählt, mit Rick Ross als Hauptdarsteller, die Geschichte von Scarface in der heutigen Zeit nach. Das Duo Mobb Deep benutzte für ihre Songs G.O.D. Part III und It's Mine ebenfalls Musiksamples.
Im Computerspiel Grand Theft Auto: Vice City ist der Protagonist ein Gangster in einer fiktiven, amerikanischen Stadt in den 1980er-Jahren, die Miami stark ähnelt. Neben Zitaten von Serien wie Miami Vice, bedient sich das Spiel ausgiebig bei Szenen und der Ausstattung von Scarface. Die Inneneinrichtung der Villa des Protagonisten ist beispielsweise recht deutlich an der von Tony Montana angelehnt. Außerdem gibt es im Spiel ein Apartment, in dessen Badezimmer sich Blutspuren und eine Kettensäge befinden. Die Entwickler des Spiels, Rockstar North, hatten schon im Vorgänger GTA III viele Musikstücke aus Scarface verwendet. Genau genommen, besteht der gesamte Soundtrack von Flashback, einer Radiostation in Liberty City, aus dem Scarface Soundtrack.
Der Publisher Vivendi Universal veröffentlichte das Actionspiel Scarface: The World Is Yours für PC, PSP, PlayStation 2, Xbox und Wii. Der Spieler steuert den Gangster Tony Montana durch das am Computer nachgebaute Miami und erfüllt einige Aufträge. Hierfür wurde das Filmende umgeändert: Tony stirbt nicht, muss aber sein Drogenimperium komplett neu aufbauen. Das Spielprinzip orientiert sich an Videospielen wie Grand Theft Auto: Vice City oder Der Pate.
In der Fernsehserie South Park liest Eric Cartman bei einem Talentwettbewerb ausgewählte Texte aus dem Film Scarface vor. Dabei handelt es sich um Tony Montanas wütenden Ausruf im Restaurant. Eine weitere Erwähnung findet sich in der letzten Episode der Fernsehserie Standoff, als ein Geiselnehmer seinem Freund stolz vorführt, dass er die M16 mit Granatwerfer aus Scarface gekauft hat.
Wissenswertes
Giorgio Moroder zitiert in Tonys Theme die Arie „Cold Genius“ aus der Barockoper „King Arthur“ von Henry Purcell. Im Untertitel der DVD zum Film erfährt man zum Ende des Films, dass dieser Howard Hawks und Ben Hecht gewidmet ist.
Frank Glaubrecht war Synchronsprecher für Al Pacino.
Der Film hatte ein Budget von 25 Mio. US-Dollar und spielte weltweit rund 65 Mio. $ ein.
Weitere Information
Literatur
- Armitage Trail: Scarface (OT: Scarface). DuMont, Köln 1999, ISBN 3-7701-5016-3
Einzelnachweise
Weblinks
- Scarface (1983) in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Al Pacino – Scarface im Lexikon des internationalen Films
- Kritiken zu Al Pacino – Scarface auf Rotten Tomatoes (englisch)
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